Hey everyone!
Something new. No slash, pretty gen. What's the world coming to? H-anyways ... Enjoy! And you'll let me know what you think, yes?
title: Auf der Aachener Straße nachts um halb Eins
author:
rotschopfpairing: none, unless you want to read something between the lines.
characters: René Adler, Simon Rolfes, Patrick Helmes, Stefan Kießling, Manuel Friedrich & special guest Jule (Adler's girlfriend)
rating: R
language: German (new rules), some slang
warnings: total crack, really foul language, inebriated people (okay, three people are completely trashed), damage to property
disclaimer: still not my pleasure slaves, and I so don't want to accuse any of the boys of doing anything like this *tries to look innocent*
beta:
louphoenix, thank you so much! *hugses*
archive:
drow_footie,
manndecker,
adlerhorstfeedback: yes, hit me! harder!
summary: Mit n paar Bier zu viel kommt selbst ein Ex-Kölner auf sehr dumme Ideen. [With a few beer too much, even a former Cologne player gets some very strange ideas.]
Wie immer gibt's den Rest meiner Verbrechen auf
drow_footie A/N: Dieses Etwas ist
swizzley gewidmet, weil es aus einer Unterhaltung mit ihr entstanden ist.
~o0o~
"Ihr spinnt doch!", meinte Simon genervt, stieg aber trotzdem artig in Renés weißen Audi ein. Was hätte er auch sonst machen sollen? Die Chaoten alleine lassen? Immerhin bestand ja noch die Möglichkeit, sie von ihrem Vorhaben abzubringen, und er war immer noch der Kapitän dieser Chaoten. Auf dem Platz zumindest.
"Ach, komm schon", erwiderte Patrick gut gelaunt, aber mit einem leichten Lallen in der Stimme. "Das wird mit Sicherheit lustig!"
"Genau!", meldete sich Stefan vom Beifahrersitz und stieß mit Patrick mit den Flaschen Beck's Gold an, die sie irgendwie noch aus der Bar geschmuggelt hatten.
Simon schnaubte, verschränkte die Arme vor der Brust. "Von dir, Paddy, hätte ich das nicht erwartet. Genau von dir nicht."
"Wieso? Nur weil ich da mal gespielt hab und immer noch mit meinem FC Koffer zur Natio fahre, oder was? - Ey, Adel, fahr mal an die Tanke da. Wir brauchen Bier."
René seufzte ergeben und bog aber wie gewünscht ab. "Ihr wartet hier, weil euch verkaufen die sowieso nix mehr."
"Mich wundert es eh, dass du da mitmachst!", raunze Simon, zog die Stirn in Falten.
"Mein Gott, Simon, stell dich doch nicht so an! Mal abgesehen davon bin ich der Einzige hier, der nüchtern ist. Also, bis gleich", sprach er und ward erst einmal nicht mehr gesehen.
Simon hob die Hände in stiller Kapitulation, lehnte sich zurück und versuchte zu ignorieren, dass Manuel neben ihm völlig aus dem Takt und richtig schief »Schwarze Natascha« summte. Manchmal dachte er wirklich, dass er nicht der Kapitän einer Bundesligaprofimannschaft war, sondern Betreuer einer Krabbelgruppe für Ein- bis Dreijährige. War nicht eigentlich Stefan für dieses Alter zuständig?
"Auch wenn ich blau bin, Manu, ja?", maulte Stefan, schnippte gegen Manuels Stirn. "So falsch musste nun auch nicht summen."
"Ich summe nicht falsch!"
"Doch, tust du", murmelte Simon, handelte sich damit einen Ellbogencheck von Manuel ein. "Aua! Verträgst du jetzt die Wahrheit nicht mehr, oder was?"
"Das ist keine Wahrheit. Das ist eine Verleumdung", meinte Manuel, aber zumindest hörte er auf zu summen. Stattdessen fing er an, genauso neben dem Takt gegen die Fensterscheibe zu klopfen.
