Überfordert - Part I: Dean

May 12, 2010 09:11



19. Januar 1995
Topeka, Kansas, USA

Dean Winchester starrte auf das Aufsatzheft, das Mr. Grand, sein Englischlehrer, mit einem lauten Knall auf seinen Schreibtisch geknallt hatte.
Es war nicht das rohe Verhalten des Lehrers, das sein Herz schneller schlagen ließ - denn das war nichts Ungewöhnliches - sondern das F, das groß und breit auf der ersten Seite prangte.
‚Verdammt noch mal’, fluchte er innerlich.
Er war in riesen großen Schwierigkeiten.
Mit diesem Ergebnis war er nur noch eine Note davon entfernt in dieser Klasse durchzufallen.
Und das war definitiv mehr Aufmerksamkeit, als er bekommen wollte.
Sein Dad war in einer zweitaufwenigen Recherche involviert und würde wütend ohne Ende sein, wenn er seine kostbare Zeit dafür opfern musste, einen Besuch in der Schule zu machen.
Er selber würde einen Sommerkurs belegen müssen, um es in die nächste Klasse zu schaffen - was sein Vater sogar noch wütender machen würde, da es ihn davon abhalten würde, ihm Vollzeit bei der Jagd zu helfen.

Den Rest der Stunde bekam er nur oberflächlich mit, und als es endlich klingelte war er der erste, der die Klasse verließ.
Da es ein Donnerstag war, und Sammy an diesen Tagen nachmittags noch Softballtraining hatte, ging er auf direktem Weg nach Hause, statt auf seinen kleinen Bruder zu warten. Sein Dad wäre sicherlich noch unterwegs, wofür er in diesem Moment mehr als dankbar war.
Er würde die Zeit nutzen, endlich das Buch zu lesen, das Vorlage für die letzte und wichtigste Klausur in Englisch sein würde. Wenn er diese irgendwie mit einem B abschließen könnte, dann würde er wahrscheinlich gerade noch so durchrutschen.
Als er jedoch die Tür zu ihrem Haus aufschloss, erwartete ihn heilloses Chaos und am liebsten wäre er rückwärts wieder hinausgegangen. Er hatte völlig verdrängt, wie es beim Verlassen des Hauses am Morgen ausgesehen hatte. Und dass Dad ihm am Abend zuvor befohlen hatte, diese Unordnung gefälligst zu beseitigen.
Mit einem Seufzen ließ er seinen Rucksack neben der Wohnungstür fallen und machte sich auf den Weg ins Badezimmer. Dieses brauchte ebenso eine Grundreinigung wie der Rest des Hauses, stellte er fest, während er sich mit den Händen Wasser ins Gesicht platschte, um sich zu erfrischen.
Sein Gehirn versuchte auf Hochtouren abzuwägen, was nun wichtiger war: nicht durchzufallen und es in sein Junior Jahr auf der High School zu schaffen oder den aktuellen Befehl seines Vaters zu befolgen.
Er konnte sich nicht entscheiden und stand eine Weile unschlüssig da.
Ein wenig ärgerte er sich über sich selbst, dass er es überhaupt soweit hatte kommen lassen. Aber sein Vater hatte in den letzten beiden Wochen mehrere Zusatzaufgaben für ihn gehabt, und Sam hatte ein wichtiges Spiel am Wochenende und hatte sich mehrfach mit seinen Freunden zu einem privaten Training getroffen. Dann hatte auch noch Bobby angerufen, der gerade auf einer Jagd war, und ihn gebeten für ihn etwas zu recherchieren, damit er den Fall abschließen konnte.
Dean hatte all seine Aufgaben ohne Murren ausgeführt - wie immer - und zusätzlich seinen Bruder von der Schule abgeholt, ihm etwas zu Essen gemacht, ihn zu seinen Treffen gebracht und dort wieder abgeholt.
Müde ging er in sein Zimmer und ließ sich auf sein Bett sinken. In den letzten Wochen schien er immer müde zu sein, hatte aber nicht genug Zeit, um länger darüber nachzudenken.
Aber jetzt schien sie mit einem Mal einzuholen und er setzte sich mit einem Ruck auf, als er bemerkte, dass er sich hingelegt hatte und beinahe eingeschlafen war.
So würde er niemals mit allem fertig werden.
Er beschloss, erst ein wenig im Haus aufzuräumen und anschließend mit dem Buch anzufangen. Mit Sicherheit würde er nicht alles schaffen, aber es war ein Kompromiss. Und beim Aufräumen würde er zumindest nicht einschlafen.
