Und wieder hat die Storycat angefangen zu schnurren. Ich hoffe, es gefällt dem einen oder der anderen. Viel Spaß beim Lesen.
Bev
Title: Nähe
Fandom: CSI Las Vegas
Characters: Gil Grissom/Nick Stokes
Prompt: #10 Nähe
Word Count: 1988
Beta:
thoran_ziyal, die Wunderbare, die nicht nur schnell, sondern auch gut ist.
Rating: PG-13
Author’s Notes: Nick ist krank und Gil überfordert
Mühsam schleppte Nick sich in den Pausenraum. Er fühlte sich, als wäre ein Truck über ihn hinweg gefahren. Er schwitzte, jeder einzelne seiner Knochen tat weh und sein Kopf schien zerspringen zu wollen. Nick war eigentlich stolz darauf, eine gute Gesundheit zu haben, doch alle paar Jahre erwischte es ihn heftig.
Er nieste, hustete und stöhnte gequält auf. Vielleicht - wenn er noch schnell ein paar Aspirin einwarf - schaffte er es, diese Schicht noch einigermaßen mit Anstand durchzustehen. Morgen hatte er sowieso frei und dann könnte er den ganzen Tag im Bett bleiben und sich auskurieren.
Er schenkte sich einen Kaffee ein, setzte sich an den Tisch und schloss mit einem erleichterten Seufzen seine Hände um die warme Tasse. Ohne, dass er es bemerkte, fielen ihm die Augen zu.
Eine Hand auf seinem Arm ließ ihn aufschrecken. Überrascht zuckte er zusammen, riss die Augen wieder auf und starrte genau in die besorgten Augen seiner Chefin, Catherine Willows.
“Geht’s Dir nicht gut, Nicky?”
Nick versuchte ein Lächeln, merkte jedoch an Catherines Gesichtsausdruck, dass er sie nicht täuschen konnte. So seufzte er nur und schüttelte den Kopf.
“Nein, nicht wirklich, Cath. Ich glaub, ich hab mir was eingefangen.”
Der etwas jämmerliche Tonfall genügte, um Catherines Muttergefühle zu wecken. Sanft legte sie ihm eine Hand auf die Stirn und Nick stöhnte leicht auf, als er ihre kühle Hand auf seiner heißen Haut spürte. “Gott, Nick, du glühst ja. Du solltest gleich nach Hause gehen.”
Müde schüttelte Nick den Kopf. “Nein, nein. Es geht schon. Es ist ja schon elf. Die eine Stunde halt ich jetzt auch noch aus. Ach ja ... und bitte, sag Grissom nichts davon. Okay? Ich möchte nicht, dass er sich Sorgen macht.”
Mit großen, bittenden Augen sah er zu ihr auf, wohl wissend, dass sie diesem niemals widerstehen konnte. Für einen Moment musterte sie ihn mit leicht zusammengekniffenen Augen, dann nickte sie langsam. “Okay. Aber Punkt Mitternacht haust du ab hier, verstanden?”
Er erwiderte das Nicken, erleichtert, dass sie ihn zu verstehen schien. Mit einem letzten, prüfenden Blick auf Nick verließ sie den Pausenraum. Der junge Mann blieb noch ein paar Minuten sitzen, bevor er sich dann mühsam hochstemmte. Mittlerweile hatte er auch noch Halsschmerzen und jeder Schluck tat ihm weh. Nur mit Mühe bekam er das Aspirin hinunter und warf dann einen Blick auf seine Armbanduhr. Zwanzig nach elf.
Noch vierzig Minuten bis zum Feierabend.
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Punkt Mitternacht nahm Catherine Nick die Arbeit aus der Hand, schob ihn förmlich in den Umkleideraum und zog ihm seine Jacke an. Es war nur seinem patentierten Hundeblick zu verdanken, dass sie ihn nicht auch noch nach Hause fuhr.
Wie mit Autopilot fuhr er zu Gils Condo, dass er seit einigen Monaten mit dem älteren Mann teilte. Seit sie zusammen waren, hatte Nick immer weniger Nächte in seinem eigenen Appartement verbracht und so hatten sie entschieden, dass es sinnvoller für Nick war, ganz zu Gil zu ziehen. Allerdings wusste es im Labor immer noch niemand und so hatte er den Nachsendeantrag der Post mittlerweile schon zum dritten Mal verlängert.
Mit zitternden Händen schloss er die Tür auf, trat ein und warf die Haustür achtlos hinter sich ins Schloss. Er begab sich auf direktem Weg ins Schlafzimmer, zog sich auf dem Weg dorthin aus und fiel schließlich zutiefst erschöpft mit dem Gesicht nach unten aufs Bett. Er schlief bereits, noch bevor das Bett aufhörte zu wippen.
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“Catherine?”
Catherine lächelte und drehte sich zu ihrem alten Freund Gil Grissom um. “Ja?”
