# 24 - Familie

Dec 16, 2007 18:19

Titel: Allein
Autor: ayrenni
Fandom: King Arthur - generell
Charaktere: Bors
Thema: #24 - Familie
Rating: PG-13
Disclaimer: Mir gehört keiner der Charaktere und ich verdiene kein Geld mit meinen Stories. 
Kurzbeschreibung: Im Film sagt Bors, dass er keine Famlie mehr hat. Diese Story spielt vor Bors Zeit als Ritter. 
Anmerkung der Autorin: Über Kommentare würde ich mich natürlich freuen! Danke an magnificia7!

# 24 - Familie

Allein

Er war 14 Jahre alt, und er hatte alles verloren.

Bors legte die Schaufel weg und betrachtete seine Hände. Sie waren dreckig von der Erde, die er ausgehoben hatte.

Heute war es einfacher gewesen als die Male zuvor. Der Frühling war beinahe vorüber. Der Boden war nicht mehr gefroren.

Er blickte auf sein Werk. Die Grube war gut einen Meter tief, doch weder so lang noch so breit wie die anderen, die er in den letzten Wochen gegraben hatte. Dieses Mal würde eine kleinere reichen.

Er richtete sich auf und schritt auf die Ansammlung kleiner Hütten zu. Eine unnatürliche Stille lag über dem Ort. Doch Bors hatte sich lange daran gewöhnt. Er betrat eine der Hütten.

Sie war sehr einfach eingerichtet, eine Feuerstelle und zwei Deckenlager waren das einzige, nennenswerte Inventar. Auf einer der Decken lag ein Mädchen.

Es wa r wohl keine 6 Jahre alt, doch sein Gesicht wirkte ausgezehrt und bleich, die langen, goldbraunen Locken stumpf und ungepflegt. Seine Augen waren geschlossen und es lag reglos da.

Für einen kurzen Moment war Bors sich fast sicher, dass er nur zu ihm gehen und es leicht zu berühren brauchte, um es zu wecken. Doch er wusste, dass das nicht der Fall war. Es hatte heute Morgen nicht geatmet und das würde es auch jetzt nicht tun. Nie mehr.

Bors ging zu dem Mädchen und hob es auf. Sein Körper w ar federleicht, die Krankheit hatte ihm alles abverlangt und er hatte nicht verhindern können, dass es stetig dünner und kraftloser wurde.

Er hatte es nicht retten können, genauso wenig wie die anderen.

Bors trug es hinaus. Die Sonne schien. Wie um ihn zu verhöhnen, war heute der erste wirklich warme Tag des Jahres.

Das erste Mal war der Himmel nicht voller Wolken, sondern blau und strahlend. Blumen blühten auf den Wiesen, zwischen dem grünen Gras, das sich meilenweit in alle Richtungen erstreckte.

Als er bei der Grube angelangt war, versuchte er, seine wertvolle Last so sacht und vorsichtig wie möglich abzulegen - als wolle er sie nicht aufwecken.

Einige Zeit stand er reglos da, seine Augen auf das Mädchen gerichtet. Hätte er noch an irgendeinen Gott geglaubt, er hätte in diesem Moment gebetet, für das Mädchen und all die anderen.

Dann begann Bors langsam, den Haufen neben der Grube abzutragen. Schaufel für Schaufel warf er die Erde auf die Leiche seiner Schwester.

Die Grube - das Grab - füllte sich, der zierliche Körper verschwand langsam aber stetig unter der Erde.

Als er fertig war, verriet nur der kleine, braune Hügel im Gras, was geschehen war. Bors' Blick fiel auf die Hügel neben dem Grab seiner kleinen Schwester. Einundzwanzig. Eine ganze Sippe, die ausgelöscht worden war.

Auf einigen Gräbern wuchs bereits Gras. Die teuflische Krankheit war letzten Herbst ausgebrochen. Einige Pferde hatten sich seltsam verhalten und waren aus unerklärlichen Gründen gestorben.

