Titel: Im Kerzenschein
Autor: YukimuraRuky/
demonicyukimuraFandom: Prince of Tennis
Charaktere: Yukimura Seiichi, Sanada Genichirou (Nebencharaktere: Yukimura Sachiko)
Thema: 074. Dunkel
Rating: P6
Anmerkung: Dieser Teil ist eine reine Kindergeschichte über Freundschaft und Familie. Die Charaktere sind noch in der Grundschule bzw. im Kindergarten und daher habe ich mich auf einfache Wortwahl beschränkt. Eine leichte Geschichte für zwischendurch ohne jegliche Depressionen oder Leid.
Im Kerzenschein
Seine Mutter und sein Vater waren an diesem Abend aus. Sie hatten Seiichi schon seit Wochen auf diesen Tag vorbereitet, damit er keine Angst zu haben brauchte allein mit seiner jüngeren Schwester zu Hause zu bleiben. Der kleine Seiichi hatte sich auch schon darauf gefreut, mit Sachiko allein zu sein, denn er wollte gern zeigen, dass er ein tüchtiger großer Bruder sein konnte. Er hatte sich so einiges vorgenommen, vor allem wollte er seiner Schwester Abendessen kochen nachdem er seine Hausaufgaben erledigt hatte.
So wie die Lage im Moment allerdings aussah, hatte Seiichi es sich nicht vorgestellt.
Ganz und gar nicht!
Seine Eltern waren noch keine drei Stunden außer Haus gewesen, als plötzlich alles finster wurde. Die Lichter im ganzen Haus erloschen. Der eingeschaltete Fernseher, der einen recht alten Anime zeigte hörte auf seines Zwecks zu dienen und auch die Straßenlampen draußen, entlang der Straßen, funktionierten auf einmal nicht mehr. Im ersten Augenblick konnte sich Seiichi nicht erklären was los war.
„Seiichi Niichan!“, kam es im Flüsterton von der kleinen Sachiko, die das selbe dunkelblaue Haar hatte und ängstlich ein paar Haarsträhnen hinter ihr Ohr klemmte.
„Keine Angst“, erwiderte ihr großer Bruder, wobei er sich wirklich zusammenreißen musste, damit seine Stimme nicht zitterte, „Das ist nur ein Stromausfall.“
„Niichan wo bist du?“, fragte die kleine Mädchenstimme aus dem Dunkel des Wohnzimmers.
Langsam und vorsichtig tastete sich der Grundschüler durch das stockfinstere Zimmer um zu seiner Schwester zu gelangen, die noch immer auf dem teppichbelegten Fußboden saß und sich eher nervös umsah, ohne auch nur ihre eigene Hand vor Augen erkennen zu können.
Auch auf der Straße draußen war keine einzige Lichtquelle mehr zu sehen, als Seiichi aus dem Fenster sah. Ein gutes Zeichen dafür, dass im Haus keine Sicherungen rausgesprungen waren. Es handelte sich um einen totalen Ausfall in der näheren Umgebung.
„Seiichi Niichan, bist du das?“, fragte sie lauter, worauf der große Bruder einen unheimlichen Schreck bekam, denn Sachiko hatte nach seinem Hosenbein gegriffen und ihn dadurch beinahe zum Fall gebracht.
„Ja!!“, entgegnete er mit zu grober Stimme, fuhr allerdings gleich fort, „Keine Angst, ich bin da Sachiko-chan.“
Der blauhaarige Junge setzte sich neben seine Schwester und legte schützend einen Arm um ihre Schulter. Auf irgendeine Art war Seiichi sehr froh, dass seine Schwester hier bei ihm war und er nicht ganz alleine in dieser dunklen Wohnung zubringen musste. Vor allem wussten sie beide nicht wie lange es kein so dunkel bleiben würde. Da seine Schwester recht leicht Angst bekam musste nun Seiichi für sie beide stark bleiben und durfte kein bisschen Furcht zeigen. Immerhin war er Sachikos älterer Bruder und für sie verantwortlich wenn seine Eltern aus waren.
„Seiichi Niichan? Glaubst du an Monster?“, wollte Sachiko mit dünner Stimme wissen.