Er begann im Badezimmer, schrubbte die Toilette, das Waschbecken, die Dusche und den Boden, bevor er in seinem und Sammys Zimmer weitermachte, wo er als erstes die dreckige Wäsche einsammelte, um sie in die Waschmaschine zu stecken.
Anschließend zog er die Betten in den Schlafzimmern ab und bezog sie neu.
Das Staubwischen kam als nächstes, und im Vorbeigehen sammelte er den Abfall ein, der sich in den Zimmern angesammelt hatte, bevor er den Staubsauger herausholte und gründlich saugte.
Als er damit fertig war und hinüber zur Küche gehen wollte, schwankte er leicht und ihm fiel ein, dass er seit der Mittagspause in der Schule nichts mehr getrunken hatte.
Mit einem Blick auf die Uhr stellte Dean fest, dass schon ziemlich viel Zeit vergangen war und er nur noch eine knappe Stunde hatte, bis er Sammy bei seinem Freund abholen musste, wo dieser nach dem Training noch zum Lernen hingehen wollte.
Wenn sein Bruder einmal da war, würde er mit Sicherheit nicht dazu kommen, sein Buch zu lesen, weil Sam die Angewohnheit hatte, ihm haarklein von seinem Tag zu berichten. Aber er konnte währenddessen in der Küche arbeiten.
Also beschloss er wenigstens eine halbe Stunde der Ruhe für das Buch zu nutzen. Er holte seinen Rucksack und eine Flasche Wasser und ließ sich auf einen der vier Stühle in der Ecke des Wohnzimmers nieder, die ihnen als Esszimmer diente, aber hauptsächlich als Arbeitstisch genutzt wurde.
Wenig später war Dean in das Buch von Joyce Carol Oates vertieft, das den ewig langen Titel ‚After the Wreck, I Picked Myself Up, Spread My Wings, and Flew Away’ hatte.
Es ging um ein Mädchen, dass seine Mutter bei einem Unfall verloren hatte, damit nicht klar kam und versuchte mit Drogen ihren Problemen zu entfliehen.
Dean musste einige Male heftig schlucken, als der Unfall beschrieben wurde und das Mädchen, Jenna Abbott allein und schwer verletzt im Krankenhaus aufwachte.
Für einen Augenblick stützte er die Ellenbogen auf dem Tisch ab und vergrub das Gesicht in seinen Händen, um die Bilder aus seinem Gedächtnis zu vertreiben, die an die Oberfläche zu kommen drohten.
Er wusste genau, wie es war seine Mutter zu verlieren.
Aber es war das letzte, woran er in seinem müden Zustand denken wollte. Mom’s Tod war kein Thema in ihrem Haus und er vermied jeden Gedanken an sie und was er gesehen hatte, als er noch lange nicht alt genug gewesen war, um es zu verstehen. Auch wenn er so gut wie keine Erinnerung an seine frühe Kindheit hatte und die wenigen Erinnerungen an diese Zeit mehr als verschwommen waren, so hatte er den toten Körper seiner Mutter noch genau vor Augen.
Mit einem tiefen Seufzen lehnte er den Kopf auf den Tisch und versuchte an etwas anderes zu denken. Stattdessen fielen ihm die Augen zu, und er hatte nicht die Kraft, um es zu verhindern.

„Dean Winchester! Verdammt noch mal!“
Eine nur allzu bekannte Stimme schrie ihn an, und Dean fuhr erschrocken aus dem Schlaf hoch. Er verzog leicht das Gesicht, als sich seine verspannten Muskeln in Nacken und Schultern bemerkbar machten.
Müde rieb er sich die Augen und versuchte richtig wach zu werden, damit die wütenden Worte seines Vaters einen Sinn machten.
„… und Sammy musste mich anrufen, damit ich ihn abhole! Kannst du mir mal erklären, was das soll?“
„Wie bitte?“, fragte er und stand langsam auf. „Tut mir leid, ich muss eingeschlafen sein.“
„Du machst also ein Mittagsschläfchen? Wie schön, dass du dir das leisten kannst, mein Sohn!“, meinte sein Vater sarkastisch und kam näher, so dass Dean instinktiv einen Schritt zurückwich und sich dabei schmerzhaft die Hüfte am Tisch stieß.
„Tut mir leid, Sir!“, entschuldigte er sich ein weiteres Mal, aber John Winchester schien ihn nicht zu hören.
