Titel: Ain't just a River in Egypt
Teil: 1/2
Fandom: RocknRolla
Charaktere: One-Two, Handsome Bob, Mumbles
Wörter: ~2700
Rating: PG-13
Inhalt: Bob wird ausgepimpt. One-Two findet das uncool. (Mumbles würde ja lachen, aber er hat einen Ruf zu verlieren.)
Warnungen: Ganz, ganz viel language, Gefluche und rüde Ausdrücke, speziell auf die sexuellen Vorlieben gewisser Personen bezogen. Aber nicht mehr als im Film auch? ^^*
Vorwort: RocknRolla ist ein putziger, britischer Gangsterfilm von 2008, in dem wahnsinnig seltsame Dinge passieren und Tom Hardy der süßeste, schwule Gangster ever ist. Das ist
Handsome Bob (der grade mal wieder ausgepimpt wird) und im Hintergrund Mumbles, der cooler ist als der ganze Rest. Handsome Bob ist
unglücklich verliebt in
One-Two, seinen besten Freund. Mehr Info braucht man, glaub ich, nicht. Oh - außer, dass es tatsächlich einen Moment gibt, wo sie
slow dancen. Und daran erkennt man, dass es ein Guy Ritchie Film ist. Viel Spaß.
"Was?"
"Rein und raus in weniger als fünfzehn Minuten", wiederholte Mumbles. "Und danach sind wir zwei Millionen reicher. Plus oder minus, je nachdem wie viel wir für den Schinken kriegen."
"Klar. Ja", sagte One-Two. Und dann: "Nein. Ich meinte, das…das davor."
Mumbles hob die Augenbrauen, so als ob One-Two sich mit Absicht hirnrissiger anstellte als sonst. Was absolut nicht der Fall war. Es waren nur eindeutige noch wichtige Fragen offen, die man vielleicht erst mal klären sollte. One-Two war immer für klärende Gespräche. Meistens jedenfalls.
"Bob lenkt den Sicherheitstypen ab?" wiederholte Mumbles in einem Tonfall, als ob er mit einem Fünfjährigen mit ADHS redete.
"Ja. Genau. Das. Was soll das denn? Ist das nicht ein bisschen…?" One-Two machte vielsagende Handbewegungen.
Er dachte wenigstens, dass sie vielsagend waren. Mumbles fand sie offenbar nicht besonders vielsagend, denn er warf ihm einen unbeeindruckten Blick zu. "Ein bisschen was?"
"Ein bisschen…uncool?"
"Wieso? Wir wissen doch, dass der Typ 'ne Schwuchtel ist."
"Na und? Wir müssen Bob ja nicht gleich an jeden Kerl auspimpen, nur weil er schwul wie ne Puderquaste ist. Das ist uncool, okay? Das ist nicht…" Er suchte nach passenden Wörtern, fand nichts und entschied sich schließlich für: "...kameradschaftlich."
Genau. Das klang gut.
Mumbles' Augenbrauen hoben sich, wenn möglich, noch ein bisschen weiter. "Seit wann das denn?"
"Wie würdest du dich fühlen, wenn du permanent mit…irgendwelchen Frauen rummachen müsstest?"
"Am Boden zerstört", erwiderte Mumbles trocken. "Benutzt und beschmutzt."
"Ja ja, schon gut! Man, du weißt was ich meine!"
Mumbles lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. "Stell dir vor, ich weiß es nicht. Ich hab absolut keine Ahnung, wovon du redest, One-Two. Du hast ein Problem? Spuck's doch einfach aus."
Das Problem war…dass One-Two selber keine Ahnung hatte, was sein Problem war.
Er wusste nur, dass er eins hatte. Und zwar damit Bob permanent auszupimpen, okay? Das war nicht cool. Das war nicht okay.
Das ging schon seit der Kiste mit Bertie so.
Es war als ob die Jungs plötzlich ne Goldgrube entdeckt hätten, seit die Katze aus dem Sack war mit Bob's Homo-Neigung, und nun alle scharf drauf waren, das Zeug mit vollen Händen auszugeben. Wann immer es darum ging irgendjemanden von irgendwas "überzeugen" oder "abzulenken", sagte garantiert prompt einer: 'Hey, wie wär's wenn Bob sich an ihn ranmacht? Der Typ sieht aus wie ne schrille Schwester.'
Und Bob würde sagen 'Fick dich, man, was glaubst du, wer ich bin?!, mit seinem lasziven, bescheuerten Halbgrinsen und mit seinen dämlichen, langen Wimpern. Und das war so gut wie eine Zustimmung.
