NEU: "Souvenirs" (SGA, McShep, NC-17)

Nov 18, 2006 22:35

"Souvenirs"

von Jimaine

Aislings Bunny landete (nachdem er an einigen Fronten erfolg- und effektlos abgeprallt war) bei mir. Damn…dabei habe ich doch alle Hände (und mein dressierter Oktopus alle Tentakel) mit diesem gigantomanischen Sentinel-Crossover zu tun. Hier also die Geschichte von Elizabeths Schreibtisch-Deko wie Madison Miller zu ihrem Souvenir aus der Pegasus-Galaxis kam.

Fandom: Stargate: Atlantis
Pairing: McShep
Rating: NC-17
Zusammenfassung: "Leider hat Atlantis noch kein Toys'R'Us."
Spoiler: für einiges von Season 3, speziell "Common Ground" und "McKay & Mrs. Miller"
Beta: BBB, deren Hyper-Antrieb-Beta-Modus die Qualität niemals leiden läßt
Disclaimer: Stargate und Stargate: Atlantis gehören MGM/Gekko Film/Double Secrets Productions bzw. MGM/ACME Shark und nicht mir, auch wenn ich gerne in besagtem Sandkasten spiele und mir meine Gedanken dazu mache. Ich verdiene nichts mit dem Geschreibsel, dabei sind Musen wirklich nicht billig im Unterhalt, und will erst recht nicht irgendjemandes Rechte verletzen. Für IP-Anwälte zu arbeiten fördert die Paranoia...

********

Am Horizont stand die Sonne bereits ziemlich tief und badete die Stadt inmitten des Ozeans in warmem Licht, das auf dem Fußboden des Schlafzimmers rotgoldene Lachen bildete. Es war später Nachmittag, spät genug, um ein verfrühtes Abendessen rechtfertigen zu können, aber für die beiden Männer auf dem Bett nahm Essen auf der Liste der Prioritäten einen eher niedrigen Rang ein. Was im Falle von Rodney McKay Erwähnung verdiente.

Im gedämpften Licht konnte er Johns Gesicht kaum ausmachen; nicht daß es nötig wäre, er kannte jede Linie dieses Körpers, als wäre es sein eigener, und dennoch könnte er ihn ständig berühren, allein um die Gewißheit zu haben, daß seine Erinnerung ihn nicht trog. So wie vorhin, als jeder Reißverschluß ein Reißverschluß zuviel gewesen war. Wenn er John auszog, hatte er immer das Gefühl, als entfernten seine Hände mehr als nur Kleidung. Sie streiften die Hülle ab, unter der John Sheppard Gefühle und Schwächen verbarg, und ermöglichten es ihm, John in eine Wärme hinein zu ziehen, die soviel tiefer ging als nur unter die Haut.

"Ich hatte kein Geschenk für Madison dabei." Eben noch hatte er die letzten, wohligen Schauer von wirklich gutem Nachmittagssex genossen, jetzt meldeten sich höhere Hirnfunktionen zurück.

Die Bemerkung war so aus der Luft gegriffen, daß die einzige Reaktion darauf ein kissengedämpftes "Huh?" war. Ein postkoitaler John Sheppard stellte nicht nur für den Physiker, der sich nun neben ihm aufsetzte, ein faszinierendes Phänomen dar: gleiches Volumen bei plötzlich verfünffachtem Gewicht, absolut unbeweglich und förmlich mit der Matratze verschmolzen. Wie hingegossen lag er da, auf dem Bauch, einen Arm unter dem Kopf und den anderen über die Bettkante hängend. Rodney würde lügen, wenn er sagte, daß er nicht sehr zufrieden mit sich und diesem Erfolg war.

"Madison. Dieses blonde, noch viel zu kurz geratene Wesen mit der hohen Stimme, das meine Schwester ‚Mama’ nennt. Meine Nichte."

"Ich weiß, wer Madison ist, Rodney."

"Als ich Jeannie besuchte, hatte ich an Blumen für sie gedacht -" Kein großer Strauß, fünf Blumen und etwas Beiwerk, aber immerhin. Schließlich war es der Gedanke an sich, der zählte.

"Was schon uncharakteristisch für dich ist, ja." Manchmal kam John der Verdacht, daß Rodney einfach nicht still sein *konnte*; Schweigen war kein Zustand, in dem das instabile Element Rodney lange existieren konnte.

