Neue FF: "Das Schnurren des Tigers", CSI, G/N, NC-17

Mar 28, 2006 09:53

Okay, hier ist die nächste Geschichte der ff_25 Challenge. Diesmal Thema #20 "Tiger". Ich hoffe, es gefällt dem einen oder anderen.

Liebe Grüße und viel Spaß
Bev

Titel: Das Schnurren des Tigers
Autor: Beverly
Fandom/Pairing: CSI, Gil/Nick
Rating: hmm...darf ich mir Antares' 'Erotik' ausborgen? Ansonsten ein sehr lässiges NC-17.
Summary: "Als Gil genau vor ihm stand, drehte der Fremde sich um und lächelte. Es war ein strahlendes Lächeln, das Gil atemlos machte. Und das in ihm den Wunsch weckte, diesen Mann zu küssen. Ihn zu packen, in eines der für ihn reservierten Zimmer zu schleppen und den Rest der Nacht unaussprechliche Dinge mit ihm zu machen."
Beta: thoran_ziyal. Es war mir wie immer ein außerordentiches Vergnügen *knuddel*
A/N: Ich hab lange an diesem Thema geknabbert. Und plötzlich war die Idee da. Danke an Atti, daß ich auch AU schreiben darf.
Ich hab keine Ahnunhg, ob es einen Gay-Club gibt, der "Beautful Desaster" heißt. "BD" ist ein Song von Kelly Clarkson und irgendwie fand ich es ganz passend.
Warnings: AU...ich bin mir ziemlich sicher, daß Gil Nick NICHT so kennengelernt hat.



Das „Beautiful Desaster“ war ein beliebter Gay-Club ein wenig außerhalb von Vegas. Die Musik war abwechslungsreich und nicht zu laut, sodass man sich noch unterhalten konnte...obwohl die wenigsten hierher kamen, um sich zu unterhalten. Man kam hierher, um etwas Abwechslung für eine Nacht zu finden. Ein wenig Nähe, ein wenig Wärme, ein bisschen warme Haut für einige Stunden. Es ging hier nicht um Geld, es ging nicht um Einfluss... es ging nur darum, sich für ein paar Stunden als normaler Mensch zu fühlen. Deshalb war es ein Club ausschließlich für Mitglieder.

Das Mitglied, das nun hereinkam, war im Club sehr gut bekannt. Er übergab seinen Mantel einem lächelnden Angestellten an der Tür, steckte ihm ein großzügiges Trinkgeld zu und schlenderte dann hinüber zur Bar. Sein dunkles Haar, das schon stark von grau durchzogen war, schimmerte silbern im gedämpften Licht des Clubs. Seine blauen Augen waren intelligent und voller Wärme. Alle paar Wochen kam er her, suchte sich unter den jungen männlichen Gästen einen heraus und verschwand für ein paar Stunden mit demjenigen in einem der Zimmer, das immer für ihn reserviert war.

Er war beliebt. Die meisten Mitglieder in diesem Club hätten mit Wonne ihren rechten Arm dafür hergegeben, wenn sie eine Nacht mit ihm verbringen dürften. Es war nicht nur die Tatsache, dass er unglaublich gut küssen konnte. Es war auch nicht, dass er ein sehr ausdauernder Liebhaber war...nein, das alles waren andere Männer auch. Doch wenn er sich einen Mann aussuchte, widmete er diesem seine komplette Aufmerksamkeit. Es gab dann für den Rest der Nacht nichts anderes mehr. Und jeder der Männer, die aus seinem Zimmer kamen, trug dieses gewisse Lächeln auf den Zügen.

Doch niemals nahm er einen Mann ein zweites Mal mit auf sein Zimmer. Es war immer nur für eine Nacht. Die Männer wussten das. Es war eine Regel, die er für sich selber aufgestellt hatte. Ein Art Selbstschutz, da er genau wusste, dass ein Mann in seiner Position sich nicht öffentlich zu seiner Homosexualität bekennen konnte. Oder, Gott bewahre, sogar in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung leben konnte.

