Abschied

Jan 27, 2013 00:26

Crossover Smallville und Superman: Returns, irgendwann in der Zukunft...

Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Superman und den damit verbundenen Charakteren und Produktionen. Ich leihe mir lediglich die Charaktere um damit zur Freude aller zu spielen.

ABSCHIED
Clark stand in der Scheune am Fenster, wie er es in früheren Jahren so oft getan hatte. Sein Blick schweifte über die Felder der Kent-Farm. Clement, Clarks Enkel, hatte im vergangenen Jahr wieder gute Arbeit geleistet und die Farm war gut in Schuss. Auf den verschneiten Weiden genossen gut genährte Kühe die blasse Wintersonne und im unteren Teil der Scheune rumorte Clement mit Johnny, seinem Sohn, bei der Reparatur eines Traktors.

Clarks Gedanken gingen in die Vergangenheit, während er dem Fenster den Rücken kehrte und die Blicke durch das Loft in der Scheune wandern ließ. Wie oft war er als Junge und Teenager hier oben gewesen und hatte seinem Vater bei der Arbeit zugesehen oder unten selbst mit Hand angelegt.

Heute vor genau 200 Jahren war Jonathan Kent gestorben. Jedes Mal, wenn Clark an diesen Tag zurück dachte, spürte er den Schmerz wieder als sei es erst gewesen. Und doch war so vieles seither passiert. Clark war zu einem der größten Helden geworden. Er hatte als Superman unzählbar viele Leben gerettet und leider auch sehr viele verloren. Warum wogen die Verluste immer schwerer als die geretteten Leben?

Auch in Clarks Privatleben war viel passiert. Er hatte mit Lois Lane einen Sohn bekommen, Jason. Nie hatte er geglaubt, dass das möglich sein könnte. Umso mehr war er dankbar, dass es ihn gab. Jason hatte nach der Hochzeit von Lois und Clark noch eine kleine Schwester bekommen, Sanna.

Nach der, gelinde gesagt, unruhigen Anfangszeit ihrer Beziehung waren Lois und Clark lange glücklich miteinander gewesen. Sie hatten Seite an Seite beim Planet gearbeitet und ihre Kinder erzogen. Clark hatte ihnen alles über Krypton beigebracht, was er wusste, und ihnen geholfen ihre Fähigkeiten zu beherrschen, als diese sich manifestierten.

Erstaunlicherweise hatten beide Kinder alle Fähigkeiten von Clark geerbt. Während bei Sanna die körperliche Stärke allerdings etwas schwächer und ihre Schnelligkeit etwas geringer war, hatte Jason mit Superatem und Röntgenblick so seine Probleme. Doch beide hatten gelernt damit umzugehen.

Lois war 94 Jahre alt geworden. Bis ins hohe Alter hatte sie noch für den Daily Planet gearbeitet. Und diese Arbeit mit insgesamt drei Pulitzer Preisen veredelt. Bei zweien hatte Clark ihr sogar geholfen. Nach Perry White hatte die Reporterin noch zwei weitere Chefredakteure erlebt. Der erste war Richard White, Perrys Neffe, und der zweite war Jason Kent, ihr Sohn, gewesen. Lois hatte beiden regelmäßig die Stirn geboten und sich als Star-Reporterin auch gegen Jüngere behauptet. In den letzten Jahren hatte sie aber doch etwas kürzer treten müssen und war schließlich friedlich zu Hause gestorben.

Clark schloss die Augen um die Tränen zurück zu halten. Lois. Er vermisste sie noch mehr als seinen Vater. Nach ihrem Tod hatte er lange gebraucht um wieder als Superman arbeiten zu können. Er hatte sich nach Smallville auf die Farm zurückgezogen und Jason, der in Metropolis lebte, hatte den 'Job' übernommen. Zu dieser Zeit hatte bereits Sanna mit ihrem Mann die Farm bewirtschaftet.

Als Clement geboren wurde, konnte Clark aus dem Lachen seines Enkels wieder die Kraft schöpfen, die er brauchte um Superman zu sein. Von da an hatten Jason und er gemeinsam geholfen, dem Verbrechen auf der Welt Herr zu werden.

Bald war es recht offensichtlich geworden, dass mit Superman etwas anders war als sonst, da Clarks Haar inzwischen von grauen Fäden durchzogen war. Aber der Daily Planet hatte in einem Interview mit 'Superman' veröffentlicht, dass die Haarfarbe etwas mit der Ausgeruhtheit von Superman zu tun habe und so gaben sich die Menschen damit zufrieden.

Clark war ursprünglich strikt dagegen gewesen, den Menschen eine solche Lüge zu erzählen. Doch letztendlich musste er seinem Sohn recht geben. Es war die einfachste Möglichkeit ihrer beider Doppelidentität zu schützen.

Das war nun auch schon viele Jahre her. Clement war auch erwachsen geworden und hatte geheiratet und einen Sohn, der nun 14 Jahre alt war. Während Jason als Superman den Menschen half und den Daily Planet führte, hatte sich Sannas Familie mehr der Farm gewidmet. Und Clark war dankbar dafür. So wurden alle seine Herzensangelegenheiten von seinen Kindern weiter geführt.