"Unterbrich mich bitte nicht! Worauf ich hinaus will ist, daß ich wußte, daß sie ein Kind hat. Aber mir ist es zu keinem Zeitpunkt in den Kopf gekommen, daß Kinder auch eine gewisse Erwartungshaltung haben. Speziell Kinder, mit denen man verwandt ist. Onkel und Tanten sind für die Geschenke zuständig, die Mom und Dad nicht machen wollen. Das ist ein Naturgesetz. Und sie lassen einen die ganzen coolen Sachen machen, die sonst immer verboten sind."

"Ich schätze, Onkel und Tanten haben ihre Aufgabe im Fall von Jean und dir nicht erfüllt?" mutmaßte John, die Augen immer noch geschlossen. Gott, er fühlte sich so wunderbar schwer, so befriedigt wie seit Wochen nicht mehr - herzlichen Dank, Kolya, für das sensationelle Timing - und *wirklich* nicht in der Stimmung für tiefschürfende Konversation. Vielleicht war an der Theorie der Anthropologie-Abteilung von letztem Weihnachten doch etwas dran (gut, es war nach einigen Gläsern des von Zelenka heimlich aufgepeppten Eierpunsches gewesen), daß Sex die Evolution für kurze Zeit umzukehren vermochte. Ich John, du Rodney. Nun, solange das Nonverbale stimmte, konnte er damit leben.

"Mehr als mangelhaft sogar. Jeannie konnte damit weitaus besser umgehen als ich; ich habe recht bald die Geduld mit Onkel Roger verloren. Ungefähr beim zweiten Fußball."

"Wie alt warst du, zehn?" Er gähnte in das Kissen und prüfte nebenbei, ob er seine Beine noch bewegen konnte. Vor einer halben Stunde war er sich dessen nämlich nicht mehr ganz sicher gewesen.

"Sieben", antwortete Rodney. "Glaub mir, ich werde Madison nicht mit Barbiepuppen langweilen und ihre Entwicklung dadurch schädlich beeinflussen."

"Machst du dir da nicht unnötig Sorgen?" John wollte nichts lieber, als nach der Aufregung und Hektik der letzten Tage mit Rodney zusammen zu sein und sich wieder der unausgesprochenen und dadurch umso größeren Zuneigung zu vergewissern, die ihm an den besten Tagen manchmal wie ein Traum erschien. Nichts, was irgend jemand anderes beanspruchen konnte, dies war allein seins. Rodney war...seins. Und er wollte nicht reden, nicht diskutieren - obwohl diese Dinge mit Rodney Spaß machten, war er nicht dazu aufgelegt - sondern einfach nur den Moment genießen. Daher konnte er sich nicht erklären, weshalb er die fatale Frage stellte. "Was willst du ihr denn schenken?"

"Ich weiß nicht", gab Rodney gedehnt zurück und kratzte sich an der Schulter. Wenn dieser immer wiederkehrende Juckreiz schlimmer wurde, würde er einmal mehr bei dem für die Logistik verantwortlichen Sergeant Tomlinson vorstellig werden und allergikerfreundliche Bettwäsche beantragen. Dabei war Tomlinson auf ihn schon gar nicht gut zu sprechen. "Womit spielen Vierjährige so?"

"Woher soll ich das wissen?"

Rodney erlaubte sich ein Grinsen. "Hm…könnte es damit zusammenhängen, daß du am besten qualifiziert bist, diese Frage zu beantworten, weil du näher an dieser Altersstufe bist als viele andere von uns hier?! Deshalb."

"Hey!" protestierte John, wenn auch nicht besonders nachdrücklich.

"Meine Frage bleibt bestehen: Womit spielen Vierjährige?"

"Ich weiß nur, womit ich gerne spiele..." John schob seine Hand über das Laken in Richtung Rodney, konnte in seiner Bauchlage aber nicht weit genug reichen. Zu dumm. Sie hatten, wenn er genau nachdachte, im Grunde drei verschiedene Arten von Sex: prä-apokalyptisch - "Wir haben seit 48 Stunden nicht mehr geschlafen, laufen auf Adrenalin und Koffein, das Ende der Welt steht bevor, aber ich will noch einmal Spaß haben"-Sex, interapokalyptisch - "Hey, wir haben gerade fünf ruhige Minuten und, verflucht, siehst du heiß aus"-Sex und postapokalyptisch - "Oh Gott, ich kann nicht fassen, daß wir noch leben!"-Sex. So wie gestern Abend. Jede Art war fantastisch. Nein, korrigierte er sich, besser als fantastisch; sein Körper beschwerte sich jedenfalls nicht. Aber, so argumentierte sein Bewußtsein - und wieso war es bereits wieder wach? - war es nicht allmählich an der Zeit, über das zu reden, was da...mehr war? Mehr. Wollte er überhaupt 'mehr'? War er bereit für 'mehr'? Nach all den Höhen und Tiefen, die diese Beziehung bereits erlebt hatte, sollte man meinen, er wäre bereit, den nächsten Schritt zu tun. Wenn er nur mit Sicherheit sagen könnte, was der nächste Schritt war.

