Aug 26, 2012 12:13
Gestern war ein sehr sehr trauriger Tag. Die meisten werden es wahrscheinlich schon in den Nachrichten mitbekommen haben: Gestern ist einer sehr erfahrenen Tierpflegerin im Kölner Zoo leider ein tödlicher Fehler unterlaufen. Scheinbar hat sie es vor ihren Reinigungsarbeiten versäumt den Tigerkater Altai richtig abzusperren, was dazu führte, dass dieser sie anfiel und mit einem Biss in den Hals niederstreckte.
Um die schwer verletzte Pflegerin schnellst möglich behandeln zu können, blieb dem Zoodirektor Herrn Dr. Pagel nichts anderes übrig, als seinen geliebten Tiger zu erschießen. Es ist tragisch, aber in diesem Moment zählte jede Sekunde. Wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, das Leben des Tigers zu schonen und gleichzeitig alles Mögliche zu versuchen das Leben der Pflegerin zu retten, dann hätte er sicher diese Möglichkeit gewählt - aber es gab sie nicht. Viele Leute haben sich beschwert, man hätte den Tiger doch betäuben können ... aber wenn dort eine schwer verletzte Frau am Boden liegt und verblutet kann man nicht erst ewig lang versuchen einen unter Andrenalin stehenen Tigerkater schlafen zu legen. Herr Pagel hat richtig gehandelt und es war mit Sicherheit nicht einfach für ihn. Und leider hat sein Einsatz trotz allem nicht ausgereicht, um das Leben der Kollegin zu retten. Sie ist ihren Verletzungen erlegen.
Ich möchte hiermit mein Beileid für die Familie und Freunde der Tierpflegerin aussprechen, die gestern einen geliebten Menschen verloren haben. Und ich trauere auch um Altai. Niemand ist ihm böse für das, was er getan hat und niemand hat seinen Tod gewollt. Es war einfach nur ein tragisches Drama, aus dem nur Verlierer hervor gegangen sind. Mein Beileid auch an Herrn Pagel, der mit Sicherheit gestern den schlimmsten Tag seines Lebens erlebt hat und sowohl eine liebe Freundin und Kollegin als auch eines seiner Tiere verloren hat. Zudem muss er nun die vollkommen haltlose Kritik von irgendwelchen möchtegern-Tierschützern und Gutmenschen ertragen, die meinen von ihrer Couch aus besser über die Situation urteilen zu können als er.
Es ist außerdem eine Frechheit und vollkommen respektlos, wie manche Leute diese Tragödie als Anlass für Grundsatzdiskussionen über die Haltung von Raubtieren in Zoos und den Nutzen von Zoos allgemein nutzen. Es sind gestern eine Frau und ein wundervolles Lebewesen von uns gegangen. Bitte führt diese Diskussionen zu einem anderen Zeitpunkt und nicht in einer Zeit der Trauer.
Die ganze Geschichte hat mich einfach zutiefst getroffen. Ich fühle mich diesem Zoo total verbunden und wollte gestern sogar noch dorthin gehen. Für gestern Abend war eigentlich die Audi Sommernacht geplant, in der der Zoo nochmal abends von 19 bis 24 öffnet, um den Besuchern einen Einblick in das Nachtleben der Zoo Bewohner zu geben. Damit wollte ich meinen gelungenen Studienabschluss feiern. Natürlich ist diese Veranstaltung aus gegebenem Anlass ausgefallen. Ich werde aber bestimmt im Laufe der nächsten Woche einen kurzen Abstecher zum Zoo machen und dort ein paar Blumen niederlegen - für Ruth und Altai. Gestern war ich einfach zu geschockt. Erst heute morgen bin ich wach geworden und in Tränen ausgebrochen, weil mich die Trauer um Ruth und Altai überfallen hat - und die Wut über Menschen, die in so einer Situation auch noch Steine werfen.
Ich habe noch viel zu erzählen ... über meine Prüfung am Mittwoch, wie ich den Abschluss bisher gefeiert habe und darüber, wie ich den gestrigen Abend alternativ verbracht habe. Aber gerade bin ich dazu einfach nicht in Stimmung.
Ruhe in Frieden Ruth.
Ruhe in Frieden Altai.
Ich bin in Gedanken bei allen Angehörigen.