Titel: The Ghost of Christmas Past
Autor: Lady Charena
Fandom: House, MD
Charaktere: House/Wilson
Thema: # 092. Weihnachten
Word Count: 1077
Rating: PG, slash
Anmerkung des Autoren: Vielen Dank an T’Len fürs betalesen.
Summe: Eine kleine Fortsetzung zu Episode 4.10 „It’s a wonderful lie“ - Erinnerungen an den Heiligabend vor einem Jahr kommen hoch.
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen.
„Habe stets ein Ohr für die Vergangenheit,
ein Auge für die Zukunft und
ein Lächeln für den Augenblick.“ (Stefan Radulian)
„Wo kommst du her?“, fragte eine verschlafen klingende Stimme, als er - untypisch leise, doch ihm war nicht nach Diskussionen - ins Schlafzimmer trat, seinen Stock in Reichweite gegen die Wand lehnte und unter die Decken schlüpfte. Abwesend bemerkte er, dass es nach der kalten Nachtluft doch ziemlich angenehm war, sich in ein vorgewärmtes Bett zu legen. Was er mit seinem letzten Atemzug noch leugnen würde...
„House?!?“
Ein merkliches Schmollen hatte sich in die Stimme geschlichen. Aber möglicherweise war das nur der Alkohol. Er wusste schon, warum er sich von der Weihnachtsfeier im PPTH ferngehalten hatte - und nicht nur wegen seiner praktisch nicht existenten Toleranz für einen Raum voll Idioten, die kommerziell diktierte Feiertage damit verbrachten, eine von Coca Cola erfundene Kunstfigur anzubeten und sich in lächerlichen Kostümierungen von geschmackloser Weihnachtsmusik berieseln zu lassen. Vielleicht hätte er Kuttner doch dafür feuern sollen, dass er es gewagt hatte, den Konferenzraum in eine weihnachtliche Vorhölle zu verwandeln... Außerdem gab es auf diesen Firmenpartys nie etwas Vernünftiges zu trinken. Mit diesem Eier-Punsch-Gesöff intus wurden selbst halbwegs erträgliche Menschen zu kompletten Trotteln. Und einer davon hatte sich in sein Bett verirrt.
Er grinste, als er an die unglaublich alberne Rentier- (Elch!) Kappe dachte, mit der Wilson auf der Party herum geirrt war, und wie viel Alkohol sein Freund hatte intus haben müssen, bevor er auf die Idee kam, seine kostbare Frisur damit zu ruinieren.
Die Vorhänge waren nicht ganz geschlossen und es fiel genug Licht von der Straßenlampe auf der anderen Seite in den Raum, dass er das zerzauste und in kleinen Stacheln hoch stehende Haar seines Liebhabers gegen die Bettwäsche ausmachen konnte. Und es war natürlich nur der allgemeine, sentimentale Weihnachtswahnsinn, der ihn dazu brachte, die Hand zu heben und seine Finger durch das immer wieder überraschend weiche Haar zu kämmen.
„Wo warst du? Du riechst nach Rauch...“ Hörbares und leicht abstoßendes Schnüffeln war zu hören. „...aber nicht nach Alkohol??“
Nun hatte er doch glatt noch ein wahres Weihnachtswunder entdeckt - ein paar Gehirnzellen waren dem Alkoholtod offensichtlich entkommen und meldeten sich verspätet zum Dienst. Eigentlich hatte er nach den letzten Tagen ein-für-alle-Mal die Nase voll von der Wahrheit, es gab ein zu viel von allem... aber andererseits war die Gelegenheit zu gut, um sie ungenutzt verstreichen zu lassen. Wilson war zu weggetreten, um ihm seine Worte irgendwann später vorzuhalten, wie er es nüchtern sicherlich tun würde. „Ich war in einer Kirche. Und soweit ich weiß, servieren sie da nie Alkohol. Das könnte erklären, warum so wenig Leute hingehen.“
Er drehte sich ganz auf die linke Seite und ließ seine Hand über einen Arm, eine Schulter und die Wirbelsäule entlang nach unten gleiten, bis sie sich besitzergreifend auf eine Hüfte legte. Wilson reagierte darauf, indem er sich mit einem zufriedenen Seufzen in die Berührung lehnte und näher an ihn rückte.
Im Dämmerlicht sah niemand sein Lächeln und falls es doch jemand hätte sehen können, hätte ein unbedarfter Betrachter es vielleicht sogar für zärtlich gehalten...