Der Onkel seines Vaters war der erste Mensch gewesen, der daran starb. Bors konnte sich noch gut daran erinnern, wie er mit seinem Vater und einigen anderen Männern der Sippe das erste Grab ausgehoben hatte.

Es war nicht überraschend gekommen. Rago war alt gewesen, seine Frau war schon seit Jahren tot. Keiner von ihnen hatte das Ausmaß dieser Krankheit damals auch nur ansatzweise geahnt. Keiner von ihnen hatte geglaubt, dass zwischen dem Tod der Pferde und Ragos Tod eine Verbindung bestand.

Doch schon kurze Zeit später hatten weitere Pferde und einige Verwandte von Bors dieselben Symptome gezeigt. Onkel, Tanten, Cousinen und schließlich auch seine ältere Schwester waren gestorben.

Sie war wunderschön gewesen und Bors hatte sie abgöttisch geliebt. Als er klein war, hatte sie ihn gepflegt, wenn er krank war, hatte ihn abends zu Bett gebracht, wenn er - nach einer besonders gruseligen Geschichte seines Großvaters - nicht einschlafen konnte.

Bors Mutter war schon früh gestorben und zu der zweiten Frau, die sein Vater sich genommen hatte, hatte er nie die enge Beziehung wie zu seiner Schwester gehabt.

Er hatte nie geglaubt, dass sie vor ihm sterben könnte. Immerhin war er es, der noch in diesem Jahr zum Kriegsdienst berufen werden würde.

Doch auch für sie hatten sie ein Grab ausgehoben. Der Boden war gefroren gewesen und die Arbeit härter, als Bors es sich jemals hatte vorstellen können.

Doch sie war nicht die Letzte gewesen. Das Sterben um Bors herum war weitergegangen, bis schließlich auch sein Vater eines Morgens zu kraftlos und matt war, um aufzustehen. Bors hatte es nicht für möglich gehalten, dass sein Vater an einer Krankheit sterben würde.

Er war immer so stark gewesen - ein Krieger. Er hatte 15 Jahre römischen Kriegsdienst überlebt und für Bors stand es immer fest, dass er eines Tages im Kampf mit einem anderen Stamm sterben würde. Er hatte immer dieses Bild vor Augen: Sein Vater, der tapfer und furchtlos in den Kampf ritt.

Doch er hatte hilflos mit ansehen müssen, wie sein Vater von einem unsichtbaren Gegner besiegt wurde. Wie auch alle anderen, bis nur noch seine Schwester Alisa und er selbst am Leben waren.

Auch wenn Bors seine Stiefmutter niemals hatte akzeptieren können, das kleine Mädchen hatte er geliebt und in sein Herz geschlossen.  Sie war lieb und verträumt gewesen - es gab keinen, der sie nicht gemocht hätte.

Er hatte aufrichtig gehofft, dass das Sterben nun ein Ende hätte. Er hatte sich schon mit Alisa auf den Weg machen wollen, um einen befreundeten Stamm zu suchen und dort Schutz zu erbitten, für sich und seine Schwester, als auch Alisa zu husten und zu fiebern begann.

Er hatte sofort gewusst, dass es noch nicht zu Ende war. Und von diesem Moment an war es Bors völlig egal, ob er sich ansteckte. Ihm war es egal, ob er starb. Er hatte nichts und niemanden mehr, für den es sich lohnen würde zu leben.

Er kümmerte sich rührend um Alisa, versuchte, sie zum Essen zu bewegen, ihre Schmerzen zu lindern und sie zu unterhalten, so gut er es vermochte.

Doch er wusste, dass er keine Chance hatte. Sie würde sterben, so wie alle anderen auch.

Und heute Morgen, hatte er entdeckt, dass sie nicht mehr atmete. Also hatte er das letzte Grab ausgehoben.

Er wusste nicht, warum er als einziger verschont worden war und ob er dankbar dafür sein sollte. Er wusste nur, dass er völlig allein auf der Welt war

Er war 14 Jahre alt und er hatte alle verloren, die er liebte. Jetzt konnte er nur noch warten. Warten, bis die Römer ihn fortbrachten.

Er würde nicht mehr hierher zurückkehren.

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