Obwohl der Mann schon auf die fünfzig zuging und um die Mitte etwas rundlich war, konnte er seinen Körper durchaus vorzeigen. Seine O-Beine waren liebenswert und seine Art, mit den Männern umzugehen hatte ihn im Club sehr begehrt gemacht. Nun setzte er sich an seinem Stammplatz an der langen Theke. Wortlos brachte ihm der Kellner seinen bevorzugten Drink, einen Scotch auf Eis, und der Mann lächelte.

~*~

Gil Grissom entspannte sich ganz allmählich. Der letzte Fall hatte ihn arg mitgenommen, sein Team war noch immer unterbesetzt und der neue Kollege aus Texas würde erst am nächsten Tag anfangen. Seinetwegen musste er morgen früh schon um neun im Labor sein. Brass hatte frei und so war es Gils Aufgabe als sein neuer Supervisor, ihm alles zu zeigen. Langsam ließ er seinen Blick durch den Club schweifen. Heute Abend war das erste Mal seit vielen Wochen wieder hierher gekommen.. Die Arbeit, die unmöglichen Schichten und der viele Ärger, den er mit Sara Sidle hatte...das alles zerrte sehr an seinen Nerven. Er suchte etwas, das zumindest für eine Nacht seine Gedanken von toten Menschen ablenken und ihm etwas Frieden schenken konnte.

Er bemerkte die Blicke, die er auf sich zog und musste unwillkürlich lächeln. Es hatte sich also doch gelohnt, den Schneider aufzusuchen. Das schwarze Hemd schmiegte sich wie eine zweite Haut an seinen Oberkörper und die etwas lässiger geschnittene, ebenfalls schwarze Hose vertuschte ein wenig seine O-Beine.

Nach einiger Zeit war er bei seinem zweiten Scotch und in der Stimmung angelangt, sich umzusehen. Er beobachtete die Männer, die sich auf der Tanzfläche zu Paaren zusammenfanden. Und die Männer, die sich in die verschwiegeneren Logen zurückzogen. Doch plötzlich fiel sein Blick auf einen Mann, den er hier noch nie gesehen hatte. Und Gil's Jagdinstinkt war geweckt.

Er beobachtete den Mann. Er war ungefähr so groß wie Gil selbst, hatte dunkle Haare, einen durchtrainierten Körper und trug eine schwarze Lederhose. Ein weißes, ärmelloses Hemd betonte seine leicht gebräunte Haut und seine Haare hatten einen verführerischen 'just-fucked'-look. Plötzlich sah der Fremde auf und Gil's Atem stockte für eine Sekunde. Seine Augen waren beinahe schwarz und schienen sich direkt in Gil's Augen zu bohren.

Dann schmiegte sich von hinten ein anderer Mann an den Fremden, doch mit einem Lächeln...wich er aus. Gil beobachtete dies noch diverse Male. Der Fremde war nicht nur attraktiv...er war schön. Ein Wort, dass Gil selten für einen Mann benutzte. Doch in diesem Fall war es äußerst zutreffend. Gil griff erneut nach seinem Glas, als der Mann wieder aufsah und sein Blick Gil erneut fand. Gil's Hand verharrte mitten in der Bewegung, während er von dem Blick des Fremden angelockt wurde. Langsam zog er seine Hand zurück, glitt von seinem Barhocker herunter und bewegte sich auf den dunkelhaarigen Fremden zu.

In dem Moment, als Gil die Tanzfläche betrat, versuchten die Männer ihn auf sich aufmerksam zu machen. Doch Gil's Blick war gefangen von dem Fremden. Dieser wich nun wieder mit einer natürlichen Grazie den Annäherungsversuchen der anderen Männer aus und... schien auf ihn zu warten. Als Gil genau vor ihm stand, drehte der Fremde sich um und lächelte. Es war ein strahlendes Lächeln, das Gil atemlos machte. Und das in ihm den Wunsch weckte, diesen Mann zu küssen. Ihn zu packen, in eines der für ihn reservierten Zimmer zu schleppen und den Rest der Nacht unaussprechliche Dinge mit ihm zu machen.