Rodney war seinerseits mit einer anderen philosophischen Frage beschäftigt. "Vorzugsweise natürlich etwas, woran sie Spaß hat und was gleichzeitig ihren Verstand fordert. Immerhin ist sie eine McKay."

Offenbar führte kein Weg an dieser Diskussion vorbei. Im Stillen zählte John bis zwanzig - auf Farsi - und fragte dann: "Und was heißt das konkret? Die Perfektionierung der kommerziellen Nutzung nichtfossiler Brennstoffe vor ihrem dreizehnten Geburtstag?"

"Unser Planet braucht jedes Genie, das er kriegen kann. Es wäre kriminell, solch Potential ungenutzt zu lassen."

"Das willst du natürlich nicht verantworten müssen." Der Umstand, daß er nach wie vor das Gesicht im Kissen vergraben hatte, verbarg sein Lächeln, hielt es aber nicht aus seiner Stimme heraus.

"Ich sehe, wir verstehen uns."

"Spiel und Spannung. Ohne die Schokolade."

"Jetzt, wo du es erwähnst…"

Das Rascheln verriet John, daß sich Rodney einen Schokoriegel aus der Nachttischschublade angelte. Effizient wurde die Verpackung aufgerissen und mit dem Weitersprechen nicht erst bis nach dem Schlucken gewartet. "Hatte ich dir...mmm...von Jeannies Mann erzählt? Mmmm...diesem Englischprofessor, der seine Familie langsam verhungern läßt?"

Hinter geschlossenen Lidern verdrehte John die Augen. "Nur ungefähr drei Dutzend Mal..." Die Irrwege, die Rodneys Gedanken nach dem Sex nahmen, waren beizeiten sehr abstrus. Erst neulich hatte er angefangen, noch bevor Johns Puls wieder auf Normalniveau gesunken war, über die Faszination von Frauen mit Schuhen zu philosophieren. Dies hatte wenigstens noch einen gewissen Bezug zu aktuellen Ereignissen.

"Weiß der Himmel", fuhr Rodney fort, "unter welchen Mangelerscheinungen Madison bereits leidet…" Da jegliche Reaktion ausblieb, stupste er den bewegungslosen Sheppard an. "Hey. Ich warte auf brillante Vorschläge, Mr. Ich-hätte-Mensa-sein-können."

"Wenn meine Gehirnzellen gerade etwas langsam arbeiten, so liegt das einzig und allein an dir, *Meredith*."

"Wirst du wohl endlich damit aufhören? Ich möchte ihr nichts schenken, was sie auf der Erde in jedem 7-11 bekommt, also nichts, was irgendwann mal mit der 'Daedalus' angeliefert worden ist. Etwas Besonderes, made in Pegasus. Original von hier, aber kein Kitsch. Es sollte eine Beziehung zu Atlantis haben…aber keine offensichtliche, da ich sie schlecht wissen lassen kann, wo ich arbeite und was ich tue - schlimm genug, daß Tofuman Bescheid weiß."

John biß die Zähne zusammen. Manchmal, aber wirklich nur manchmal... "Wenn ich dich nicht mehr Meredith nenne, hörst du dann auf, ihn so zu nennen?"

"Warum? Es ist eine Tatsache und du weißt, wer gemeint ist. Auf jeden Fall ist er sich hoffentlich klar darüber, daß Jeannie sein Todesurteil unterschrieben hat, und daß er, wenn er sich verplappert -"

"Ich bin mir sicher, er ist sich darüber im Klaren, Rodney."

"Und schlag bitte nicht vor, ihr einen LSD zu schenken mit der Ausrede, es handele sich um einen Gameboy."