Ganz ehrlich - wann war es aus der Mode gekommen Leuten einfach die Kniescheiben zu zertrümmern, wenn man sie von was "überzeugen" wollte, oder jemandem eins über die Rübe zu ziehen?
"Vielleicht steht der Typ ja nicht auf Bob", gab One-Two zu bedenken.
"Quatsch keinen Mist, man. Jeder steht auf Bob."
Okay, zugegeben. Der schöne Bob hatte seinen Spitznamen nicht umsonst.
Er war vermutlich…irgendwo schön. Wenn man eine Tunte war und auf so was stand zumindest. Die Lippen und so. Und die Augen. Und den Fünftagebart. Was auch immer.
One-Two hatte keine Ahnung, worauf diese Kerle so abfuhren und eigentlich wollte er es auch gar nicht wissen.
"Okay, was ist…was ist wenn Bob einfach keine Lust hat, dem Typen schöne Augen zu machen?" fragte er. "Schon mal daran gedacht?"
Mumbles betrachtete ihn milde interessiert. "Denkst du ernsthaft, dass ich oder irgendjemand sonst Bob zu irgendwas zwingen könnte, wozu er keine Lust hat? Wenn ja, frag ich mich wie gut du deinen besten Kumpel eigentlich kennst."
Das war ein gutes Argument.
Und ja, One-Two fragte sich das manchmal. Oder eigentlich ununterbrochen seit der Nacht, in der Bob beschlossen hatte, ihm zu sagen, dass er nicht die Stripper haben wollte, danke sehr, sondern lieber One-Two selber. Mit Schlagsahne oben drauf.
Und wieso das alle außer ihm gewusst hatten und keiner daran gedacht hatte, es ihm mitzuteilen.
Das waren alles gute Fragen, auf die er bisher nur noch keine Antwort gefunden hatte. Aber er arbeitete daran.
Manchmal.
Wenn er nicht damit beschäftigt war, das Ganze zu verdrängen.
"Es ist ne beschissene Idee", sagte er, weil ihm die Einwände ausgingen.
"Man könnte meinen du bist eifersüchtig", bemerkte Mumbles milde.
"Oh fuck you, ich bin nicht eifersüchtig!"
Mumbles sah ihn einfach nur an. Er konnte das gut. Wie ein Profi. Einen ansehen, bis man sich dämlich und geschrumpft fühlte. Und als ob er innerlich ununterbrochen über einen lachte.
"Wie auch immer. Ich wollte es nur mal gesagt haben", sagte One-Two schließlich, wohlwissend, dass er vermutlich grade wie ein schmollender Fünfjähriger klang.
"Ich werde deinen Einwand ins Protokoll eintragen lassen", gab Mumbles gelangweilt zurück. "Können wir jetzt zu dem Part übergehen, wo du uns den Sicherheitscode besorgst, damit Bob nicht ganz umsonst seinen Schwanz auspacken muss?"
One-Two stöhnte. "Jesus fucking…Halt die Schnauze, man! Ich will das nicht hören! Ich will mir das nicht vorstellen!"
"Was willst du dir nicht vorstellen?" fragte eine Stimme hinter ihm.
"Hey Bob", sagte Mumbles gelassen.
"Mumbles. One-Two." Bob nickte ihnen zu. Er beugte sich über One-Two und streckte die Hand aus, um eine Zigarette aus dem Päckchen in seiner Hemdtasche zu angeln. Sekundenlang war sein Oberkörper an One-Twos Schulter gepresst und er brachte einen Schwung von dem Geruch seines Aftershaves und Zigaretten und fruchtigem Kaugummi mit.
"Bob", sagte One-Two mit knirschenden Zähnen und zwang sich nicht zusammen zu zucken, als Bobs Fingerspitzen sein Hemd streiften. Es gelang ihm nicht. "Herrgott nochmal, Bob! Besorg dir eigene Kippen."
"Klar, man." Bob grinste, während er sich die Kippe zwischen die Lippen schob. "Mach ich sofort. Spätestens morgen."
Genau. Ganz sicher.
Bob klaute alles, so einfach war das.
Er klaute One-Twos Zigaretten, die Pommes von seinem Teller, sein Bier, seine Autoschlüssel, seine Strickpullover (okay, auf die konnte er dankend verzichten, aber die waren von seiner Mama - das war eine Sache des Prinzips), Bob klaute einfach alles was nicht niet- und nagelfest war.
