Titel: 50 ways I’ll be your lover
Fandom: Torchwood
Autor: Lady Charena (Story 1-26: Mai-Juli 2011 - Story 27-50: August-?.2011)
Summe: Szenen einer Beziehung.
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen.
...was with me out of love and mutual respect and sexual attraction and all the things that bring any couple together... (Right to Die, Jeff Mariotte)
1. Home Sweet High Noon
Episode: --
Charaktere: Jack Harkness, Ianto Jones, OC
Pairing: Jack/Ianto
Rating: pg12, slash, humor
Worte: 1379
Warnung: crack, yes sirree
Vielleicht - aber das dachte Ianto Jones erst sehr viel später, als er längst neben Jack im Bett lag - sollte ihm zu denken geben, dass sein erster Impuls war, nach der Sig im Flur (die Aufbewahrungsbox clever getarnt als Schlüsselablage) zu greifen, als er den Tumult vor seiner Tür hörte.
Er war kein besonderer Waffennarr und betrachtete sie lediglich als Werkzeuge für seine Arbeit. Nicht wie Jack, der seine Webley wie eine Art Reliquie behandelte.
Jedenfalls musste er - im Nachhinein betrachtet - einen eher lächerlichen Eindruck gemacht haben, als er direkt aus der Dusche in den Flur vor seiner Wohnung stürmte, wie ein Cop in einer amerikanischen Krimiserie. Barfuß, mit tropfenden Haaren, Schaum auf den Schultern und nur mit einer Jeans aus Uni-Tagen bekleidet, die er eigentlich aussortiert hatte, um sie gelegentlich mit ein paar anderen Sachen bei Oxfam vorbei zu bringen, weshalb sie zufällig griffbereit lag.
Er stoppte so abrupt, dass ihn die Türklinke im Rücken traf. Ianto zog die Brauen hoch und ließ gleichzeitig die Sig sinken. „Jack?“, fragte er ungläubig. „Was machst du da?“
Nun, eigentlich erklärte sich die Szene von selbst. Sie machte nur keinen Sinn. Jack - ganz Captain, von den gegelten Haarspitzen, über die Hosenträger, bis zum Mantelsaum - drückte einen jungen, braunhaarigen Mann mit schwarzer, rechteckiger Brille gegen die Wand. Die Webley, die mit im Spiel war, deutete daraufhin, dass es sich nicht um ein freundliches „Hallo“ handelte, in welchem Falle er sich besser diskret zurückzog.
Jacks Kopf fuhr herum, seine Augen weiteten sich und er pfiff durch die Zähne, als sein Blick auf Iantos Aufzug fiel. „Und dabei ist heute nicht einmal mein Geburtstag.“
Richtig. Ianto rollte mit seinen Augen. Da war doch noch ein Grund gewesen, warum er die Jeans nicht mehr tragen wollte - sie saß eine Nummer enger als er bequem fand und zwei Nummern zu eng, um in sie in Jacks Gegenwart sicher zu tragen.
Er trat hastig vor, zog Jacks Arm nach unten und den Captain ein paar Schritte weg. Dann wandte er sich mit einem mit einem entschuldigenden Lächeln an den anderen Mann, der mit blassem Gesicht und schreckensweiten Augen an der Wand lehnte und vorsichtig seinen Brustkorb betastete. Er umklammerte einen nun arg zerknitterten Briefumschlag wie einen Rettungsring.
„Das tut mir entsetzlich leid, Daniel.“ Ianto warf Jack einen Blick zu, der besagte, dass sie ein langes, ernstes Gespräch führen würden. „Es war ein Missverständnis. Nicht wahr, Jack?“
Jack machte ein angemessen betretenes Gesicht und steckte die Webley zurück in ihr Holster. Dann schien er sich zu erinnern, dass er nicht auf dem Flur herum stand, um Ianto in mehr als hautengen Jeans - und wo hatte Ianto die bisher vor ihm versteckt? - zu bewundern. Zumindest nicht nur. Er löste den Blick von Kurven, die ihm den Mund wässrig machten und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihr kennt euch?“
„Das ist Daniel. Mein Nachbar. Er lebt im Stockwerk über mir“, erklärte Ianto in einem übertrieben geduldigen Tonfall, als spreche er zu einem besonders begriffsstutzigen Kind.
