Larp-Ball-Kleid in Progress

Feb 13, 2013 12:47

Die Nähaktion von Freitag bis Sonntag war ein voller Erfolg.
Am Donnerstagabend kam Franzi bei mir an und wir fuhren nach kurzer Schlachtplanbesprechung in die Stadt um noch einen Stoff für die Ärmel ihres Kleids zu besorgen. Die Karstadt Stoffabteilung ist ja ganz nett, aber für mich ungewohnt. Ich habe eine ausgeprägte Abneigung gegen Kunstfasern und in vielen, vielen Modestoffen ist natürlich ganz viel Plastik drin. Für Franzi ist das blöd, da sie eine sehr empfindliche Haut hat und wirklich nur Naturfasern tragen KANN. Wir brauchten für die geplanten Ärmel einen sehr weich fallenden, schwarzen Stoff. Es gab unglaublich schöne Seidenstoffe, die aber natürlich viel zu teuer für ihr Budget waren. Mit ganz viel Glück fand ich gerade, als wir aufgeben wollten, einen weichen Baumwoll-Crash. Die große Restekiste spuckte außerdem einen weißen, schönen Viskosestoff aus.


Nochmal zum Hintergrund: Franzi braucht ein 'Larp-Ballkleid' für eine Larp-Hochzeit, bei der sie mit zwei anderen Mitgliedern ihres Ordens eingeladen ist. Das Ballkleid hat also auch uniformartige Züge und die Ordensfarben Weiß, Schwarz und Rot müssen vertreten sein. Der schöne weiße Viskosestoff brachte uns schnell auf die Idee, mehrere verschiedenfarbige Unterröcke in abgestufter Länge übereinander zu schichten. Auf den schwarzen Unterrock also noch einen weißen Unterrock, darüber das schlichte, schwarze Kleid und ganz oben drauf ein vorne offenes Überkleid aus rotem, traumhaftem Baumwollsamt, mit weißer Seide gefüttert und rundum mit goldener Posamentenborte eingefasst. Ein paar gestickte Wappen und Embleme, sowie ein breiter, weißer Ordensgürtel runden das Ganze ab.
Damit es trotzdem nach Ballkleid aussieht, wollte Franzi mit den mehreren Unterröcken eine Art Petticoat-Effekt erzielen. Ich war da aber aber pessimistisch und meinte, dass diese dünnen Stoffe keinerlei Stand haben ("Da braucht man schon richtigen Tüll") und einfach nach innen zusammen fallen würden. Wenn, dann muss da schon ein Reifrock her. Hey, ich hab doch noch einige Meter Federstahl im Schrank...!



Schwups wurde aus einem Unterrock ein einfacher Reifrock mit zwei Reifen aus flexiblem Federstahl und einer hübschen Kante aus schwarzer Häkelspitze. Der Weiße Rock, der etwas kürzer darüber mit einer weißen Baumwollspitze enden sollte, war aber das erste Problem: Der weiße Stoff ging bei der Wäsche stark ein und reichte nicht für einen ganzen Rock! Was tun? Geniale Idee: Den Rock nach oben hin kürzen und am Reifrock mit Druckknöpfen befestigen. Der weiße Rock brauch dadurch keinen eigenen Bund, sondern fängt einfach 15 cm unter dem Bund des Reifrocks an. Fest annähen wollten wir ihn nicht, weil man beide Teile sonst nicht mehr waschen kann, ohne dass es sich verfärbt - Schwarz und Weiß ergibt bekanntlich Grau. ;)

Das nächste Problem folgte sofort. Auch der Ärmelstoff war zu knapp bemessen. Wir hatten so eine Art gewickelten Ärmel geplant, der nach unten hin schon auffächern sollte. Aber egal wie wir es drehten und wendeten, der Stoff reichte nicht. Was tun? Schnell die Ärmel umplanen. Einfache Trompetenärmel wanderten ans Kleid und vom Unterrock war noch EXAKT so viel Häkelspitze übrig, dass die Kanten der Ärmel damit noch verziert werden konnten! So ein schöner Zufall. Ich bin mir sicher, wenn wir das mit Absicht versucht hätten, hätte es nie funktioniert. *G*



Die neuen Ärmel gefielen uns VIEL besser als das, was ursprünglich geplant war, auch die anknöpfbaren Röcke lösten bei jeder Anprobe wieder Glücksgefühle aus. Und es sollte das ganze Wochenende lang so bleiben: Alles, was schief ging, führte zu noch besseren Alternativlösungen.

Ausbeute des Freitags also: Reifrock mit Spitze, anknöpfbarer Unterrock mit Spitze, Unterkleid.

Für den Samstag war das Überkleid aus rotem Samt geplant.


Samt ist extrem tückisch zu verarbeiten. Die Strichrichtung des Flors bewirkt nämlich, dass der Stoff wandert und rutscht, wenn man ihn vernäht. Und zwar AUCH, wenn man ihn ordentlich festgesteckt hat. Sogar, wenn man von Hand alles vorher heftet. Er wandert einfach. Da hilft nur stecken, stecken, stecken, heften, heften, heften, LANGSAM nähen, fluchen, wieder auftrennen und nochmal von vorne. Als sowohl das Seidenfutter als auch das Samtkleid endlich genäht war, folgte die Anprobe und der Schock: Die Vorderseiten sind zu schmal.



Ich wollte die Vorderseiten einfach durch je eine angesetzte Blende verbreitern, eine schnelle, pragmatische Lösung, die mal wieder besser war, als der ursprüngliche Plan. Die Blende wirkte fast wie eine Art Schalkragen und zauberte einen sehr schönen Abschluss. Beim Annähen der Blende spielte aber der Samt nicht mit und die Naht war alles andere als glatt. Ich wollte schon auftrennen, aber halt - das sieht aus, wie absichtlich eingekräuselt! Und sogar SCHÖN so! Da war es wieder, unser 'Alles wird Gut'-Muster. Aus falsch geschnittenem Vorderteil wurde schwups eine elegante Schalkragenlösung mit schöner Kräuselung. :D Wie heißt es so schön? Man soll Fehler nicht verstecken, sondern betonen. Jawollja.


Das Seidenfutter ließ sich überraschend gut einnähen und die (zuvor mit einer professionellen Sticmaschine) bestickten Ärmelteile rundeten alles schön ab. Am Sonntagmorgen habe ich noch die Borte auf die Kante gesteckt. Franzi muss zuhause nur noch von Hand das Futter auf einen der Armausschnitte nähen und die Borte rund herum aufnähen, Knöpfe anbringen und die Knopflöcher in den vorbereiteten Riegel nähen. Bis Mai schafft sie das auch ohne Hilfe locker. :)



Erfolg!

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