Vor allem klaute er Sachen, die One-Two gehörten. Das war nicht cool.
"Hat jemand Feuer?" fragte Bob, ein wenig undeutlich, während er seine Taschen abklopfte.
"Hey Bob", sagte Mumbles. "Ich glaube, One-Two möchte was mit dir besprechen. Wieso geht ihr nicht ne Weile nach draußen und redet darüber?"
Wie alles was Mumbles von sich gab, klang das nicht wie ein Vorschlag. Mumbles machte keine Vorschläge.
One-Two warf ihm einen Blick zu, der Milch hätte sauer werden lassen, aber stand zähneknirschend auf. "Komm schon", befahl er Bob, der ihn halb überrascht und halb amüsiert anblickte.
"'Kay." Bob zuckte mit den Schultern und schlenderte hinter ihm her, die Zigarette immer noch zwischen den Lippen und die Händen in den Hosentaschen vergraben.
Bob war immer so. So…so verdammt umgänglich. Unkompliziert.
Er duckte den Kopf und sagt 'klar, Archie, kein Problem, Archie' und setzte sein schräges, kleines Lächeln auf und fuhr sich mit einer Hand über den Nacken wie ein ungezogener Schuljunge.
Manchmal fiel es One-Two schwer sich daran zu erinnern, dass Bob genauso ein harter Junge war, wie alle anderen auch. Mit Vorstrafen, und ohne Hemmungen jemandem die Fresse zu polieren, der ihm blöde kam.
Vielleicht war das das ganze Problem.
Und vielleicht hatte hier auch einfach One-Two ein Problem.
„Ehrlich man, hast du Feuer?" fragte Bob, als sie draußen vor dem 'Spieler' standen. „Cookie hat mein Feuerzeug beim pokern gewonnen. Ich wollte es nicht einsetzen, aber ich hatte eine Glückssträhne und…"
„Bob."
„Hm?"
„Verdammt nochmal, Bob!" explodierte es aus ihm heraus.
Überrascht hob Bob den Blick und blinzelte langsam. „Schon okay, es ist nicht so dringend mit dem Feuer. Ich frag Fred nachher, ob er…"
„Vergiss das beschissene Feuer! Okay?"
„Okay." Bob hob beide Hände. „Okay, man. Alles klar. Kein Feuer.“ Er runzelte die Stirn. „Was hat dir ans Bein gepinkelt?"
„Du!"
Fragend legte Bob den Kopf schief. Seine obszönen Lippen formten ein perfektes, kreisrundes O um die Zigarette und One-Two wünschte sich, er hätte sie ihm schon längst aus dem Mund gezerrt, zu Boden geworfen und wäre darauf herumgesprungen wie Rumpelstilzchen.
Und nein, er reagierte nicht über.
Außer vielleicht ein bisschen.
Er atmete tief aus und fuhr sich durch die Haare. „Was soll diese Scheiße mit dir und dem Sicherheitstypen?" fragte er schließlich.
Bob sah nach dieser Frage nicht weniger verwirrt aus. „Was für ein Sicherheitstyp? Meinst du den Job mit dem Gemälde, oder was?"
„Nein, der Job mit deiner Großmutter! Ja man, der Job mit dem Gemälde, was denkst du denn?"
Bob zuckte mit den Schultern. „Was soll damit sein?"
„Was damit ist? Ja man, was ist damit?! Musst du jetzt jedem Kerl den Schwanz lutschen? Ist es das? Macht dir das Spaß?" Kaum war er damit herausgeplatzt, bereute One-Two es auch schon wieder. Das war nicht…das war nicht unbedingt die Art gewesen, auf die er es hatte ansprechen wollen.
Bob nahm die Zigarette aus dem Mund und stopfte sie unzeremoniell in seine Hosentasche. Seine Augen waren schmal und er hatte die Lippen zusammengepresst.
„Was soll das?" fragte er scharf, und sekundenlang war alles Lockere, Flirtende aus seinem Tonfall und seiner ganzen Gestik verschwunden. „Du hast gesagt, du hast kein Problem damit."
Er klang angepisst. Angepisst und enttäuscht und verletzt, und letzteres versetzte One-Two einen unerwarteten Stich.
"Hab ich auch nicht! Ich hab kein Problem damit, dass du ne Schwuchtel bist.“ Eilig hob er die Hände, bevor Bob was dazu sagen konnte. "Sorry. Ein Homo. Ein Schwuler. Du weißt schon. Man!" Er stieß eine Litanei an Flüchen aus. „Sorry“, sagte er danach. „Sorry. Ich hab kein Problem damit, okay?“
Bob verschränkte die Arme und fuhr fort damit ihn finster anzustarren.