Ein dünnes Rinnsal Wasser lief aus seinen Haaren und kribbelte die Wirbelsäule entlang. Er konnte den Schaum auf seiner Haut bereits unangenehm antrocknen spüren. Das hier musste schnellstmöglich enden, bevor die Seifenreste zu jucken begannen.
Er wurde sich plötzlich bewusst, dass er immer noch mit einer Waffe in der Hand dastand - und dass Daniel darauf starrte - und nahm den Arm verlegen hinter den Rücken. Auf keinen Fall würde er sie filmreif hinten in den Hosenbund stecken.
„Wieso wartest du nicht in meiner Wohnung auf mich?“
Es würde so schon schwer genug werden, Daniel zu erklären, warum er mit einer Waffe herum lief und Jacks Verhalten erst… Natürlich könnte er auch einfach seinen Nachbarn auf einen Kaffee hereinbitten, irgendwo in Jacks Mantel fand sich sicher eine Packung mit Retcon-Tabletten. Wobei das möglicherweise eine etwas drastische Maßnahme war. Und Daniel könnte sie missverstehen. Jack würde sie mit Begeisterung garantiert missverstehen. Andererseits - er wollte gerne weiter hier wohnen bleiben.
„Wieso lungert er vor deiner Tür rum?“ Natürlich musste Jack das ganze kompliziert machen und seinen dezenten Hinweis ignorieren.
„Ich bin nicht herumgelungert.“ Offenbar ermutigt von Iantos Gegenwart, wagte Daniel sich von der Wand weg und hielt den Umschlag vor sich. „Ich wollte nur diesen Brief abgeben, er ist gestern versehentlich in meinem Briefkasten gelandet. Zufällig habe ich vom Fenster aus gesehen, als du gekommen bist, also habe ich geklingelt, und ich dachte, ich warte noch einen Moment länger, bis du aufmachst. Und da… da hat er…“ Anklagend deutete er auf Jack. „…mich angefallen.“
„Das ist seine Spezialität“, murmelte Ianto. „Ich kann mich nur wiederholen, es tut mir sehr leid“, setzte er lauter hinzu. „Die Klingel ist ziemlich leise und ich war unter der Dusche, ich habe sie nicht gehört.“ Er fuhr sich durch die Haare. „Jack? Willst du vielleicht auch etwas sagen?“
Doch Jack sparte sich sein Bedauern wohl eher für den Inhalt des Pizzakartons auf, den er hatte fallen lassen, als er den vermeintlichen Eindringling bemerkte. Er betrachtete betrübt den Belag, der sich von seinem Boden getrennt und in alle Richtungen verteilt hatte.
Offensichtlich nicht, dann. Ianto rieb sich den Nacken. „Mein Freund ist sehr... impulsiv“, meinte er lahm.
Daniel schien noch etwas fragen zu wollen, vielleicht über die Waffen, vielleicht was für reine Art Freund Jack war - entschied sich dann aber doch dafür, seine Neugier für sich zu behalten. Er drückte Ianto den Umschlag in die Hand, schlug einen großen Bogen um Jack und verschwand im Treppenhaus.
„Es tut uns wirklich leid“, rief Ianto ihm nach. Er lehnte den Umschlag gegen die Wand.
Jack ließ den Pizzakarton übers Treppengeländer segeln, ohne auf Iantos entsetzten Blick bei dieser Form von Vandalismus zu achten. Er trat zu ihm, und manövrierte seine Hände mit einem zufriedenen Seufzen in Iantos Gesäßtaschen, um ihn zu einem Kuss eng an ihn zu ziehen. „Impulsiv?“, meinte er schließlich, als Ianto ihn tadelnd in die Unterlippe biss.
„Hätte ich sagen sollen: ‚Er ist ein Idiot’?“, gab der junge Waliser zurück.
Jack grinste, nicht im Geringsten beleidigt. „Ist nicht das, was du an mir liebst?“
„Ich schwöre, ich habe absolut keine Ahnung, was ich an dir finde.“ Ianto nutzte die Gelegenheit, seine Waffe in Jacks Manteltasche zu verstauen, nachdem er nochmals geprüft hatte, dass sie gesichert war.
Mit nunmehr zwei freien Händen befreite er sich von Jack, der dabei war, sich wie ein Kraken um ihn zu winden, sein Mund an Iantos Haut fest gesogen, als teste er ihn auf seine Eignung zum Ersatz für die Pizza, die der heldenhaften - wenn auch unnötigen - Verteidigung von Iantos Ehre zum Opfer gefallen war.