Simon wollte schon etwas sagen, als René wiederkam und jeweils ein Sixpack Beck's in Patricks und Stefans Armen deponierte. "Bist du bescheuert? Die sind doch schon dicht genug!"
René zuckte mit den Schultern und stieg wieder ein. "Waren im Angebot", sagte er mit einem breiten Grinsen, bevor er wieder losfuhr.
Simon wischte sich durchs Gesicht, sich sehr wohl der bierseligen Mienen fast aller Anwesenden bewusst. Das konnte ja heiter werden ...
10 Minuten später ...
"Da simma dabei, dat is priiimaaa! Scheiß auf Coloniaaa! Wir lieben das Leben, die Liebe und die Lust! Wir glauben an den Fußballgott und gehn jetzt in den Puff!", grölten Stefan, Patrick und Manuel, während Simon sich die Ohren zuhielt, um zumindest einen Teil des Lärmpegels zu dämpfen. Wenn das so weiter ging, mussten sie sich keine Sorgen darum zu machen, ob sie erwischt wurden. Die Frage war dann eher wann.
"Ey, Jungs, seid doch ma ruhig hier!", brüllte René, klapste Stefan mit der flachen Hand auf den Hinterkopf. "Der Audi ist zwar leiser als der Aston, aber mit eurem Gegröle brauch ich mir meine zwölf Zylinder nicht mehr vorstellen!"
"Was ich schon immer mal sagen wollte", gluckste Patrick, der verzweifelt versuchte, sich der kitzelnden Finger Manuels zu entziehen, der inzwischen quer auf Simon lag. "Wenn ich's nicht besser wüsste, Adel, ja? Dann könnte man glatt meinen, du hast dir die Karre als Schwanzersatz gekauft."
Simon ächzte auf, als René mitten auf der Aachener Straße eine Vollbremsung hinlegte. Mit quietschenden Reifen und zwei Meter Bremsspur. Mindestens, und er war in diesem Moment wirklich froh, dass er fast automatisch die Arme um Manuel geschlungen hatte. Das wäre sonst unangenehm geworden, auch wenn Manuel immer noch angeschnallt war.
René drehte sich zu Patrick um, und für einen Moment war es totenstill, aber Simon konnte sich das Lachen kaum verbeißen, als er das kleine, sadistische Lächeln auf Renés Gesicht bemerkte. Dieses Lächeln konnte eigentlich nur eines bedeuten: Patrick würde innerhalb der nächsten zwei Minuten einen halben Meter unter dem Sitz verschwinden. Mindestens.
"Woher willst du das besser wissen?", fragte René zuckersüß, und Simon wusste genau, dass Patrick viel zu betrunken war, um diesen ganz speziellen Unterton aus Renés Stimme herauszuhören.
"Ach, komm schon, René! Du rennst mindestens zweimal am Tag nackt an mir vorbei! Da fällt einem so was doch auf!", erwiderte Patrick mit einem breiten Grinsen und prostete Stefan zu, der sich allerdings auch verdächtig auf die Lippe biss.
Simon tat es ihm gleich, als René auch noch eine Augenbraue hochzog. Er vermutete stark, dass Patrick nicht wusste, wie schön er René gerade ins Netz gegangen war.
"Ja, ich laufe ein paar Mal am Tag nackt an dir vorbei", schnurrte René, leckte sich über die Lippen. "Aber in der Regel fallen die Schwänze anderer Männer nur den Kerlen auf, deren Arsch auch was damit anfangen kann."
Wie Simon vermutet hatte, fing Patrick an, wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft zu schnappen und gleichzeitig zu versuchen festzustellen, wie ernst René seine Aussage meinte. "Ab-- Aber -- Das war doch nich so gemeint, Alter!"
René wiegte den Kopf hin und her. "Schade. Mein Schwanz hat sich schon sehr auf eine Verabredung mit deinem Arsch gefreut", erwiderte René mit einem anzüglichen Grinsen, ließ seinen Blick mehr als auffällig über Patrick gleiten. "Manu, geh mal aus der Sonne! Ich kann mir Paddy ja gar nicht richtig ansehen!"