Es war ihm schwer gefallen sich von Superman zu verabschieden. Irgendwann hatte er aber schweren Herzens eingesehen, dass er nicht mehr konnte. Egal wie lange er in der Sonne war, er hatte einfach nicht mehr die Kraft und Energie, die er früher einmal hatte. Und bevor er durch sein krampfhaftes Festhalten an alten Zeiten jemanden in Gefahr brachte, hatte er sich in die Position des Beraters begeben und nach Smallville und in die Festung der Einsamkeit zurück gezogen. So konnte er seinen Kindern und Enkeln noch einige Zeit weiterhelfen.

Clark drehte sich wieder zum Fenster um die letzten Sonnenstrahlen im Gesicht zu spüren. Sie waren wie sanfte Liebkosungen auf seinen Wangen.

Clement schaute auf die gebeugte Gestalt seines Großvaters, die sich gegen das helle Fenster abhob und seufzte. Er wusste, dass sie sich bald von ihm verabschieden müssten. Lorelai, Clements Frau, hatte die Veränderungen an dem letzten auf Krypton geborenem Mann als Erste bemerkt. Er war immer stiller und gebeugter geworden. Weder seine Enkel noch Urenkel konnten ihm mehr ein herzhaftes Lachen entlocken und auch sein Lächeln und Schmunzeln wirkte immer abwesender.

Abrupt drehte sich Clark um. Er straffte die Schultern und nahm einen entschlossen Gesichtsausdruck an. „Ich werde noch einmal zur Festung gehen. Macht Euch keine Sorgen um mich!“

Clement nickte und widmete sich wieder seiner Arbeit. Wenn sein Großvater diesen Ausdruck hatte, dann konnte eh keiner gegen den Kent'schen Dickkopf angehen. Nichteinmal ein anderer Kent.

Währenddessen ging Clark zu der alten Kawatchen-Höhle, die er als Junge mit seinem Freund Pete entdeckt hatte. Auch sie war voller Erinnerungen. Clark schaute auf die Zeichnungen an den Wänden und dachte an die vielen Stunden, die er hier verbracht hatte. Sein damaliger Freund und späterer Gegner Lex Luthor hatte geholfen die Höhlen der Nachwelt zu erhalten. Lex war auch schon vor langer Zeit gestorben. Doch seine Nachkommen hatten einen ebenso großen Hass auf Superman entwickelt wie Lex es zu Lebzeiten hatte.

Clark seufzte. Er wollte sich nicht an die unschönen Dinge erinnern. Er spürte, dass seine Zeit auf der Erde zu Ende ging und wollte sich von den Schönheiten hier verabschieden.

Als nächstes stand ein Besuch in der Festung der Einsamkeit auf Clarks innerer To-Do-Liste. Dort fand er alles zu seiner Zufriedenheit. Alle Systeme der dortigen Technik waren normal und Jason hatte wohl auch vor kurzem wieder aufgeräumt. Bei Clarks letztem Besuch lag alles voll mit Müll von der letzten Sitzung der Titans, die gerade nicht in ihren üblichen Räumen im Watchtower residieren konnten. Der Watchtower wurde gerade renoviert. In der Festung war jetzt aber alles an seinem Platz. Die Kristalle, die das gesammelte Wissen von Krypton enthielten, waren in den für sie vorgesehenen Halterungen. Auch im Wohnbereich waren die Decken in den Betten und die Sofakissen auf der Sitzbank. Ein kurzes Gespräch mit den Aufnahmen von Jor-El und Lara, Clarks Eltern, rundete den Besuch ab.

Clark war beruhigt. Nun war er fast bereit von diesem Planeten zu gehen, der so lange seine Heimat gewesen war. Einen Ort aber gab es noch, den Clark unbedingt noch sehen wollte.

Im Mondschein betrat er den Friedhof von Smallville. Langsam schritt er die Reihen der Gräber ab. Am Grab von Laura und Lewis Lang machte er den ersten Halt. Obwohl er die beiden nie persönlich getroffen hatte, fühlte er sich mit ihnen verbunden. Sie waren in dem Meteoritenschauer ums Leben gekommen, der Clark zur Erde gebracht hatte. Und Lana Lang, ihre Tochter, war Clarks Jugendliebe gewesen.

Eine Reihe weiter befanden sich die Gräber der Familie Ross. Pete Ross war Clarks frühester Freund gewesen. Er war auch schon lange gestorben und lag nun hier mit Lana Lang, seiner Ehefrau, begraben. Mit einem Lächeln erinnerte sich Clark an all die Dinge, die er mit Pete angestellt hatte. Er sah sie beide wie sie mit ihren Dirtbikes um die Wette fuhren, erinnerte sich daran wie sie nach dem Sturm, das von Pete gefundene Raumschiff wieder in den Kent'schen Sturmkeller verfrachteten und daran wie sie gemeinsam versucht hatten als Teenager mit den Mädchen klar zu kommen. Sie waren gemeinsam durch Dick und Dünn gegangen. Aber auch als Erwachsene waren sie Freunde gewesen und Clark konnte sich immer auf Pete und seine Familie verlassen.

