Titel: Auszeit
Autor: somali77
Warnings: lime
Rating: uhm, PG12?
Pairing: Crawford/Omi, bzw. Mamoru
Kommentar: Zweite kurze Szene und zweiter Beitrag zur "Päckchen Challenge", Thema: “Das ist nicht witzig!”
In der Verwirrung und der Zerrissenheit zwischen zwei Identitäten, die sich eigentlich vollkommen ausschließen,
ist es manchmal gut, sich eine Auszeit zu gönnen. Jedenfalls kommt Omi zu der Entscheidung.
Nicht ganz ohne... Hilfestellung allerdings.
~
Ihm war bald klar geworden, dass er Omi Tsukiyono nicht töten konnte. Er konnte sich in der
Öffentlichkeit anders nennen, er konnte versuchen die Situation sich selbst und seinen Freunden
leichter zu machen, indem er so tat als sei er jemand ganz anders.
In Wirklichkeit fühlte er sich innerlich nicht so.
Er WAR Omi Tsukiyono.
Auch wenn er versucht hatte, seine Ablehnung auf diesen Teil von ihm zu projizieren,
haftete seine zweite Identität an ihm wie ein Schatten.
Er fragte sich oft, wie Aya es geschafft hatte, nicht mehr Ran zu sein, oder ob es ihm überhaupt
jemals wirklich gelungen war. Es fühlte sich an wie Selbstbetrug. Allen anderen konnte er etwas
vormachen, aber tief drinnen wurde er diesen kleinen, tapferen Mörderfloristen nicht los.
Für seinen Großvater und alle anderen mit denen er im Moment Kontakt hatte, war er “Mamoru”
oder “Takatori-san”, oder “Mister Takatori”- eine Bezeichnung, die als reine Provokation
angefangen hatte und ihm inzwischen mehr wie eine Art grotesker Kosename vorkam.
“Du solltest dich wirklich entspannen”, sagte der frühere Anführer von Schwarz einmal, als sie
sich in starker Verkleidung durch eine Meute feierwütiger junger Leute drängten, auf dem Weg
in einen dunklen Tanzclub, weil er es tatsächlich geschafft hatte, Nachts ein paar Stunden vor
seinem Leben davon zu laufen. Ihm war zuhause die Decke auf den Kopf gefallen, und die Worte
wurden gegen den Lärm von hinten in sein Ohr geraunt.
“Du wirkst wie ein schwuler Mormone, der es sich in den Kopf gesetzt hat, Fernsehevangelist zu werden.”
Mamoru zog unwillig die Schulter hoch. “Dein Humor ist geschmacklos.”, sagte er.
“Offensichtlich hast du noch nicht sehr viel schwule Mormonen kennen gelernt”, bekam er
halb belustigt zur Antwort, “und hier dachte ich immer, Fujimiya wäre der Masochist in eurem
Team gewesen.”
Allein der Name war wie ein Stich. Omi ließ sich nichts anmerken und rümpfte die Nase um sich
zu verteidigen:
“Das nennt sich nicht Masochismus”, versuchte er halbherzig, “sondern Opferbereitschaft.”
Bei der mit dunklem Plüsch bespannten Wand drehte er sich um, um seinem Begleiter in die Augen
sehen zu können. Natürlich traf sein Blick auf reflektierende Brillengläser, und widerlich sarkastisches
Grinsen in pulsierender Stroboskopbeleuchtung.
“Erzähl mir nichts von Scheinheiligkeit”, sagte der Andere melodisch, fast summend gegen
donnernden Bass an seiner Ohrmuschel, “Ich bin Amerikaner... ”
“Sehr witzig..!”
Er war sich nicht sicher ob der Andere ihn noch gehört hatte. Aber es war ihm egal.
Die fremden Lippen waren kühl und nass und schmeckten nach Black Russian. Als er eine kräftige
Hand an seiner Hinterbacke zugreifen spürte, gab er ein kleines Geräusch von sich, das tief in der
Kehle entstanden war. Es wurde ebenfalls von der Musik geschluckt, aber vielleicht konnte der Andere
es spüren, das leichte Vibrieren an seinem Kehlkopf, als er näher drängte und ihm kräftige Finger in
dunkle Haare am Hinterkopf schob.
Mamoru schloss die Augen und war froh, dass es Nischen gab, in denen es völlig egal war, wie er
sich nannte.
Und er war froh, dass es auch Leute gab, mit denen er nicht verwandt war.
Umso gieriger küsste er zurück.
~