Manuel rappelte sich auf, hob entschuldigend die Hände. "Sorry, wollte nicht stören", hickste er.
Simon musste wirklich alles an Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht loszubrüllen vor Lachen, vor allem, nachdem Patrick nun in der Tat anfing, unter Renés mehr als eindeutigem Blick unter den Beifahrersitz zu rutschen. Eigentlich konnte Patrick einem leid tun, aber auf der anderen Seite hatte er sich die Suppe auch selbst eingebrockt.
"Mann, Paddy, jetzt stell dich nicht so an!", kicherte Stefan. "So schlimm ist es nun auch nicht, mit René ins Bett zu gehen. Wirklich nicht."
Patrick riss die Augen auf, sowohl ob des Kommentars als auch wegen des Luftkusses, den René Stefan zuwarf. "Jederzeit, Kies, ne?"
"Nö, schlimm ist das nicht, außer wenn man dabei 'n gefühlten halben Meter über der Erde baumelt, weil man »zu klein« ist", warf Manuel fröhlich ein, und allein der Schmerz in seiner Hand, der daher kam, dass Manuel richtig fest zudrückte, hielt Simon davon ab, sich lachend über die Mittelkonsole zu werfen.
"Kann ich nur beipflichten", sagte jetzt auch Simon - einfach, weil er etwas sagen wollte. "Wobei ich mich immer noch frage, was die Putzfrau so zu den Spermaflecken an der Wand gesagt hat."
Jetzt verschwand Patrick endgültig den gefühlten halben Meter unter dem Beifahrersitz, sah einen nach dem anderen fast verängstigt an. Plötzlich runzelte er die Stirn. "Ihr verarscht mich doch", sagte er leise, vorsichtig, und Manuel war der erste, der zu kichern anfing. "Ey, ihr verarscht mich doch, ihr Schweine!"
Jetzt gab es für Patrick kein Halten mehr, und weil Simon und Manuel nun einmal neben ihm saßen, warf er sich auf die beiden. Allerdings quiekte er dann doch sehr unmännlich, als sowohl René als auch Stefan anfingen, seinen Hintern zu begrapschen. "Ey, Finger von die Dinger!"
"Wieso?", fragte Stefan unschuldig, und fast hätte Simon ihm das auch abgenommen. "Wenn du uns deinen Arsch schon so schön vor die Nase hältst ..."
Bevor Simon oder Manuel reagieren konnten, hatte sich Patrick wieder ordentlich hingesetzt. Oder zumindest so ordentlich, wie ein Betrunkener sich hinsetzen konnte. "Gut, dann setz ich mich eben wieder drauf."
"Ist auch besser. Wir sind gleich da", meinte René und fuhr wieder los. Keine fünf Minuten später, in denen es fast schon zu ruhig war, hielt René vor dem Rhein-Energie Stadion. "Ich will keinen Mucks hören von euch, und wer 'ne Flasche mitbringt, darf nach Hause laufen", sagte er bestimmt, und Simon konnte ihm da nur beipflichten.
Wieso waren sie überhaupt hier? Hatte er nicht eigentlich vorgehabt, die Chaoten von ihrem irrwitzigen Vorhaben abzubringen? Na ja, was sollte es? Mitgefangen, mitgehangen.
Mit einem flauen Gefühl im Magen krabbelte er hinter Patrick aus dem Auto und wäre dabei fast auf die Nase geflogen. Alkohol und Sauerstoff in Kombination waren eben doch keine gute Idee, und auch Patrick sah relativ grün um die Nase aus.
"Und jetzt?", fragte Simon in die Runde, bevor er von René unsanft zur Seite geschoben wurde.
"Jetzt kleb ich meine Nummernschilder ab", sagte René beiläufig und holte nebst einer Rolle Gaffatape eine Metallsäge aus dem Kofferraum, die er Patrick in die Hand drückte.
Simon kratzte sich am Kopf. "Frage, Adel. Wieso hast Du eine Metallsäge in deinem Kofferraum?"