Ohne lange Nachzudenken zog Gil den jüngeren Mann in seine Arme und küsste ihn. Sie standen mitten auf der Tanzfläche, umgeben von anderen Männern und küssten sich mit einer Leidenschaft, die Gils Blut zum Kochen brachte. Er hatte immer von sich gedacht, dass er ein guter Küsser wäre, doch verglichen mit diesem Mann war er ein blutiger Anfänger. Nach einer Ewigkeit, wie ihm schien, löste sich der Fremde plötzlich von ihm und flüsterte ihm ins Ohr, „Hast du ein Zimmer hier?“

Gil nickte und das Lächeln wurde noch strahlender. Wortlos griff der junge Mann nach seiner Hand und zog ihn mit sich. Gil schaffte es irgendwie, sie in die richtige Richtung zu lotsen und in dem Moment, in dem sich die Tür hinter ihnen schloss, warf sich der Fremde förmlich auf ihn.

Zwischen zwei Küssen murmelte er „Ich heiße Tiger“, und Gil schaffte es gerade noch ein „Man nennt mich G“, hervorzustoßen, als die geschickten Hände des anderen Mannes sich auch schon an seiner Hose zu schaffen machten. Plötzlich zog er sich zurück und sah ihn mit gerunzelter Stirn an.

„G? Ist das eine Abkürzung?“

„Mehr brauchst du nicht zu wissen. Wie willst du mich?“

Tiger legte den Kopf leicht schief und sah ihn fragend an. „Was meinst du?“ flüsterte er.

Gil lächelte. „Darf ich dich lieben? Oder willst du mich? Und wie willst du mich?“ fragte er mit heiserer Stimme.

Tiger schluckte und sah ihn sprachlos an. Plötzlich funkelten seine Augen und er küsste Gil kurz. Dann flüsterte er direkt an seinem Mund, „Ich will dich so tief in mir spüren, dass ich nicht mehr weiß, wo ich aufhöre und wo du anfängst. Ich will hören, wie du meinen Namen rufst, wenn du kommst und ich tief in dir drin stecke. Ich will, dass du mich so markierst, dass ich die nächsten Tage Rollkragenpullis zur Arbeit tragen muss. Und ich will dich markieren, damit jeder weiß, was du getan hast...“

Gil schluckte. Und schluckte noch mal. Dann stürzte er sich förmlich auf Tiger und warf ihn aufs Bett. Innerhalb weniger Sekunden hatte er trotz zitternder Finger sein Hemd aufgeknöpft. Als er sich an Tigers Hemd zu schaffen machte und es ihm langsam von den Schultern streifte, stutzte er plötzlich. Auf der rechten Schulter zeichnete sich ein kleines Stück eines Tattoos ab. Mit einer beinah andächtigen Bewegung zeichnete er das Tattoo nach und entdeckte, dass es sich über den halben Rücken des jüngeren Mannes erstreckte. Er drehte ihn sanft herum und sah, dass es ein Tiger war, der der Länge nach ausgestreckt auf einem Ast lag. Nun wusste Gil auch, woher er seinen Namen hatte.

„Das ist wunderschön“, murmelte er beinahe andächtig. Tiger lächelte. Als Gil sich vorbeugte und einen sanften Kuss auf das Tattoo hauchte, lief ein Schauer über den Körper des jüngeren Mannes. Wann immer Tiger sich bewegte, hatte Gil das Gefühl, als bewege sich auch der Tiger. Es war faszinierend. Er zuckte leicht zusammen, als Tiger sich auf einmal aufrichtete und ihn hart und fordernd küsste.