Gil ging ein bisschen schneller um sie aufzuholen. In seinen Händen hielt er die Akte von Nicks letztem Fall. “Catherine, weißt du ob Nick noch da ist? Ich hätte da noch eine Frage zu seinem Bericht.”
Sie sah in mit einem etwas eigenartigen Gesichtsausdruck an, worauf hin Gil fragend eine Braue hob. “Was?”
“Das weißt du nicht? Nick fühlt sich nicht gut. Ich glaube er hat sich eine Grippe eingefangen. Ich habe ihn superpünktlich rausgeschmissen und jetzt--”, sie warf einen Blick auf ihre Uhr, “liegt er hoffentlich schon im Bett und schläft. Du siehst ihn ja, wenn du nach Hause kommst.”
Sie lachte, als sich Gils Gesichtausdruck von fragend in geschockt wandelte. “Oh bitte, Gil. Du hast doch nicht im Ernst geglaubt, dass du eure Beziehung vor mir geheim halten kannst, oder?”
“Na ja, ich dachte ... und Nick wollte nicht ... und ich...” Hilflos verstummte Gil.
Catherine bekam Mitleid und legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. “Schon gut, Gil. Ich sag auch niemandem was. Hör zu, es ist eine ruhige Nacht. Warum gehst du nicht nach Hause und kümmerst dich um deinen kranken ... um Nick, hm? Ich piep dich an, wenn wir dich hier brauchen.”
Für einen Moment war Gil sprachlos. Nicht nur darüber, dass Catherine Bescheid wusste über ihn und Nick. Sie fand es ganz offensichtlich auch in Ordnung und unterstützte ihn sogar. Er lächelte sie an und schüttelte dann den Kopf. “Das ist ...sehr nett von dir, Cath. Aber ich glaube, ich werde heute Nacht hier mehr gebraucht.”
Sie musterte ihn für einen Moment mit leicht gerunzelter Stirn und nickte dann langsam. “Gut, ganz wie du meinst. Also, was wolltest du mich fragen?”
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Nick war krank? Für einen Moment starrte Gil seine langjährige Freundin an. Er sah, dass sich ihre Lippen bewegten, doch war unfähig sie zu verstehen... bis die Worte für ihn schließlich einen Sinn ergaben. Er sollte nach Hause gehen?
Alles in ihm krampfte sich zusammen bei dem Gedanken, dass Nick allein - und vielleicht hilflos - zu Hause war. Doch er durfte seinen Job nicht von seinen Gefühlen beeinflussen lassen. Nick war ein erwachsener Mann und wenn er wirklich ernsthaft krank war, wäre er vernünftig genug, um zu einem Arzt zu gehen.
Dennoch konnte er das eigenartige Gefühl für den Rest seiner Schicht nicht abschütteln. Er erledigte seinen Job wie ferngesteuert und war froh, wenn er sich in seinem Büro verschanzen konnte. Die Nacht war ruhig, genau so wie Catherine es prophezeit hatte. Und trotzdem...
Am Ende seiner Schicht zögerte er, nach Hause zu gehen. Er schloss alle seine Berichte ab, kramte dann noch einen alten Fall heraus und versuchte, neue Spuren zu finden. Er schaffte es tatsächlich, sich so in den Unterlagen zu vertiefen, dass er es nicht merkte, wie die Zeit verging. Erst als ein Schatten auf seinen Schreibtisch fiel, sah er auf. Eine ziemlich überraschte Catherine stand vor ihm.
“Catherine. Bist du immer noch da?”
“Ich? Das Gleiche könnte ich dich fragen, Gil. Es ist kurz nach neun. Ich habe noch etwas vergessen und musste deshalb noch mal herkommen, nachdem ich Lindsay zur Schule gebracht habe. Und dann finde ich dich noch immer hier an deinem Schreibtisch. Warst du überhaupt schon zu Hause?”
Verlegen senkte Gil den Kopf und gab Catherine damit eine Antwort, ohne ein Wort zu sagen.
“Gil Grissom. Wie herzlos kannst du eigentlich sein?”
Gils Kopf schoss hoch und er öffnete den Mund, um sich zu verteidigen. Doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. “Nein. Ich will es nicht hören. Nick liegt krank und allein zu Hause und du sitzt hier und arbeitest irgendwelche alte Akten auf. Das ist wirklich das Letzte, Gil.”
Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. Schweigend stand er auf und schloss die Bürotür. Dann deutete er mit der Hand auf einen Stuhl und sie setzte sich. Er nahm wieder in seinem Stuhl Platz, nahm seine Brille ab und rieb sich die Augen. Es war eine beinah schmerzhaft vertraute Geste und Catherine musste trotz ihrer Wut ein wenig lächeln. Die Brille fand ihren Weg zurück auf Gils Nase und er faltete die Hände vor sich auf dem Tisch.
“Ich ... ich weiß nicht genau, was ich machen soll, Catherine.”
Sie legte den Kopf leicht schief, fragend. Verlegen sah Gil auf seine Hände hinab und sagte, nun etwas leise, “Ich habe keine Erfahrung mit kranken... ich meine mit Nick, wenn er krank ist.”
