Titel: Der Neue (Szene 7)
Sommerchallenge-Prompt: R/I - Joker: (signifikante) Größenunterschiede, SC 2019
Fandom: Tatort Münster
Genre: Fluff, Humor, Pre-Slah
Handlung: Sport ist Mord.
A/N: Gehört zu diesem AU aus dem letzten Jahr (
https://archiveofourown.org/works/42056835?view_full_work=true).
Länge: ~ 600 Wörter
Zeit: ~ 40 Minuten
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Daß er nicht der Größte war, hatte ihn nie gestört. Jedenfalls nicht wirklich. Gut, er war schon ein bißchen enttäuscht gewesen, als sich der Wachstumsschub aus dem letzten Jahr als das herausgestellt hatte, was der Name sagte: Ein Schub. Nichts von Dauer. Inzwischen sah es nicht so aus, als würde er die eins siebzig noch erreichen, auch wenn seine Biolehrerin behauptet hatte, daß Männer durchaus bis Anfang 20 wachsen konnte. Aber das war O.K. Er wußte, wer er war, und er hatte keine Probleme damit, sich gegen Jungs durchzusetzen, die einen Kopf größer waren als er.
Aber daß Karl ihm über den Kopf gewachsen war … das war schon starker Tobak. Seit Anfang des Jahres wuchs der Kerl als hätte er sich jetzt erst dran erinnert, daß es langsam Zeit dafür war. Vermutlich hatte er selbst noch dazu beigetragen, weil er ihn immer mit zum Essen schleppte. Nicht, daß das in anderer Hinsicht was gebracht hatte, spindeldürr war er immer noch. Aber wie sollte er auch Muskeln aufbauen, wenn alle Energie in Höhe umgesetzt wurde und er nur im Zimmer rumhockte und keinen Sport trieb. In der Hinsicht war er leider erfolglos geblieben. Sein Vater hätte es vielleicht geschafft, Karl Spaß an Sport beizubringen, aber dummerweise hatte er auch den Breitmann als Sportlehrer. Und das war echt ein Idiot. So ein richtiger Hart wie Kruppstahl Typ; daß die nicht langsam ausstarben, war ihm ein Rätsel. Inzwischen hätte er in Sport tatsächlich lieber seinen Vater als Lehrer gehabt und das wollte was heißen.
Jedenfalls: Seit Mitte des Jahres war Karl größer als er. Und er nutzte das gewaltig aus, der kleine Mistkerl. Soll ich dir das Buch runterholen, wenn du da nicht rankommst? oder Warte, ich kann dir die Butter reichen ohne aufstehen zu müssen oder Da hinten kommen sie, aber das kannst du vermutlich noch nicht sehen von da unten. Aber sich auf seinen Schultern aufzustützen, um einen besseren Blick in die Ferne zu haben, war nun wirklich arg dreist. Empört drehte er sich um und legte den Kopf in den Nacken.
„He!“ Karl schwankte bedenklich und stützte sich wieder auf ihn. „Ich wär‘ beinahe gefallen!“
„So hoch ist das jetzt auch nicht.“ Wobei Karl es vermutlich auch noch schaffen würde, sich beim Sturz von einem umgekippten Baumstamm was zu brechen. Er blinzelte, als die Sonne es durch das dichte Laub über ihnen schaffte. „Der Breitmann glaubt dir nie, daß du die Querfeldein-Strecke in der Zeit geschafft hast.“
Er war gerannt. Karl, der faule Sack, hatte eine Abkürzung genommen. Und das sah man. Er war ganz schön dreckig geworden beim Weg quer durchs Unterholz, aber nicht ein Tropfen Schweiß. Und dann dieses Grinsen, wie eine Katze, die einen Topf Sahne gefunden hatte … so blöd war der Breitmann nun auch nicht.
„Jetzt komm da runter und renn nochmal ‘ne Runde, damit du wenigstens außer Atem bist, bevor die anderen da sind.“
„Du willst doch nur erster sein.“
„Ich BIN erster.“ Er griff nach Karl und zog. Der andere war vielleicht größer, aber er war immer noch stärker. Und die Schwerkraft war auf seiner Seite.
„Frank!“
Natürlich ließ er ihn nicht fallen. Natürlich fing er ihn auf, er war ja kein Unmensch. Und verdammt, er mußte schon wieder den Kopf in den Nacken legen, wenn er dem anderen noch in die Augen schauen wollte. Zu nah. Und Karl schien einfach nicht seine Füße unter sich zu finden und hing immer noch an ihm. Und das Feld konnte jederzeit um die Ecke biegen. Und Karl mußte doch noch ein Stück rennen, wenn er wenigstens eine Chance haben wollte damit durchzukommen. Auch wenn sein Herz jetzt schon raste, er konnte es pochen fühlen, aber Schweiß würde Breitmann mehr überzeugen. Entschlossen schob er ihn auf Armeslänge von sich weg.
„Jetzt lauf schon! Los!“
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