John hob entnervt den Kopf vom Kissen und blinzelte Rodney ungehalten an. "Was soll ich deiner Meinung nach vorschlagen, Rodney? Oder besorgen? Ist ja nicht so, als hätten wir ein Toys'R'Us um die Ecke!"

"Nur eine wachsende Wraith-Fastfood-Kette, ich weiß. Billiges Essen, halten Sie nur Ausschau nach dem goldenen W." Er beobachtete, wie John sich langsam auf die Seite drehte, ein genußvoller Anblick mit einladendem Muskelspiel in Rücken, Beinen und dem Abschnitt dazwischen, der so hervorragend in seine Hände paßte. "Ich bin froh, daß zumindest DAS Jeannie erspart geblieben ist. Eine Begegnung mit einem Wraith braucht sie nicht, da bin ich mir sicher."

"Der Tag ist noch nicht zu Ende."

"Ich schwöre dir, wenn Zelenka vor Abflug der 'Daedalus' verkündet, daß", er räusperte sich und versuchte sich an einer schlechten Imitation seines tschechischen Kollegen, "'Basisschiffe im Anflug' sind, drehe ich ihm den Hals um."

"Ist doch nicht seine Schuld, daß er ständig der Überbringer schlechter Nachrichten ist. Wir haben schließlich bewiesenermaßen eine Menge davon."

"In einer weniger zivilisierten Zeit hätte man ihn längst erschossen oder enthauptet. Nein, ich möchte nur nicht, daß noch irgendetwas meiner Schwester die letzten Stunden in Atlantis vermiest."

"Hm, du meinst etwas Schlimmeres als a) ein Loch ins Universum zu reißen und die drohende Vernichtung desselben, b) eine alternative, höflichere und ungemein gut in Leder aussehende Ausgabe ihres Bruders…" Hier konnte er beobachten, wie Rodneys Gesicht sich verdüsterte; auf 'Rod' war er immer noch nicht gut zu sprechen, daran hatte der Sex von eben nichts geändert. "Oder schlimmer als c), das da ist in einer Stadt zu schlafen, die ihre Primärenergiequelle erschöpft hat, um a) und b) zu korrigieren und als Folge dessen nun komplett schutzlos ist?"

"Genau. Ich meine ja nur…bitte keine Wraith. Nicht für die nächsten, hm, Monate…" Damit ließ er sich zurück in die Waagerechte sinken und rutschte näher an John heran, magisch angezogen von seiner Wärme, dem Nachglühen befriedigten Verlangens.

"Das werden lange zwei Monate ohne die 'Daedalus'", räumte John ein, und für einen Moment schwiegen sie, Rodneys Gesicht an Johns Hals vergraben und ihr Atem das einzige Geräusch im Raum. "Fassen wir zusammen: Spielzeug ist nicht gerade der Bestseller in dieser Nachbarschaft. Wir haben andere Verkaufsschlager - würde sich Madison auch über ein Wraith-Betäubungsgewehr freuen? Ich könnte Ronon fragen, ob er sich von seiner Partikel-Magnum trennt. Ansonsten kann er vielleicht ein paar Messer erübrigen."

"Träum weiter, John. Ronon ist mit dem Ding verwachsen. Er verleiht sie ja noch nicht mal." Das 'und erst recht nicht an dich' verkniff er sich, auch wenn es schwer fiel. Es war allgemein bekannt, wie sehr Sheppard mit Dex' wuchtiger Energiewaffe liebäugelte. "Außerdem hätte das zur Folge, daß Jeannie damit bei unserem nächsten Treffen auf *mich* losginge! Sie ist in der Hinsicht sehr konsequent. Als ich ihr erzählte, welch passabler Schütze ich geworden bin, hat sie mir sogar Vorwürfe gemacht…bis ich das Detail 'überlebensnotwendig' erwähnte."

"Bei deinen Ansprüchen an ein 'geeignetes Geschenk' könnten diese Überlegungen lange dauern. Sehr lange." Wenn es nach ihm ginge, würde er die Zeit anders nutzen. Weniger Worte, mehr Handlung. "Wenn die Antiker ihre eigene Version von 'Bob, der Baumeister' hatten, so haben wir sie noch nicht gefunden. Das Zeug, das bei erwachsenen Wissenschaftlern die Augen leuchten läßt - ich meine das strikt im Nicht-Goa'uld-Sinn - und den Spieltrieb wecken, unterliegen leider der Geheimhaltungspflicht." Während er mit einer Hand über Rodneys Rücken streichelte, begann er mit einem gedanklichen Inventar von Atlantis, wanderte im Kopfe von Raum zu Raum...

