Lang ist's her

Mar 07, 2009 16:40

Jetzt sind schon wieder drei Monate vergangen und eigentlich wollte ich schon längst mal schreiben, aber irgendwie hat’s vorher nicht klappen wollen.

Nun ja, inzwischen habe ich nach etwa drei Jahren nomadisch geprägter Lebensweise zur Sesshaftigkeit zurückgefunden. Heidelberg ist ein hübsches Städtchen, aber ich könnte nicht behaupten, dass ich mich da schon besonders gut auskenne. Es lässt sich jedenfalls da aushalten. Allerdings genieße ich es auch, ab und zu mal nach Frankfurt zu fahren, um dort die Bibliothek des Institutes für Historische Ethnologie zu nutzen. So ein bisschen Großstadt-Flair brauche ich dann doch hin und wieder. Inwieweit Mannheim diesbezüglich eine Alternative darstellt, muss ich erst noch rausfinden. Für die kommende Zeit habe ich mir etwas vorgenommen, wobei viele Leute sich bestimmt nur an den Kopf greifen würde: Es gibt eine Straßenbahnlinie, die von Heidelberg nach Mannheim fährt, dort eine Schleife dreht und dann in nordöstlicher Richtung bis nach Weinheim an der Bergstraße fährt, um dann wieder nach Heidelberg zurückzukommen. Sie fährt also eine etwas deformierte Acht, und irgendwann möchte ich mal die ganze Strecke fahren, am besten vom Bismarckplatz in Heidelberg aus. Aber das dauert bestimmt seine Zeit, also brauch ich mal einen Tag mit schönem Wetter und ein paar Stunden Zeit. Mit dem Semesterticket kostet mich die Fahrt nichts, also warum nicht?

Bei dieser Gelegenheit kann ich aber auch noch ein paar Fotos darbieten und dazu ein paar Takte erzählen:

Silvester und die ersten vier Tage dieses Jahres verbrachte ich in Valparaíso und in einem kleinen Kaff am Strand namens Punta de Tralca. Ich war am 30. Dezember von Frankfurt losgeflogen, diesmal war’s nicht meine „Lieblingsstrecke“ über Atlanta, sondern viel direkter über Madrid. Am Vormittag des 31. kam ich dann in Santiago an und wurde von Mujer Maravilla, ihrer Schwester und meinen beiden Nichten empfangen. Und am Abend desselben Tages fuhren wir mit Mujer Maravillas Schwester, ihrer Cousine sowie mit Fernando im Auto nach Valparaíso. Man muss dazu wissen, dass Valparaíso einer der angesagtesten Orte für das Silvesterfeiern in Chile ist. Das hat zur Folge, dass Hinz und Kunz, d.h. vielmehr Fulano, Zutano und Mengano (denn wir befinden uns ja im spanischsprachigen Kontext, obwohl Hinz und Kunz sicherlich auch nicht fehlen bei der Masse an deutschen Touristen, die dazukommt) aus Santiago nach Valparaíso fahren. Die Autobahn zwischen beiden Städten ist dementsprechend arschvoll und wenn man Pech hat, kommt man erst nach 0 Uhr in Valparaíso an, weil man zu lange im Stau stand. Aber wir hatten Glück und kamen 3 Minuten vor Anbruch des neuen Jahres auf der Plaza Sotomayor an. Wir parkten das Auto an einer Straßenecke, was einem Polizisten zunächst nicht gefiel, doch gestattete er uns schließlich dort zu bleiben unter der Voraussetzung, dass wir uns nicht vom Auto entfernten. Somit konnten wir pünktlich mit Sekt anstoßen:



Ein klarer Höhepunkt war, dass wir unser Auto direkt neben dem Stand eines Churrasco-Verkäufers geparkt hatten, denn wir hatten auf der Fahrt nach Valparaíso allesamt Hunger bekommen. Also gaben nach dem ersten Sekt gleich unsere Bestellung in Auftrag:



Wer des Spanischen mächtig ist, wird den religiösen Inhalt auf dem Schild des Standes erkannt haben. Wir waren nämlich an einen so genannten Canuto geraten, d.h. den Anhänger einer freikirchlichen Gemeinde (die teilweise absolute Alkoholgegner sind und gerne mal auf öffentlichen Plätzen predigen und als Gruppen Lieder singen). Der Herr war überaus nett zu uns und hatte schließlich das Bedürfnis, für uns zu beten. Also stellte er uns in einen kleinen Kreis, schloss die Augen und sprach in leidenschaftlicher Art und Weise ein paar Fürbitten an den Herrn im Himmel, wobei Mujer Maravilla, ihre Schwester und ihre Cousine nicht anders konnten als loszulachen. Fernando und ich waren zumindest etwas erfolgreicher dabei, uns das Lachen zu verkneifen. Er nahm es uns aber nicht übel. Wir sollten uns keine Sorgen machen, wenn wir darüber lachen müssten, sagte er. Der Herr habe uns diesen Moment der Freude geschenkt und immer wenn wir uns an diese Neujahr erinnerten, sollten wir daran denken, dass wir es mit Freude begonnen hatten. Hier nun ein Foto von besagtem Churrasco-Verkäufer:



Vom berühmten Feuerwerk in Valparaíso haben wir natürlich jede Menge gesehen, wenn auch nicht alles. Nur zum Beweis, dass es da wirklich Feuerwerk gibt:



Wir blieben eine ganze Weile dort auf dem Platz, ignorierten die Aufschrift des Churrasco-Standes „No al alcohol“ und versuchten danach mit dem Auto zu unserer Unterkunft zu gelangen, was nicht so einfach war, da sich der Verkehr in allen Straßen staute. So gegen 4 Uhr morgens begaben wir zu Bett und standen am nächsten Vormittag so gegen 11 Uhr auf. Manch einer entspannte sich von den Stunden der Feier mit chilenischen Yoga ...



... andere feierten nach wie vor ...



Das neue Jahr hatte also begonnen und ich fing es in der Tat sehr entspannt an, denn wir begaben uns schließlich nach Punta de Tralca, einem kleinen Ort an der chilenischen Pazifikküste, in dem Mujer Maravillas Oma ein Ferienhäuschen hat, das ihren Kindern und Enkeln zur Verfügung steht. Wir erhielten noch Besuch von weiteren Freunden und Bekannten und verbrachten die Tage am Strand:



Das Wasser ist dort zwar arschkalt aber ich schwamm natürlich trotzdem ein bisschen, denn ich dachte mir, was der eine oder andere Hesse zu sagen pflegt: „Nur die Hardde komme in de Gardde!“:



Außerdem waren die Temperaturen außerhalb des Wassers sehr sommerlich und mit etwas Bewegung trocknete man noch schneller:



Nach einem weiteren Tag am Strand grillten wir am Samstagabend ...



... und verbrachten zahlreiche Stunden in geselliger Runde:



Soviel nachträglich zum Jahresbeginn.

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