"Weil man so was immer dabei hat?" René schloss den Kofferraum, kniete sich hin und begann damit, sein Nummernschild abzukleben.
"Ah ja. Und warum klebst du dein Nummernschild ab?"
René sah Simon mitleidig an. "Weil ich keinen Bock drauf hab, identifiziert zu werden, wenn wir erwischt werden?"
Das klang sogar ansatzweise logisch, aber okay. René war ja auch noch nüchtern.
"Und wieso darf ich mein Bier nicht mitnehmen?", maulte Stefan, bevor er seine Flasche in einem Zug leerte und fast im gleichen Moment verdächtig gegen den Audi schwankte. "Ich hab Beine, ich schwör!", lallte er, grinste dämlich.
René grinste und stand auf, als er offenbar mit dem Abkleben seiner Kennzeichen fertig war. "Ja, hast du, und ziemlich hübsche noch dazu."
Stefans Grinsen wurde noch eine Spur breiter und dämlicher, während Patrick irgendetwas von 'Verarschen kann ich mich selber.' murmelte.
René nickte zufrieden, bevor er sich gegen die Beifahrertür lehnte. "Okay, ich bleib hier am Auto."
"Entweder gehen wir alle oder keiner", maulte Manuel, trank sein Bier ebenfalls aus.
"Ach ja? Und wenn wir, sagen wir, erwischt werden?", erwidert René süffisant.
"Du bist doch bloß feige, Adel! Es könnte ja dein Ruf als Deutschlands liebstes Kind ruiniert werden", gab Patrick ebenso süffisant zurück, und Simon wusste, ohne hinzusehen, dass Patrick gewonnen hatte. Wenn René etwas nicht leiden konnte, dann als feige bezeichnet zu werden.
Das Klicken des elektronischen Schlosses bestätigte ihm dieses nun. "Wenn wir erwischt werden, Paddy", knurrte René leise, baute sich vor Patrick auf, "dann zahlst du meine Disziplinarstrafe, klar?"
Patrick nickte, klopfte René auf die Schulter und bedeutete dann dem Rest, ihm zu folgen. Simon wollte ihn schon fragen, wo er denn hinwollte, als Patrick vor einer doch sehr massiv aussehenden Gittertür stehen blieb.
"Du willst die jetzt aber nicht durchsägen, Paddy, oder?", fragte Manuel leicht panisch und sah sich um. "Das würde man nämlich hören."
"Quatsch." Patrick griff nach der Tür und zog sie langsam aus den Angeln. "Ha! Wusst ich's doch, dass die nie gerafft haben, dass wir die Bolzen rausgemacht haben", sagte er triumphierend, zog die Tür soweit auf, dass jeder hindurch passte.
"Wer hat die Bolzen rausgemacht?", murmelte Stefan, stützte sich mehr oder minder geschickt auf René ab.
"Sinke und ich. Ihr wisst schon. Schäferstündchen im Mittelkreis?"
René zog wieder eine Augenbraue hoch. "Na toll. Mit Sinke poppst du im Mittelkreis, und bei mir schreiste Vergewaltigung. Schönen Dank auch."
Patrick rollte mit den Augen. "Doch nicht so, du Idiot! Mit unseren Freundinnen!"
"Leute, wollen wir hier diskutieren, wer auf wessen Arsch steht oder wer wessen Arsch schon gevögelt hat--"
René schrie leise auf, als Stefan ihm in die Schulter biss, um sein Lachen zu unterdrücken. "Spinnst du?", fauchte er, schob Stefan von sich, der daraufhin rückwärts auf den Boden taumelte und kichernd sitzen blieb.
Stefan sah zu René auf, nur um gleich darauf wieder loszuprusten. "V-- Vö-- Vögääln!"
René stöhnte genervt auf. "Ja, ganz toller Wortwitz, Kies. Wir haben alle gelacht, uns prächtig amüsiert, also kannst du auch wieder aufstehen, bevor ich dich ins nächste Jahrhundert vögel."