„Quatsch!!“, kam es sofort von ihrem Bruder, „So was wie Monster gibt es nicht!“
„Okay...“, antwortete sie noch einmal bevor sie sich dichter an ihn kuschelte.
Innerlich lachte Seiichi nervös. Wer würde denn gleich an Monster und Gespenster denken?
Er wusste ganz genau, dass es keine gab! Auch wenn man sie ständig in Manga und Anime sah. Seine Eltern hatten ihm schon als er so klein war wie seine Schwester erklärt, dass das nur zur Unterhaltung von anderen Menschen beitragen sollte und mehr an diesen Geschichten nicht dran war.
Und was ist, wenn sie sich doch geirrt hatten?
Eltern konnten sich schließlich auch mal vertun!
So saßen die beiden Kinder eine halbe Stunde im dunklen Wohnzimmer, fast ohne miteinander zu sprechen. Sachiko hatte sich an ihren Bruder gekuschelt und langsam fielen ihr auch schon die Augen zu. Seiichi streichelte ab und zu durch das volle Haar seiner Schwester, einfach um ihr zu zeigen, dass alles in Ordnung war und dass sie sich keine Sorgen machen brauchte. Er konnte ihren gleichmäßigen Atem spüren der plötzlich einsetzte und ihm versicherte dass Sachiko tatsächlich eingeschlafen war. Sie war noch im Kindergarten, deshalb schlief sie auch sehr schnell ein, sobald es etwas dunkler wurde. Aber ein Lächeln hatte sich auf das Gesicht des großen Bruders geschlichen, als er seine Schwester so im Arm hielt und beschützen konnte. Natürlich machte es ihn auch ein bisschen stolz, dass Sachiko ihm so vertraute, dass sie seelenruhig einschlafen konnte.
Ein leises Klopfen rüttelte Seiichi aber wieder aus seinen Gedanken heraus. Es kam eindeutig von der Tür her und wurde sachte immer lauter, dabei war es unmöglich, dass noch jemand um diese Zeit vorbei kam. Für Seiichi waren zwei Dinge absolut klar. Niemand seiner Bekannten würde nach Abendessenszeit noch stören, also musste sich irgendjemand, den er nicht kannte dort draußen befinden. Wahrscheinlich waren es mehrere Personen.
Und einige befanden sich bestimmt schon im Garten!
So war es immer in den Yakuzafilmen gewesen!
In den folgenden Sekunden wog der kleine Sechstklässler die verschiedenen Möglichkeiten ab, was denn am wahrscheinlichsten war. Vielleicht waren es einfach nur Fremde, die sich in der Dunkelheit nicht zurecht fanden, womöglich waren es aber auch Einbrecher die sich am Hab und Gut der Familie vergreifen wollten.
„Yukimura!“, hörte er plötzlich eine Stimme leise sagen, worauf sich der Junge fürchterlich erschreckte und zusammenzuckte. So plötzlich hatte er nun wirklich nicht damit gerechnet, dass sich jemand melden würde. Schon gar keine Stimme, die sich recht jung anhörte.
„Yukimura?“, fragte die Stimme noch einmal, wobei sie dieses Mal ein aufgeregtes Herzklopfen in dem kleinen Blauhaarigen auslöste.
Plötzlich waren die Bedenken des kleinen Jungen wie weggeblasen.
Er kannte diese Stimme!
Seiichi lebte förmlich auf. Er legte seine Schwester vorsichtig auf den Boden, damit sie weiter schlafen konnte, während er selbst aufsprang um sich zur Tür zu tasten. Er kannte die Stimme ganz genau und war froh sie zu hören. Nur einer in der Grundschule hatte eine so laute und zugleich warme Stimme, und das war sein bester Freund. Unter tausenden hätte Seiichi sie wieder erkannt.
In diesem Augenblick fiel ihm ein großer Stein vom Herzen.
„Yukimura? Mach die Tür auf...!“, bat der Junge hinter der Tür schließlich, nachdem wieder ein paar Sekunden verstrichen waren.