„Willst du die ganze Nacht mein Tattoo anstarren oder willst du nicht lieber herausfinden, ob der Tiger auch schnurren kann?“ fragte er mit einem herausfordernden Augenzwinkern.

Gil lachte leise auf und zog sich rasch aus. Tiger betrachtete ihn mit glänzenden Augen und riss sich dann beinahe die Kleidung vom Leib. Mit einem Laut, der verdächtig an ein Schnurren grenzte, fiel er über den älteren Mann her.

~*~

Sie liebten sich Stunde über Stunde, erforschten gegenseitig ihre Körper, küssten und streichelten sich und erst in den frühen Morgenstunden fielen sie eng aneinandergeschmiegt in einen kurzen Schlaf der Erschöpfung.

Tiger erwachte als erster wieder. Er stützte sich auf einen Ellbogen und betrachtete den schlafenden Mann an seiner Seite. Das ist meine Vorstellung von Glück, dachte er, während er mit einer Fingerspitze über die grauen Locken des anderen Mannes strich. Neben diesem Mann aufzuwachen, immer und immer wieder, jeden Morgen.

G.

Wofür stand diese Abkürzung wohl? George? Gene? Wahrscheinlich würde er es nie erfahren. Langsam stand er auf und suchte seine Kleidung zusammen. Er zog sich an und war gerade dabei seine Hose zuzuknöpfen, als er eine verschlafene Stimme hinter sich hörte. „Du willst schon gehen?“

Überrascht drehte er sich um und sah in die schlaftrunkenen blauen Augen des älteren Mannes. Ein wenig zögernd ging er zurück zum Bett und setzte sich neben ihn. G legte eine Hand in seinen Nacken, zog ihn sacht zu sich herunter und küsste ihn zärtlich. Nach ein paar Minuten trennten sie sich wieder und Tiger hatte einige Mühe, sein Gehirn wieder in Schwung zu bringen. Schließlich gelang es ihm hervorzustoßen, „Ich muss. Ich hab einen Termin um...“ er sah auf seine Armbanduhr, „...na ja, in knapp drei Stunden. Ich stell mich für einen neuen Job vor.“

Der andere Mann setzte sich auf und lehnte für einen Moment seine Stirn an Tigers Schulter. Dann stützte er sich mit dem Kinn auf und murmelte leise, „Danke.“

„Wofür?“

G küsste ihn sanft und erwiderte dann, „Für diese Nacht.“

Tiger lächelte nur, da er nicht wusste, was er darauf erwidern sollte. Erneut stand er auf, suchte sein Hemd und zögerte kurz, als er zuerst das des anderen Mannes in der Hand hatte. Liebevoll ließ er die schwarze Seide durch seine Finger gleiten. Zögernd drehte er sich dann um. Er sah für einen Augenblick genau in G's Augen und mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck zog er es an. Das Gesicht des älteren Mannes erhellte sich für einen Moment, bevor er aufstand und Tiger ein letztes Mal küsste.

Es zerbrach Tiger fast das Herz, als er zur Tür hinaus ging und diese mit einer entschlossenen Geste hinter sich schloss. Die Tür, die zum Club führte, war verschlossen und kalter Rauch hing in der Luft. Langsam ging Tiger den Gang entlang und öffnete die Tür nach draußen. Die frühe Morgensonne schien ihm ins Gesicht und er musste für einen Moment die Augen schließen. Vorsichtig öffnete er sie wieder und holte dann tief Luft.

Was für eine Nacht. Er sah sich noch einmal um, warf einen letzten Blick auf die Tür, hinter der sich der Mann wohl gerade anzog, der es in einer Nacht geschafft hatte, sein Herz zu erobern. Eine Nacht. Lächelnd schüttelte er den Kopf und ging dann über den Parkplatz zu seinem Truck.

~*~

Gil zog sich an und nahm dann mit einem Lächeln Tigers Hemd auf. Er roch daran und sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Dann zog er seinen Mantel über seinen bloßen Oberkörper und ging. Das zerwühlte Bett hinter ihm war der einzige Zeuge einer Nacht, die alles für ihn verändert hatte.