Er hätte die Jeans verbrennen sollen, als sich die Gelegenheit dazu bot.
„Hey“, protestierte Jack denn auch erwartungsgemäß, als seine wandernden Hände so rüde beiseite geschoben wurden. „Das ist Tradition.“
„Das Nachspielen von Pornoszenen mit entsprechender Geräuschkulisse auf meinem Flur?“, fragte Ianto trocken.
„Ein Kuss für den tapferen Helden, der die Burg seines Angebeteten vor bösen Eindringlingen bewahrt hat.“ Jack grinste, was seinen Plan, diese Worte mit völligem Ernst in der Stimme zu sagen, vollkommen ruinierte.
Ianto schwankte zwischen Lachen und der Überlegung, Jack den Feuerlöscher über den Kopf zu ziehen und ihn aus seinem Elend zu erlösen. Er beschränkte sich darauf, Jacks Hosenträger zurückschnallen zu lassen.
„So. Dieser Daaaaniel…“ Jack zog den Namen wie alten Kaugummi in die Länge. „Bringt er dir häufiger die Post vorbei? Oder stattet dir abendliche Besuche ab, um sich eine Tasse Zucker zu leihen?“
„Ich dachte, du bist nicht eifersüchtig“, entgegnete Ianto, als er seinen Captain in Richtung Tür zog. Er wollte wirklich seine Dusche beenden - und er hatte keinen Zweifel daran, dass er das nicht alleine tun würde.
„Wer sagt etwas von Eifersucht? Ich bin nur neugierig“, protestierte Jack.
Ianto griff nach einer Jacketttasche, die nicht da war. „Hast du deinen Schlüssel dabei?“, fragte er ahnungsvoll.
„Wieso?“ Jack nutzte die Gelegenheit, ihn gegen die Tür zu pressen und seinen Nacken erneut zu attackieren, ohne sich um die Seifenreste zu kümmern.
Wenn er so weiter machte, konnte Ianto sich die Dusche sparen. Oder er brauchte sie ganz dringend aus anderen Gründen. Es kam auf den Standpunkt an. „Weil die Tür hinter mir ins Schloss gefallen ist und ich keinen Schlüssel mitgenommen habe. Und ich glaube, das ist nicht der richtige Moment, Daniel um den Ersatzschlüssel zu bitten, den ich ihm für Notfälle gegeben habe...“
Ende
Episode: nach 2.04 Meat
Charaktere: Jack Harkness, Ianto Jones
Pairing: Jack/Ianto
Rating: pg12, slash
Worte: 800
Nachdem Gwen zum zweiten Mal an diesem Tag den Hub verlassen hatte und Tosh und Owen kurz darauf (trotz ihres oh-so-bemitleidenswerten Singlestatus) ebenfalls nach Hause gegangen waren, überließ er Jack dem Brüten über den Aufnahmen des CCTV, die das glückliche Paar beim Davonschlendern in den sprichwörtlichen romantischen Sonnenuntergang zeigten, und verschwand in die Archive.
Dort, beim Sortieren und Umlagern von Inventarlisten -Ec- bis -Ek- aus den Jahren 1948/49/50, konnte Ianto für eine Weile vergessen, dass der Captain in seinem Büro saß, höchstwahrscheinlich beträchtliche Alkoholvorräte dezimierte und Gwen hinterher trauerte.
Oder zumindest versuchen, heraus zu finden, wie viel Staub ein menschlicher Körper wirklich verkraften konnte.
Der Captain.
Es war eine sehr deutliche Abgrenzung, die er in seinen Gedanken und seinen Gefühlen vornahm. Jack - der Mann, der ihm über Lisas Tod und die Alpträume hinweg geholfen und ihn nach seiner Rückkehr beinahe unsicher um ein Date gebeten hatte; der Mann, der praktisch jede freie Nacht in seinem Bett verbrachte, und das nicht nur für Sex - nahm ein kleine Auszeit.
Von den Abschürfungen, die das raue Seil um seine Handgelenke hinterlassen hatten, ging ein Zerren aus, wann immer er nach etwas griff. Er hatte sich selbst versorgt - um die Haut mit desinfizierenden Tüchern zu reinigen und eine antiseptische Salbe auf die Kratzer aufzutragen brauchte man kein Arzt sein - und im Gegensatz zu Owen nicht vergessen, den Erste-Hilfe-Koffer aufzufüllen. Abgesehen von ein paar Prellungen schien er unversehrt davon gekommen zu sein.
