von Diana Wynne Jones und ihrer Schwester Ursula
Es ist ihr letztes Buch. Sie konnte es nicht beenden. Die Familie hat sich zusammengesetzt, um zu beraten, wie es wohl weitergehen könnte.. Sie hatten alle keine Ahnung, denn Mrs. Jones machte sich nie Notizen und sprach nie über ein work in progress, also bekam am Ende Ursula den Auftrag, es alleine zu versuchen. Und was soll man sagen - es hat geklappt. Ich habe keine Ahnung, wo der Teil von Diana Wynne Jones aufhört und der von ihrer Schwester anfängt, so nahtlos geht der Text ineinander über. So sehr klingt das ganze Buch nach Diana Wynne Jones. Hut ab. Wirklich bewundernswert.
Es gibt vier Inseln von Chaldea, Skarr, Bernicia, Gallis und Logra. Bei Logra drängt sich einem sofort der Name Lloegr (walisisch für England) auf, und bei dem Wort Gallis Wales. Bernicia war ein Angelsächsisches Königreich in Nordengland. Einzig Skarr... Schottland wäre ja noch übrig, und Skarr ist die nördlichste Insel, sie ist karg, es gibt jede Menge Berge und sehr viel Heidekraut und Ginster. Unsere Heldin Aileen stammt von Skarr, wo sie gerade dabei ist, eine Weise Frau zu werden. Jetzt wird aufgrund einer Prophezeiung mit ihrer Tante, einem Prinzen von Skarr und seinem Diener losgeschickt, den entführten Sohn des Hochkönigs zu retten. Der wurde nämlich nach Logra verschleppt, kurz nachdem Logra sich mit einer magischen Barriere vollkommen abgeschirmt hat. Seitdem ist niemand von den anderen drei Inseln mehr dorthin gekommen und alle machen sich Sorgen, was wohl auf Logra ausgebrütet wird.
Die Prophezeiung sieht vor, dass man von jeder Insel einen Mann dabei haben muss, also geht die Reise erstmal nach Bernicia, wo es sehr viele Klöster aber auch übernatürliches Volk gibt, die sehr grün ist und wo es viel regnet (Irland?). Unterwegs gabelt Aileen eine sehr hässliche Katze auf, die sich unsichtbar machen kann, und der Mönch aus Bernicia, der sich ihnen anschließt, hat einen Papagei dabei (auch wenn ich mir den immer irgendwie als Pfau vorstelle), dem alle größten Respekt entgegen bringen. Auf Gallis, der Insel der Barden, die mit ihren Liedern Krankheiten heilen und die Landschaft ständig noch schöner singen, als sie eh schon ist, weshalb Gallis so wunderschön ist, dass es schon wehtut, gabeln wir dann noch einen Verwandten von Aileen auf, der einen Taschendrachen besitzt und einen Heißluftballon erfunden hat. Die einzige Möglichkeit, die Barriere zu überwinden: von oben. Falls sie keine Kuppel ist, natürlich nur.
Es ist ein einfach schönes Buch. Es ist voller Farben, es ist hell und leuchtend, und es fühlt sich warm an. Es ist nicht innovativ, denn es ist eine klassische Questengeschichte. Die Heldin findet sich unvorbereitet plötzlich als Anführerin wieder, der Typ, den sie für den ihr bestimmten Ehemann hält, ist der Falsche - aber der Richtige findet sich (vorhersehbarerweise) auch noch. Die vier Inseln sind interessant beschrieben und ihre Bewohner gewohnt lebendig und ein bisschen schrullig. Ich habe keine Ahnung, ob ich mit meiner Zuordnung Recht habe oder ob es überhaupt eine Zuordnung geben sollte, aber ich hatte Spaß damit. Dass sich die Katze, der Vogel und der Taschendrache als die Guardians der einzelnen Inseln entpuppen, hatte ich auch erwartet (der vierte Guardian ist ein Stier), aber das macht die Idee nicht weniger passend.
Unaufgeregt, detailreich und eben leuchtend. Wirklich schön zu lesen.