Neu: Gefühle (BBC-Sherlock) Sherlock Holmes, Irene Adler, Mycroft Holmes; gen

Jan 11, 2013 22:51

Titel: Gefühle
Fandom: BBC-Sherlock
Personen: Sherlock Holmes, Mycroft Holmes, Irene Adler
Inhalt: Wieso weiß Sherlock bei der Besprechung mit Mycroft auf einmal, wie das Passwort für Irene Adlers Handy lautet?
Kategorie: Missing Scene
Spoiler: Ein Skandal in Belgravia
Disclaimer: Mir gehört nichts.
Geschrieben für den de_bingo Prompt: Joker...
Beta: Antares - vielen lieben Dank


Sherlock saß in dem Sessel am Kamin, blickte in die Flammen und bekam nur am Rande die Unterhaltung zwischen Mycroft und Irene mit.

Waren seine Schlussfolgerungen wirklich falsch gewesen? Hatte sie wirklich nur mit ihm gespielt? Falls ja, wo hatte er den Fehler gemacht? Er überlegte fieberhaft. Wieso war er auf all das reingefallen? Wieso hatte er all die Details übersehen, die den Fall so klar machten?

Er schreckte auf, als Irene Adler ihre Erläuterung mit „Wissen Sie, wie er sie nennt? Den Eismann und die Jungfrau“, endete.

Er spürte die Blicke, schaute auf und dann verstand er, dass Irene, besser gesagt Moriarty ihn als Jungfrau bezeichnet hatte und damit behauptete, dass er keinerlei sexuelle Erfahrung hatte.

Überrascht vergaß Sherlock, seinen Mund zu schließen.

Wie konnte Moriarty nur denken, dass er DIESES Motiv für Verbrechen nicht nur gründlich studiert, sondern selbst auch intensive sexuelle Erfahrungen gesammelt hatte?

Aber dass er sich entschieden hatte, jegliche romantische oder gar sexuelle Beziehung zugunsten seiner Arbeit zu unterlassen, hatten praktische Gründe: Gefühle störten. Sie verbargen den Blick auf das Wesentliche. Und sich rechtfertigen zu müssen, warum man lieber einen Mörder jagte, statt mit einem Partner etwas zu unternehmen, war sehr ermüdend. Er hatte es ein Mal versucht und es danach ganz schnell gelassen. Wenn er jedoch einen Partner wie John hätte, der mitkommen würde...

Sherlock wusste nicht, woher er den Gedanken hatte. Er hatte dieses Szenario schon vor einiger Zeit ausgeschlossen. Johns Freundschaft war zu wichtig, um sie mit irgendwelchen Gefühlen und den daraus resultierenden Verwicklungen zu zerstören. Besonders wo er jetzt wusste, dass John nur Freundschaft für ihn empfand.

Gefühle!

Sherlock war wie elektrisiert. Das war der Schlüssel zu Irenes Telefon! Schließlich bezeichnete sie es als ihr Herz.

Er schloss die Augen zog sich in seine innere Gedankenwelt, sein Schloss, zurück und ließ die Ereignisse der letzten Monate blitzartig Revue passieren.

Das erste Zusammentreffen mit Irene Adler, der Domina. Die ihm nackt gegenübergetreten war und wie sie ihm am Ende eine Droge injiziert hatte, um wieder an ihr Handy zu kommen. Die Schläge mit der Peitsche und dann - Sherlock war sich nicht sicher, ob er es nicht im Drogenrausch geträumt hatte - wie sie sein Gesicht mit der Lederspitze liebkost hatte.
Die unzähligen SMS’, die er nie beantwortet hatte.
Und dann ihr Weihnachtsgeschenkt, das Telefon.
Nicht zu vergessen der Besuch in der Pathologie, wo er eine Leiche gefunden hatte, die er eindeutig als Irene Adler identifizieren konnte.Ja, inzwischen hatte er auch herausgefunden, wie sie es gemacht hatte - eine interessante Möglichkeit, falls er selbst irgendwann in die Verlegenheit kommen würde, sterben zu müssen.
Wie er an Silvester entdeckt hatte, dass sie doch noch lebte.
Kurze Zeit später hatte er mitbekommen, wie strikt John jede Beziehung mit ihm, Sherlock, verneinte. „Ich bin nicht schwul“, hatte er gesagt.
Dann die Monate, in denen Sherlock Irenes Handy besaß, aber keine Ahnung hatte, mit welchem Passwort er an die Daten kommen sollte.
Seine Überraschung und Freude, als er Irene schlafend in seinem Bett vorgefunden hatte. Ungeschminkt und verletzlich.
Nachdem er das Rätsel der E-Mail gelöst hatte und Irene wusste, dass es sich um einen Flug handelte, hätte sie wieder verschwinden können. Aber sie tat es nicht. Stattdessen hatte Irene den Abend mit ihm verbracht. War geblieben, obwohl Sherlock in Gedanken versunken war und sie zuerst ignoriert hatte.
Als sie sich später vor ihn gekniet und ihn berührt hatte, war er überwältigt gewesen - und doch hatte sein Verstand kontrolliert, dass er Irenes Aktionen nicht fehlinterpretierte.
Sherlock war aber nicht interessiert und so kam Mycrofts Störung genau im richtigen Moment.

