Titel: Leben und Sterben
Autor: drea78
Beta: KonnyFan
Chapter: 18/ ?
Word Count this part: 2192
Series: Zwillings-Universum
Pairing: Dean/OC
Rating: p-16
Kapitel 18:
Das Winchester-Grundstück war ganz schön riesig, stellte Jenna fest, während sie zwischen den Bäumen entlanglief und die frische Luft tief einatmete.
Sie wollte auf keinen Fall länger an ihre Mutter denken und noch weniger an ihren Vater, der wie ein gebrochener Mann gewirkt hatte, als sie ihn verlassen hatten.
Dean hatte gemeint, dass er sich fangen würde, wenn er etwas Zeit gehabt hatte. Jenna glaubte das eigentlich auch, schließlich war Philip Matthews ein starker Mann - aber ihn so zu sehen, hatte ihr Angst gemacht.
Sie musste einfach ein wenig Abstand zu all diesen Emotionen bekommen.
Daher konzentrierte sie sich auf die Umgebung. Die Brüder hatten ihr erklärt, dass sie das Grundstück mit Absicht ausgewählt hatten, um ihre Ruhe zu haben und das Haus ordentlich gegen übernatürliche Gefahren schützen zu können, ohne dass gleich alle Leute Fragen stellten.
Sie musste ein wenig lächeln bei dem Gedanken daran, was die Leute in der Umgebung wohl über die vier jungen Männer dachten, die dermaßen zurückgezogen lebten. Sie war sicher, dass es eine Menge interessanter Spekulationen in der Nachbarschaft gab.
Wovon die Brüder bestimmt nicht viel mitbekamen, weil sie solche Dinge einfach nicht wahrnahmen. Sie waren nicht unbedingt an Klatsch interessiert, solange es nicht einen Fall betraf.
Sie hatten sich mit dem großen Grundstück regelrecht eingeigelt.
Die Grenze war zu allen Seiten von Bäumen umgeben, und im hinteren Bereich des Gartens hatte man das Gefühl in einem kleinen Wald zu sein.
Die Auffahrt zum Haus war auf den ersten hundert Metern von Büschen umgeben, und erst danach wurde das Gelände zum Haus hin ein wenig offener. Wiese führte um das Haus und die große Garage herum und reichte noch bis etwa zwanzig Meter hinter die Terrasse. Danach kamen Büsche und Bäume.
Sie war einmal gemütlich um das Haus gelaufen und gerade wieder unter den Bäumen hinter der Terrasse angekommen, als sie Dean auf sich zu kommen sah.
Sie winkte ihm und wartete.
Er kam mit schnellen Schritten näher. Einen Moment lang hatte sie das Gefühl, etwas an seinem Gang war anders, verwarf diesen seltsamen Gedanken aber sofort wieder.
Er blickte sie mit einem Lächeln an. Seine Augen funkelten und auch das schien ihr einen Augenblick etwas seltsam. Schließlich hatten sie nicht gerade einen tollen Tag gehabt. Aber wahrscheinlich wollte er sie einfach ein wenig aufmuntern, dachte sie und erwiderte das Lächeln.
Jenna ging ihm ein Stück entgegen und hob ihr Gesicht, um ihm in die Augen zu sehen. Sie erwartete einen Kuss von ihm und spürte bereits wieder Schmetterlinge in ihrem Bauch, wie jedes Mal, wenn er sie berührte.
Ihre Augen weiteten sich in entsetztem Erstaunen, als er ihr, statt ihr einen Kuss zu geben, die Hände um den Hals legte.
Sie spürte es, bevor ihr Gehirn in der Lage war, wahrzunehmen, was hier gerade passierte.
Wie in Trance starrte sie in das geliebte Gesicht, als ihre Luftzufuhr unterbrochen war und sie verzweifelt versuchte, Sauerstoff in ihre Lunge zu bekommen. Ihre Hände zerrten an seinen Unterarmen und ihre Beine begangen zu zappeln, als er sie einige Zentimeter in die Luft hob.
Sie sah die grünen Augen, die sie mit unendlichem Hass anblickten.
Und mit einemmal war ihr klar, was hier passierte.
Sie dachte daran, was ihr Vater erst vor wenigen Stunden erzählt hatte.
Aber das konnte nicht wirklich passieren, oder?