Rodney kuschelte sich mit einem wohligen Seufzer noch näher an, einen Arm über Johns Bauch gelegt. "Was zum Lesen? Ich könnte ihr Zelenkas letzte Abhandlung über die Solarenergieanlage geben, die wir im Frühjahr für die Athosianer zusammenbasteln wollen. Vom Niveau her knapp über 'Thomas die kleine Lokomotive'. Bettlektüre von einem Vierjährigen für Vierjährige."

"Hat dir schon mal jemand gesagt, daß deine Wertschätzung der Arbeit deiner Kollegen umgekehrt proportional zu deiner Ratlosigkeit und Verzweifelung ist?" Im Geiste war er im Gateraum angekommen, nachdem er sämtliche Labors als potentielle Geschenkquellen verworfen hatte und die Krankenstation sowie Kantine und Sporträume ebenfalls ungeeignet erschienen. Seine Hand auf Rodneys Rücken rieb in sanften Kreisen von den Schulterblättern bis hinunter zum Steißbein, eine Bewegung, auf die Rodney mit einem leichten Erschauern reagierte.

"Ich bin nicht 'verzweifelt'! Und du weist mich in mindestens jeder zweiten Krisensituation höflich darauf hin. Aber wie soll ich deiner Meinung nach nachdenken, wenn du deine Hände nicht bei dir behalten kannst? Ist das die Revanche für vorhin?"

"Ich habe mich nicht beklagt. Und du dich auch nicht."

"Das war vorhin. Jetzt ist jetzt. Los, je eher uns etwas einfällt, desto eher können wir uns dafür belohnen." Er rückte ein Stück von John ab, weit genug, um das Treiben der Hand auf seinem Rücken zu unterbinden, aber nicht weit genug, um den Körperkontakt vollständig zu brechen. "Ob Teyla irgendwas Nettes hat, wovon sie sich spontan trennen kann? Etwas Kleines. Eine Glasperlenkette oder ein Armband…du weißt schon. Glitter. Bunt. Trendy."

"Ein Mädchengeschenk", faßte John zusammen, in einem Tonfall, der so trocken war, daß er staubte.

"Genau."

"Wie war das noch mit 'Madisons Intellekt fördern'?"

"Nun, eigentlich spricht nichts dagegen, klein anzufangen und auf Jeannies mütterliches Können zu vertrauen, bis Madison alt genug für anspruchsvollere Wissenschaft ist. Etwas Nützliches kann ich ihr immer noch mal schenken…so zu Weihnachten."

Johns gehobene Augenbraue hätte Mr. Spock neidisch gemacht. "Eine Laboreinrichtung komplett mit Massenspektrometer?"

"Zum Beispiel. Ich habe sicherlich noch einige Blanko-Bestellformulare aus Area 51…die liefern überall hin, sofern nur die Unterschrift stimmt." Betont würdevoll: "Es geht hier schließlich um meine Nichte."

"Deine *einzige* Nichte."

"Ah-ah, *bislang* meine einzige Nichte. Wer weiß, was Jeannie und Tofuman in den nächsten Jahren noch vorhaben."

John glaubte, etwas in Rodneys Stimme zu hören, und schrieb es zunächst seiner Phantasie zu, bis er sich auf einen Ellbogen stützte und Rodney direkt ins Gesicht sah. Was er dort erkannte, ließ ihn breit grinsen; das Lachen würde er sich aufsparen, bis er Elizabeth davon erzählen konnte. "Du *magst* den Gedanken an weiteren Nachwuchs! Versuch nicht, es abzustreiten, du bist ertappt, *Meredith*! Du *freust* dich, den lieben Onkel spielen zu können."

Natürlich beeilte sich Rodney um Schadensbegrenzung, doch der Lapsus war passiert, da gab es nicht viel zu begrenzen. "Ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, ich würde mich *freuen*, aber -"

"Oooh, doch, ich kann es schon genau vor mir sehen, wie sie zu Weihnachten auf dir herumklettern und du ihnen hilfst, ihre Eisenbahn aufzubauen."

Die Vorstellung war bei weitem nicht so furchterregend, wie er noch vor einigen Jahren behauptet hatte. Im Gegenteil...er mußte eingestehen, daß es durchaus Spaß machen könnte. Aber nur, wenn John dabei war. "Naa", erwiderte er, darum bemüht, seine bröckelnde Fassade aus Desinteresse vor dem Einsturz zu bewahren, "Magnetschwebebahn. So fortschrittlich sollte es schon sein."

