Whew!! Die letzte Folge Torchwood hat mich echt fertig gemacht! Ich hätte sie vielleicht nicht mitten in der Nach gucken sollen, denn die Bunnies haben mich noch bis um halb zwei Uhr morgens wach gehalten.
Das kam raus dabei. Kann man in diesem Fall sagen: viel Spaß? Ich glaube nicht. Aber entscheidet selbst.
Liebe Grüße
Bev
Titel: "Bleeding"
Autor: Bev
Beta: Sabine aka moimoimoi
Fandom/Pairing: Torchwood, Jack/Ianto, Gwen/Rhys
Rating: G
Spoiler: Aber so was von! Und zwar zu 2x13 "Exit Wounds"
Summary: Gwen hilft Ianto, mit seiner Trauer fertig zu werden.
A/N: Der erste Satz dieser Geschichte: "The end is where we start from." ist der letzte Satz in der Folge.
"Dieses Ende ist unser neuer Anfang."
Immer und immer wieder hörte Gwen in ihren Träumen diesen Satz, sah sie Jacks tränenüberströmtes Gesicht, wenn sie hochschreckte in der Mitte der Nacht. Rhys schlief neben ihr, sein Arm ausgestreckt, ihr Sicherheit versprechend selbst im Schlaf.
Mehr als einmal hatte sie sich nach dieser Schreckensnacht in seinen Armen in den Schlaf geweint. Hatte Kraft aus seiner unerschöpflichen Liebe gezogen. Hatte sich fallen lassen in dem Wissen, dass er da war und sie auffangen würde.
Oft genug jedoch fuhr sie hoch, sah vor ihrem inneren Auge wieder Tosh und ihre tödliche Verletzung. Hörte ihre letzten Worte in ihrem Kopf wiederhallen. Und dann hielt sie nichts mehr im Bett. Lautlos zog sie sich in solchen Nächten an, gab Rhys einen Kuss, der sich nur leise grunzend noch tiefer in die Bettdecke kuschelte, und ging hinaus in die Dunkelheit.
Stundenlang wanderte sie dann durch die vertrauten Straßen Cardiffs. Sie waren meistens menschenleer, nur hier und da traf sie auf einen Spätheimkehrer oder einen Frühaufsteher, doch mit der Zeit wusste sie solche Menschen zu meiden. Sie brauchte die Stille. Die absolute Stille. Keine Grille zirpte, kein Vogel sang, kein Hund bellte. Nur das leise Klapp-Klapp ihrer Absätze war zu hören.
Als sie das erste Mal so durch die Stadt geirrt war - und beim ersten Mal war es ein Herumirren gewesen - fand sie sich plötzlich vor der vertrauten Tür zur Hub wieder. Ohne zu Zögern trat sie ein, ging den Gang entlang und wartete, während sich das große, runde Tor rollend zur Seite schob. Sie hatte erwartet allein zu sein, ihre einzige Gesellschaft der Pterodactylus, der sie mit leicht schräg gelegtem Kopf musterte.
Doch dann hatte sie ein Geräusch aus Jacks Büro gehört und ohne lange nachzudenken, war sie die Treppe hinaufgegangen und hatte sachte die Tür aufgeschubst.
Ianto saß in Jacks Stuhl. Jack kniete auf dem Boden vor ihm, hatte seine Arme um Iantos Mitte geschlungen und weinte herzzerreißend. Zwischen zwei Schluchzern murmelte er immer wieder etwas, das Gwen nicht verstand, da es zu leise war. Doch Ianto schien es zu verstehen. Beruhigend strich er mit seiner rechten Hand über Jacks dunkles Haar, während seine Linke Jacks Schulter umfasste. Er hatte den Kopf leicht gesenkt und flüsterte Jack immer wieder leise Worte ins Ohr.
Dann schien er Gwens Gegenwart zu spüren. Er hob den Kopf ein wenig und sah sie an. Hilflos erwiderte sie den Blick. Ianto zuckte leicht mit einer Schulter und formte lautlos die Worte: "Ich komm klar hier."
Sie nickte und mit einem letzten Blick auf Jack verließ sie das Büro, verließ die Hub und ging wieder hinaus in die Nacht.
Am nächsten Morgen verhielten sich beide Männer, als sei nichts geschehen und sie erwähnte den Vorfall nicht. Sie war sich nicht einmal sicher, ob Jack überhaupt gemerkt hatte, dass sie da gewesen war.
Es war in der dritten Woche, als ihr auffiel, dass Ianto sich veränderte. Es war zu erwarten gewesen, denn die Ereignisse dieser Nacht und der Tod nicht nur zweier Teammitglieder, sondern zweier Freunde hatten unweigerlich bei allen ihre Spuren hinterlassen. Doch während Jack sich langsam wieder zu fangen schien und wieder der vertraute Fels in der Brandung wurde, wurde Ianto fahrig. Nervös. Mehr als einmal fand ihn Gwen irgendwo in der Hub, stumm, ins Nichts starrend. Und wenn sie ihn dann ansprach, zuckte er zusammen und nur seine Selbstbeherrschung schien zu verhindern, dass er aufschrie.