Sie sah ihren Freund flehend an, glaubte einen Moment ein Flackern wahrgenommen zu haben, aber sie war sich nicht sicher.
Vor ihren Augen bildeten sich schwarze Punkte.
Ihr Hals schmerzte entsetzlich, während sie weiterhin verzweifelt versuchte, zu atmen.
Dann löste sich der stahlharte Griff mit einemmal.
Jenna sackte zu Boden, kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit und die Panik an.
„Flieh, Jenna!“
Deans Stimme klang anders als sonst, oder vielleicht erschien es nur aufgrund des Rauschens in ihren Ohren so. Aber sie zögerte nicht.
Zittrig kam sie auf die Beine. Sie war sicher, es war pures Adrenalin, das ihr dies ermöglichte. Taumelnd lief sie in Richtung Haus, konnte aber nicht anders, als einen Blick zurück zu werfen.
Dean presse seine Hände von beiden Seiten gegen seinen Kopf und wankte vor und zurück. Es sah aus, als würde er kämpfen. Wahrscheinlich war es auch so.
Sie wollte zurückgehen und ihm helfen. Doch sie hätte nicht die Kraft, etwas zu bewirken. Sie musste Hilfe holen.
Mit schmerzender Kehle und keuchenden, kurzen Atemzügen stolperte sie über den Weg zur Terrasse.
Dean war noch nicht lange weg, und Jensen und Sam hatten kurz darüber debattiert, ihren Vater doch bereits anzurufen.
Aber da sie sich beide ziemlich sicher waren, dass dieser dann sofort mit Dean würde sprechen wollen, um einen Bericht aus erster Hand zu bekommen, hatten sie den Gedanken doch wieder verworfen.
Schließlich tat es keinem weh, wenn sie noch ein wenig warteten.
Immerhin hatten sie noch einige Wochen Zeit, und sie taten sich keinen Gefallen damit, wenn sie alles überstürzten und deshalb womöglich noch mehr Fehler machten. Sie mussten sich alle erst einmal von den neusten Erkenntnissen erholen.
Stattdessen hatten sie sich aufgerafft, um für alle ein leichtes Abendessen vorzubereiten.
Jensen wollte sich unbedingt ein wenig bewegen, er hatte schließlich den ganzen Tag nur auf dem Sofa gelegen. Ihm war noch immer ein wenig schwindelig, aber daran hatte er sich schon beinahe gewöhnt.
Sam und er hatten gerade angefangen, in den Schränken nach etwas Essbarem zu wühlen, als Jensen mit einem Mal Dean in seinem Kopf hörte.
‚Oh Gott, nein’, schrie sein Zwillingsbruder in Gedanken. Und dann noch einmal lauter: ‚Nein!’
Für einen Augenblick schien sein Kopf zu explodieren, als er sich abrupt bewegte und dann hatte er das Gefühl, jeden Moment einen Herzinfarkt zu bekommen, als die Verbindung zu seinem Bruder plötzlich weg war.
Mit einem Stöhnen sank er auf den Boden. Verzweiflung überrollte ihn, schien ihn in die Dunkelheit ziehen zu wollen.
Er hatte nicht die geringste Ahnung, was genau passiert war, aber in ihm schien plötzlich ein riesiges Loch zu sein, als hätte man etwas aus ihm herausgerissen.
Besorgtes Rufen und ein sanftes Schütteln an seinem Arm rissen ihn aus der Dunkelheit.
„Jensen! Hey, komm schon, was ist los mit dir? Bleib bei mir, sprich mit mir!“, drang Sams flehende Stimme leise zu ihm durch.
Er versuchte seinen Atem zu beruhigen und die Panik zu unterdrücken, die sich in ihm ausbreiten wollte.
„Dean!“, brachte er keuchend hervor, um gleich darauf wieder verzweifelt nach Luft zu schnappen.
„Was ist mit Dean? Komm schon, Mann, beruhige dich und sprich mit mir!“, redete Sam weiter auf ihn ein - nun noch besorgter.
„Ich kann ihn nicht spüren…“ Jensen würgte die Worte mühsam hervor, während er gleichzeitig in sich nach der Verbindung zu seinem Bruder suchte.
