Dies ist Teil 14.
Hier geht es zum Anfang der Geschichte.
Ein ganzes Wochenende nur mit unserer Biodanzagruppe. Es findet im im Seminarhaus "Sonnenaufgang" statt. Leider haben sich nicht so viele angemeldet und Julia nimmt ein paar Fremde dazu. Ich bin sehr skeptisch. Keine Annette, keine Karla, keine Tanja, zwar Line und Andrea, aber Line hat, glaube ich, Augen für einen anderen und Petra hat ihren Gerhard - was soll da aus mir werden?
Freitag - Biodanza 86
Ich fühle mich unsicher, obwohl es doch größtenteils meine Gruppe ist. An den Fremden liegt es nicht. Ein Mann namens Wilhelm gefällt mir, er sieht freundlich und kraftvoll aus, obwohl er nicht mehr der jüngste ist. Ich tanze mit ihm, und wir schauen uns nett an. Was er wohl denkt? Bei einem kuscheligen Tanz erwische ich eine hübsche starke, runde Frau namens Heidi. Ich erdrücke sie fast vor Freude.
Rüdiger, einer von den neuen, läuft nach der Vivencia, während sich noch ganz viele gegenseitig knuddeln, mit einem Stoffschaf im Arm herum und sieht dabei ganz traurig aus. Er wünscht sich bestimmt auch Nähe. Wenn ich ihn nur ein Bisschen kennen würde, würde ich zu ihm gehen, aber so traue ich mich dann doch nicht. Aber leid tut er mir schon.
Danach ist Kuscheln. Eine der Frauen erzählt mir irgendwas und ich sage ihr: „Kuschel Dich doch bei mir an!“ Sie antwortet: „Nein, das lohnt sich nicht. Du hast ja so einen schmalen Brustkorb, gar nicht so schön wie Alex!“ Das tut mir dann doch weh. Sie gesteht mir aber auch, dass sie selber gerne so schön wäre wie Sanja. Ich liege dann später sehr lange in Markus Rücken und später an Lines Rücken. Heute habe ich wieder das Gefühl, übrig zu sein, keiner will so richtig mit mir. Ich bin sehr traurig und die Erinnerung an die schöne Zeit mit Irmgard macht mich noch spät abends traurig.
Samstag Vormittag - Biodanza 87
Ich bin traurig. Ich sehne mich so nach inniger und fester Umarmung. Außer bei Irmgard habe ich das noch nie bekommen. Diese Vivencia ist doch entspannter als gestern und Line ist gleich mehrmals bei mir. Bei einem Tanz ist die Hälfte der Gruppe Bäume und die andere Hälfte sind Schlingpflanzen, die sich da herumwinden. Ein schöner Tanz und passend für mich. Ich bin ein Efeu. Vital, sehr erdrückend und wächst auch am Boden weiter. Die Vivencia ist der Kreativität gewidmet und im ganzen sehr lustig, das löst mich vom Kummer. Zwischendurch muss ich mal zum Klo und weil "Männer" besetzt ist, gehe ich aufs Frauenklo. Paula sieht mich und fängt gleich an zu schimpfen. Und ich dachte, die sind hier so freizügig. Darüber mache mir die ganze Zeit Gedanken. Wenn sich jemand über mich ärgert, und wenn es nur das kleinste Bisschen ist, bin ich stundenlang verunsichert. Ich bin ja so empfindlich.
Bei der wilden Tanzerei habe ich mir einen Fußnagel abgerissen. Es tut nicht schlimm weh, aber Tanzen kann ich so nicht mehr. Alex rettet mich, indem er den Nagel mit Isolierband am Zeh befestigt. Das hält tatsächlich bis zum Sonntag Mittag.
Mittagessen
Ich stehe am Buffet, habe schon einige Teile, da kommt Paula vorbei und nimmt sich einen Keks von meinem Teller. Ich nehme mir einen neuen vom Buffet und denke mir nichts weiter. Später fragt sie: "Hast Du Geschwister?" - "Nein, wieso?" - "Ich habe Dir etwas weggenommen und Du hast Dich nicht einmal gewehrt. Da wusste ich, dass Du ein Einzelkind bist." Interessantes Experiment.