Wenn Sherlock berücksichtigte, dass Irenes Wahl des Passwortes nicht von der Logik, sondern von Emotionen geleitet worden war, dann wurde auf einmal die Liste der möglichen Kombinationen winzigklein. Er musste nur die wahrscheinlichste herausfinden.
Aber wie verpackte man Gefühle in ein Passwort?
Sherlock erinnerte sich ganz genau, wie die Eingabeseite ihres Handys aussah, er hatte es oft genug angestarrt, als es in seinem Besitz war.

Und plötzlich wusste er die Lösung, schlug die Augen auf und konzentrierte sich wieder auf seine Umgebung.

„... die eine ganze Nation in die Knie gezwungen hat.“ Ein wenig Anerkennung lag in Mycrofts Stimme.
Irene lächelte und sah sehr zufrieden mit sich aus.
„Nein!“, entgegnete Sherlock. Leise und sehr bestimmt.
„Wie bitte?“ Sowohl Irene als auch Mycroft blickten ihn an.
Sherlock atmete tief ein. „Ich sagte nein.“

***

Es war so einfach, das Passwort in ihr Handy einzugeben und damit gleichzeitig ihr Leben zu zerstören. Aber da Irene nicht nur versucht hatte, ihn auszunutzen, sondern gleichzeitig auch Mycrofts Arbeit zunichtezumachen, plagten Sherlock keine Gewissensbisse.

Auch wenn Irene Recht hatte mit der Vermutung, dass sie ohne die Daten und ohne Moriarty Unterstützung keine sechs Monate überleben würde. Wieso sollte Moriarty sie auch weiter unterstützen, da sie es nicht geschafft hatte, ihre Aufgabe zu erfüllen?

Schlimmer noch, dadurch dass Mycroft Zugriff zu den Daten auf ihr Handy hatte, würde Moriarty wahrscheinlich ein Kopfgeld auf Irene aussetzen.

Sherlock schätzte, dass sie in spätestens drei Monaten tot sein würde.

Wenn er nicht eingreifen würde.

Irene hatte „Bitte“ gesagt, bevor er siegreich das Büro verließ. Mit einem Ton, der verriet, dass sie sich in allen Dingen unterwerfen würde. Das von einer Domina!
Doch Sherlock war nicht an einer sexuellen Beziehung mit ihr interessiert.
Ihr Intellekt hatte ihn angezogen wie das Licht eine Motte, aber sie hatte ihn sexuell nicht gereizt. Schließlich war sie eine Frau. Etwas, das weder Irene noch sein eigener Bruder bedacht hatten.

Aber mit ihrer Bitte hatte Irena auch seinen Sieg zugegeben.

Als er dieses Wort hörte, wurde Sherlock von Gefühlen geradezu überwältigt. Erleichterung, weil er doch nicht versagt hatte und sich von dieser Frau um den Finger hat wickeln lassen. Genugtuung, weil er Mycroft bewiesen hatte, dass er doch nicht der kleine Bruder war, der ihn enttäuscht hatte, indem er das falsche Rätsel gelöst hatte und Triumph, weil er endlich das Passwort von dem Telefon geknackt hatte.

Und Moriarty würde garantiert ein Kopfgeld aussetzten, aber es würde nicht zu Irenes Tod führen. Dafür würde er sorgen. Denn sie war seine Trophäe und sie stand ab sofort unter seinem Schutz.

Nur, wie er ihr helfen würde, das würde er später entscheiden, wenn er wieder klar denken konnte.

Auch wenn Gefühle im normalen Tagesablauf störten, manchmal konnten sie unheimlich befriedigend sein.

Ende

gen, fanfic, fandom: sherlock holmes 1-100, autor: aisling 101-200

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