Langsam dämmerte es Catherine, was genau das Problem ihres alten Freundes war. Eddie war immer unausstehlich gewesen, wenn er krank war. Er hatte felsenfest geglaubt, dass ihn schon ein einfacher Schnupfen beinahe umbringen könnte. Vielleicht war Nick auch so und Gil war einfach überfordert? Aber andererseits machte Nick nicht diesen Eindruck. Was hatte er gesagt? ‘Bitte sag Grissom nichts. Ich möchte nicht, dass er sich Sorgen macht.’
Das klang eigentlich eher danach, als wäre Nick einer jener Männer, die sich in so einem Fall einfach ins Bett legen und das Ganze mit viel Schlaf auskurieren.
“Gil?”
Langsam hob er den Kopf wieder und sah sie an. Sie rutschte auf ihrem Stuhl etwas nach vorne und sah in eindringlich an.
“Wovor hast du Angst?”
“Es ist keine Angst, Catherine. Man kann nichts fürchten, was man nicht kennt. Es ist so, dass ich noch nie in der Situation war, in dem mich um einen kranken Menschen kümmern musste.”
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und begann mit einem Stift zu spielen, der vor ihm auf dem Tisch lag.
“Ich fühle mich überfordert, Catherine. Ich weiß nicht, was Nick von mir erwartet. Natürlich habe ich gestern gemerkt, dass es ihm nicht gut geht. Aber er hat nichts weiter gesagt und ich habe nicht gefragt.”
“Ist dir sonst etwas aufgefallen? An Nick, meine ich.”
Gil runzelte die Stirn, dachte angestrengt nach und errötete plötzlich heftig. Catherine grinste amüsiert. Aha, anscheinend war ihm etwas aufgefallen.
“Er war ungewöhnlich ... verschmust ... heute Nacht.”
Verschmust?
“Verschmust?”, wiederholte sie und konnte diesmal das Lächeln aus ihrer Stimme nicht ganz raushalten.
Gils Erröten vertiefte sich noch.
“Na ja, normalerweise schläft er auf seiner Seite des Betts und ich auf meiner. Aber heute Nacht war er ...verschmust. Anhänglich.”
Sie nickte verständnisvoll. “Er braucht jetzt deine Nähe, Gil. Du solltest zu ihm gehen.”
Sie stand auf und warf ihm einen herausfordernden Blick zu. Dann seufzte sie ungeduldig auf. “Nun komm schon, Gil. Geh nach Hause zu deinem Mann. Manchmal ist das Einzige was bei einer Erkältung wirklich hilft, die Nähe des Menschen, den man liebt.”
Für einen Moment sah er sie noch mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck and, dann lächelte er plötzlich. “Mein Mann?”
Sie grinste mit einem übermütigen Funkeln in den Augen. “Schade nur, dass ihr es geheim halten wollt. Versprich mir nur eins ...wenn ihr es jemals publik machen wollt ...ich darf es Sara sagen, ja?”
Gil lächelte nur, als er nach seiner Jacke griff und Catherine die Tür öffnete.
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Es war still im Haus, als Gil nach Hause kam. Er schloss gerade leise die Tür hinter sich, als sein Blick auf die verstreuten Kleidungsstücke fiel. Schritt für Schritt folgte er der Spur und erreichte schließlich das Schlafzimmer.
Nick lag der Länge nach ausgestreckt auf dem Bett und schien tief und fest zu schlafen. Seine Haut glänzte vor Schweiß, sein Atem ging unregelmäßig und noch während er ihn beobachtete, hustete Nick plötzlich rau und trocken. Sein Körper krampfte sich zusammen und unwillkürlich setzte Gil sich aufs Bett neben seinen Geliebten. Er strich ihm sanft über den Rücken, in dem vergeblichen Versuch, den Husten dadurch zu stoppen. Nach einigen Momenten beruhigte Nick sich wieder und erleichtert ließ Gil seine Hand sinken.
Dann erinnerte er sich wieder an das, was Catherine ihm gesagt hatte.
Nähe.
Nick brauchte nun seine Nähe. Ohne noch etwas zu essen, wie er es sonst immer tat, zog er sich aus, ging ins Badezimmer und schlüpfte anschließend zu seinem Mann - er lächelte, als er daran dachte, wie selbstverständlich Catherine dieses Wort benutzt hatte - unter die Decke.
Sofort drehte Nick sich zu ihm herum, schlang seine Arme und Beine um ihn wie ein Oktopus, legte seinen Kopf auf Gils Schulter und glitt sogleich wieder zurück in den Tiefschlaf.
Gil erwiderte die Umarmung und schloss die Augen, während seine Hand sanft durch Nick’s dunkles Haar glitt. Dann presste er einen sanften Kuss auf Nick’s Schläfe und flüsterte, “Gute Nacht, mein Nicky.”
Und während er selber Stück für Stück in den Schlaf hinüber glitt, verpasste er das Lächeln, das über Nick’s Züge huschte.
Ende