Stefan, der sich zumindest wieder auf seine Knie berappelt hatte, schlug die Hand vor seinen Mund, um nicht wieder laut loszulachen und etwaiges, herumstreunendes Sicherheitspersonal auf ihre kleine Gruppe aufmerksam zu machen. "Das versprichst du mir schon seit zwei Jahren, René, und mein Arsch ist immer noch Jungfrau."
"Ja, weil ich mir keine blauen Flecken an deinem knochigen Gestell holen will", brummelte René und half Stefan auf die Beine, bevor er den schwankenden Kollegen Friedrich und Helmes ins Innere des Stadions folgte.
Stefan sah Simon an. "Der hat mich grade beleidigt, oder?"
Simon konnte nur grinsend nicken und dann einem verdammt schnellen Stefan Kießling hinterherrennen, der verzweifelt versuchte, René umzuschubsen. Das konnte ja wirklich heiter werden.
Fünf Minuten später saß Simon zusammen mit René auf der Tribüne und fragte sich zum wiederholten Male, warum er nicht versucht hatte, diesen blöden Plan zu unterbinden. Er war schließlich der Kapitän. Okay, wenn er es sich recht überlegte, war, bis auf Tranquillo, der komplette Mannschaftsrat anwesend und gerade dabei, die Torpfosten des Rhein-Energie Stadions anzusägen.
Oder vielmehr hielten Manuel und Stefan den Torpfosten fest - oder hielten sie sich daran fest? - während Patrick versuchte zu sägen. So ganz wollte ihm das aber nicht gelingen, da er nach spätestens zwei Strichen immer wieder vor Lachen auf dem Hintern landete, was ihm natürlich die blöden Kommentare von Stefan und Manuel einbrachte.
Und es kam, wie es kommen musste. Simon hatte gewusst, dass das passieren würde. Irgendwie. Mit einem Mal war das Stadion hell erleuchtet, als die Flutlichtanlage eingeschaltet wurde.
"Oh, Scheiße!", fluchte Patrick, und Simon sah nur noch, wie die drei auf sie zugesprintet kamen - in für besoffene Personen erstaunlich geraden Linien, über die Balustrade sprangen und die Treppe hinaufrannten. "Raus hier! Sonst machen wir gleich Bekanntschaft mit 'n paar sehr scharfen Kötern!"
"Ich wusste, dass du ein Schwein bist!", brüllte René hinter Patrick her, bevor er Simon an der Hand packte und ihn wie einen nassen Sack hinter sich herzog.
In Rekordzeit waren sie wieder unten an der Gittertür - das Gebelle von mindestens drei Hunden und das typische Geräusch von harten Gummisohlen auf Betonboden im Ohr - zwängten sich hindurch und rannten zu Renés Wagen.
Simon musste René im Nachhinein Recht geben. Es wäre in der Tat besser gewesen, wenn er am Auto gewartet hätte.
"Fahr los, Mann!", raunzte Patrick, sah sich immer wieder nach dem herannahenden Sicherheitspersonal um.
"Sei froh, dass ich Autofahren kann, Paddy, und halt die Klappe", knurrte René, ließ den Motor an und drückte aufs Gas. Mit quietschenden Reifen und zwei Meter Beschleunigungsspur. Mindestens.
"Ihr habt doch echt nicht mehr alle Nadeln an der Tanne", murmelte Simon, als er sich endlich angeschnallt hatte.
Patrick lehnte sich an ihn. "Ach, komm schon, Simon! War doch lustig!"
"Ja. Sehr lustig. Noch lustiger wäre es gewesen, wenn sie uns erwischt hätten", fauchte Simon, schob Patrick wieder auf seine Seite.
"Sei nicht so, Simon", meinte René schließlich, sah ihn im Rückspiegel an. "Ist nichts passiert, also können wir drüber lachen, oder?"
Stefan nickte. "Find ich auch. Ist ja nicht so, dass wir jetzt groß was gemacht hätten."