Ein totes Alien, ein paar Typen mit nun massiven Gedächtnislücken und eine gigantische Aufräumaktion - ein normaler Tag für Torchwood. (Inzwischen neigte er dazu, dass es wirklich einfacher gewesen wäre, das komplette Abbattoir einfach abbrennen und es wie einen Versicherungsbetrug aussehen zu lassen - und auf diese Weise wären diese Schlächter auch nicht einfach so damit durchgekommen, was sie dem Alien angetan hatten.) Vielleicht abgesehen davon, dass Rhys dem Captain die Heldenrolle direkt unter der Nase weggeschnappt hatte und er es war, der sich für Gwen ein Kugel einfing.
Was es das, was ihn wirklich störte? Das es Rhys gelungen war, sich so in den Vordergrund von Gwens Bewusstsein zu drängeln, dass sie sich IHM widersetzte (nicht, dass sie das nicht schon vom ersten Moment an getan hätte) und den Mann, den sie zu heiraten gedachte, IHM vorzog?
Ianto schüttelte den Kopf und bückte sich nach ein paar losen Blättern, die aus ihren Mappen gerutscht waren, als er sie in die Transportkiste für die Reise in einen anderen Teil des Hubs packte, wo bereits zahllose ihrer Artgenossen auf sie warteten.
„Hier steckst du.“ Die Worte wurden von einem Klaps auf seinen Hintern begleitet.
„Ich bin beschäftigt, Sir.“ Eine Warnung schwang in seiner Stimme mit, als er sich aufrichtete, doch das schien den Captain nicht zu stören.
Seine Hände legten sich auf Iantos Hüften, zogen ihn gegen sich zurück. Ianto spürte alkoholschwangeren Atem an der Seite seines Gesichts und eine unmissverständliche Erektion gegen sein Gesäß. „Warum kommst du nicht mit zu mir?“, fragte Jack, seinen Nacken küssend.
„Ich muss das wirklich fertig machen“, erwiderte Ianto kühl. „Und wenn ich fertig bin, gehe ich lieber nach Hause. Allein, Jack.“
„Und wenn ich dich nicht gehen lasse? Ich lasse dich einfach nicht gehen.“ Zähne nippten an der empfindlichen Haut über seinem Puls, doch der Schauer, der durch Ianto glitt, war nicht von der guten Sorte. „Jeder verlässt mich, Ianto. Aber ich lasse dich einfach nicht gehen…“
Seine Finger machten sich an Iantos Gürtel zu schaffen, doch er schob seine Hände weg. „Nicht, Jack. Ich bin wirklich nicht in Stimmung.“
„Komm‘ schon, Ianto. Ich mache alles was du willst, wenn du bei mir bleibst. Komm‘ lass‘ mich, ich weiß, was dir gefällt.“
„Für den Fall, dass dir der Alkohol auf die Ohren schlägt - Nein heißt Nein.“ Er drehte sich herum, brach aus Jacks losem Griff und presste ihn gegen die Wand, einen Arm quer über den Brustkorb des anderen Mannes. Jack grinste, sein Blick hungrig und begeistert zugleich. Ihr Sex war nicht immer von der Gänseblümchen-Variante und es ging auch mal rauer zur Sache, aber Gewalt war für Ianto nicht gleichbedeutend mit Vorspiel. Er ließ Jack los und wich einen Schritt zurück. „Ich schätze, jetzt weiß ich, warum du so selten trinkst. Du bist erbärmlich, weißt du das?“
Jack rührte sich nicht von der Wand weg. Er starrte ihn nur an, sagte nichts, tat nichts, sein Gesicht völlig emotionslos, seine Augen dunkel.
„Such dir ein Dach zum Ausnüchtern. Oder jemand anderen, in dessen Bett du heute Nacht kriechen kannst. Aber lass‘ mich in Ruhe. Ich denke, du hast heute deutlich genug gemacht, wen du willst - und ich bin es nicht.“ Er ging an ihm vorbei, sein Jackett von dem Haken an der Wand nehmend. „Gute Nacht, Jack.“
Er hätte erwartet, dass es mehr wehtat. Aber vielleicht blutete er schon zu lange, um es noch zu spüren.
