...das ich jetzt einfach poste. Ohne Sinn. Ohne Ende.
Nein, stimmt nicht. In meinem Kopf hat es beides. Nur werde ich es vermutlich nie aufschreiben. Egal. Ihr habt ja Fantasie. :)
Titel: Unerwartet
Genre: Freundschaft
Wortanzahl: <1000
Episodenbezug: Tempelräuber
Thiel hing zusammengesunken in seinem Stuhl und starrte auf die Tischplatte. Der aktuelle Fall war dermaßen frustrierend, dass er kaum noch wusste, wo ihm der Kopf stand. Mittlerweile kam er sich vor wie ein Hamster in seinem Rad - er rannte und rannte, und doch kam er keinen Meter voran.
Er war frustriert davon, dass alle Spuren sich im wahrsten Sinne des Wortes im Schnee verliefen, in diesem Dreckwetter da draußen, in dem man die schon teilweise verweste Leiche vor mittlerweile neun Tagen entdeckt hatte.
Er war frustriert von der Langsamkeit, mit der alles voranging; es hatte eine Woche gedauert, bis sie überhaupt hatten klären können, wessen Leichnam da schon tagelang neben dieser alten Scheune gelegen haben musste.
Er war frustriert von den Steinen, die ihnen nun plötzlich in den Weg gelegt wurden, nachdem herausgekommen war, dass es sich bei dem Ermordeten um den zwielichtigen Sohn eines hohen Tieres der Münsteraner Politik handelte.
Und er war frustriert darüber, dass Boerne, der ihn doch sonst immer unterstütze so gut er konnte, ja, sich sogar aufdrängte wenn er gar nicht erwünscht war, tagelang praktisch nicht mehr aus seinem Leichenbunker aufgetaucht und nur telefonisch erreichbar gewesen war. Er hatte keinen Handschlag für Thiel getan, ohne nicht mindestens fünfmal dazu aufgefordert werden zu müssen. Jede andere Aufgabe schien ihm wichtiger gewesen zu sein als die Untersuchung der (zugegeben an den Haaren herbeigezogenen) Hinweise, von denen Thiel verzweifelt gehofft hatte, sie würden die Ermittlungen ein wenig voranbringen. Er hatte sie sich regelrecht erbetteln müssen, ein ums andere Mal hatte Boerne ihn abblitzen lassen mit der Begründung, er hätte es noch nicht geschafft, die jeweiligen Arbeiten zu erledigen. Und das von dem Mann, der sich doch sonst mit Feuereifer auf diese Aufgaben stürzte! Je unwahrscheinlicher die Ideen, desto begeisterter war Boerne doch normalerweise bei der Sache!
Thiel hatte dieses untypische Verhalten einfach nicht verstehen können. Boerne hatte doch so viel nachzuholen, jetzt wo seine Knochenbrüche endlich verheilt waren. An sich musste er doch übersprudeln vor Enthusiasmus, nachdem er seine Gipsverbände losgeworden und endlich wieder voll einsatzbereit war.
Die überarbeitete Frau Haller, der er in den sechs Wochen seiner Arbeitsunfähigkeit schlicht den letzten Nerv geraubt hatte, war in den wohlverdienten Urlaub verschwunden, Boerne hatte seinen Keller für sich ganz allein. Er konnte dort wieder schalten und walten wie er wollte - doch statt dass nun alles gut war, war er mehr und mehr zur Diva mutiert, vor der Thiel sprichwörtlich auf Knien hatte herumrutschen müssen, damit er seine Arbeit in diesem Leben noch erledigte.
Vielleicht war das der Hauptgrund dafür, dass er einfach schwieg, statt Partei zu ergreifen für seinen Kollegen, der seit einigen Minuten schon den geballten Zorn der Staatsanwältin über sich ergehen lassen musste. Klar war die Pressekonferenz ein einziges Desaster gewesen, aber realistisch betrachtet hätte Boerne daran ebenso wenig ändern können wie Thiel oder sie selbst.
Ja, eigentlich sollte er aufstehen und ihr klarmachen, dass ihre Brüllerei die Sache nicht besser machte, dass Boerne - wenn auch langsamer als sonst - letztendlich doch getan hatte was er konnte und sie mit diesen Streitereien nur weitere Zeit verschwendeten. Aber eigentlich konnte der Rechtsmediziner sehr gut für sich selber reden. Genaugenommen war es sehr verwunderlich, dass er nicht schon längst losgelegt hatte.
Exakt in diesem Moment schob Boerne, der die ganze Zeit statuengleich neben ihm gesessen hatte, ruckartig seinen Stuhl zurück. Thiel schreckte fast ein wenig zusammen bei dieser plötzlichen Bewegung, obwohl doch eigentlich klar gewesen war, dass etwas kommen würde.
Der Kommissar hob seinen Blick und dachte im gleichen Moment, er würde nicht richtig sehen. Boerne war extrem angespannt, sein Gesicht geradezu blass vor Zorn. Er atmete unregelmäßig und als er sich auf die Tischplatte stützte um aufzustehen, zitterten seine Hände, so erregt war er.
Oh Kacke, solch eine heftige Reaktion hatte Thiel dann doch nicht erwartet. So hatte er Boerne ja noch nie erlebt, der Mann stand ja völlig neben sich! Ihm wurde schlagartig mulmig zumute; Frau Klemm war gerade so unglaublich aufgebracht, mit einem unüberlegten Angriff könnte Boerne sich um Kopf und Kragen reden.
Die Staatsanwältin hatte ihre Tirade unterbrochen und starrte seinen glücklicherweise noch stillen, nun schweratmend vor dem Tisch verharrenden Kollegen regelrecht herausfordernd an, und Thiel beeilte sich, ihm begütigend eine Hand auf den Arm zu legen. Er hoffte, dass Boerne sich zusammenreißen würde, aber er hatte ein halbes Dutzend Horrorszenarien vor Augen, wie diese Situation jetzt gleich eskalieren könnte. Er rechnete wirklich mit allem.
Womit er dann allerdings doch niemals gerechnet hätte war, dass Boerne die Augen verdrehte und einfach umkippte. Er schlug auf die Schreibtischkante und von dort hinab auf den Boden, bevor Thiel überhaupt richtig realisiert hatte, was gerade passiert war.