Eigentlich hatten wir bisher immer ein gutes Verhältnis zueinander, die Bahn und ich. Tatsächlich kann ich mich nur an eine Gelegenheit erinnern, bei der ich nicht bis nach Hause kam und meine Eltern mich spät Abends am Bahnhof in Münster abholen mussten.
All das änderte sich am vergangenen Donnerstag: so gegen zwanzig vor neun sollte mein Zug am Mainzer Hauptbahnhof abfahren und nach einem Umstieg in Mannheim war die planmäßige Ankunftszeit in Paris irgendwo gegen zwei Uhr nachmittags... aus der anfangs 20 Minuten verspäteten Bahn wurde ganz schnell eine 40 Minuten verspätete Bahn, aus den 40 Minuten wurden 60 Minuten und am Ende fuhr ich mit sagenhaften 70 Minuten Verspätung aus Mainz los.
Bei meiner Ankunft in Mannheim war der vorgesehene Anschlusszug selbstverständlich bereits ewig und drei Tage abgefahren und die nächste Verbindung nach Paris fuhr erst in drei Stunden.
Nun gibt es schlimmere Orte - um mehrere Stunden festzusitzen - als den Mannheimer Bahnhof... den Mainzer Bahnhof zum Beispiel! ;) Nichtsdestotrotz habe ich mich sehr geärgert und mich außerdem gefragt, ob das wohl die Rache dafür sein könnte, dass ich in letzter Zeit aus finanziellen Gründen auf den - selbst oftmals hoffnungslos verspäteten - Fernbus ausgewichen bin.
Am Ende war ich statt um kurz vor zwei kurz nach fünf in Frankreichs schöner Hauptstadt und mein ursprünglicher Plan, den Koffer zum Hotel zu schaffen und danach zurück in die Stadt zu fahren zwecks Besuch im Modemuseum, nicht mehr umsetzbar und ich fasste den Entschluss, auf Schließfächer und/oder eine Garderobe zu spekulieren und einfach inklusive meinem Koffer zum
Palais Galliera zu fahren.
Die 50er-Jahre-Ausstellung endete am vergangenen Sonntag und ich hatte völlig unterschätzt, wie lang deshalb die Schlange sein würde, denn donnerstags findet dort immer die "nocturne" statt, das Museum hat also bis neun Uhr abends geöffnet - super für Leute, die berufstätig sind und nach Feierabend noch ein bisschen Kultur genießen möchten!
Nicht so super für mich, denn besagte Warteschlange ging weit über den Eingangsbereich des Museums hinaus und sorgte dafür, dass mir erstmals an diesem Tag bewusst wurde, wie müde und erschöpft ich eigentlich war... außerdem hätte ich mich auch ungerne mit meinem Riesengepäck in die Reihe der schicken pariser Menschen eingereiht und trat stattdessen die Weiterreise zum Hotel an.
Wer weiß, vielleicht ergibt sich in einer fernen Zukunft nochmal eine andere Gelegenheit, sich mehrere Jahrzehnte alte Dior-Kleider anzuschauen... wenigstens ließen mir die beiden Folgetage im Disneyland keinen Grund zur Klage sondern glänzten (nicht nur) durch perfektes Wetter mit viel Sonnenschein. Die Tatsache, dass ich weit über 470 Fotos geschossen habe, spricht glaube ich ganz gut für sich! ;)