Ende
Episode: nach 1.04 Cyberwoman
Charaktere: Jack Harkness, Ianto Jones, Team erwähnt
Pairing: --
Rating: A/R, pg
Worte: 926
A/N: A/R oder missing scene, nach Belieben
„Verstehst du das nicht? Hast du noch nie jemanden geliebt, Jack?“
(Ianto Jones, Cyberwoman)
Er hatte sie alle mit dem Hinweis, sich den Rest des längst angebrochenen Tages frei zu nehmen, nach Hause geschickt.
Gwen - die am lautesten protestierte und möglicherweise am wenigsten verstand, was heute vorgefallen war (sie wusste nicht, was ein einzelner Cyberman wirklich anrichten konnte ) - als Erste. Er führte sie eigenhändig durch das Rolltor, versuchte das zerschmetterte Glas des Bullauges zu ignorieren und schob Gwen in den Fahrstuhl.
Toshiko reparierte stumm die Schäden, die der Lockdown und seine vorzeitige Aufhebung am System angerichtet hatten, als er sanft ihre Schulter berührte und ihr sagte, dass sie ebenfalls nach Hause gehen solle. Er war sich sicher, dass sie in ihrer Wohnung den Laptop nehmen würde um weiter zu arbeiten. Um zu versuchen, das System noch sicherer, noch undurchdringlicher zu gestalten. Sie würde jede Lücke, die Ianto genutzt hatte, aufstöbern und auslöschen. Aber vielleicht war es mehr um seinet- als um ihretwillen, dass er sie wegschickte. Er wollte alleine seine eigenen Wunden lecken.
Owen stand mit verlorenem Gesichtsausdruck im Chaos seiner MedBay; ein verbogenes, metallenes Instrumententablett in der Hand und starrte auf die Blutspritzer an der Wand als enthielten sie alle Antworten. Als Jack sich räusperte, sah er auf und die übliche, sarkastische Maske senkte sich über seine Gesichtszüge. Er schien froh zu sein, gehen zu dürfen, schnappte sich seine Jacke und eilte an seinem Captain vorbei nach oben.
Am Ende der Treppe angekommen, stoppte Owen plötzlich und wandte sich um. „Was wirst du tun?“, fragte er. Es war nicht nötig, seinen Namen zu nennen.
Jack berührte den Riss in seiner Unterlippe, der sich nach wie vor weigerte, zu heilen. „Ich weiß es nicht.“
Owen nickte und ging ohne ein weiteres Wort.
Damit blieben Myfanwy, die sich in ihr Nest zurückgezogen hatte (er machte sich eine mentale Notiz einen Weg zu finden, sie auf Verletzungen des Kampfs zu untersuchen; fasste es aber als gutes Zeichen auf, dass sie es alleine nach oben schaffte) - und Ianto.
Tief Luft holend rieb sich Jack übers Gesicht, stieß sich vom Geländer ab, gegen das er sich einen Moment gelehnt hatte und trat nach oben.
Ianto drehte noch immer Runden durch den Hub, einen schwarzen Müllsack in der Hand, blass, die geröteten Augen glasig und leer - ein Geist in einem Anzug.
Vermutlich wäre Ianto nicht einmal auf die Idee gekommen, seine blutgetränkte Kleidung zu wechseln, wenn Jack Owen nicht damit beauftragt hätte, ihn zu untersuchen. Überraschenderweise brachte der Arzt ihn persönlich in den Umkleideraum, half ihm sich auszuziehen und schob ihn unter die Dusche, nachdem er das heiße Wasser aufgedreht hatte.
Sein hastig hin gekritzelter Bericht bestätigte, dass Ianto Prellungen, Schürfwunden, eine Platzwunde am Hinterkopf und Spuren elektrischer Verbrennungen aufwies, sich jedoch ansonsten körperlich erstaunlicherweise in einem mehr als akzeptablen Zustand befand. Psychisch… Schock, Trauma, PTSD. Die Worte beschrieben es nicht einmal annähernd.
Um sein zielloses Herumwandern zu stoppen, musste er Ianto in den Weg treten.
Als der junge Waliser endlich stehen blieb, hielt er den Blick starr auf seine Schuhe gerichtet.