„Ich finde nur…ich finde, es sollte nicht deine Aufgabe sein, dass du… bei jedem Job…" One Two machte einen Haufen Handbewegungen, von denen er hoffte, dass sie nachdrücklich und aussagekräftig genug waren. Vielleicht waren sie weder das eine noch das andere, er war da nicht sicher. Bobs Gesichtsausdruck blieb unlesbar. „Das ist doch scheiße, okay? Das ist nicht cool. Dafür bist du zu schade. Und ich bin dein bester Kumpel und es ist mein Job, dafür zu sorgen, dass du nicht…dass wir dich nicht…also nicht dauernd wenigstens… Gegen deinen Willen. An jeden Idioten, der irgendwas hat, was wir wollen, oder irgendwas im Weg steht, was wir wollen. Das ist einfach…ich bin dagegen, okay?"
Bob hob die Augenbrauen und blinzelte auf seine penetrante, bedächtige Art und Weise. „Bitte was?" fragte er langsam.
"Ich finde das nicht gut. Ich finde, du solltest das nicht machen! Ich finde…du musst das nicht machen. Okay? Ich will nur, dass du das weißt. Dass du…es nicht machen musst. Wir würden schon einen anderen Weg finden. Kniescheiben. Wie früher. Du weißt schon?"
One-Two hatte das unangenehme Gefühl, dass seine Zunge sich beim Sprechen verknotete und dass seine Worte, noch während er sie aussprach, aufhörten irgendeinen Sinn zu machen. Und dass er sich grade um Kopf und Kragen redete.
Bob starrte ihn immer noch an.
„Du kannst ruhig was sagen", schlug One-Two vor und wischte seine verschwitzten Handflächen an der Hinterseite seiner Jeans ab. „Also…jetzt? Jetzt wäre cool."
Langsam, und ohne den Blick von ihm abzuwenden, schob sich Bob mit einer Hand die Zigarette in den Mundwinkel und griff mit der anderen zielsicher in One-Two's Hosentasche. One-Two zuckte zusammen und knirschte mit den Zähnen. Bob zog das Feuerzeug hervor, dessen Existenz One-Two irgendwie vergessen hatte und zündete damit bedächtig seine Zigarette an. Danach schob er es ohne mit der Wimper zu zucken in seine eigene Tasche.
Das Feuerzeug würde One-Two garantiert nie mehr wieder sehen, so viel war sicher. Sachen, die er einmal in der Hand hatte, gab Bob nie mehr her.
„Man könnte meinen, du wärst ei-…"
„Bin ich nicht!"
„Okay."
„Bin ich nicht", wiederholte One-Two, um das eindeutig klar zu stellen.
Das war überhaupt nicht worum es hier ging.
"Okay", sagte Bob und blies eine Rauchwolke aus. „Das ist gut, den du hast überhaupt kein verdammtes Recht eifersüchtig zu sein.“
„Ich weiß. Bin ich auch nicht. Absolut nicht. Rein gar nicht. Das ist nur…das ist rein… ich bin ein besorgter Bürger. Ich meine…Freund. Ein besorgter Freund.“
Bob saugte bedächtig an der Zigarette und schien darüber nachzudenken. „Erstens hatte ich nicht vor irgendwem in nächster Zeit den Schwanz zu lutschen“, sagte er schließlich. „Okay, vielleicht schon. Also irgendwem. Aber nicht dem Typen vom Sicherheitsdienst."
„Okay", sagte One-Two und fühlte sich noch mehr wie ein Idiot.
„Zweitens würde es dich auch absolut nichts angehen, wenn ich in meiner Freizeit die Schwänze von sämtlichen Typen lutschen würde, die mir über den Weg laufen."
One-Two schluckte und schüttelte den Kopf und wünschte sich, das Wort mit Sch- würde aufhören zu fallen. Es war einfach nicht okay, das zwei Typen so viel miteinander darüber redeten. „Nein. Absolut nicht. Klar. Ist mir völlig egal."
„Und drittens…" Bob nahm die Zigarette zwischen Daumen und Zeigefinger und atmete langsam aus. „Es ist völlig daneben, wie du dich grade aufführst. Aber es ist ein bisschen… ein ganz kleines bisschen nett, dass du dir Sorgen um meinen Anstand machst."