„Moment, Sanada...“, entgegnete Seiichi leise, denn er wollte Sachiko nicht wecken, „Es ist so dunkel, ich sehe fast nichts!“
Nach weniger als einer Minute war Seiichi wieder sicher im Flur angelangt und öffnete die Tür. Sofort breitete sich ein heiteres Lächeln auf seinem Gesicht aus, denn vor ihm befand sich tatsächlich Sanada Genichirou, der eine kleine Taschenlampe dabei hatte und an Seiichi vorbei in die Wohnung leuchtete.
„Sanada!“, rief Seiichi erneut überschwänglich vor Freude und viel seinem besten Freund um den Hals. Der bereits weit größere Junge erwiderte die Umarmung etwas zögerlich, denn durch seine Erziehung als angehender Samurai, der einmal das Doujou seines Vaters übernehmen sollte, wurde ihm beigebracht sich beherrscht zu geben.
„Ich wusste doch, dass du meine Hilfe gebrauchen könntest, wenn deine Eltern fort sind“, meinte der dunkelhaarige Junge, löste Seiichi von sich und wuschelte ihm durchs Haar. Seiichis Blick traf für ein paar Sekunden auf Genichirous, wie immer leuchteten die Augen des kleineren Jungen, wenn er in der Nähe seines Freundes war. Genichirou zeigte nur ein kleines Lächeln, Seiichis goldene Augen hatten ihn schon vor langer Zeit verzaubert.
„Was du nicht sagst!“, kam es lächelnd von Seiichi, dessen Stimme wie die eines jungen Vogels an Genichirous Ohr drang, „Ich bin so froh, dass du da bist! Sag mal, haben deine Eltern dich ganz alleine herkommen lassen?“
Seiichi bewegte sich in den Flur hinein und erst jetzt bemerkte er, dass sein Freund einen kleinen Rucksack dabei hatte. Ein Zeichen dafür, dass seine Eltern ihn sogar geschickt haben mussten. Schließlich nickte Genichirou, schlüpfte aus seinen Schuhen und erleuchtete den Flur mit der kleinen Taschenlampe.
„Nun ja“, begann er, „Ich meinte, ich wollte zu dir, weil es ganz schön unheimlich ist, wenn man alleine ist. Mama und Papa haben sich schon gedacht, dass ihr keine Kerzen habt, deshalb haben sie mir welche mitgegeben.“
„Einfach unglaublich dass du hier bist, Sanada! Ach... meine Schwester können wir auch nachher ins Bett bringen, sie ist schon eingeschlafen, aber ich konnte ja schlecht mit ihr nach oben stolpern“, erklärte Seiichi mit ein wenig Reue in der Stimme, denn ein Blick auf seine Armbanduhr, die er Dank des Lichts der Taschenlampe endlich wieder sehen konnte, sagte ihm, dass es schon nach einundzwanzig Uhr war und damit schon lange Zeit für Sachiko im Bett zu liegen. Zum Glück war der folgende Tag ein Samstag, so dass sie morgen im schlimmsten Fall ausschlafen konnte. Genichirou schlich sich zusammen mit Seiichi wieder ins Wohnzimmer, in dem der Größere sich seinem Rucksack zuwandte und ein paar Kerzen herausholte um diese mit Streichhölzern zu entzünden. Seiichi war überrascht wie gut sein Freund vorbereitet war. Er hatte sogar die nötigen Kerzenständer mitgebracht und so wurde es in Windeseile hell im ganzen Wohnzimmer.
Sachiko schlief noch immer friedlich auf dem Boden, dort wo Seiichi sie platziert hatte. Genichirou machte einige Schritte auf das Mädchen zu, das wirklich nichts bemerken zu schien, also beugte er sich zu ihr runter um sie auf seinen Arm zu nehmen: „Die Kleine hat wirklich einen gesunden Schlaf!“
Seiichi nickte zustimmend: „Allerdings, sie hatte vorhin so viel Angst, dass es eigentlich ein Wunder ist, dass sie überhaupt schlafen kann.“
„Sie ist bestimmt eingeschlafen, weil du auf sie aufpasst. Dann bringen wir sie jetzt einfach ins Bett“, meinte der Dunkelhaarige und gelang mit Seiichis Hilfe, da ihm jemand den Weg mit einer Kerze weisen musste, wohlbehalten in das Kinderzimmer Sachikos. Im Gegensatz zum Wohnsitz der Sanadas, war das Haus der Yukimuras hauptsächlich westlich eingerichtet. Deshalb schliefen sowohl Seiichi als auch Sachiko in Betten, während Genichirou es gewohnt war auf einem Futon am Boden zu schlafen.