Das helle Licht der Morgensonne über Las Vegas blendete ihn kurz und mit einem leichten Stirnrunzeln setzte er seine Sonnenbrille auf. Er hatte nicht vorgehabt, so lange im Club zu bleiben. Um ehrlich zu sein, war ihm das noch nie passiert, auch wenn er immer gewusst hatte, dass es die Möglichkeit dazu gab. Er sah auf seine Uhr und seufzte. Es war kurz vor acht. Er wurde langsam zu alt dafür, nur zwei Stunden zu schlafen und dann wieder in die Arbeit zu gehen. Allerdings musste er nur kurz den Neuen einarbeiten, dann konnte er wieder gehen. Vielleicht bekam er noch ein paar Stunden Schlaf, bevor die Nachtschicht anfing.

Er fuhr in sein Condo, duschte kurz und zog sich frische Kleider an. Ein etwas weiteres blaues Hemd, dazu eine helle, weit geschnittene Hose und eine helle Jacke drüber. Es war ja nur für ein paar Stunden. Er griff sich sein Autoschlüssel und ein Blick auf sein Uhr zeigte, daß er noch Zeit für einen kurzen Stopp in seinem bevorzugten Diner hatte, bevor der Neue da war.

~*~

Maud, die Besitzern des kleinen und sehr familiär geführten Diner’s, in dem Gil immer seinen Kaffee trank, strahlte, als er hereinkam.

„Dr. Grissom. Wie schön Sie mal wieder zu sehen. Ich dachte schon, Sie hätten uns vergessen. Haben Sie Zeit für ein Frühstück? Oder möchten Sie nur einen Kaffee?“

Gil konnte gar nicht anders als ebenfalls zu lächeln. Die Herzlichkeit dieser Frau war ehrlich und kam von Herzen. „Nur einen Kaffee, bitte, Maud. Zum Mitnehmen.“

Maud runzelte die Stirn und schnalzte mit der Zunge. „Sie arbeiten zu viel, Dr. Grissom. Wann waren Sie das letzte Mal zum Frühstück da? Sie werden noch ganz mager, wenn Sie nicht besser auf sich achten.“

Mit einem viel sagenden Blick auf seine Rundungen nahm Gil den Kaffeebecher entgegen und erwiderte, „Das wird wohl so schnell nicht passieren. Trotzdem danke ich Ihnen für Ihre Besorgnis, Maud. Ich habe nur einen Termin heute Vormittag. Vielleicht komme ich nachher noch auf ein etwas ausführlicheres Frühstück zurück.“

Maud strahlte und Gil zwinkerte ihr zu, als er das Diner wieder verließ und zu seinem Tahoe zurückging. Er stieg gerade ein, als sein Handy klingelte. Er sah auf das Display und fluchte leise. Ecklie. Der hatte ihm gerade noch gefehlt. Er klappte das Handy auf.

„Grissom?“

„...“

„Ja, Conrad. Ich weiß, dass ich um neun den Termin habe.“

„...“

„Ich bin bereits auf dem Weg. Und falls Lt. Stokes vor mir da sein sollte, bieten Sie ihm doch einen Kaffee und einen Stuhl in meinem Büro an.“

„...“

„Ich beeile mich, Conrad. Und wenn Sie mich nicht hier am Telefon festhalten würden, wäre ich schon längst unterwegs.“

„...“

„Ja, danke, Conrad.“

Und ohne ein weiteres Wort klappte Gil sein Handy wieder zu und steckte es zurück in seine Tasche. Es war ihm gleichgültig, ob Conrad ein Meeting mit dem Sheriff hatte. Er musste nach seinem freien Tag bereits um neun Uhr Morgens im Labor sein. Seufzend nahm er in seinem Auto Platz und zuckte leicht zusammen...dann lächelte er. Es sah so aus, als würde er im Laufe des Tages noch ein paar Mal an Tiger denken.