„WAS?“ Sam rang nun seinerseits um Luft. „Wir gehen nachsehen“, entschied er dann. „Komm!“ Jensen konnte das Zittern in seiner Stimme nur zu deutlich hören. Er ignorierte es jedoch und ließ sich vom gesunden Arm des Jüngeren auf die Füße ziehen.
Er war noch immer unsicher auf den Beinen, aber er musste unbedingt wissen, was los war. Es gab nicht viele Dinge, die ihre Verbindung derart plötzlich kappen würden, und er hatte eine Heidenangst. Aber vielleicht brauchten Dean und auch Jenna ihre Hilfe und deshalb musste er sich zusammenreißen, schalt er sich.
Jensen folgte Sams Beispiel und griff sich einem der Gewehre, die mit Steinsalz geladen waren, und zusammen machten sie sich auf den Weg nach draußen. Er hatte keine Ahnung, wie Sam mit nur einem Arm schießen wollte, aber es hatte keinen Sinn, sich jetzt darüber Gedanken zu machen.
Er hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Es war, als hätte er einen Teil seiner Sinne verloren.
Einen Moment lang flackerte die Verbindung zu seinem Zwilling wieder auf, verschwand aber genauso schnell wieder.
Als sie das Ende der Terrasse erreichten, tauchte Jenna taumelnd aus dem hinteren Teil des Gartens auf. Ihr Gesicht drückte schiere Verzweiflung aus.
Schon von weitem konnte Jensen die Würgemale an ihrem Hals sehen.
Übelkeit drohte ihn in die Knie zu zwingen, aber er zwang sie zurück.
Jenna war beinahe bei ihnen angekommen, als Dean ebenfalls aus dem Wald auftauchte.
Er kam mit langen, ruhigen Schritten auf sie zu.
Im ersten Augenblick war Jensen einfach nur erleichtert, ihn zu sehen.
Doch dann wurde ihm klar, was hier passiert war. Sein Bruder musste besessen sein. Von Josef Connor.
Jenna kam nun bei ihnen an, und ein Schluchzen entsprang ihrer Kehle, als sie sich in seine Arme stürzte. Mit Mühe hielt Jensen sie beide aufrecht.
„Was tun wir nun?“, fragte er Sam, der ebenfalls erfasst zu haben schien, was vor sich ging und unentschlossen auf Dean schaute. „Ziehen wir uns ins Haus zurück?“
„Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist“, erwiderte Sam. „Dieser Geist steckt in einem realen Körper. Es könnte sein, dass er uns folgen kann.“
„Ich glaube nicht, dass uns etwas anderes übrig bleibt.“
Sam zuckte mit den Schultern. „Da hast du wahrscheinlich Recht.“
Während sie überlegten, zogen sie sich bereits rückwärts Richtung Terrasseneingang zurück.
In Jensens Kopf formte sich eine Idee, aber er wusste nicht, ob er sie wirklich ausführen konnte.
„Ruf Dad an!“, forderte er Sam auf, als sie die Tür erreicht hatten. Das hier konnten sie nicht alleine schaffen - nicht mit ihren Verletzungen. „Erkläre ihm, was los ist! Sie müssen Connors Überreste finden. Wo sollten sie sonst sein, als in dem Haus?“
Dann wandte er sich an Jenna, die mit hängenden Armen neben ihm stand. Ihr Blick war auf Dean fixiert, der immer näher kam und nur noch etwa 50 Meter von ihnen entfernt war.
„Kannst du mit einem Gewehr umgehen?“, fragte er sie. Als sie nicht reagierte, nahm er ihr Gesicht in die Hände, so dass sie sich auf ihn konzentrieren musste.
„Kannst du schießen, Jenna?“, fragte er noch einmal.
Sie nickte wortlos, während sie ihn mit großen Augen ansah.
„Was hast du vor?“, fragte Sam, der schon sein Handy in der Hand hatte und auf eine Verbindung wartete.
„Wenn Jenna auf Dean schießt, wird der Geist abgelenkt sein, und ich werde versuchen, die Verbindung mit ihm wieder herzustellen. Gemeinsam können wir es vielleicht schaffen, die Oberhand zu gewinnen. Aber wir müssen es jetzt tun!“
Ihm war nicht wohl bei der Sache, aber etwas anderes fiel ihm auf die Schnelle nicht ein.
