Sep 15, 2005 23:26
Unter dieser Übreschrift werde ich nun winzige Szenen posten die sich hoffendlich zu einer amüsanten Geschichte formen werden.
1. Friedhof
Als sie aufwachte, war es bitterkalt. 'Also war alles doch kein böser Traum gewesen.'
Sie erhob sich, glitt durch das noch feste Holz und die nasse Erde an die Oberfläche.
'Ich bin tatsächlich ein Geist.'
Der Friedhof lag ruhig da. In der Nacht waren seine Tore geschlossen und über die
Mauern hörte man nur gelegentlich ein Auto vorbei fahren.
Bisher hatte sie sich nicht gewagt, den Friedhof zu verlassen.
Was, wenn man sie doch sehen konnte, so wie sie begraben worden war?
Ihr Leichnam hatte keinen sonderlich hübschen Anblick geboten.
Und nun einige Wochen nach der Beisetzung sah er schon gar nicht mehr
gut aus. Was war, wenn ihr Äußeres auch so verfiel?
Sie hatte einfach keine Möglichkeit, es nach zu prüfen.
"Sie sind nicht hässlich. Kein Geist ist das, wenn er es
nicht will."
Erschrocken fuhr sie herum. Eine hoch gewachsene Gestalt
stand im Halbdunkel der Gräber. "Wie ich sehe sind sie erst vor kurzem
gestorben", sprach die Gestalt weiter.
Es war eine nicht unangenehme männliche Stimme.
"Äh, ja. Vor drei Monaten, ein Unfall. Aber wie?"
"Ich bin auch kein Mensch, doch im Gegensatz zu Ihnen
war ich auch nie einer."
Die Gestalt trat zwei Schritte vor, und sie konnte nun einen
sehr gepflegten Mann um die Dreißig erkennen, der einen typischen schwarzen
Businessanzug trug. Das Ungewöhnliche an ihm waren seine sehr deutlich erkennbaren
dunkelgrauen Flügel.
"Um ihrer Frage zuvor zu kommen. Ich bin kein Engel.
Ich habe auch keine Ahnung, ob es einen Gott oder einen Teufel gibt, und ich weiß
auch nicht, warum gerade Sie ein Geist wurden und wie lange Sie ein Geist
bleiben werden. Allerdings weiß ich, dass sie und ich zwar selten, aber nicht
ungewöhnlich sind."
Sie starrte immer noch auf seine Flügel. Er lächelte.
"Mein Name ist Choralik."
"Choralik", wiederholte sie langsam.
"Ich weiß, meine Eltern hätten Gnade vor Recht ergehen
lassen sollen und mich Kevin oder wenigstens Torben nennen können, aber
Choralik hat doch was Mystisches nicht?"
Sie musste lachen.
"Miriam Mayen, erfreut, Sie kennen zu lernen."
Unwillkürlich streckte sie ihm ihre Hand entgegen und er
ergriff sie. Erstaunt sah sie auf seine Hand, sie hatte schon so oft versucht
etwas zu greifen und nun schüttelte sie die warme Hand eines Wesens. Er
lächelte wieder.
"Ich glaube ich kann Ihnen einiges über ihren Zustand
erklären, Miriam. Aber verlagern wir dieses Gespräch doch bitte in angenehmere
Gefilde. In mein Restaurant zum Beispiel."
geister&co,
draußen,
kryn