Weiter hinten war das Grab von Chloe Sullivan. Obwohl ihre Familie aus Metropolis stammte wollte Lois' Cousine in Smallville begraben sein. In ihren Memoiren hatte sie geschrieben, dass sie in Smallville einen der wichtigsten Menschen in ihrem Leben getroffen hatte und dass dieser ihr ein Zuhause gegeben hatte. Clark musste lächeln. 'Mensch' war wohl nicht das richtige Wort. Doch bei aller Unterstützung hatte Chloe ihn immer wieder an seine menschliche Seite erinnert, wenn er zu sehr in den Aufgaben seiner kryptonischen Herkunft gefangen war.

Ganz zum Schluss trat Clark vor das Grab seiner Eltern. Martha und Jonathan Kent. Wie lange war es her, dass Clark mit ihnen gesprochen hatte und noch länger, als er mit seinem Vater um die Erlaubnis der Football-Mannschaft beitreten zu dürfen gestritten hatte.

Ein Satz seines Vaters klang Clark in den Ohren. Das Gespräch war wieder einmal um seine Herkunft gegangen und Jonathan hatte einen schönen Schlusssatz gefunden: Wir haben nicht dich gefunden. Du hast uns gefunden.

Clark wusste nicht, warum ihm dieser Satz so ihm Gedächtnis geblieben war. Aber er wusste, dass er ohne die Menschen, vor deren Grab er stand, nie zu dem geworden wäre, was er war. „Danke, Mom! Danke, Dad!“, flüstert er leise.

Als hinter ihm ein höhnisches Lachen ertönte, zuckte Clark zusammen. Sein Gehör war eindeutig nicht mehr das beste, sonst hätte er gehört, wie der Störenfried sich angeschlichen hatte.

Aus dem Schatten einer Engelsfigur auf einem Grabstein löste sich ein junger Mann. „Was schleichst du denn um diese Zeit noch auf dem Friedhof herum, Opi? Hast du denn außer deinen toten Eltern keine Familie?“ Der Jugendliche, der Clark vage an seinen ehemaligen Schulkameraden Whitney Ford erinnerte, unterstrich seine respektlose Äußerung mit einem frechen Grinsen. Dann pfiff er auf den Fingern und rief, dass es über den dunklen Friedhof hallte: „Hey Leute! Wir sollten den alten Jammerlappen hier alleine weiter heulen lassen. Gehen wir lieber in die alte Fabrik. Dort steigt 'ne Party.“

Mit Mühe unterdrückte Clark den Impuls, die Jugendlichen, die nun überall aus den Schatten der Gräber kamen, wo sie heimlich Alkohol und andere Drogen gelagert hatten, zu warnen. Mit der 'alten Fabrik' hatte der Anführer vermutlich die alten LuthorCorp-Gebäude gemeint, wo noch Reste von Lex' Versuchen mit Kryptonit zu finden waren. Und von diesen Fragmenten ging nicht nur für ihn Gefahr aus.

Doch als Clark dann doch seine Stimme erheben wollte, verließen ihn auch die letzten Lebenskräfte. Er sackte langsam in sich zusammen und sein Blick schweifte zum Grab seiner irdischen Eltern und weiter zum Grab seiner Frau, das direkt daneben lag. Dort wurde sein Fokus unscharf und löste sich in einen Lichtkreis auf.

Lois, ich komme.

~*~

Am nächsten Morgen fand der Friedhofswärter im hintersten Winkel des 'St. Raphael Cemetery' eine steif gefrorene Leiche. Der Tote war ein Mann und lag auf dem Bauch zwischen zwei Gräbern. Eine leichte Schneedecke hatte sich über ihn gelegt. Es sah aus, als hätte er Flügel. Auf seinem Gesicht war ein friedliches Lächeln.

Wenige Tage später wurde Clark Kent im Kreis seiner Familie beerdigt. Es war eine kleine, feierliche Beisetzung, in der sein Körper neben die Überreste seiner Frau gelegt wurden. Sie hatten ihn in seine übliche Kleidung gekleidet. Er trug ein blaues Flanellhemd und Jeans. Als Decke gaben sie ihm ein rotes Cape, auf dem in gelb das Symbol seiner kryptonischen Familie genäht war.

Alle waren sich einig, dass der neue Grabstein ein Engel sein sollte. Denn das war dieser Mann für viele gewesen. Alle, die ihn gekannt und gemocht hatten, würden ihn als solchen in Erinnerung behalten. Er war den Menschen in seinem Umfeld immer als Engel gegenüber getreten, egal ob sie ihn unter dem Namen Clark Kent, Kal-El oder Superman kannten.

Sein Wesen, sein unerschütterlicher Glaube an das Gute und seine Fürsorge würden alles überdauern. Er würde eine Lichtfigur für viele sein und Hoffnung in der Hoffnungslosigkeit geben. Wie sein leiblicher Vater es gewollt hatte. Dafür sorgten nicht nur seine Nachkommen, sondern alle, die seine Geschichten erzählten.

\S/

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