Samstag Nachmittag - Biodanza 88
ist der Sinnlichkeit gewidmet. Nichts für mich, denke ich. Es wird viel Becken an Becken getanzt und das macht mir dann doch Spaß. Diesmal ist Line fast die ganze Vivencia bei mir! Am Schluss drehen wir wie wild und sie sieht so glücklich aus, 10 Jahre jünger. Mit Helga erlebe ich viel angenehme Nähe. Auch Doreen drückt mich ganz oft. Sie hat ganz viel herausgeweint und ich war oft bei ihr, jetzt fühle ich mich auch mit ihr verbunden.
Es gibt einen Tunnel für alle; Wer hindurchläuft, ist ein Superstar, den alle feiern dürfen. Ich kriege den lautesten Beifall von allen!
Danach ein entspannter Spaziergang mit Helga und der hübschen Heidi. Sie machen die ganze Zeit Späße mit mir, weil ich Angst habe, zu spät zum Kuscheln zu kommen.
... Kuscheln. Ich liege bei Andrea, auf ihrer anderen Seite ist ihr Freund Gerhard, und sie ist so lieb zu mir. Ich bin dort bestimmt eine Stunde oder zwei. Sie drückt mich richtig fest an ihren Busen und singt ein Schlaflied. Es ist so schön. Gerhard macht lustige Sprüche dazu. Vor uns sitzt Helga und lässt sich den Rücken streicheln.
Der große Alex, auf den ich so neidisch war, liegt die ganze Zeit alleine, und ich bin im warmen Nest. Ich mache mir schon Sorgen um ihn.
So gut aufgetankt lege ich mich zu Heinz, auch weil Helga mir das gesagt hat. Während ich mich an ihn lehne, sagt er: „Na endlich, ich dachte, die lassen mich hier verhungern!“
Er redet lange mit Heidi, irgendwann sagt er in meine Richtung: „Und mit ihr tanze ich auch ganz oft!“ Dann schaut er mich an: „Ach Adrian, das bist ja Du!“
Auf dem Sofa liegt Heiner mit nacktem Rücken (das ist hier eigentlich unüblich) und Julia und Line verwöhnen ihn. Also den Rücken. Ich mache auch noch mit, so bekommt er eine 6-Hände-Massage. Er hat schöne, weiche Haut. Wir streicheln uns auch gegenseitig die Arme. Dann kuschele ich mich an Line und sie sich an Heiner. Später lege ich meinen Kopf auf Julias Schoß und drücke sie fest. Als ich aus diesem Traum erwache, ist es ganz still und keiner ist mehr da. Sie sagt mit lieber, sanfter Stimme: „Du Adrian, wir beiden sind die letzten.“ Es ist so romantisch. ich bin so glücklich.
Sonntag - Biodanza 89
Im Tanz der Worte droht etwas in Streit auszuarten. Es gibt aggressive Töne. Sofort reagiert Julia „Und jetzt wollen wir zum nächsten Thema kommen...“
Ich bewundere ihre schlagfertige Reaktion. Sofort - zack - Vollbremsung! Wenn ich ein Igel wäre, ich würde ihr bedenkenlos vors Auto laufen.
Beim kuscheligen Teil gerate ich an Jutta und sie drückt mich ganz fest! Dann gibt es einen Tanz ins Licht. Auch ein Tunnel, man geht ganz langsam mit geschlossenen Augen und wird mit viel Zärtlichkeit geführt. Die Leute weinen literweise und jedes Mal muss ich mitweinen. Als ich dran bin, verliere ich ständig die Richtung und werde jedesmal dafür geknuddelt. Ich werde richtig fest gedrückt und jauchze vor Glück. Ich habe nicht kapiert, dass das das Tunnelende ist, drehe mich im Kreis und will zurück! Was für ein Spaß.
An diesem Wochenende habe ich auch viel mit Leuten geredet. Ich fühle mich danach richtig warm mit Herzensenergie genährt. Wie auf einen richtigen Weg zurückgeführt. Auch habe ich kaum Schmerzen in der folgenden Woche.
Hier geht es zum 15. Teil! Sie können mich unter adrian(dott)durstbusch(ätt)web(dott)de erreichen.