"Ianto? Bist du in Ordnung?"
Ein Lächeln erschien auf Iantos Gesicht. "Es geht mir gut, Gwen, danke. Ich ... ich hab nur gerade über etwas nachgedacht."
Doch Gwen sah, dass das Lächeln nicht Iantos Augen erreichte. Und sie machte sich Sorgen. Doch sie wusste nicht, wie sie ihm helfen konnte.
Es war ein Gespräch mit Rhys, das sie endlich auf die richtige Spur brachte. Sie saßen gemütlich nach dem Abendessen vor dem Fernseher auf der Couch zusammengekuschelt, als er tief seufzte.
"Ich mache mir Sorgen, Gwen", murmelte er schließlich leise.
Sie drehte sich halb zu ihm um. "Sorgen? Um wen?"
Er griff in die Chipstüte, die sie auf dem Schoß hatte und starrte weiterhin unverwandt auf den Fernseher. "Um Annie. Jamie ist bei ... in jener Nacht ums Leben gekommen und sie benimmt sich so, als wäre nichts passiert."
Sie schwieg, spürte, dass er noch nicht fertig war mit seiner Erzählung. Sie behielt Recht. Erneut tauchte Rhys' Hand in die Chipstüte, doch diesmal fand sein Blick den ihren und hielt ihn fest. "Sie trauert nicht. Sie tröstet alle anderen, doch sie selber trauert nicht. Ich glaub, sie hat noch nicht mal bei seiner Beerdigung geweint."
Der Blick wanderte zurück zum Fernseher. "Nicht, dass es viel gegeben hätte, dass man beerdigen konnte. Aber sie weint nicht. Nicht einmal. Das ist unheimlich."
Das ist unheimlich.
Unheimlich. Sie dachte zurück an all das, was passiert war. Hatte Ianto je geweint? Hatte er je in all den Nächten, in denen sich Jack bei ihm ausgeweint hatte, diese Trauer geteilt?
Er war so stark. Alle lehnten sich an ihm an. Jack. Sie, Gwen. Wer war da für ihn? Wer hielt ihn fest und ließ ihn weinen, wenn alles zuviel wurde?
Gwen beugte sich zu Rhys und gab ihm einen Kuss. "Danke, Rhys. Ich muss nochmal kurz weg."
Überrascht sah Rhys von der BBC Sonderserie zu ihr hinüber, als sie aufsprang und sich ihre Schuhe anzog.
"Was? Wohin? Und danke wofür?"
Sie schlüpfte in ihre Jacke und gab ihm einen weiteren Kuss. "Dafür, dass du mir das von Annie und Jamies erzählt hast. Ich glaube, ich weiß jetzt, was Ianto fehlt."
Und bevor Rhys noch etwas sagen konnte, war sie raus aus der Wohnung.
~*~
Ianto war in der Hub. Das war nicht weiter überraschend. In letzter Zeit war er häufig dort zu finden. Auch Nachts.
Gerade Nachts.
Er saß an Owens Platz und starrte auf den dunklen PC-Bildschirm. Gwen näherte sich langsam.
"Ianto?"
Er zuckte zusammen und drehte sich zu ihr. "Gwen!" Deutlich konnte sie die Überraschung in seiner Stimme hören. "Was machst du hier? Gibt es einen Notfall? Warum hat Jack mir nichts ..."
Sie unterbrach ihn. "Nein, Ianto. Es gibt keinen Notfall. Ich ... ich habe dich gesucht."
Er runzelte die Stirn. "Mich? Warum? Du hättest mich anrufen können."
Stimmt. Das hätte sich machen können. Doch das wäre zu unpersönlich gewesen. Und es hätte nicht geholfen. Doch nun, da sie hier war, wusste sie nicht genau, was sie machen sollte. Einfach zu sagen 'Hey, heul dich doch mal richtig aus bei mir!' mochte in ihrem Kopf gut klingen, aber nun ... da sie in Iantos blaue Augen blickte, schien das auf einmal kein guter Plan zu sein.
Langsam trat sie näher, ergriff Toshs Stuhl an der Lehne und schob in näher an Ianto heran. Er betrachtete ihn, als wäre er ein gefährliches Tier. Zögernd setzte sie sich.
"Ianto, ich ... ich weiß nicht genau, wie ich anfangen soll."