~*~

Sofia, die die Tagschicht leitete, kam ihm bereits entgegen, als er das Labor betrat. Sie betrachtete ihn mit leicht schief gelegtem Kopf und zwinkerte plötzlich.

„Sie sehen aus, als hätten Sie Ihren freien Tag genossen.“

Grissom spürte wie ihm heiß wurde und er errötete. Doch dann erwiderte er das Zwinkern nur und flüsterte ihr verschwörerisch zu, „Sie haben keine Ahnung wie sehr, Sofia.“

Sie lachte laut auf, drückte ihm einen Ordner in die Hand und wedelte dann grob in Richtung seines Büros.

„Lt. Stokes ist schon da und wartet auf Sie. Hier steht alles drin, was es über ihn zu wissen gibt. Ich muss zurück an meinen Fall. Ich bin gerade angepiept worden, dass meine DNA-Resultate da sind.“

Gil winkte ab. „Schon gut. Ich werde mir diesen Lieutenant mal anschauen und ihm alles zeigen. Wenn es ihm gefällt, kann er gern schon heute Abend anfangen. Wir brauchen dringend Verstärkung in der Nachtschicht.“

Erleichtert drehte sich Sofia um und eilte mit schnellen Schritten den Gang entlang. Gil sah ihr nach, dann drehte er sich um und machte sich auf den Weg in sein Büro. Die Tür war offen und er sah einen Mann mit dem Rücken zur Tür an seinem Schreibtisch sitzen. Für einen Moment stolperte sein Herz. Die schwarzen Haare wirkten beinahe schmerzhaft vertraut, genauso wie die Schultern unter der schwarzen Lederjacke. Er blieb stehen, holte tief Luft und versuchte das Zittern seiner Hände wieder unter Kontrolle zu bringen. Es war nicht Tiger...wie konnte er das nur annehmen? Tiger lag im Moment sicherlich im Bett und schlief den Schlaf des Gerechten. (Und des Gut-Gevögelten, flüsterte eine kleine Stimme in seinem Kopf, die er jedoch erfolgreich sofort zum Verstummen brachte.)

Er trat in sein Büro, schloss die Tür und drehte sich dann zu Lt. Stokes um. Dieser war mittlerweile aufgestanden und hatte sich zur Tür gedreht.

Und zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit hatte Gil das Gefühl zu fallen ohne Netz. Er blickte in die gleichen dunklen Augen, in die er die ganze Nacht geblickt hatte. Der Ordner, den Sofia ihm gerade in die Hand gedrückt hatte, fiel aus seiner plötzlich kraftlosen Hand und die Papiere flatterten auf den Boden.

Für ein paar Sekunden starrten sich die beiden Männer nur wortlos an, bis der Jüngere sich schließlich räusperte und sagte, „Jetzt weiß ich wenigstens wofür das G steht.“

~*~

„Jetzt weiß ich wenigstens wofür das G steht.“

Innerlich stöhnte Nick auf. Wo kam denn dieser Blödsinn her? Er hatte eigentlich immer gedacht, er wäre intelligent.. Doch als er nun dem Mann von letzter Nacht gegenüberstand, schien es, als sei sein Gehirn mit Blut gefährlich unterversorgt. Anders als in der Nacht zuvor trug er nun etwas weitere, lässigere Kleidung. Allerdings betonte die Farbe seines Hemdes das unglaubliche Blau seiner Augen und Nick glaubte darin zu versinken.

Plötzlich riss ihn das Geräusch der flatternden Blätter aus seinen Gedanken und er bückte sich, um die Unterlagen wieder aufzuheben. Er raffte sie hastig zusammen und drückte den Ordner dann wieder Gil (seinem Geliebten? zukünftigen Boss?) in die Hand.