Vorsichtig legte der große Junge das kleine Mädchen ins Bett und deckte sie zu.
„Morgen ist sie sicherlich verwirrt wenn sie aufwacht und merkt, dass sie nicht mehr unten ist“, meinte Seiichi mit einem seichten Lachen, „Vielleicht wird sie es auch für einen Traum halten.“
„Ja vielleicht“, stimmte Genichirou zu. Sein Blick blieb noch eine Weile auf dem friedlichen Gesicht des Mädchens haften. Sie hatte ebenso helle Haut wie Yukimura und das selbe dunkelblaue Haar dass einen wunderschönen Kontrast erzeugte. Das einzige was die beiden Geschwister nicht gemeinsam hatten, war die Augenfarbe, Seiichis goldene Augen hatte niemand sonst. Seiichi stand neben seinem Freund, noch immer hielt er die Kerze: „Komm, Sanada, wir sollten wieder nach unten gehen und das Feuer nicht so lange allein lassen.“
Er antwortete mit einem einfachen Nicken und begleitete seinen Freund sofort, der ihm wieder den Weg leuchtete. Genichirou musste lächeln: „Sachiko hat dich sehr gern, stimmt's?“
„Ich glaube schon“, stimmte Seiichi kurz darauf zu, „Ich hab sie auch sehr lieb!“
„Du bist sicher ein toller großer Bruder.“
Seiichi lächelte stumm, für einen Moment glaubte er, dass Genichirou ein klein wenig neidisch auf ihn war.
Wieder im Wohnzimmer angelangt erwartete die beiden Grundschüler eine angenehm warme Stimmung. Die kleinen Flammen flackerten leicht und verbreiteten ein behagliches, goldenes Licht, welches Seiichis Herz hüpfen ließ. Er ließ sich entspannt auf dem Sofa nieder und streckte sich genüsslich: „Ich hatte wirklich kurz Angst hier so allein mit Sachiko.“
„Das brauchtest du doch gar nicht“, meinte Sanada lächelnd und setzte sich neben ihn, „Hier wäre dir sicher nichts passiert.“
Der zierliche Blauhaarige nickte lächelnd und lehnte sich an seinen besten Freund. Er fühlte sich beruhigt und glücklich, dass Genichirou bei ihm war. Seiichi bemerkte es selbst kaum, aber sein Herz schlug so schnell und gleichzeitig so unheimlich angenehm in seiner Brust, dass es für ihn keinen schöneren Moment mehr geben konnte. Weder er noch der Dunkelhaarige sagten etwas. Seiichi wollte die wunderbare Ruhe nicht stören und Genichirou blieb stumm, da er ein eher wortkarger Junge war. Vor allem war ihm bereits klar, dass es zwischen ihnen keine ausgesprochenen Worte geben musste. Er konnte die Dankbarkeit seines Freundes deutlich im Herzen spüren und auch seine leuchtenden Augen hatten ihm vermittelt wie froh er eigentlich war.
Seiichis Kopf landete plötzlich auf der Brust des größeren Jungen, wobei er Genichirou aus dessen stillen Gedanken herausriss. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Dunkelhaarigen als er seinen besten Freund schlafen sah. Die Augen waren sanft verschlossen und Seiichis Atem ging ruhig und gleichmäßig als schliefe er schon seit mehreren Stunden.
„Gute Nacht, Yukimura“, flüsterte er leise, uns so platzierte Genichirou ihn auf der Couch. Der Kräftigere musste zugeben, dass auch ihn die Müdigkeit langsam einholte und so legte er sich neben den Blauhaarigen. Genichirou nahm Seiichis Hand in seine und beobachtete diesen noch eine Weile, bevor ihn dann selbst der Schlaf überkam.
Um die beiden Kinder herum, flackerten noch immer die kleinen Flammen, während sie schon lange ihren Träumen nachliefen.
~Thema 74. Dunkel~