"Ein Mini-Puddlejumper mit Fernsteuerung." Jetzt war Johns Grinsen ansteckend.

"Die sie niemals in die Hand bekämen, weil du die ganze Zeit mit dem Ding spielst." Wenigstens hatte John den Anstand, etwas kleinlaut auszusehen und gar nicht erst zu versuchen, es abzustreiten. "Alles hervorragende Ideen. Nur lassen sie sich auf die Schnelle nicht umsetzen. Wir brauchen Alternativen."

John ließ sich zurück in die Kissen fallen. "Bis morgen früh. Vorzugsweise noch heute Abend, denn Caldwell will um 0600 aufbrechen." Rodneys irritiertes Schnaufen überhörte er bewußt.

"Der Mann ist unmöglich, habe ich das in den letzten Wochen schon einmal gesagt?"

"Aber wenigstens hast du bei ihm Erlaubnis, rund um die Uhr die Kantine zu überfallen. Und du darfst das Sandwich sogar mit auf die Brücke nehmen, falls nötig."

Rodney brummte etwas wenig Schmeichelhaftes, das er von Zelenka aufgeschnappt hatte und in dieser Situation für zutreffend hielt, und versuchte, sich so zu drehen, daß er zwar noch Körperkontakt zu John hatte, nicht aber mit dessen kalten Füßen. Mit Johns Arm um der Hüfte war das schwieriger, als es sein sollte. "Erinner mich bitte nicht an Emerson! Und wir sind der Antwort immer noch keinen Schritt näher gekommen. Madison. Geschenk."

"Was uns fehlt, ist ein Souvenirladen. Handgewebte Decken…Pasteten aus Tava-Bohnen…athosianische Schnitzereien und Töpferware…" Bei jedem Aufzählungspunkt glitt seine Hand einige Zentimeter an der Innenseite von Rodneys Oberschenkel hinauf. "Wraith-Handpuppen für den Halloween-Franchise…"

"Würdest du bitte -"

"Bitte…was?"

"Bastard."

"Sorry", murmelte John und als nächstes lag er auch schon über Rodney, die Hände neben dessen Kopf gestützt. "Ich glaube, ich möchte nur möglichst schnell wieder ganz und gar auf *Rod-ney* eingestellt sein…da bedarf es mehr als nur das eine Mal…"

"Ich sehe schon." Auch wenn Rodney gerade Zweifel kamen, ob nicht sein John Sheppard ebenfalls versehentlich ausgetauscht worden war und diese Version, die gerade begann, mit Lippen und Zähnen seinen Oberkörper zu verwöhnen, eigentlich in ein anderes Universum gehörte, entschied er, daß dies nicht der Zeitpunkt war zu protestieren. "Immer diese Ansprüche…"

John verlagerte sein ganzes Gewicht auf eine Hand und legte die andere erst auf Rodneys Brust, um sie dann allmählich tiefer wandern zu lassen. Ja, dies war eine extrem gute Idee. Genau wie die, die ihm gerade für Madisons Geschenk gekommen war. Letzteres konnte noch etwas warten, andere Dinge gingen vor - und würden sehr bald vorbei sein, wenn Rodney weiterhin so enthusiastisch reagierte - und das Geschenk würde mit keinem großen Aufwand verbunden sein. Mit weniger Aufwand als das hier. Er würde sich später darum kümmern. Die erforderliche Ablenkung ließ sich gewiß leicht arrangieren, denn seit letzter Woche wußte er Dinge über Chuck, die dem Wort "Erpressungsmöglichkeiten" eine ganz neue Dimension verliehen. Wie gesagt: später.

"Ah, Leistungsdruck an allen Ecken und Enden…" Rodney hielt den Atem an und grub die Finger beider Hände in die Matratze, versagte sich selbst für den Augenblick noch die Berührung von warmer Haut. Madison, Jeannie und das gesamte Universum, Parallelwelten eingeschlossen, rückten rapide in den Hintergrund. "John..."

"Momentan bin ich nämlich nur an diesem Ende hier interessiert…"

Rodneys letztes Wort in dieser Sache klang nicht im Entferntesten wie ein Nein.

FINIS

slash, fanfic, autor: jimaine 1-100, fandom: stargate atlantis 1-100

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