"Nee, nur die Torpfosten im Rhein-Energie Stadion angesägt. Habt ihr eigentlich beide geschafft, oder nur einen?" Wenn sie dafür vielleicht doch gerade stehen mussten, wollte Simon zumindest wissen, ob es sich gelohnt hatte.
"Aber klar doch", antwortete Manuel mit einem leicht psychopathischen Ausdruck in den Augen. "Sollen ja auch was davon haben, nicht wahr?"
Patrick schnaubte und lehnte sich bequem in seine Ecke. "Adel, wo soll ich dir eigentlich deine Säge hinlegen?", fragte er schließlich, und Simon fragte sich, wie Patrick soviel klaren Verstand zusammengekratzt hatte, um das Corpus Delicti nicht im Stadion zurückzulassen.
"Lass sie einfach im Innenraum liegen." Zu Simons Überraschung bog René nicht Richtung Leverkusen ab, sondern in die Richtung seiner neuen Räumlichkeiten mitten in Köln. "Und weil ich jetzt zu faul bin, euch Ärsche einzeln nach Hause zu fahren, pennt ihr bei mir."
Stefan sah René überrascht an. "Is' Jule nicht grad zu Besuch?"
René nickte. "Ja, und?"
"Was sagt Jule dazu?"
"Was soll sie schon dazu sagen? Sie wird wohl, mal wieder, die Flucht vor euch besoffenen Chaoten ergreifen."
Simon musste unwillkürlich grinsen. War ja wirklich nicht das erste Mal, dass sie völlig besoffen bei René zu Hause aufschlugen, und heute war bestimmt auch nicht das letzte Mal. Nur gut, dass sie morgen trainingsfrei hatten.
René parkte seinen Wagen direkt vor der Tür. "So, raus mit euch."
Allgemeines Gemurre war die Folge, aber schließlich und letztendlich standen sie zu fünft und ziemlich verlegen vor einer schlaftrunkenen Jule, die sie entgeistert ansah.
"Ey, nee, oder?", sagte sie auch sofort einigermaßen angesäuert, bevor sie die Hände hob. "Ich ... schlaf bei Tascha", fügte sie hinzu, bevor sie wieder im Schlafzimmer verschwand.
"Ab mit euch ins Bad. Ich will keinen von euch mit ungeputzten Zähnen in meinem Bett haben", brummte René gutmütig, während er sich die Schuhe auszog.
"Ich bin dann weg, ne", sagte Jule im Vorbeigehen, aber nicht ohne René zärtlich in die Seite zu boxen. "Ruf mich an, wenn die Luft wieder rein ist."
René zog sie kurz an sich und umarmte sie. "Mach ich. Grüß Tascha."
"Jupp, mach ich. Bis morgen", sagte sie noch, bevor sie verschwand.
"Also, wenn ich's nicht besser wüsste, René, könnte man meinen, Jule sei deine kleine Schwester", bemerkte Simon mit einem äußerst amüsierten Unterton, aber er ernte von René dafür nur ein Schulterzucken.
"Unser Verhältnis ist wohl ähnlich, ja", erwidert René ungerührt, streckte sich, bis jeder einzelne Wirbel knackte. "Okay, ich würd meine kleine Schwester nicht ficken, wenn ich eine hätte."
Simon schüttelte den Kopf. "Moment. Euer Verhältnis ist ähnlich? Was? Hab ich da was verpasst?"
René lachte leise, funkelte Simon vergnügt an. "Jule ist die beste Freundin, die ich mir wünschen kann."
Bevor er etwas auf diese doch sehr eigenartige Aussage erwidern konnte, taumelten Manuel, Stefan und Patrick wieder in den Flur. Patrick zögerte auch keine Sekunde und schob den schwankenden Kollegen Kießling direkt in Renés Arme.
"Da. Dein besoffenes Kuscheltier will Liebe", brummte Patrick, bevor er Manuel hinter sich her ins Schlafzimmer zog. "Wir wärmen schon mal die Decken an."
"Äh ...", sagte René etwas perplex, tätschelte Stefan, der sich leise schniefend an ihn klammerte, auf den Rücken. "Stefan? Du müsstest mich loslassen, damit ich mir auch die Zähne putzen kann."
