Passt leider nicht mehr in den vorherigen Post, das Wortlimit ist überschritten.
Hier also das Ende der Adventskalenderstory 2013:
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„Jack, was machen wir hier?“, fragte Ianto neugierig und drehte sich einmal um die eigene Achse. „Wem gehört die Wohnung?“ Mit einer Besichtigungstour hatte er nicht gerechnet, obwohl Jack ihm für den Abschluss ihres Dates eine Überraschung versprochen hatte.
Seine Stimme hallte leicht durch den leeren Raum. Er wusste ja, dass Jack eine Vorliebe für hohe Gebäude hatte, aber sie waren mit dem Lift nicht bis aufs Dach, sondern ins Penthouse gefahren. Dort zog Jack einen Schlüssel aus der Manteltasche und führte ihn durch die offensichtlich unbewohnten Räume. Nicht, dass es viel zu sehen gab. Die Wände waren neutral gestrichen und es gab einen luxuriösen Teppichboden, der nicht nur neu aussah, sondern auch ganz leicht so roch. Hier und dort standen ein paar Möbel, vermutlich um zu verdeutlichen, wofür der Raum von den Architekten vorgesehen war. Direkt vor ihnen stand eine Designercouch, die vermutlich mehr kostete, als er in einem Jahr verdiente und die eher so aussah, als wäre sie ein Kunstobjekt. Durch die großen Fenster dahinter konnte er den Mond über der Bucht sehen. Es gab kein höheres Gebäude dazwischen, das die Sicht versperrte.
Jack holte tief Luft und schob betont lässig die Hände in die Manteltaschen. Wieso war er so nervös? Es war ja nicht, als mache er Ianto einen Heiratsantrag. Sie nahmen nur einen total normalen nächsten Schritt in ihrer Beziehung. „Wenn du ja sagst, gehört sie uns.“
„Uns?“, wiederholte der junge Waliser überrascht. „Was ist mit deiner Suite?“
„Ich habe mich entschlossen, das Angebot anzunehmen und sie dem Hotel zurück zu verkaufen. Und ich weiß, dein Mietvertrag läuft in ein paar Monaten ohnehin aus… Ich dachte, wir könnten vielleicht zusammen ziehen? Hierher. Oder woanders, wenn es dir hier nicht gefällt.“ Er stoppte bevor er anfing nervös zu plappern und leckte sich über die trockenen Lippen. Gespannt wartete Jack auf seine Antwort.
„Yeah.“ Ianto lächelte. „Ich denke, das könnten wir.“ Er umarmte Jack und nahm seine Hand, um ihn in Richtung Tür zu ziehen. „Diese Wohnung ist unglaublich. Ist das dein Ernst? Ist das da draußen ein Sonnendeck? Cool.“
Jack folgte ihm erleichtert. Mit dem Geld aus dem Verkauf der Suite könnte er das Penthouse mit Leichtigkeit kaufen. Und es war definitiv genug übrig, um alles nach ihren Wünschen und Vorlieben einrichten. Er würde auf jeden Fall das Stockwerk unter dem Penthouse für sich behalten. Denn vielleicht… nur vielleicht, weil er sich nicht sicher war, ob er jemals wieder so ein Wagnis eingehen würde, aber mit Ianto an seiner Seite schien ihm vieles möglich… benötigten sie ja irgendwann den zusätzlichen Platz...
Epilog
Jack warf einen Blick auf Ianto, der in ihrem neuen Bett schlief, stand vorsichtig auf und verließ leise das Schlafzimmer.
Im Dunkeln tastete er sich an den Kartons mit ihren Habseligkeiten und den noch nicht endgültig platzierten Möbeln vorbei, die am Tag zuvor geliefert worden waren. Abgesehen von den Dingen, die sie unmittelbar brauchten und ein paar Kleidungsstücken, hatten sie es noch nicht geschafft, viel davon auszupacken. Jack fand, dass er sich darauf freute. Es war lange her, dass sich sein Leben so mit dem einer anderen Person vermischt hatte. Der letzte Versuch lag ein paar Jahrzehnte zurück und hatte damit geendet, dass seine Frau mit ihrer gemeinsamen Tochter das Weite suchte.
Er knipste das Licht an, öffnete seinen Safe im Arbeitszimmer und entnahm dem untersten Fach ein kleines, viereckiges Kästchen aus Metall. Das Schloss öffnete sich mit einem leisen Klicken und Zischen, als der in den Deckel integrierte Scanner auf seine DNA-Sequenz reagierte und Luft in das ansonsten versiegelte Innere drang. Es beherbergte nicht viel - nur eine Tarotkarte mit dem Abbild eines jungen Mannes der Ianto zum Verwechseln ähnlich sah - und einen kurzen Brief in einer Handschrift, die seiner eigenen bis ins kleinste Detail glich.
