Letzte Woche hatte ich eine Begegnung mit meinem alten Bekannten, dem
Messingbecher.
Nach einem Tag Aufziehen hatte ich Blasen an den Fingern, was mich in genug nostalgische Stimmung gebracht hat, um mich endlich um den längst überfälligen Eintrag über das Gießprojekt vor den Sommerferien zu kümmern. ^^
Ich habe Ringe mit Edelsteinen gegossen, einen für mich, einen als Geburtstagsgeschenk für meine Mutter und einen für eine Freundin.
Ende Juni/Anfang Juli, man erinnert sich vielleicht, war es richtig heiß. Und weil das Gießen draußen an einem See stattfand, sind wir nachmittags weggeschmolzen... vor dir die Esse mit dem Bunsenbrenner und hinter dir gnadenlos vom Himmel knallend die Somme - uff!
Dafür war die Aussicht natürlich schön - hallo, Kinzigsee! ^^
Wir waren im Vornherein gebeten worden, ein paar Sachen zum Gießen mitzubringen... bei mir sind letztendlich nur die Steine zum Einsatz gekommen. Und das Ringmodell aus blauem Wachs.
Silber hatte ich natürlich auch dabei. Das in dem Tütchen ist schon im richtigen Verhältnis gemischt, aber noch nicht legiert.
Für eine 925er Silber-Legierung kommen auf 25g Silber etwa 2 g Kupfer.
Heutzutage wird eigentlich 935er verarbeitet und 925 gestempelt, weil Lot einen geringeren Gehalt an Feinsilber hat und damit den Feingehalt des Schmuckstücks runterzieht.
Aber ich wollte ja nicht löten - deswegen habe ich mal ganz dreißt 925 legiert. ^^
Wir haben Sandguss und Sepiaguss gemacht. Sepiaguss hatte ich ja damals schon verlinkt, aber ich habe natürlich Fotos gemacht und kann das ganze nochmal mit eigenen Bildern nacherzählen.
Ich präsentiere stolz den Zaubertrick mit dem zersägten Tintenfisch. ;)
Die Sepiaschale muss glatt geschmirgelt werden, damit man mit ihr arbeiten kann. Das - entschuldigt mein direktes Deutsch - stinkt schon ziemlich erbärmlich und macht schön viel Dreck...
So, jetzt, wo wir alles so hübsch glatt haben, kann man auch damit arbeiten. Das Material ist nachgiebig genug, um Gegenstände, die eine gewisse Härte aufweisen, mehr oder minder mühelos hineindrücken zu können. So wird aus der Sepiaschale eine Gussform.
In Sepia gegossene Stücke erhalten immer das charakterische - naja, nennen wir es Riffelmuster - der Schale.
Die Messingecken, die ihr auf dem Photo erkennen könnt, dienen dazu, dass nichts verrutscht und alles deckungsgleich bleibt. Das ist recht wichtig, wenn man ein vernünftiges Stück haben möchte am Ende. ^^
Das Modell wird dann wieder aus der Form genommen, ein Gusskanal und Luftkanäle (sag ich später noch was zu) in das Material reingeritzt und die Form im geschlossenen Zustand mit Bindedraht fixiert. Bindedraht ist wichtig! Immer! ;)
Danach wird dem Silber dann in der Esse (ein umfunktionierter Grillplatz) richtig eingeheizt:
Das Material muss eine gewisse Hitze und Konsistenz erreichen, damit man gut damit gießen kann.
Gut, wenn man Lehrer dabei hat, die ein bisschen ein Auge auf das haben, was man tut.
In dem kleinen Teil mit dem Griff dran (man nennt es auch Tiegel ^^) ist übrigens das Silber drin - aber ich glaube, da seid ihr schon selbst drauf gekommen. ;)
Der Grund, warum wir draußen gegossen haben, erschließt sich mit dem nächsten Foto.
Denn, auch wenn Sepia-Staub schon ein unangenehmer Geruch ist - abgebrannte Schalen sind viel, viel schlimmer! Vor allem mit steigender Quantität:
Ich find's krass, wie stark die ausbrennen von dem heißen Silber!