„Du weißt genau, dass diese Recherchen wichtig sind, also wäre es nett, wenn du einfach tust was man dir sagt, damit dein Bruder mich nicht aus meiner Arbeit reißen muss!“
Darauf sagte Dean nichts, denn er konnte schließlich nicht mehr als sich zu entschuldigen.
„Sieh zu, dass du hier Platz machst, damit ich wenigstens hier weiter arbeiten kann!“, befahl sein Vater dann und machte sich mit ärgerlichen Schritten auf den Weg in sein Zimmer.
Eilig packte er seine Sachen zusammen.
„Nett von dir mich zu vergessen“, meinte Sam nun, der dabei war, seine Jacke auszuziehen. „Die Fahrt mit Dad war wirklich wunderbar!“
„Warum hast du nicht mich angerufen?“, fragte Dean verärgert, weil sein Bruder nun auch noch auf ihm herumhacken musste.
„Ich hab’s versucht, du Genie, aber dein Handy war aus!“
Dean biss die Zähne zusammen. Sam war erst elf Jahre alt, aber er war absolut nicht auf den Mund gefallen. Schon jetzt stritt er sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit ihrem Vater, und Dean wollte sich gar nicht vorstellen, wie das werden sollte, wenn sein Bruder erst einmal in die Pubertät kam.
Ohne etwas zu sagen brachte er seine Sachen in ihr Zimmer und dort fand er sein Handy auf seinem Nachttisch liegend - der Akku war leer. Perfekt!
Er stöpselte das Ladegerät ein und wollte gerade zum Badezimmer gehen, als erneut die ärgerliche Stimme seines Vaters erklang.
„Dean! Sofort herkommen!“
Die Müdigkeit war inzwischen verflogen und langsam machte sich Ärger in ihm breit. Aber er schluckte ihn vorerst hinunter und ging Richtung Küche, wo sein Vater bereits wieder nach ihm rief.
„Was zum Teufel ist das hier?“, schrie dieser ihn wieder an.
Dean besah sich das Chaos: Das Geschirr vom Vortag und vom Morgen stapelte sich in der Spüle und auf dem Tresen. Der Tisch war voller Krümel und der Boden verschmiert. Außerdem hatte sein Dad den Kühlschrank geöffnet, in dem gähnende Leere herrschte. Fantastisch.
Bis zur Küche hatte er es bei seiner Säuberungsaktion nicht mehr geschafft.
Sein Vater sah ihn erwartungsvoll an, aber er zuckte nur mit den Schultern. Schließlich war es offensichtlich, dass hier niemand aufgeräumt hatte.
„Du schläfst also, während im Haus das Chaos herrscht?“, fragte sein alter Herr mit eisiger Stimme.
„Was gibt es zu essen?“, fragte Sammy gleichzeitig, der gerade die Küche betrat.
Dean verschränkte trotzig die Arme vor der Brust, obwohl er genau wusste, wie sehr sein Dad das hasste. Aber inzwischen war ihm das auch egal.
„Ich war müde, na und?“
Es kam wirklich nicht oft vor, dass er seinem Vater widersprach oder den Teenager heraushängen ließ. Aber dies war der perfekte Augenblick, fand er. Wenn sie schon ärgerlich waren, dann wollte er ihnen wenigstens einen Grund dafür geben.
„Nicht in diesem Ton, Freundchen!“, reagierte John Winchester auch wie erwartet. „Und es kann ja wohl nicht so schwierig sein, hier mal ein wenig aufzuräumen.“
„Warum machst du es dann nicht selbst?“
Die Worte rutschten ihm einfach so raus, und er biss sich auf die Unterlippe. Das war nicht unbedingt klug gewesen.
Einen Augenblick schien sein Vater tatsächlich sprachlos, dann drehte er sich um, und begann das Geschirr aus der Spüle zu räumen, wahrscheinlich um es zu spülen.
„Du hast Hausarrest für mindestens einen Monat!“, sagte er mit dem Rücken zu ihm, die Schultern angespannt von der Anstrengung sich zurückzuhalten.
Dean hatte keine Ahnung, was mit ihm los war, aber er verhinderte nicht die Erwiderung, die ihm auf der Zunge lag: „Macht nichts, ich habe ja sowieso nichts besseres zu tun, als Hausmütterchen zu spielen! Ist ja nicht so, dass ich irgendwelche Freunde habe!“
Er sah, wie Sam neben ihm zusammenzuckte und sich langsam aus der Küche zurückzog. Schlaues Kerlchen, sein kleiner Bruder.
