Titel: Die drei Fragezeichen und die Gruselburg aka "Immerhin ist es nicht das Gespensterschloss"
Fandom: Die drei Fragezeichen
Pairing: Bob/Peter (kann als reine Freundschaft gelesen werden, wenn man sich Mühe gibt)
Prompt vom Wunschzettel: 'Wir sind jetzt hier aus Gründen eingeschlossen und kommen erstmal nicht raus und reden jetzt über unsere Gefühle'-Plots
Für
failte_aoife. Ich hoffe sehr, dass die Geschichte dir gefällt.
PS: Vielen, vielen Dank für mein Weihnachtsgeschenk! Es war eins der schönsten, die ich dieses Jahr bekomme habe und hat mich unendlich gerührt. Ich finde es wirklich wunderschön!
„Das war ja eine grandiose Idee.“ sagt Peter genervt und tritt mehrmals frustriert gegen die Tür des alten Burgturmes. Die Tür knarrt und ein wenig Staub wird aufgewirbelt, aber ansonsten passiert nichts. „Immerhin hat Ford uns hier nicht entdeckt, oder?“ Der Tag ist eine einzige Katastrophe, aber Bob ist nicht bereit, dafür die alleinige Verantwortung zu übernehmen. Auch nicht an Heiligabend oder an irgendeinem anderen Tag.
„Und wahrscheinlich wird uns hier auch niemals irgendjemand entdecken. Wie schön. Und dann finden in 200 Jahren irgendwelche Kinder unsere Skelette und die werden berühmt und unsere Knochen werden im Museum ausgestellt“ Peters Stimme klingt von Wort zu Wort immer höher. „und auf dem kleinen Schild steht dann, immerhin hat Ford sie nicht entdeckt.“
Für die spätere Fallakte wird Bob keine Probleme haben die folgenden zwei Stunden in fünf Zeilen zusammenzufassen. Vielleicht wird er sogar eine Zeile dafür nutzen, egal wie Justus dazu steht und unter der Bedienung, dass sie dieses Fall überleben, um adäquat zum Ausdruck zu bringen, wie sehr er Peters Gegenwart in diesen Stunden genießt. Der Entwurf, der nur in Bobs Kopf und noch nicht auf Papier entsteht, sieht folgendes vor:
„Schweigen.
Einige Tritte gegen die Tür. Eventuell ein angebrochener Zeh.
Die Suche nach Handyempfang. Die damit einhergehende Feststellung, dass der Boden alt und morsch ist und es besser ist sich nicht zu sehr zu bewegen.
Peter ist ein Heulbaby. Mehr Schweigen.“
Peter und Bob sitzen an die Tür gelehnt in ihrem Kerker. Sie haben die Idee aufgegeben, sich selber zu befreien und hoffen, dass Justus sie finden wird. Der Boden ist brüchig, aber immerhin die Türschwelle scheint stabil zu sein, so dass sie dort nicht einbrechen werden. Segen und Fluch zu gleich - ein sicherer Sitzplatz aber auch die Tür ist felsenfest verankert. So hatte sich Bob Weihnachten nicht vorgestellt. Zu Hause liegt ein neuer Basketball für Peter, liebevoll in Zeitungspapier eingepackt, und es wäre doch schade, jetzt hier zu sterben, ohne ihn vorher Peter schenken zu können. Immerhin begann mit einem Basketball ihre Freundschaft.
~~~~~~~~~~~~ Vor einigen Jahren ~~~~~~~~
Bob verflucht das Universum und seine Eltern. Gleich in seiner ersten Sportstunde an seiner neuen Schule werden Mannschaften gewählt. Da es immer schlimmer kommt als erwartet, ist es auch noch Basketball. Selbst mit einer Trittleiter kann er den Korb nicht annähernd erreichen - als einziger Junge in seiner neuen Klasse. Kritisch mustert er seine eigenen Oberarme in dem kurzen T-Shirt. Besonders muskulös wirkt er auch nicht und seine Brille schreit nicht gerade danach, für eine Ballsportart mit möglichem Körperkontakt als erster gewählt zu werden. Er entscheidet sich dafür, diese Ungerechtigkeit seinen Eltern niemals zu verzeihen. Sein Vater hat - und das ohne ich vorher zu fragen - die Arbeit bei der Los Angeles Post angenommen, anstatt weiter für die kleine Zeitung bei ihnen zu Hause zu schreiben. Los Angeles wäre immerhin etwas gewesen mit denen er seine Freunde hätte beeindrucken können, aber selbst das ist ihm nicht vergönnt gewesen. Seine Mutter wollte, wenn sie schon umziehen musste, zurück in ihre kleine Geburtsstadt. Rocky Beach, 254 Meilen von seiner Heimat und seinen Freunden entfernt, die jetzt bereits ihr Leben ohne ihn weiterlebten, während er in dieser für Kalifornien ungewöhnlich kalten und zugigen Sporthalle stand und darauf warten musste, als Letzter und unter unzufriedenem Murren der Mitspielenden in eine Mannschaft gewählt zu werden. Vielleicht könnte Bob von vorneherein vorschlagen, den Schiedsrichter zu spielen. Er kaut verärgert an seiner Unterlippe und rückt seine Brille zurecht.