Auf dem Foto erkennt man übrigens die Luftkanäle recht gut.
Die dienen dazu, dass die Luft in der Form ausweichen kann, sobald das Silber reingegossen wird. Damit sich das dann auch vernünftig in der Form ausbreiten kann. Halbgegossene Objekte sind frustrierend - das habe ich auch feststellen dürfen.
Bis ich endlich einen guten, tragbaren Ring hatte, habe ich vier oder fünf Anläufe gebraucht!
In Sepia habe ich persönlich nicht gegossen, die Ringe sind im Sandgussverfahren entstanden.
Dabei besteht die Form aus einem Holzrahmen, der mit Ölsand ausgefüllt wird. Dieser wird festgeklopft, sodass eine stabile Form entsteht. Beide Hälften werden mit Talkumpulver bestäubt, damit man sie wieder problemlos voneinander lösen kann, ohne dass der Sand aneinander klebt.
Ansonsten ist es genau das Selbe: Modell hineindrücken, Guss- und Luftkanäle einschneiden.
Im nachfolgenden ein paar missglückte Ringe. Manchmal ist das Silber nicht durchgeflossen, manchmal die Steine herausgefallen.
Letztendlich musste ich noch sowas wie Krabben in die Form ritzen, damit die Steine teilweise von Silber umflossen wurden - dann haben sie auch gleich ganz anders gehalten. ;)
Zuerst hatte ich versucht, sie direkt in die Ringschiene einzugießen, das hat aber nicht geklappt.
Das erste brauchbare Stück war dann der Ring für meine Mutter. Der ist auch gleichzeitig der für meinen Geschmack schönste der drei Ringe geworden.
Hier noch mit Gusskanal - leider hat die Kamera lieber den Hintergrund scharf gestellt...
Und dann mein eigener Ring...
Der Ring für meine Freundin entstand am letzten Projekttag in der Werkstatt. Sandguss kann man ja gottseidank auch problemlos in geschlossenen Räumen machen.
Am selben Tag wurden die Ringe dann noch nachbearbeitet: ich habe die Gusskanäle abgesägt und die Formen ein wenig befeilt.
Insgesamt habe ich die Ringe aber so gelassen, weil ich diesen robusten Charme so ansprechend fand.
Beizen und polieren hätte sich außerdem auch wegen der Steine nicht angeboten.
Apropos Steine: ob die beim Kontakt mit dem heißen Metall springen oder nicht, ist reine Glückssache. Aber vor allem die Quarze (Amethyst, Bergkristall etc.) sind mir liebend gerne weggesplittert.
Der gelbe Stein in dem Ring für meine Mutter hat bis zu dem Moment gehalten, als ich ihn als Geschenk einpacken wollte. Es wurde dann ein Edelsteinmosaik draus - auch spannend.
Der grüne Stein musste mittlerweile schon ersetzt werden, weil er wohl doch nicht so fest saß, wie zuerst angenommen. Er ist irgendwo zwischen Parkplatz und Büro verschwunden.
Für die Steine muss ich mir also noch ein Patentrezept ausdenken - ich mag diese Ringe nämlich sehr gerne und könnte mir vorstellen, dass diese Form auch Abnehmer finden könnte.
Aber bis man sowas verkauft, muss man erstmal einen Weg finden zu gewährleisten, dass es das Tragen unbeschadet überlebt. ;)
Am Donnerstag vor den Ferien wurden dann die Projekte präsentiert - wir haben als Präsentationsfläche die Lampen an der Fensterreihe vor dem Lehrerzimmer bekommen.
Das hatte mehr so Scherenschnittoptik, viel erkennen konnte man von den Stücken nicht. ^^
Ich hoffe sehr, mein kleiner Bericht hat euch gefallen, falls ihr noch irgendwas dazu wissen wollt, zögert nicht zu fragen. Ich erzähle gerne, was ich mache, wenn sich mal Leute finden, die das interessiert. :)