Ehe es ihm richtig bewusst war, hatte sich sein Vater umgedreht und Dean zuckte erschrocken zusammen, als eine Tasse neben ihm an der Wand zerschellte.
„Was ist los mit dir?“, fragte sein Dad und kam zu ihm, so nah, dass Dean abermals zurückweichen wollte. Aber die Wand verhinderte es. Der Blick seines Vaters zeigte einen Mix aus Wut, Überraschung und Neugier. Wobei erstaunlicher weise nicht die Wut im Vordergrund zu stehen schien. Anscheinend hatte das Werfen der Tasse ein bisschen Dampf abgelassen.
Einen Augenblick rang Dean mit sich, doch entschied dann, dass er seinen Frust ruhig mal herauslassen könnte - schließlich könnte es ja viel schlimmer nicht mehr werden.
„Was los ist? Warte mal…“, sagte er mit ruhiger Stimme.
„Ich stehe morgens auf und muss beinahe die ganze Woche Frühstück machen, weil du deine Nase schon in den Büchern stecken hast oder noch schläfst, da du die halbe Nacht wach warst.
Dann bringe ich Sammy zur Schule; gehe zu meiner Schule; hole ihn wieder ab. Wenn wir zu Hause sind, räume ich die Reste vom Frühstück auf, kümmere mich ums Essen und um die Wäsche, ums Saubermachen und ums Einkaufen. Wenn Geld da ist, versteht sich. Dabei helfe ich Sam, wenn er Hilfe bei den Hausaufgaben braucht und versuche meine eigenen zu erledigen, wenn die Zeit es zulässt. Zwischendurch erledige ich Recherchen für dich oder Bobby. Dann kümmere ich mich ums Abendessen.
Ach ja, und zwischendurch muss Sam zu Freunden, wo ich ihn hinbringe und abhole.
Und Samstag arbeite ich in der Werkstatt zwei Straßen weiter, damit Sammy nicht ohne Geschenk bei seinen Einladungen zu diversen Geburtstagsfeiern auftauchen muss und ich mir ab und zu mal eine Zeitschrift leisten kann. Oder ein Mittagessen in der Schule, wenn das Haushaltsgeld nicht für die letzte Woche im Monat reicht.“
Dean hielt in seiner Tirade inne und fuhr sich durch die Haare. Er hatte das Gefühl, er hatte gerade mehr geredet als die ganze Woche zusammen - und mit Sicherheit könnte er jetzt vierundzwanzig Stunden am Stück schlafen, denn die Erschöpfung hatte ihn nach der emotionalen Rede direkt wieder eingeholt.
Sein Vater war ein Stück zurückgetreten und sah ihn völlig entgeistert an. Dean beobachtete mit großen Augen, wie er schluckte und versuchte etwas zu sagen, aber kein Wort kam über seine Lippen.
Eine halbe Ewigkeit schienen sie sich anzustarren.
Dann wandte sein Vater sich um, krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch und ließ Wasser ins Spülbecken.
„Geh’ dich ausruhen, ich rufe euch, wenn das Essen fertig ist“, meinte er mit krächzender Stimme.
Dean sah einen Moment lang auf seinen Rücken, überlegte, ob er noch etwas sagen sollte. Aber dann verließ er leise die Küche und ging langsam hinüber in sein Zimmer.
Die Tür stand offen und Sam saß mit einem Buch in der Hand auf seinem Bett.
Aber Dean war klar, dass er nicht las und jedes Wort mitbekommen hatte.
Er schnappte sich sein eigenes Buch und machte es sich bequem, wobei er seinen Bruder komplett ignorierte. Er fand, er hatte genug gesagt für einen Tag.
Doch Dean hatte kaum eine Seite gelesen, als er spürte, dass die Matratze neben ihm nachgab.
„Es tut mir leid, Dean!“, sagte Sammy leise, während er dasaß und nervös mit den Händen rang. „Ich wusste nicht… Mir war nicht bewusst… was du alles machst, und…“
„Ist schon gut, Sammy!“, beschwichtigte er den Jüngeren.
„Nein, ist es nicht. Dad sollte dir nicht soviel aufhalsen, es ist nicht richtig!“
Wieder unterdrückte Dean die Wut, die bei diesen Worten wieder an die Oberfläche drang.
„Lass es gut sein“, bat er seinen Bruder und hoffte dabei inständig, dass dieser einmal in seinem Leben auf ihn hörte.