„Sieh mich an, Ianto“, sagte Jack leise. Als Ianto nicht reagierte, nahm er ihm den Müllsack ab und warf ihn beiseite. Er packte das Kinn des jungen Mannes und hob seinen Kopf an. „Sieh mich an.“ Jack wartete, bis der Blick der grauen, rotgeäderten Augen zumindest einen Funken Aufmerksamkeit zeigte. „Die Antwort ist ja.“
„Ja?“, wiederholte Ianto verständnislos, seine Stimme heiser und brüchig. „Sir?“ Es war offensichtlich, dass reine Gewohnheit ihn antworten ließ.
„Ja, ich habe geliebt. Und ich habe Menschen verloren, die ich liebte.“ Seine Hände griffen Iantos Schultern, stießen ihn zurück, bis Ianto sich in eine Wand gepresst fand. „Es ist keine Entschuldigung für das, was du getan hast.“ Seine Arme blockierten den Fluchtweg nach links oder rechts. „Wenn du mir noch einmal etwas verheimlichst… wenn du mich noch einmal belügst, Ianto… und wenn es auch nur das Wetter von morgen betrifft… werde ich nicht zögern, dich eigenhändig zu töten. Verstanden?“ Sein Mund streifte fast Iantos Ohr, als er das letzte Wort flüsterte. Er war ihm nah genug, um das krampfhafte Zucken seines Adamsapfels zu sehen, den jungen Mann beinahe schlucken zu spüren.
„Ver-Verstanden, S-Sir.“ Iantos Zähne klackten am Ende des Wortes hörbar zusammen.
„Du wirst es mir vielleicht nicht glauben, aber es tut mir leid, dass es so enden musste.“ Er war sich selbst nicht völlig sicher, was er meinte. Den Tod des Cybermonsters; das Ende von Iantos Illusionen eine Frau noch zu retten, die schon vor Monaten gestorben war. Oder den Verlust ihrer aufkeimenden Freundschaft, die sich zwischen Kaffee, Akten und zweideutigem Geplänkel entwickelt hatte. Jack küsste ihn auf die Schläfe, wie ein Kind, das schreiend aus einem Alptraum erwacht war - sich seines eigenen, zwiespältigen Verhaltens nur zu sehr bewusst. Er sollte Ianto in eine Zelle werfen. Ihn mit Retcon vollstopfen und am anderen Ende der Welt aussetzen. Oder seine Webley gegen die Stelle pressen, die er eben geküsst hatte, und abdrücken…
Dann wich er einen Schritt zurück, ließ die Arme sinken. „Geh‘ jetzt. Geh‘ nach Hause.“
„Ich... bedeutet das... ich meine...“
„Du bist für einen Monat suspendiert. Du verlässt deine Wohnung nicht.“ Er wartete bis Ianto nickte, den Blick auf Jacks blutbespritzte Schuhe gerichtet. „In dieser Zeit werde ich entscheiden, was mit dir passiert.“ Ein Schauer glitt durch den jungen Mann und Jack griff nach seiner Schulter, bevor er sich zurückhalten konnte. Doch als Ianto sich instinktiv in die Berührung lehnte, ließ er ihn los, als hätte er sich an ihm verbrannt, trat einen Schritt zurück.
Ianto sackte auf den Boden wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte, als Jack sich abwandte und ging.
Ende
Episode: nach 2.01 Kiss Kiss, Bang Bang
Charaktere: Jack Harkness, Ianto Jones
Pairing: Jack/Ianto
Rating: pg, slash
Worte: 683
Er fand Jack in der Küchenecke; halb über eine herausgezogene Schublade gebeugt und offenbar auf der Suche nach etwas - wenn Ianto die offenstehenden Schranktüren richtig deutete. Ein Blick auf verlassene Computerstationen und die gedimmte Beleuchtung sagten ihm, dass er über seine Arbeit im Archiv wieder einmal die Zeit vergessen und Jack die anderen inzwischen nach Hause geschickt hatte. Sie mussten die Gelegenheiten nehmen, wie sie kamen. Und Nächte wie diese waren rar.
„Irgendetwas mit dem ich helfen kann, Sir?“, fragte Ianto. Er hatte sich keine besondere Mühe gegeben, leise zu sein, aber er war von Natur aus nicht laut. Trotzdem überraschte ihn Jacks heftige Reaktion auf sein Erscheinen.