Peters erste Wahl ist auf Jeffrey gefallen, danach hat Marten Arthur in sein Team aufgenommen. Jeffrey und Peter können sich sehr schnell auf George als Dritten für ihr Team einigen und beobachten jetzt gelangweilt, wie das andere Team darüber streitet, welcher Mitspieler das größte Potential hat. Bob übersehen sie dabei großzügig. Endlich entscheiden sich die Jungen. Joey ist der Auserwählte. „Ben“ sagt Peter, ohne sich lange mit den anderen absprechen zu müssen. „Bob“ korrigiert George. Bob schaut von seinen Schuhen auf. Er hat gerade überlegt, ob er vielleicht blaue Schnürsenkel von seinem Taschengeld kaufen soll, als er seinen Namen hört. „Komm schon“ sagt Peter und winkt ihn herüber. „Du bist im Siegerteam.“ Die Frage „Warum“ kann Bob gerade noch verschlucken, während er das Gefühl hat, dass das vielleicht ein Scherz auf seine Kosten werden könnte. Er fühlt sich gleichzeitig erleichtert und verängstigt. Das gegnerische Team zeigt sich über die Auswahl jedenfalls äußerst erfreut.
Peter und Jeffrey spielen perfekt zusammen, beziehen aber auch die anderen mit ein. Peters Team gewinnt tatsächlich, wenn auch nur mit einem hauchdünnen Vorsprung. Peter freut sich geradezu euphorisch. Er drückt all seine verschwitzten Mitspieler und klopft ihnen begeistert auf den Rücken, auch Bob, der sich zum ersten Mal an dieser neuen Schule nicht fehl am Platz fühlt. Der Moment der Freude währt allerdings nur kurz, bevor ihr Sportlehrer sie mit dem Hinweis, dass sie bereits überzogen haben, in die Umkleidekabine scheucht. Peter gehört zu den Menschen, die in der Umkleidekabine trödeln, vor allem wenn als nächstes Mathe auf dem Programm steht. Also macht auch Bob langsamer und wartet ganz am Ende auf ihn.
Peter lächelt. „Du musst nicht auf mich warten.“
Bob ist hin- und hergerissen. Gleich in der ersten Woche zu spät zu kommen, ist keine gute Idee, trotzdem zuckt er nur mit den Achseln. „Ich weiß nicht, wo wir hin müssen“ Bob lächelt jetzt auch.
„Okay“ Peter nickt, während er versucht seine Schnürsenkel möglichst schnell zu binden und dabei ein kleines Knäuel entsteht. „Du hast übrigens ganz gut gespielt. Für deine Größe bist Du ganz schön schnell.“
„Warum hast Du mich gewählt?“ platzt es aus Bob heraus.
„Du bist neu und siehst irgendwie nett aus. Außerdem sind Jeffrey und ich gut genug für einen Sieg. Da wäre es nicht fair, wenn wir all die großen Spieler nehmen...“ Er hält kurz inne. „Also, ich wusste ja nicht, ob du gut spielst.“
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Peter wühlt umständlich in seinen Jackentaschen und fordert ein Paket Taschentücher, ein abgerissener Zettel mit Fußballterminen und einen Werbeflyer für eine Autoshow zutage, bis er letztendlich einen Schokoladenriegel findet. Nicht unbedingt der neuste, aber besser als gar nichts zu essen. Er wischt sogar ein wenig den Dreck vom Plastik ab, bevor er die Verpackung öffnet, den Riegel in zwei Hälften bricht und Bob eine von beiden hinhält. Er spricht leise und schnell, aber Bob kann ein „War nicht so gemeint“ erkennen. Bob nimmt seine Hälfte und murmelt selber „Schon okay“, bevor sie beide ihre Hälfte essen. Sie schweigen immer noch, aber das Schweigen ist zum ersten Mal seit Stunden nicht mehr unangenehm. Bob lässt sich, nur ein wenig, weiter nach links kippen, nur so viel, dass seine Schulter sich ein wenig fester gegen Peters drückt. Immerhin sind wir jetzt zu zweit, denkt er sich. Ironisch, dass es das war, was ihm in den letzten Wochen so gefehlt hatte.
Ein markerschütternder Schrei lässt beide zusammenzucken und Peter hält sich reflexartig an Bobs Arm fest. „Was war das?“ fragt er zitternd. Entgegen seiner Gewohnheit schüttelt Bob Peters Arm nicht an und sagt ihm auch nicht, dass er nicht so ein Angsthase sein soll. Stattdessen legt er einen Arm um Peter und greift mit der anderen Hand nach Peters und hält sie nur fest. „Wahrscheinlich hat Ford die Aufnahme wieder angeschaltet, bevor er gefahren ist.“ Es ist ein wenig seltsam sich so zu drücken und anders als sonst. Bisher bezogen sich Umarmungen auf Geburtstage und sportliche Siege mit Bob als Mitspieler oder anfeuernder Zuschauer. Bob legt in der Umarmung seinen Kopf auf Peters Schulter und zu seiner Überraschung dreht dieser seinen Kopf und küsst ihn, ganz flüchtig aufs Haar. „Okay?“ fragt Peter nach einer Weile und Bob nickt. „Okay.“
Als sie sich beide wieder aus der Umarmung lösen, um sich ein wenig zu strecken, erwischt Peter die Taschenlampe, die in die Mitte des Raumes rollt. Die Holzstücke, die sie zunächst für altes, vergessenes Brennholz gehalten haben, ist im Licht der Taschenlampe deutlich als Tür erkennbar, Im unteren Bereich fehlt sogar ein wenig Holz, vielleicht sogar genug, um sich zu befreien...