Als Sam den Mund öffnete, um noch etwas zu sagen, und ihm dabei offensichtlich das Wort ‚Dad’ wieder auf den Lippen lag, gab er ihm mit einer Hand das Zeichen still zu sein.
„Es geht hier nicht nur um Dad“, erklärte er seinem Bruder. „Du könntest ja auch mal helfen, anstatt dich nur mit uns zu streiten!“
Diese Worte sorgten dafür, dass Sam seinen Mund endgültig wieder zuklappte und den Kopf senkte.
Sofort machte sich das schlechte Gewissen in Dean breit. Aber er schob es zurück. Manche Dinge mussten eben doch mal gesagt werden, auch wenn es normalerweise nicht ihre Art war.
Sammy stand auf und ging still und nachdenklich zurück zu seinem eigenen Bett.
Eine halbe Stunde später rief ihr Dad sie zum essen.
Er hatte aufgeräumt und gekocht.
Sie sprachen nicht mehr über das, was vorgefallen war. Dean konnte damit leben - er kannte es nicht anders.

24. Januar 1995

Als Dean aufwachte, schien die Sonne hell ins Zimmer und blendete ihn. Erschrocken sah er auf die Uhr und stellte fest, dass es beinahe 9 Uhr war. Er war zu spät - viel zu spät!
Anscheinend hatte er vergessen, seinen Wecker zu stellen.
Ein Blick auf das Nachbarbett zeigte ihm, dass sein Bruder schon aufgestanden war, und er fragte sich verwirrt, warum Sam ihn nicht geweckt hatte.
Eilig stand er auf und ging ins Badezimmer, um schnell unter die Dusche zu springen.
Dann zog er sich an und verließ das Zimmer. Am liebsten wäre er einfach so gegangen, da er keine Lust auf weiteren Ärger mit seinem Vater hatte, aber das würde diesen nur wieder wütender machen.
Seltsam war aber, dass auch er Dean nicht geweckt hatte - es sei denn natürlich, er schlief selber noch.
Als er die Küche erreichte, erlebte er jedoch eine Überraschung.
Er blieb in der Tür stehen und sah mit offenem Mund auf den gedeckten Tisch, der ziemlich voll gepackt war mit Rührei, Schinken, Toast, Bagels und Cornflakes.
Aber was noch erstaunlicher war: in der Mitte stand eine Torte, bunt verziert und mit ziemlich vielen Kerzen bestückt.
Die Küche um ihn herum war totales Chaos, aber wen interessierte das schon.
Sein Vater und Sam standen neben dem gedeckten Tisch und grinsten ihn an. Beide hatten Spuren von Mehl und Schokolade an ihren Kleidern.
„Happy Birthday, Dean!“, sagte John Winchester mit breitem Lächeln und kam zu ihm, um ihm freundschaftlich auf die Schultern zu klopfen.
Dean war sich sicher, dass er vor Überraschung einen Herzinfarkt bekommen hätte, wenn sein Dad ihn jetzt auch noch umarmt hätte.
Das übernahm Sam für ihn mit, der ihn ohne jede Scham umarmte.
Dean hatte es tatsächlich die Sprache verschlagen und ließ sich wortlos, aber mit leuchtenden Augen von Sammy zum Tisch ziehen.
Seine Familie hatte sich tatsächlich zusammengetan und für ihn sogar gebacken - er konnte es beinahe nicht glauben.
Es war schon ein Wunder an sich, dass John sich überhaupt an seinen Geburtstag erinnerte, den er selber völlig vergessen hatte. Mehr als einmal hatte sein Dad diesen schon vergessen oder es nicht rechtzeitig nach Hause geschafft.
„Na los, lang kräftig zu, Junge!“, forderte dieser ihn nun auf, und Dean lachte.
Egal was kam, es schien, als würde das sein bester Geburtstag überhaupt werden.
„Was ist denn mit der Schule, wir sind schon viel zu spät?“, fragte er nach wenigen Minuten mit vollem Mund.
„Schule fällt heute aus“, erklärte sein Dad, und Dean riss erstaunt die Augen auf.
„Wir unternehmen heute etwas, nur wir drei - und Bobby, wenn du einverstanden bist! Ich dachte, vielleicht fahren wir zum Family Fun Center, da hat die Gokart-Bahn heute offen. Und danach gehen wir irgendwo etwas essen.“
‚Ja, das ist mit Sicherheit der beste Geburtstag überhaupt!’, dachte Dean, während er sich seinen Teller zum zweiten Mal füllte.

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