Das Kästchen mit seinem geheimnisvollen Inhalt war vor einigen Jahren aus dem Rift gefallen. Es war durch reinen Zufall dazu gekommen, dass er es in die Hand nahm, nachdem ihre Scans und Messungen nichts ergaben - und herausfand, dass es offenbar auf ihn persönlich codiert war. Suzie hatte es eine futuristische Flaschenpost genannt.
Der Brief selbst war noch kryptischer als seine Verpackung.
„Sein Name ist Ianto Jones. Finde ihn, aber verhindere, dass er für Torchwood arbeitet. Lass ihn nie daran zweifeln, dass du ihn liebst. Er ist es wert.“
Unterschrieben war mit dem Namen, den er von seinen Eltern erhalten hatte und einem ID-Code aus seiner Zeit mit der Time-Agency. Niemand kannte beide Angaben, nicht einmal sein Ex-Partner. Er hatte seinen Namen bereits einige Male geändert, bevor er dort seine Ausbildung anfing und es hatte nie einen Grund gegeben, solche Vertraulichkeiten auszutauschen. Überhaupt hatte er das damals alles hinter sich gelassen.
Scans mit seinem Vortexmanipulator ergaben, dass es tatsächlich seine Handschrift war, sogar die DNS-Spuren an dem Papier und die Fingerabdrücke darauf, auf der Tarotkarte und im Inneren des Kästchens stimmten mit seinen Daten überein.
Er wusste, dass es parallele Welten gab. Andere Erden in anderen Zeitlinien und multiplen Dimensionen. Die Cybermen, die Torchwood Eins zerstört hatten, waren von einer dieser Welten gekommen.
Es war nur selbst für ihn nicht leicht, sich vorzustellen, dass sich da draußen noch andere Versionen von ihm befanden. Waren sie so wie er? Waren sie sterblich oder ebenfalls gezwungen, jedes Mal zurück zu kommen, wenn sie getötet wurden? Hatte der Doctor sie verraten oder waren sie ihm nie begegnet? Arbeiteten sie auch alle für Torchwood? Hatten sie - oder würden sie eines Tages - auch so ein Kästchen in den Händen halten?
Die Möglichkeiten waren schwindelerregend und Jack starrte wieder auf den Brief.
Offenbar hatte er mit ihnen eines gemeinsam: ein junger Waliser namens Ianto Jones war irgendwann Teil ihres Lebens geworden.
Jack faltete den Brief wieder zusammen und verstaute ihn mit der Tarotkarte in dem Behältnis, bevor er es wieder schloss und zurück in den Safe stellte.
Es war blanke Neugier - und zugegebenermaßen auch ein wenig Langeweile - gewesen, die ihn dazu bewegt hatten, Ianto Jones zu suchen. Er wollte einfach nur mit eigenen Augen sehen, wer dieser Mann war, was ihn zu etwas so Besonderem machte, dass irgendwo und irgendwann eine andere Version von ihm es für nötig befunden hatte, eine Warnung in andere Dimensionen zu schicken.
Nun, er musste eingestehen, er hatte immer schon einen leichten Hang zu Dramatik und Übertreibungen…
Aber wo immer dieser Jack jetzt war, er war ihm dankbar - ohne diesen Brief hätte er Ianto nie gefunden, hätte er nie erfahren was seinem Leben fehlte.
Er schlüpfte leise zurück in ihr Schlafzimmer, in der Hoffnung, dass es unbemerkt bleiben würde, doch Ianto drehte den Kopf in seine Richtung.
„Jack?“, murmelte er schlaftrunken. „Was ist los? Musst du arbeiten?“
„Nein, nichts“, erwiderte Jack, als er neben ihn aufs Bett glitt. „Schlaf weiter.“
„n‘kay.“ Gehorsam glitten Iantos Augen zu und er rollte sich näher zu Jack, ein Bein mit einem zufriedenen Murmeln über die des älteren Mannes schlingend.
Jack lachte leise und küsste ihn zärtlich auf die Schläfe. „Ich liebe dich, Ianto Jones.“ Inzwischen kamen ihm die Worte leicht über die Lippen - und er meinte sie so.
Es war gerade hell genug, um zu sehen, wie sich Iantos Mund zu einem Lächeln verzog. Dann legte er den Kopf neben den des jungen Walisers und schloss die Augen, um ihm in den Schlaf zu folgen.
Ende
Home is just another word
for you
(Billy Joel - You’re my home)