Titel: Irrtum
Autor: Lady Charena
Fandom: Manimal (Ein Fall für Professor Chase)
Pairung: Jonathan Chase, Brooke McKenzie
Rating: gen, humor
Beta: T'Len
Archiv: ja
Summe: Brooke hat noch die eine oder andere Schwierigkeit mit den... Mitbewohnern... des Professors.
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Jonathan Chase stand auf und streckte sich. Sein Blick fiel auf die Uhr und er fluchte leise.
Brooke McKenzie sah überrascht von ihrer Lektüre hoch. Sie hatten bereits einige brenzlige Situationen zusammen überstanden, aber fluchen hatte sie ihn noch nie hören. „Ist etwas?“, fragte sie.
Der Professor rückte seine Krawatte zurecht. „Ihre bezaubernde Gegenwart hat mich ganz vergessen lassen, dass ich heute Nachmittag eine Verabredung habe.“ Er lächelte, als Brooke die Augenbrauen hochzog. „Würden Sie mir einen kleinen Gefallen tun?“ Er zog sein Jackett über und strich automatisch ein paar Knitterfalten glatt.
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich ja sagen sollte“, erwiderte Brooke trocken. „Ich würde ungern an meinem ersten freien Tag seit drei Wochen in Schwierigkeiten geraten, nur weil Sie Probleme wie ein Magnet anziehen.“
„Ich ziehe Probleme an? Ich bin erschüttert, Detective McKenzie“, entgegnete Chase amüsiert. „Aber dieses Mal kann wirklich nichts schief gehen. Starbuck hat seine Nachmittagsflasche noch nicht bekommen und ich möchte Sie bitten, ihn zu füttern.“
Brooke streckte ihre langen Beine aus, die auf einem Stuhl lagen. „Okay, ich denke, das kann ich tun Mit Starbuck komme ich klar. So lange Sie nicht von mir verlangen, Simba seine Medizin zu geben...“
Chase lachte, während er die Treppe hochging, die das Studier- und Behandlungszimmer seines privaten Zoos mit dem restlichen Haus verband. „Keine Sorge“, meinte er über die Schulter. „Seit Ty versucht hat, Simba seine Medizin zu geben, mache ich das lieber selbst. Simba ist so ängstlich und ich brauchte eine Ewigkeit, ihn zu beruhigen. Und doppelt so lange, bis Ty nicht mehr darüber gekränkt war, dass Simba seine Hose zerrissen hat. Ich bin in spätestens zwei Stunden zurück, und: Danke, Brooke.“ Damit verschwand er nach oben.
Die Polizistin schüttelte lachend den Kopf. Ängstlich war nun wirklich kein Begriff, mit dem sie Simba beschreiben würde. Sie legte einen Papierstreifen als Lesezeichen in das Buch, in dem sie gelesen hatte und stand auf.
Eigentlich war das gar nicht ihre Art, ihren ersten freien Tag seit-wer-weiß-wann mit dem Blättern in alten Büchern zu verbringen. Aber dann hatte Chase’ Anruf sie aus dem Schlaf gerissen und sie hatte gnädig seine Entschuldigung - und seine Einladung zum Mittagessen - akzeptiert.
Wenn sie ehrlich war, dann war es hauptsächlich ihre Neugier gewesen, die sie hergeführt hatte. Seit sie in der Nacht nach ihrer ersten Begegnung in Chase’ Tagebüchern gestöbert hatte, wollte sie mehr über diesen Mann wissen. Über seine Vergangenheit. Aber das war gar nicht so einfach. Über seine Zeit in Vietnam und Kambodscha, wo er Ty begegnete, hatte sie auf offiziellem Wege nichts erfahren können - offenbar hatte er nicht übertrieben, als er behauptete, dass er dort für den Geheimdienst beratend tätig gewesen wäre - sie war buchstäblich gegen eine Mauer aus Geheimniskrämerei gerannt. Abgesehen von den Grunddaten war aus seiner Militärakte nichts zu erfahren.
Genau so schwierig schien es, etwas über seine Familie zu erfahren. Alles an ihm sprach von altem Geld und elitären, europäischen Schulen. Seine Art sich auszudrücken, seine Manieren, selbst seine Kleidung - er war so anders als die Männer, die sie bisher kennen gelernt hatte. Und er behandelte sie nicht so herablassend wie viele ihrer Kollegen bei der Polizei, für ihn war sie nicht nur eine Frau in einem Männerberuf, der man gerade mal zutraute, dass sie den Kaffee nicht verschüttete, wenn man sie losschickte, um welchen zu holen.