"Will nicht", kam auch die prompte Antwort, und Simon hatte den Eindruck, dass Stefan seine Arme noch etwas fester um René schlang.
René seufzte indigniert. "Ich trag dich jetzt sich nicht durch die Wohnung."
"Ich fürchte, du wirst ihn mit ins Bad nehmen müssen", meinte Simon, bemüht, sein Kichern zu unterdrücken.
Das Bild, dass seine Kameraden abgaben, war aber auch zu niedlich: René, der verzweifelt versuchte, sich aus Stefans Umklammerung zu befreien, und Stefan, dem seine momentane Position mehr zu gefallen schien, als allen Anwesenden lieb war.
"Warum ich?", wimmerte René, schaffte es endlich, Stefan auf eine Armeslänge Abstand zu bringen. "Dann komm eben mit ins Bad, aber dann mach das gefälligst auf deinen eigenen Füßen."
"Die tun weh."
"Ist mir egal. Du bist Fußballer und keine Heulsuse. Punkt", raunzte René genervt, was zur Folge hatte, dass Stefan ihn wie ein getretener Hund ansah, und dieser Blick zog bei René immer. Ohne Ausnahme. "Meine Güte, dann komm halt wieder her!"
Simon konnte sich das leise Lachen wirklich nicht mehr verkneifen. Es war einfach ein Bild für die Götter, wie sich Stefan mit einem strahlenden Grinsen wieder an René schmiegte und sich von ihm ins Bad halb zerren, halb tragen ließ.
Es stellte sich allerdings als ausgesprochen schwierig für René heraus, sich die Zähne zu putzen und die Kontaktlinsen herauszupulen. Stefan hing an seinem Rücken wie ein Klammeräffchen und war selbst dann nicht gewillt, einen Millimeter von René abzurücken, als dieser noch mal aufs Klo ging. Simon hoffte nicht zum ersten Mal, dass Stefan sich wenigstens einmal daran erinnern könnte, wie er sich im Suff aufgeführt hatte. Dann hätte er wenigstens endlich etwas, womit er Stefan aufziehen könnte.
Aber nein. Stefan wusste am nächsten Morgen angeblich von nichts mehr. Angeblich. Manchmal war Simon sich da nicht so sicher.
"Ab ins Bett mit uns", murmelte René, verzog das Gesicht, als Stefan sich an ihm festkrallte. "Ja, du darfst auch mit. Mann, Stefan, warum musst du immer so viel saufen?"
"Daran bist du nicht unschuldig", sagte Simon, piekte René in die Seite. "Du hast ihm doch noch das Bier in die Arme gedrückt!"
"Ja, hab ich. Ich hab ihm aber nicht gesagt, dass er den Sixpack noch hinterherkippen soll."
Auch wieder wahr.
Er öffnete die Tür zu Renés Schlafzimmer und hätte beinahe wieder laut losgelacht. Patrick und Manuel lagen zusammengerollt und aneinander geschmiegt unter der Bettdecke und waren für den Rest der Nacht für die Welt verloren. Änderte aber leider nichts an der Tatsache, dass Patrick schnarchte, als ob er noch heute Nacht einen Großteil des kanadischen Waldbestands vernichten wollte.
René seufzte. "Sägewerk, oder was?" Vorsichtig setzte er Stefan auf dem Bett ab und ließ sich neben ihn fallen, bevor er Simon anblinzelte. "Wartest du auf bessere Zeiten oder 'ne schriftliche Einladung?"
"Ich frag mich nur immer noch, warum du bei deinem Umzug so ein großes Bett gekauft hast", murmelte Simon, als er sich zwischen René und Patrick kuschelte.
"Damit wir drin Platz haben", meinte plötzlich Manuel vergnügt, bevor er Patrick den Ellbogen in die Schulter stieß. "Mann, sägt der immer noch an den Torpfosten rum?"
"Falsches Geräusch", brummte Stefan. "Eindeutig Holz, was der sägt."