Seine Stimme war völlig frei von Spott. „Schlaf’ weiter. Ich will, dass du wieder nüchtern bist, wenn es an der Zeit ist, mein Geschenk auszupacken.“ Zur Verdeutlichung ließ er seine Hand weiter gleiten, spreizte die Finger auf dem weichen Bauch des anderen Mannes aus.
„’kay“, murmelte Wilson. Automatisch rückte er noch ein wenig näher an House und der hielt einen Moment die Luft an, als sich der warme Körper seines Liebhabers suggestiv an seinen kalten schmiegte.
Vielleicht... wenn er früher nach Hause gekommen wäre... aber niemand hatte ihm gesagt, dass dieses Krippenspiel so ewig lange dauern würde. Und nach einer Viertelstunde war die Holzbank in der Kirche wirklich unbequem geworden. Wenigstens hatte er durch den Platz direkt am Gang sein Bein ausstrecken können, was ihm ein paar erboste Blicke einbrachte, bis die anderen Kirchgänger seinen Stock sahen und - meist beschämt oder mitleidig - wegsahen. Sein erster Instinkt war gewesen, wieder zu gehen, doch dann hatte er sich doch entgegen allem von seiner Neugier und dem Schauspiel vor dem Altar fesseln lassen, so unlogisch es ihm auch erscheinen mochte. Für das lange, fast bewegungslose Sitzen auf der harten Bank in dem nicht übermäßig beheizten und trotz der vielen Menschen ziemlich kalten Gebäude hatte er auf dem Rückweg gebüßt.
„Moment. Hast du eben gesagt, du warst in der Kirche?“, fragte Wilson nach ein paar Minuten und klang schon ein wenig wacher und nüchterner als zuvor.
House brummte unwillig. Er war gerade dabei gewesen, in einen angenehmen Dämmerzustand zu sinken, hervorgerufen von der Wärme die Wilson wie ein Heizkissen abstrahlte und der Extra-Vicodin, die er sich als Ausgleich für die Strapazen, denen er sein Bein mit dem Ausflug in die Kirche aussetzte, gegönnt hatte.
„Was hast du in einer Kirche gemacht?“
Natürlich musste sich Wilsons alkohol- und schlafbeeinträchtigtes Gehirn an diesem Gedanken festbeißen. Er überlegte, ob er die Rentier-Querstrich-Elchmütze ins Spiel bringen sollte, doch in diesem Zustand war Wilson weit davon entfernt, sich verlegen zu fühlen. Dafür fand sich sicher noch eine bessere Gelegenheit.
Stattdessen beugte er den Kopf ein wenig vor, und rieb sein raues Kinn über die empfindsame Haut in Wilsons Nacken. Seine Nase sagte ihm, dass Wilson geduscht - und sich schon wieder an seiner Seife vergriffen hatte. Es war ein wenig befremdlich, dieses Benutzen seiner Hygieneartikel... eine wie selbstverständliche, emotionale Intimität; die über die weniger schwer zu verstehende, körperliche Intimität hinausging. Er war nicht gut mit Emotionen. Wilson wusste das und trotzdem kam er immer wieder zurück...
„Ich wurde mit falschen Versprechungen dorthin gelockt“, entgegnete er und lächelte erneut, als ein leichter Schauer durch Wilson glitt.
Verdammt, er hätte wirklich früher nach Hause kommen sollen. Er wusste, es würde keinerlei Überredungskunst benötigen, aber Sex machte doch wesentlich mehr Spaß, wenn nicht einer von ihnen halb hirntot war...
„Schlaf’ weiter.“
Es war wieder ein paar Minuten lang still und er lauschte dem Atem des anderen Mannes, der ihm verriet, dass Wilson noch immer wach war.
„House?“
„Was?“, fragte er, seine Irritation instinktiv zurückhaltend, als er den unsicheren Unterton in Wilsons Stimme wahrnahm.
„Ich bin froh, dass ich dieses Jahr nicht... dass du nicht...“
Wilson beendete den Satz nicht und er wusste nicht, was er darauf antworten sollte, um „den Geist der vergangenen Weihnacht“, wie Dickens es formuliert hatte, los zu werden, den Wilson mit seinen Worten beschworen hatte. „Du bist ein erbärmlicher Scrooge“, flüsterte er schließlich hilflos in die Dunkelheit.
Es dauerte noch eine Weile, bis er endlich einschlafen konnte.
Ende