„Jenna? Hast du verstanden? Schieß, und dann zieh dich ins Haus zurück, okay?“
Sie nickte. Anscheinend hatte es ihr die Sprache verschlagen.
Dean hatte inzwischen die Terrasse erreicht. Jensen hörte im Hintergrund Sam sprechen. Jenna entlud das Gewehr mit zitternden Fingern und zielte.
Sein Zwilling war nahe genug, so dass er endlich einen winzigen Teil seines Ichs spüren konnte. Verzweifelt klammerte er sich an diesen Teil.
Ein Schuss erklang.
Sie hatten gerade erst das Büro erreicht, als Johns Handy klingelte.
Dieser ging sofort dran, während sie sich in dem Raum verteilten und sich umsahen.
„Wie bitte?“
John schrie beinahe ins Telefon und Bobby hielt inne, um seinen Freund anzusehen.
Er konnte sich nicht vorstellen, was diesen Winchester-Anfall gerade auslöste, nahm aber an, dass er es noch früh genug erfahren würde.
„Ja… gut… wir versuchen es… aber, Sam, wir haben keine Ahnung, ob wir hier etwas finden… ruf an, hast du verstanden?!“
John klappte das Telefon zu und stand einen Augenblick da wie ein begossener Pudel.
„Was zum Teufel ist los?“, fragte Bobby den Freund ungeduldig.
Dieser schluckte hart, sein Blick wanderte kurz zu Jared, dann zurück zu ihm.
„Dean ist besessen…“
„Wie bitte?“, unterbrach Jared ihn ungläubig. „Aber das kann doch nicht sein!“
Bobby atmete tief durch. Verdammt, das war nicht gut. Mit einem Nicken forderte er John auf, alles zu berichten, was er wusste.
„Jennas Vater hat erzählt, dass etwas ihn übernommen hatte und seine Frau getötet hat. Daher glaubte Dean, dass es Connor gewesen ist, der die Ehemänner vereinnahmt hat, um seine Opfer zu töten. Es ist kein Fluch, sondern ein rachsüchtiger Geist.“
„Und jetzt ist dieser Geist in Dean? Aber es ist doch viel zu früh“, warf Jared ein.
Bobby rieb sich nachdenklich über seinen Bart.
„Vielleicht haben wir ihn mit unserer Suche aufgeschreckt“, meinte er dann.
John war überrascht, nickte dann aber.
„Das würde Sinn machen. Aber es bedeutet auch, dass hier etwas ist! Wir müssen es unbedingt finden - irgendetwas von Connor, wahrscheinlich auch ein Haar. Und wir müssen es schnell finden, bevor der Mistkerl Jenna oder die Jungs ernsthaft verletzt.“
„Oder sie Dean verletzen müssen“, fügte Bobby an, was John zusammenzucken ließ.
„Richtig“, meinte er und begann, den Raum zu durchsuchen.
Er folgte seinem Beispiel, ebenso Jared.
Keiner von ihnen konnte verhindern, dass ihre Bewegungen immer hektischer wurden.
Bobbys Kopf versuchte, sich die Szenen vorzustellen, die gerade zu Hause ablaufen mussten.
Der Geist machte Dean mit Sicherheit stärker, als er es normalerweise war. Aber unverwundbar war er nicht.
Doch vielleicht wurden Jensen, Sam und Jenna vor die Wahl gestellt, sich selbst zu retten oder Dean zu verletzen. Er wollte sie gar nicht die Konsequenzen vorstellen, die das alles haben könnte. Ein Schaudern lief ihm über den Rücken.
Doch dann zwang er sich, seine Gedanken auf die Suche zu konzentrieren. Er durfte sich nicht ablenken lassen.
„Verdammt, hier ist nichts!“, fluchte Jared hinter ihm.
Er hielt inne und blickte den Jungen an.
„Irgendwo finden wir etwas. Such weiter, Junge! Deine Brüder brauchen dich“, forderte er ihn auf. Er konnte dessen Frustration gut nachvollziehen. Aber das Leben der anderen hing vielleicht davon ab, dass sie einen kühlen Kopf bewahrten.
Als die Minuten verstrichen, sah er jedoch, wie auch Johns Schultern immer mehr zusammensackten. Sie hatten beinahe das ganze Zimmer durchsucht. Es gab nicht mehr viele Möglichkeiten.
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