"Egal, was er sägt. Er sägt es immer, wenn er gesoffen hat." Simon gähnte, drehte sich auf die Seite, um sich an Renés breiten Rücken zu schmiegen. "Mmh, besser als Kopfkissen."
"Hallo? Bin ich jetzt allgemeines Kuschelfreiwild?"
"Ja, bist du", erwiderten Simon und Stefan gleichzeitig, bevor sie sich wieder an ihr auserkorenes Kuscheltier drängten.
René schnaubte, und es war dieses bestimmte Schnauben, das Simon verriet, dass sie wohl alle gleich wieder irgendetwas um die Ohren gepfeffert bekommen würden. "Wisst ihr, für Heten habt ihr erstaunlich wenig Probleme, mit 'nem bisexuellen Kerl zu kuscheln."
Vier Köpfe gingen gleichzeitig hoch und vier Augenpaare richteten sich auf René. Stefan grinste, und Simon hatte das Gefühl, dass er auf diese Aussage seit Jahren gewartet hatte.
"Manu, ich krieg fünfzig Euro von dir."
"Bitte was?", meinte René entsetzt. "Ihr habt jetzt nicht drauf gewettet, ob ..."
Manuel kicherte. "Nein, wir haben drauf gewettet, ob du schwul bist, und das um hundert Euro. Nachdem du bi bist ... Nur fünfzig."
"Leute, das war ein Witz, okay?", meinte René verzweifelt. Vielleicht einen Tick zu verzweifelt.
"Vergiss es, Adel. Mit dem Kommentar musst du jetzt für den Rest deiner Karriere bei Leverkusen leben", gab Patrick trocken zurück, bevor er sich wieder nach hinten fallen ließ und sofort wieder einschlief.
"Ich wechsel zu Bayern München", brummte René, vermied es tunlichst, Simon oder Stefan anzusehen.
"Tust du nicht", gähnte Simon, legte sich ebenfalls wieder hin und schmiegte sich an Renés Rücken. "Hast du's jetzt ernst gemeint oder nicht?"
"Fresse, Simon", knurrte René, aber das war Antwort genug. Auch gut.
"Findest du mich wirklich so knochig?", fragte plötzlich Stefan in die Stille hinein, und Simon musste kichern. Renés Aussage von vorhin schien Stefan mehr zu beschäftigen, als dieser gewillt war zuzugeben.
"Nein, tu ich nicht, und jetzt schlaf."
"Wie denn, wenn du mich mit deinem Schlüsselbund in den Bauch piekst? Und da willst du behaupten, du würdest dir bei mir blaue Flecken holen?"
"Ach, halt doch die Klappe, Kies. Wenn du stillhalten würdest, hätten wir dieses Problem jetzt nicht."
"Ey, Leute, wenn ihr poppen wollt, macht das woanders", quengelte Manuel. "Vorzugsweise nicht in meiner Nähe."
"Mein Bett, Manu", schoss René zurück, seufzte dann. "Hier wird nicht gepoppt. Schlaf einfach weiter."
"Okay." Sprachs und schlief einfach weiter.
"Wir sollten jetzt aber wirklich schlafen, auch wenn wir morgen trainingsfrei haben. Ist schon halb vier durch", meinte Simon leise, zog die Decke etwas höher.
"Kann nicht. Mich piekt was in den Bauch", murmelte Stefan.
Simon brummte unwillig, als die Matratze plötzlich anfing zu wippen. "Jetzt besser?", hörte er René sagen, als die Matratze aufhörte, sich zu bewegen, und hoffte, dass Stefan einfach ja sagen würde.
"Ja."
»Danke«, dachte Simon noch, bevor er mit der Gewissheit einschlief, dass es mit Sicherheit nicht der letzte gemeinsame Absturz gewesen war und sich die nachfolgenden mit Sicherheit ähnlich abspielen würden. Vielleicht nicht unbedingt mit angesägten Torpfosten, aber ähnlich.
Irgendwie freute er sich darauf.
Keep rolling!
The Drow