„Woah, woah, was? Wer macht sich hier Sorgen um wessen Anstand? Das war überhaupt nicht…"
„Ziemlich sinnlos in Anbetracht der Umstände", fuhr Bob ungerührt fort, „…aber trotzdem irgendwie süß."
„Ich mache mir keine…und was soll das überhaupt heißen…? Und wieso Anbetracht der Umstände? Welcher Umstände?"
Bob hob einen Mundwinkel und grinste sein schiefes, kleines Grinsen. "Typen wie ich haben nicht mehr wahnsinnig viel Respekt und Anstand übrig. Das weißt du doch, man. Es kommt nicht mehr wirklich darauf an, was…oder wen wir in den Mund nehmen."
Das stimme möglicherweise.
Und war trotzdem absolut daneben.
Bob war der Kerl, der nach One-Two's Mama gesehen hatte, als er gesessen hatte. Bob war der Typ der Mumbles Schwester sicher nach Hause brachte, wenn sie nachts heulend anrief, weil ihr Typ sie mal wieder verprügelt hatte. Bob war möglicherweise ein besserer Mensch als sie alle zusammen genommen. Allein deswegen war es nicht okay. Und er war One-Two bester Freund und das machte es noch weniger okay.
„Das ist völlige Scheiße, was du da laberst", stellte One-Two fest.
Bob sah immer noch vage amüsiert aus. „Ach ja?"
One-Two atmete tief durch. „Ich will dass du die Lauscher aufsperrst und gut zuhörst. Ich sag das nur einmal, klar? Du bist vielleicht ein Homo und ja, vielleicht finde ich den Gedanken immer noch gewöhnungsbedürftig. Und du bist vielleicht ein Krimineller und das macht dich nicht zu nem Heiligen. Aber du bist auch mein bester Kumpel. Und wenn du keine Lust hast, dich von uns auspimpen zu lassen bei den Jobs, dann sag es, okay? Dann überlegen wir uns was anderes. Wir haben es früher auch ohne hingekriegt. Und jetzt mach keinen blöden Witz draus. Ich werde dich schlagen, wenn du einen blöden Witz draus machst. Nicht, wenn ich versuche ernsthaft mit dir über sowas zu reden."
Bob machte keinen blöden Witz draus. Stattdessen sah er ihn schweigend an, was beinah noch schlimmer war. Er spielte mit der herunterbrennenden Zigarette zwischen seinen Fingern und Asche rieselte zu Boden zwischen ihnen.
„Ich will nur, dass du das weißt", sagte One-Two und fühlte sich hilflos.
Er wollte irgendjemandem in die Fresse hauen.
Nicht Bob.
Definitiv nicht Bob.
Aber vielleicht allen Leuten, die jemals dafür gesorgt hatten, dass Bob sich weniger wert fühlte als er es war. Die daran beteiligt waren, dass Bob es nicht mal für erwähnenswert hielt, darüber auch nur nachzudenken, ob er sich damit wohl fühlte, wenn sie ihn bis in alle Ewigkeit als sexy boy toy hin und herschoben.
Es dauerte Minuten, die sich anfühlten wie Stunden, bis Bob antwortete. „Okay", sagte er schließlich. Er machte eine kleine, unsichere Bewegung mit den Schultern, die aussah wie ein unbeendetes Zucken. Als ob er fröstelte. „Okay."
One-Two nickte. Er hatte keine Ahnung, was er noch sagen sollte. Seine Hände waren immer noch feucht und er war nicht sicher, ob das Gespräch nun völlig daneben gelaufen war oder irgendwie doch ganz passabel. Wie stellte man das überhaupt fest? Ließ sich das an der Menge von peinlichem Schweigen abmessen?
"Können wir jetzt wieder reingehen?" fragte Bob. "Ich frier mir die Eier ab."
One-Two schloss die Augen und stöhnte. "Los, verpiss dich schon. Und erwähn heute Abend bloß nichts mehr von deinen Eiern."
"'Kay."
Bob angelte nach der Tür und hatte sie bereits halb aufgezogen, bevor er sich noch einmal zu ihm umdrehte. "Hey. One-Two."
"Hm?"
Bob schnippte den herunter gebrannten Stummel zu Boden und fuhr sich mit der Zunge einmal über die Lippen. "Danke." Damit verschwand er.
Und dieses eine kleine Wort verursachte One-Two irgendwelche Gefühle in der Bauchgegend, die er nicht zuordnen konnte, aber die sich verdächtig nach Magen-Darm-Grippe anfühlten.
Genau.
Irgendwie sowas.