Heute fahren wir mal nach Mainz. Ist ja nicht so weit. Einmal durchs hübsche Mittelrheintal und schon ist man da.
Von Köln Deutz aus nehme ich einen IC nach Klagenfurt. Es ist ein zusätzlicher Zug, darum steht er auf den normalen Zugplänen nicht drauf. Aber gut, er ist auf der Anzeige in der Bahnhofshalle - die scheint in letzter Zeit renoviert worden zu sein oder ich erinnere mich falsch an sie - und auf meiner Karte steht ja auch das Gleis. Alles kein Problem also.
Der Zug ist pünktlich, und wir sind noch nicht ganz aus Köln raus, als er auch schon einen Notbremsung macht. Okay... es dauert keine zwei Minuten und wir fahren wieder und es gibt auch keinen Kommentar dazu, also denke ich mal, dass es nicht so schlimm ist. Kleine Übung vielleicht.
Kaum fünf Minuten später das Ganze nochmal. Mehr Übung? Ich denke scherzhaft, dass das ja noch heiter weden kann, wenn er das jetzt alle paar Minuten mal macht, aber das scheint es doch gewesen zu sein.
Wir fahren den malerischen Rhein entlang, von dem ich das Gefühl habe, dass ein bisschen mehr Wasser drin ist als im Oktober, aber das kann ich nicht beschwören. Außerdem ist er schlecht zu sehen, denn es nebelt. Aber das ist auch irgendwie malerisch. Immerhin haben wir einen strahlend blauen Himmel, Sonnenschein und dünnen Nebel über dem Rhein. Hübsch. Und weil ich in einem Zug sitze und nicht am Steuer eines Autos, kann ich mir das auch in aller Ruhe ansehen. Großer Vorteil.
Dann nähern wir uns Koblenz. Unser Zugbegleiter informiert uns, dass wir ein Problem mit Wagen 6 haben, das kontrolliert werden muss, darum werden wir in Koblenz etwa 10 Minuten länger Aufenthalt haben als geplant. In dem Moment ist mir schon klar, was passieren wird, und das passiert dann auch: Das Problem lässt sich nicht klären, der Zug kann nicht weiterfahren, wir müssen alle aussteigen. Wagen 6 ist mitten drin in der Wagenreihung, den kann man auch nicht einfach abhängen.
Okay. Ich glaube, Koblenz mag mich. Immer, wenn ich da durch will, bricht der Zug zusammen, aber immer bei gutem Wetter und strahlendem Sonnenschein. Wahrscheinlich hofft die Stadt, dass sie damit interessant genug aussieht, dass ich einfach da bleibe. Aber leider wird daraus wieder nichts, denn in Mainz wartet eine Freundin auf mich. Die rufe ich also erst einmal an, um ihr zu sagen, dass ich mich verspäte, und um ihr zu sagen, dass wir uns nächstes Mal in Koblenz treffen müssen, weil meine Züge da halt immer stehenbleiben. Vielleicht freut es die Stadt, dass ich ihre Bemühungen zur Kenntnis nehme.
Wie letztes Mal auch habe ich Glück, denn ich will ja nur bis Mainz, und das ist von von Koblenz aus kein Problem. Da fährt ja immer mal wieder was. Die Bahn hat uns als Ausweicher den EC nach Interlaken angeboten, aber falls der mir zu voll ist, habe ich auch schon zwei andere Anschlüsse im Auge, die kurz danach fahren. Wie gesagt, ich will nicht weit.
Der EC ist dann aber so gut wie leer, so dass es nicht nur kein Problem ist, mitzukommen, sondern auch keins, einen Sitzplatz zu bekommen. Ich kann also gemütlich weiterfahren - außerdem ist es ein Schweizer Zug. Mein erstes Mal in einem Schweizer Zug, das ist auch nett. Man kann also nicht sagen, dass die Bahn einem nichts bietet.
Natürlich muss ich dann auch von Mainz wieder nach Hause. Wohin der IC eigentlich will, habe ich vergessen, aber kurz vor Koblenz ertönt das Signal, das anzeigt, dass der Lokführer den Zugbegleiter sprechen will... Wir halten dann aber doch nur wie geplant und fahren weiter. Wäre ja schon fast witzig gewesen, wenn nicht. Aber Koblenz wusste mein Zuhören wohl doch zu schätzen.
Wieder muss ich in Köln Deutz umsteigen und diesmal ist mein Anschluss eine S-Bahn. Mein Ticket sagt, sie fährt bis Düren. Der Fahrplan sagt, sie fährt bis Sindorf. Die Durchsagen auf dem Bahnsteig sagen, sie fährt nur bis Buir. Ich entscheide, trotzdem mal einzusteigen. Kann man ja noch immer sehen, wo man landet.
Die Bahn kommt, es steht Düren drauf. Und das erste, was der Zugführer sagt, ist dann auch "Keine Sorge, wir fahren bis nach Düren.". Gleich nach "Meine Damen und Herren, herzlich willkommen in dieser S-Bahn. Besonders möchte ich die Reisenden begrüßen, die eigentlich die R9 nehmen wollten, die heute nicht über Köln Hbf fährt. Sie werden gleich sehen, warum." - und in diesem Stil geht es weiter. Wir werden begrüßt, es wird regelmäßig versichert, dass wir bis Düren fahren, wir werden auf die Baustelle hingewiesen, die die Fahrt der R9 verhindert, als sei es eine großartige Sehenwürdigkeit - kurz, der Mann ist einfach klasse. Die Stimmung im doch sehr vollen Zug ist amüsiert, nur wenige Leute sind nicht bereit, sich ihre schlechte Laune nehmen zu lassen. Super.
Leider sagt er uns dann kurz vor Horrem, dass er uns nicht weiter fahren wird, weil für den Rest der Strecke ein Kollege übernimmt. Er versichert uns zwar, dass auch der Kollege sehr nett und sehr kompetent ist, aber das finde ich dann doch eher enttäuschend - ich hatte schon vor, in Düren, was ja die Endstation ist, zu versuchen, mich bei ihm zu bedanken. Daraus wird dann nichts. Aber Glück im Unglück, er läuft auf dem Weg zum Ausgang über den Bahnsteig an der Bahn vorbei, und wir können ihm nochmal winken und ein thumbs up geben.
Vielen Dank also an den Fahrer der S19 für seine gute Laune, seinen Humor und die ständigen Beruhigungen, dass wir wirklich nach Düren fahren werden, egal was Pläne und Durchsagen so sagen. Das hätte er ja nicht tun müssen. Sein Job war, die S-Bahn zu fahren, sonst nichts. Der Rest war exzellenter Kundenservice.
Wie gesagt, vielen Dank!