Gil zuckte zusammen und ging dann mit etwas hölzernen Bewegungen zu seinem Schreibtisch und ließ sich in seinen Stuhl fallen.

Nick setzte sich ebenfalls wieder. Langsam faltete der andere Mann die Hände vor sich auf dem Schreibtisch und sah dann auf seine verschränkten Finger hinab.

„Ich...ich weiß ehrlich gesagt nicht ganz genau was ich jetzt sagen soll“, meinte Gil schließlich und Nick’s Herz setzte aus. Verdammt. Warum hatte er letzte Nacht nicht zu Hause bleiben können? Warum hatte er in diesen Club gehen müssen? Hatte er sich damit alle seine Chancen auf diesen Job verbaut? Er öffnete den Mund, um etwas zusagen...irgendetwas, als Gil (nein...Dr. Grissom) ihm zuvorkam und fortfuhr.

„Unser erstes Treffen hat unter etwas...ungewöhnlichen Umständen stattgefunden. Ich habe deine“, für einen Moment sah Gil auf, unsicher, ob er ihn duzen sollte, doch für Nick erschien alles andere lächerlich, nachdem was sie letzte Nacht alles geteilt hatten. So nickte er nur kurz, um zu zeigen dass es für ihn in Ordnung war und Gil sprach weiter, „deine Unterlagen gelesen. Du hast für die Dallas PD gearbeitet. Dann hast du dich zum CSI ausbilden lassen. Warum? Du warst ein guter Cop.“

Nick lehnte sich leicht zurück. Er hatte mit dieser Frage gerechnet. Allerdings im Vorstellungsgespräch, nicht erst jetzt. Er war eigentlich nur hier, um seinen neuen Supervisor kennen zu lernen, sich einteilen zu lassen und sich das Labor anzuschauen.

„Ich habe zu oft miterleben müssen, wie wir einen Täter gehen lassen mussten, nur weil die CSI keine verwertbaren Spuren gefunden haben Das wurde auf die Dauer frustrierend und so habe ich mich entschlossen, selbst zum CSI zu wechseln. Ich hoffe, dass ich so etwas verändern kann.“

„Warum wolltest du nicht in Dallas bleiben?“

Weil meine Mutter eine bekannte Staatsanwältin und mein Vater ein noch bekannterer Richter ist und ich dort immer nur der kleine Stokes bin, dachte er für sich, doch laut sagte er, „Ich bin erst am Anfang, ein CSI Level 1. Ich will lernen. Und zwar von den Besten. Und das Labor in Las Vegas ist das Beste. Und du bist fast schon legendär. Ich habe fast alle deine Veröffentlichungen gelesen. Ich wäre ein Idiot gewesen, wenn ich mir diese Chance hätte entgehen lassen.“

Gil lächelte etwas verlegen und senkte seinen Blick wieder auf seine Hände. „Wie gesagt, ich habe deine Akte genau gelesen. Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass du eine hervorragende Bereicherung für unser Team bist. Allerdings suchen wir jemanden für die Nachtschicht, das heißt, dein Boss wäre ich.“

Nick versuchte, sich das Grinsen zu verkneifen. Arbeiten unter Gil? Er konnte sich Schlimmeres vorstellen. Gil schien es nicht zu bemerken und fuhr fort, „Die Arbeitszeit wäre von Mitternacht bis acht Uhr Morgens. Manchmal auch länger, das kommt immer auf den Fall an. Am Anfang wirst du nicht alleine arbeiten, sondern entweder mit mir zusammen oder mit Catherine Willows, die zweite im Team die CSI Level 3 ist und damit, neben mir, am Ranghöchsten.“

Gil sortierte noch einmal kurz seine Unterlagen durch und sah dann auf, genau in Nick’s Augen. „Wann kannst du anfangen?“

Sofort!!

„Wann bräuchtet ihr mich denn?“

~*~

„Wann bräuchtet ihr mich denn?“

Gils Herz schlug schneller bei dieser Frage und seine innere Stimme schrie laut auf 'Sofort!!!'