Mit ihm zusammen zu arbeiten war... war einfach das aufregendste, was ihr je passiert war und sie wollte sich diese Chance nicht verderben, indem sie ihm mit ihren Fragen auf die Nerven ging - obwohl es ihr sehr schwer fiel.
Brooke seufzte und machte sich auf die Suche nach Starbucks Fläschchen.
* * *
Nachdem sie das Rehkitz gefüttert und ausgiebig mit ihm geschmust hatte, kletterte sie aus dem Gehege und schloss die Glasscheibe. Sie wanderte zum nächsten Abteil weiter und versuchte, die Aufmerksamkeit des Zebras auf sich zu lenken, doch das wandte ihr nur uninteressiert seine gestreifte Hinterseite zu und kaute auf einem Grasbüschel. Offenbar war ihm nicht nach Konversation. Na gut. Ganz klar musste sie daran noch arbeiten.
Auch hinter den anderen Glasscheiben herrschte Ruhe. Der Jaguar aalte sich in der Sonne. Von Simba war weder ein Mähnenhaar noch eine Schwanzspitze zu sehen, offenbar steckte er irgendwo auf dem Freigelände. Es machte sie noch immer ein wenig nervös, von dem riesigen Löwen nur durch eine Glasscheibe getrennt zu sein, auch wenn Ty und der Professor ihr mehrfach versichert hatten, dass die Gehege ausbruchssicher waren. Glücklicherweise befanden sich die Terrarien mit der Kobra und den anderen kriechenden und krabbelnden Bewohnern dieses Hauses in einem anderen Raum.
Ein wenig unschlüssig, was sie mit der verbleibenden Zeit anfangen sollte, kehrte sie wieder an den Tisch zurück, um weiter zu lesen. Aber irgendwie war sie plötzlich wirklich sehr müde, da sie in den zwei Tagen zuvor aufgrund einer Überwachungsaktion nur wenig geschlafen hatte und nach einer Weile schlief sie ein, den Kopf auf das Buch gelegt.
Brooke wachte auf, weil da etwas an ihrem Bein war... es war warm und feucht und kitzelte. „Hmmh?“ Sie hob den Kopf und rieb sich verschlafen die Augen. „Was...?“ Brooke sah nach unten. Das, was an ihrem Bein gekitzelt hatte... war eine Zunge. Und am anderen Ende der Zunge befand sich ein großer, schwarzer Panther. Mit einem Schreckenslaut wich sie zurück, so weit das möglich war. Dann lachte sie erleichtert. „Jonathan. Das ist... also wirklich! Sie haben mich halb zu Tode erschreckt.“
Der Panther legte die Ohren an und seine blauen Augen betrachteten sie eindringlich. Die Tasthaare um seine Schnauze zuckten und es kam ihr fast so vor, als grinse er.
„Könnten Sie vielleicht auf solche Scherze verzichten?“, fuhr Brooke fort.
„Ich würde nie zum Spaß am Bein einer Frau lecken“, ertönte es hinter ihr.
Brooke fuhr herum. Professor Chase kam eben die Treppe hinunter. Sie starrte ihn einen Moment an - dann drehte sie sich wieder herum. Vor ihr saß der schwarze Panther und beobachtete sie. Brooke schluckte. Der war echt. Ihr Herz schlug bis zum Hals, obwohl sie sicher war, dass ihr das Tier nichts tun würde, so lange Jonathan hier war. Sie räusperte sich. „Könnten Sie... ich meine... wollten Sie ihn nicht mehr frei herumlaufen lassen, wenn ich hier bin? Oder...“ Brookes Temperament machte sich im gleichen Maße bemerkbar, wie ihr Schreck nachließ. „Oder binden Sie ihm eine Glocke um, wie man es mit Hauskatzen macht. Dann kann ich Sie wenigstens unterscheiden.“
Chase trat zu ihr und versteckte sein Lächeln, indem er sich zu der Raubkatze hinunter beugte und drehte ihren Kopf zu sich. „Ich denke, wir müssen uns noch mal ernsthaft darüber unterhalten, wie sich ein Gentleman benimmt.“
Der Panther legte die Ohren an und gab ein leises Knurren von sich. Dann verschwand er mit schwingendem Schwanz aus dem Raum.
Der Professor wandte sich McKenzie zu. „Es tut mir wirklich leid, wenn er sie erschreckt hat, Brooke. Aber Sie können es ihm nicht verdenken, dass er guten Geschmack hat...“, meinte Chase mit einem Augenzwinkern.
Brooke schüttelte den Kopf. Und begann in ihrer Tasche nach einem Tuch zu kramen, um sich das Bein abzuwischen. Das aufregendste, was ihr je passiert war - oh ja.
Ende