Dec 23, 2007 19:10
Verschenke Geld!
Na? Reingefallen. Willkommen im Sumpf der unerfüllbaren Wünsche, Habseligkeiten und der absoluten Ignoranz gegenüber den wirklich wichtigen Dingen des Lebens. ... Okay, jetzt habt ihr mich erwischt. Ich bin auch kein Heiliger.
Wo wir jetzt auch beim Thema wären, Weihnachten steht sozusagen vor der allseits bekannten Tür und wir alle fragen uns, wieso hab ich nicht mehr Geld zum Ausgeben gehabt und: Was verkaufe ich dieses Jahr von meinen Geschenken bei Ebay?...
Meine Nichtswürdigkeit wohl eher weniger, schließlich bekomme ich... Geld. Und nein, ich verschenke wirklich nichts.
Schließlich gehts derzeit ja auch nicht ums Verschenken, es geht ums konsumieren, um die Wirtschaft, die Bilanzen, achwas um den Weltfrieden! Ich verschenke jetzt erstmal ein paar Weisheiten intelligenterer Zeitgenossen und Genossinnen...Natürlich zum Thema dieses Blogs und zum Thema unserer heutigen Generation: Konsum.
"Wie zahlreich sind doch die Dinge, derer ich nicht bedarf."
Sokrates (um 470 - 399 v.Chr.), griech. Philosoph
Da fängts ja schonmal an. An sich braucht der Mensch herzlich wenig um zu Überleben. Das zeigen asiatische und afrikanische Kinder recht unfreiwilig jeden Tag. Natürlich auch Deutsche. Aber die meisten haben immernoch mehr als das durchschnittliche afrikanische Kleindorf. Ich erzähle hier nichts neues, aber mich selbst erschrecken die Dimensionen...und, dass es nichts neues, sondern eher ein schon recht altes Problem ist, dass man immernoch nicht in den Griff bekommt. Da helfen auch keine Sextouristen und auch kein dicker Mann mit Bart.
"Ist es nicht so, daß wir aus Dingen eine Mauer um uns errichten, eine hohe Mauer, um den Tod nicht zu sehen? ... Der Motor der Konsumgesellschaft ist nicht die Freude am Leben, sondern die Angst vor dem Tod."
Lotte Ingrisch (*1930), östr. Schriftstellerin
Wie wahr, wie wahr. Obwohl ich manchmal schon sowas wie "Freude" empfinde, wenn ein neues Game ins Haus flattert, ein neues Buch in die Hände fällt, oder ein spannender Film im Kino läuft. Und Angst vor dem Tod haben wir alle. Passend dazu:
"Auch wenn man gut konsumiert, kann man dahinvegetieren."
Rudi Dutschke (1940-79), dt. Studentenführer
Ich sehe sie jeden Tag. Die abgelebten und entkräfteten Gesichter in den Bahnen der großen Metropolen.
Nichtssagende Gesichter, völlig angespannt zwischen Kaufhof-Gedrängel, Handytelefonaten, Gucci und Dolce&Gabbana - Täschchen schleppend, gerade noch dazu in der Lage von den Rolltreppen im Untergrund in den nächsten Starbucks zu hechten und sich an den völlig überfüllten Tischen die neuesten konsumfreudigen Winter-Kreationen zu ergötzen.
Ich muss zugeben, das alles macht Spaß, natürlich. Jeder Mensch konsumiert (gerne), ich bin da keine Ausnahme. Vielleicht fehlt mir schlichtweg das Rohmaterial, das Geld, kann ja sein. Ist der Neid der aus mir spricht?
Ja, sicherlich, aber eher auf die Sorglosigkeit, als auf das Geld selbst. Wir alle sind hungrig nach neuen Informationen, nach schönen neuen Sachen, aber zum Glück auch manchmal nach Dingen die uns weiter bringen. Ich liebe Musik, Literatur, Filme und Videospiele. Okay, bei dem letzten Punkt von "weiterzukommen" zu sprechen ist wahrlich etwas befremdlich, aber mir bringt es Entspannung nach einem stressigen Arbeitstag. Oder einem Einkauf.
Nun...da sind wir wieder. Man merkt, es ist ein ewiger Kreislauf. Dieses Jahr ist mein Weihnachten eher mau. Ich werde Hausschuhe, Schuputzcreme, ein paar Stiefel für 30€, einen Mantel und 50€ bekommen, die auch wieder für Silvester draufgehen. Alles Dinge, die ich brauche, allen voran das Geld, denn dafür fahre ich nach Berlin. Und konsumiere mit sehr guten Freunden die einfache Freude des Zusammenseins. Prost!
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