Sie beugte sich ein wenig vor, stützte ihre Ellenbogen auf ihre Knie auf und faltete die Hände. Sie setzte drei mal an, bevor sie endlich sagte: "Hast du jemals geweint, Ianto?" Er machte den Mund auf, doch sie fuhr schnell fort, bevor er antworten konnte. "Nicht überhaupt. Sondern seit jener Nacht."
Der Mund schloss sich wieder. Schweigen.
"Warum willst du das wissen?" fragte er schließlich. Seine Stimme klang müde.
"Ich ... ich habe dich und Jack gesehen. Wie er sich bei dir ausgeweint hat. Ich hab Rhys und Gott weiß wie oft ich heulend in seinen Armen eingeschlafen bin. Du hast mich mehr als einmal getröstet in den letzten Wochen, wenn ich kurz vor dem Aufgeben stand. Aber wer tröstet dich, Ianto? Wer hält dich in den Armen, wenn du weinst?"
Ianto drehte den Stuhl ein wenig, so dass er ihr nicht mehr ins Gesicht sah. "Mein Vater hat mir immer gesagt, dass echte Männer nicht weinen."
Gwen fluchte innerlich wie ein Londoner Bierkutscher. Da also lag der Hund begraben. Langsam rutschte sie näher. "Ist Jack kein echter Mann?"
Iantos Kopf schoss herum und seine Augen waren schmale Schlitze, als er sie kalt musterte. "Wie kannst du sowas sagen?"
Sie lächelte. "Wenn Jack weinen kann und trotzdem ein echter Mann ist ... warum dann nicht du, Ianto?"
Seine Augen weiteten sich wieder, als er merkte, dass er ihr auf den Leim gegangen war. Sanft legte sie eine Hand auf seinen Arm. "Sie sind tot, Ianto. Und nichts wird sie wiederbringen. Tosh und Owen werden nicht wiederkommen. Egal, was wir tun ... sie sind weg für immer. Und wir müssen weitermachen. Egal wie. Aber wir *müssen* weitermachen. Und das können wir nicht, wenn du irgendwann durchdrehst. Trauer, Ianto. Lass es wenigstens einmal alles raus."
Endlich sah sie eine einzelne Träne in den blauen Augen schimmern. Ianto schluckte und flüsterte: "Ich habe Angst, Gwen."
Sie legte den Kopf leicht schief. "Wovor?" fragte sie genauso leise zurück.
"Dass ich nicht mehr aufhören kann, wenn ich mal angefangen habe zu weinen."
Die Träne rollte langsam seine Wange hinab. "Oh Ianto", murmelte sie, stand auf und nahm ihn in die Arme. Sie spürte, wie seine Arme sich um ihre Taille legten und er sein Gesicht an ihrer Brust verbarg. Ein mächtiger Schauer lief durch seinen Körper.
"Ich ... ich vermisse sie so, Gwen," schluchzte er und sie konnte spüren, wie der Damm brach. Seine Trauer kam mit der Gewalt eines Wirbelsturms. Die Tränen, die er über Wochen hinweg runtergeschluckt hatte, bahnten sich nun gewaltsam ihren Weg und rissen alle selbsterrichteten Barrieren mit sich fort.
Ianto trauerte.
Endlich.
Gwen hielt ihn fest, als er abwechselnd seinen inneren Schmerz hinaus schrie und sich wimmernd an sie drückte. Nach fast zwei Stunden wurden die Schluchzer schließlich weniger. Wurde aus der Wut über Gray und das Schicksal Trauer über zwei verlorene Freunde. Sie fand sich auf dem Boden wieder, an eine Wand gelehnt, mit Ianto halb auf ihrem Schoß, seine Arme noch immer fest um ihre Mitte geschlungen. Sanft strich sie über seinen Rücken und presste einen Kuss auf seine tränenverschmierte Wange. Sein Atem wurde ruhiger, gleichmäßiger. Und mit einem tiefen Seufzer schlief er ein.
Sie wiegte ihn sanft hin und her, als sie eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahrnahm.
Jack stand in der Tür zu seinem Büro. Er hatte seine übliche, lässige Pose eingenommen, mit den Händen in den Hosentaschen, doch seine Augen glänzten verdächtig. Sie lächelte ihn an und er erwiderte das Lächeln.
Langsam trat er näher, ging neben ihn in die Knie und strich Ianto sanft über die Haare. "Danke, Gwen", sagte Jack leise. "Ich wusste, dass etwas nicht stimmt, doch ich wusste nicht, wie ich ihm helfen kann."
Sie ergriff seine Hand. "Wir müssen zusammenhalten, Jack. Denn wir sind alles, was wir noch haben. Alles, was von Torchwood noch übrig ist."
Er nickte und drückte ihre Hand sachte. "Ja, das sind wir."
Langsam ließ er sich neben ihr zu Boden sinken und gemeinsam bewachten sie Iantos Schlaf.
Ende