Sie hatte sich sehr gefreut, als er sie nach einer Verabredung fragte. Sofort war ihm verziehen, dass er am Wochenende lieber etwas mit seinen Freunden gemacht hatte, obwohl sie sich sehen wollten. Trotz ihrer Faulheit machte sie sich bereit für das Treffen. Nach ewigem Suchen das passende Outfit zusammengestellt, die Nägel frisch lackiert und sich eine Maske aufgelegt. Eine bestimmte Zeit hatten sie noch nicht ausgemacht, aber das würde sich schon ergeben, dachte sie. Wozu hatte man denn sonst heutzutage Handys und notfalls wusste sie wo er wohnt. Früh ging es ins Bett. Sie wollte am Vormittag noch etwas in der Stadt bummeln gehen. Hatte sie doch am Nachmittag ihre Traumschuhe im Schaufenster gesehen. Nachdem sie ihre Lieblinge in Paris mangels Geldes nicht kaufen konnte, suchte sie zurück in Berlin vergeblich nach ihnen.
Am nächsten Tag stand sie früh auf, um sich fertig zu machen. Die Haare sollten perfekt sein, auch das Make-Up. Rausgeputzt ging es dann in die Stadt. Doch ihre Schuhe gab es leider nicht mehr in ihrer Größe und nach enttäuschten Bummeln in den anderen Läden rief sie ihn an. Sie rief ihn noch einmal an. Und noch einmal. Die einzige Stimme, die sie zu hören bekam, war seine Mailbox. Trotz der anfänglichen Enttäuschung fuhr sie zu ihm. Saß in der Buchhandlung in seiner Nähe und vertrieb sich die Zeit mit Lesen. Einfach bei ihm vor der Tür stehen wollte sie nicht. Die Zeit verging, es waren bereits 2 Stunden seit ihrem 1.Anruf vergangen und sie konnte nicht mehr ruhig sitzen bleiben. Also entschloss sie sich ihren Stolz zu vergessen und zu ihm zu gehen. Sie klingelte einmal. Sie klingelte zweimal. Nichts. Es wurde immer schwerer ihre Enttäuschung zu verbergen. Sie verstand es einfach nicht.
Hatte er sich doch beschwert, dass sie am gestrigen Tag nichts mit ihm gemacht hat, obwohl sie Zeit hatte. Er hatte sie am Sonntag gefragt, doch sie wusste nicht, ob sie auf ihre Schwester aufpassen musste. Sie musste, doch ging sie zusammen mit ihrer Schwester und einer Freundin weg.
Und an dem Tag, an dem sie sich endlich treffen wollten, nachdem bereits 3 Wochen seit dem letzten Treffen vergangen waren, sie sich 2x nicht sehen konnten, obwohl sie bei der gleichen Veranstaltung waren, keine Spur von ihm.
Sie versuchte ihren Tag trotzdem zu nutzen und wollte sich etwas gönnen. Doch das Shoppen machte keinen Spaß, nichts schien ihr zu gefallen. Schließlich machte sie sich auf dem Weg nach Hause.
Kurz vor ihrer Haustür eine SMS. Es täte ihm Leid, er habe verschlafen gehabt. Vor 2 Stunden sei er erst aufgestanden.
Sie konnte ihre Enttäuschung nicht mehr zurückhalten. Tränen kamen und mit ihnen Fragen. "Warum verschläft er, wenn er sich doch mit ihr treffen wollte? Warum sagt er ihr 2 Stunden, nachdem er aufgestanden ist, dass er verschlafen hat? Ist ihr treffen so banal gewesen, dass er keine Schuldgefühle haben sollte, dass er ihr jediglich eine kurze SMS schreibt?"
Sie verstand ihn nicht. Sie hatte auch keine Kraft mehr, ihn verstehen zu wollen.
Sie gab auf.
Was es der Verabredung in der nächsten Woche werden sollte? Sie wusste es nicht. Wahrscheinlich wird sie im Theater einen leeren Platz neben sich haben.
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