„Wenn es ginge, dann gleich heute Abend. Es ist im Moment ziemlich viel los und wir kommen kaum noch hinterher.“

„Okay.“

Gil war überrascht. „Okay?“

Der jüngere Mann nickte nur und Gil hatte Mühe, seine Freude darüber zu verbergen. „Gut. Dann zeige ich dir jetzt das Labor.“

Sie verbrachten die nächsten Stunden damit, das Labor zu erkunden. Gil erklärte Nick alles, was er wissen musste und noch ein wenig mehr. Er wollte ihn nicht überstrapazieren, aber er genoss die Nähe des jungen Mannes, den er noch wenige Stunden zuvor in den Armen gehalten hatte.

Nun, da sie Kollegen waren, wusste er nicht, wie es weitergehen sollte. Wäre Nick überhaupt daran interessiert, die letzte Nacht zu wiederholen? Oder war es für ihn nur ein bedeutungsloser One-Night-Stand gewesen? Diese dunklen Gedanken ließen ihn immer stiller und einsilbiger werden, bis Gil die große Laborrunde schließlich im Umkleideraum beendete.

Der Raum war leer. Gil führte Nick um die Ecke, um ihm seinen Spind zu zeigen. Als sie nicht mehr in Sichtweite der Tür waren, bewies Nick plötzlich, dass er in diesem Fall mehr Mut besaß als Gil. Er griff nach seiner Hand und zog ihn auf die Bank, dann setzte er sich ihm gegenüber, sodass sich ihre Knie beinahe berührten. Langsam, fast wie in Zeitlupe, bewegte er sich auf Gil zu. Als er nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt war, flüsterte er:
„Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber für mich war die letzte Nacht etwas ganz Besonderes. So etwas habe ich noch nie erlebt. Und ich will mehr davon. Wenn du es nicht willst, dann sag es gleich und letzte Nacht ist nie geschehen. Einverstanden?“

Ein Ausweg. Nick bot ihm einen Ausweg an. Er musste nur ja sagen und sie konnten ohne Probleme miteinander arbeiten. Es würde keine Vorwürfe geben, keine Nachstellungen, keine Fragen und keine gekränkten Gefühle. Aber ein Blick in diese Schokoladenfarbenen Augen ließ eigentlich nur eine Antwort zu und so lehnte sich Gil die letzten Zentimeter vor und flüsterte dicht an Nick’s Mund:
„Ich will es. Ich will den Tiger wieder schnurren hören.“ Und dann küsste er ihn. Es hatte etwas Unwirkliches an sich, einen Mann im hellen Licht des Tages zu küssen, noch dazu im Umkleideraum des Labors. Doch als Gil spürte, wie sich die Zunge des jüngeren Mannes geschickt um seine wand, setzte sein logisches Denken komplett aus. Sie küssten sich lange Minuten, bis Stimmen vom Gang sie erschrocken auseinander fahren ließen. Sie starrten sich an, bis Gil schließlich seine Stimme wieder fand. „Darf ich dich zum Frühstück einladen?“

Nick’s Lächeln war so strahlend, dass Gil sich für einen Moment wie geblendet fühlte. Als sie gemeinsam in die Mittagshitze von Las Vegas traten, kam Ecklie gerade von seinem Meeting. Mit eigenartigem Gesichtsausdruck sah er erst Gil, dann Nick an und Gil bemerkte plötzlich, dass er etwas zu dicht neben Nick stand. Doch es war ihm egal. Er setzte seine Sonnenbrille auf und hob sein Gesicht für eine Sekunde in die Sonne. Dann wandte er sich an den Mann, der neben ihm stand. „Nicky, meine Junge, ich habe das Gefühl, das heute ein wundervoller Tag wird.“

Gemeinsam gingen sie zu Gils Tahoe. Immerhin hatte er Maud versprochen heute noch zum Frühstück zu kommen, nicht wahr?

Ende

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