Der ältere Mann zuckte zusammen, fuhr hoch und schlug sich dabei den Hinterkopf heftig an die Unterkante der offenstehenden Schranktür. Mit einem beinahe verlegenen Grinsen rieb sich Jack die schmerzende Stelle. „Ianto? Ich dachte, du wärst auch nach Hause gegangen.“
Als wäre es seine Gewohnheit, den Hub zu verlassen, ohne sich vorher zu versichern, dass Jack nichts mehr von ihm brauchte. Vor seinem Verschwinden mit dem Doctor hatte das oft dazu geführt, dass Ianto letztlich überhaupt nicht nach Hause ging (es war schließlich nur ein Schritt bis zu Jacks Bunker). Jetzt, mit der zwischen ihnen ungeklärten Situation, war es meistens nur die Bitte um eine letzte Tasse Kaffee oder der Austausch von erledigten oder noch offenen Telefonnachrichten, mit denen Ianto entlassen wurde.
Er ging um Jack herum und begann automatisch die Menülisten der Lieferdienste wieder zusammen zu räumen. „Soll ich dir noch einmal frischen Kaffee machen?“, fragte er nach einem Blick auf die leere Thermoskanne, die natürlich niemand ausgespült hatte, nachdem die letzte Tasse getrunken worden war. Er hasste es, wie sich Ränder darin festsetzten.
„Ich bin hungrig.“ Jack verschränkte die Arme vor der Brust. „Und ich dachte, wir hätten noch irgendwo Reste der Pizza, die Owen mitgebracht hat. Oder irgendetwas anderes.“
„Das war vor drei Tagen, Jack, ich habe sie längst weggeworfen.“ Ianto sah von seiner Arbeit auf und bemerkte Jacks schmollenden Gesichtsausdruck. „Glaub‘ mir, es war kein Verlust. Sogar Janet hätte sie verschmäht.“
Doch anstatt zu lachen, starrte Jack auf den Boden. „Manchmal ist altes Essen…“ Er brach ab.
„Manchmal ist altes Essen... was?“, fragte Ianto, als er nicht weitersprach.
„Nichts.“ Jack deutete auf die wieder ordentlich gestapelten Menülisten der Lieferdienste. „Wieso suchst du nicht etwas für uns aus?“
„Soll ich das als Einladung verstehen?“
„Für einen alleine lohnt es sich kaum, etwas zu bestellen.“ Jacks Augen waren wachsam, und als Ianto nicht sofort antwortete, trat er den Rückzug an. „Nein, schon okay. Das war kein Versuch, dich zu irgendetwas zu drängen. Vergiss‘ es. Du bist sicher müde. Ich kann gehen und mir irgendwo etwas holen, wenn ich hier nichts finde.“ Er stöberte wieder in den Schränken herum. „Geh’ ruhig nach Hause. Ich meine das ernst. Ich bin alt genug, mich selbst zu versorgen.“
Ianto trat neben ihn. „Es ist nichts hier, das sich als Abendessen eignet, ich bin nicht zum Einkaufen gekommen.“ Er schloss sanft die Schranktür, und als Jack ihn ansah, hob er die Hand, um die Finger in die Haare an Jacks Hinterkopf zu schieben. „Tut das noch weh?“, fragte er, die Stelle vorsichtig betastend, mit der Jack gegen die Kante geknallt war.
„Nein.“ Jack sah ihn an und es machte ihm fast Angst, so viel Hoffnung und Verlangen in den hellen, blauen Augen seines Captains zu sehen. „Ianto…“
Ohne seinen Griff zu lockern, zog er Jack leicht vor, während er sich gleichzeitig zu ihm vor beugte und ihn küsste. „Gegenvorschlag“, meinte er, die Stirn gegen Jacks gelehnt. „Wir fahren zu mir und ich koche für uns. Nicht, dass ich ein besonders guter Koch bin, aber ich denke, ich bekomme uns satt.“
„Das klingt perfekt.“ Dieses Mal war es Jack, der ihn küsste. „In zehn Minuten an deinem Auto?“
„Zehn Minuten“, bestätigte Ianto und sah ihm nach, als Jack ging, um sich darum zu kümmern, den Hub in Nachtmodus zu versetzen. Sie hatten vereinbart, es langsam angehen zu lassen - aber was sprach wirklich dagegen, das Tempo ein wenig zu steigern… Manche Gelegenheiten musste man ergreifen, wenn sie sich boten.
Ende