Bingo-Story: Eine schöne Bescherung

Dec 29, 2013 02:18

Titel: Eine schöne Bescherung - Kapitel 3
Adventskalernder-Prompt: Weihnachtsmarktbesuch
Bingo-Prompt: hurt / comfort
Genre: Freundschaft, etwas Humor, h/c, etwas Action/Krimi
Zusammenfassung: Wenn Thiel auch nur ansatzweise geahnt hätte, was passieren würde, er hätte Boerne in ein richtiges Restaurant eingeladen...
Anmerkungen: Ich habe mich entschieden, mit kleineren Kapiteln weiterzumachen, so es die Zeit zulässt.
Dazu muss ich sagen, in diesem passiert nun wirklich rein gar nichts. Doof aber nicht zu ändern.
Wörter: ~6000


Thiel verbrachte den restlichen Nachmittag im Büro vor dem Computer. Nachdem er Nadeshda von den Geschehnissen berichtet hatte, hatte sie ihm vorgeschlagen, dass sie den anstehenden Papierkram allein erledigen würde, damit er sich in aller Ruhe der Verbrecherkartei widmen konnte.

Thiel hatte ihr Angebot dankbar angenommen und sich seitdem mit nichts anderem als den Fotos von Jugendlichen und jungen Männern beschäftigt, die in irgendeiner Form mit Drogen in Verbindung gebracht wurden - doch das völlig erfolglos.
Nach zwei Stunden brannten seine Augen und er hatte die Nase schlicht voll. Für einen Moment diskutierte er mit sich, ob es sinnvoll war, an dieser Stelle noch weiterzumachen, dann entschied er sich dagegen. Boerne hatte wohl Recht gehabt, es war den Aufwand nicht wert gewesen.

Aufseufzend lehnte er sich in sein olivgrünes Ungetüm von Schreibtischstuhl zurück und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. „Ich hab‘ keine Lust mehr. Schluss für heute, morgen ist auch noch ein Tag.“
Nadeshda, die ihm schräg gegenüber saß und energisch einen Bericht nach dem anderen getippt hatte, warf ihm einen flüchtigen Blick zu und nickte dann. „Alles klar.“ Damit wandte sie sich zum Monitor zurück und den schnellen Handbewegungen und Mausklicks nach zu urteilen, die sie nun vollführte, speicherte sie ihre Dateien ab. Als der PC herunterfuhr, sah sie zu ihm auf. „Sie hatten keinen Erfolg?“ Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
„Nee, das war’n Schuss in den Ofen.“ Seufzend kam Thiel auf die Füße und zog seinen Mantel von der Rückenlehne seines Stuhls. „Wie isses bei Ihnen, weit sind Sie gekommen?“
„Ziemlich weit. Ein paar Kleinigkeiten noch, dann ist alles vollständig“, erwiderte Nadeshda lächelnd.
Er hatte nichts anderes erwartet, verzog aber mürrisch das Gesicht. „Hm. Dann werden wir ja morgen locker fertig und haben wohl keine Ausrede, um uns vorm Weihnachtsmarkt zu drücken“, knurrte er dabei, so ernst es ging.
Nadeshda schüttelte schmunzelnd den Kopf „Jetzt tun Sie doch nicht so, als ob Sie sich nicht auf drauf freuen! Verdient haben wir uns den Glühwein allemal. Und wer weiß, ob noch was dazwischenkommt.“
„Nu‘ malen Se mal bloß den Teufel nicht an die Wand!“ Abwehrend riss Thiel die Hände hoch und konnte sich ein Grinsen nun selber nicht mehr verkneifen. Dann hielt er ihr die Tür auf. Nadeshda lachte nur und durchquerte das Büro, um ihre Winterjacke vom Garderobenständer zu nehmen, bevor sie ihm voran aus dem Raum schritt.
Thiel beobachtete sie dabei für einen Moment; sie sah müde aus, eigentlich genau so, wie er selbst sich nach den letzten, anstrengenden Tagen auch fühlte. Das bestärkte ihn in dem Glauben, die richtige Entscheidung getroffen zu haben -  sie mussten alle mal wieder eine lange Nacht ohne Störung durchschlafen.

Zwanzig Minuten später schloss er gerade mit vor Kälte steifen Fingern sein Rad am Fahrradständer neben dem Haus an, als sich ein ihm bekanntes Motorengeräusch näherte.
Ungläubig wandte er sich um und sah fast im gleichen Moment Boernes dunklen Audi um die Ecke biegen.
Stirnrunzelnd stemmte Thiel die Hände in die Hüften und beobachtete, wie der Professor den Wagen in seine vor dem Haus angestammte Parklücke lenkte.
Kaum, dass sein Kollege ausgestiegen war, konnte Thiel nicht mehr an sich halten. „Mensch Boerne! Wie sind Sie denn drauf, mit der kaputten Hand Auto zu fahren?!“
Boerne schaute verwundert auf, als er so plötzlich lospolterte, reagierte aber nicht gleich auf ihn, sondern wandte sich erst wieder seinem Wagen zu. Er schlug die Autotür zu und betätigte den Verriegelungsknopf am Schlüssel bevor er nun zu Thiel auf den Gehweg trat und mit ihm gemeinsam Richtung Haustür schritt. „Ihre Besorgnis in Ehren, aber es geht mir gut.“

Er sah wirklich besser aus als im Institut. Zwar wirkte auch er ziemlich müde, doch er schien nicht mehr so blass und seine Bewegungen waren zielstrebig wie immer.
Thiel war definitiv erleichtert, knurrte aber gleichzeitig so mürrisch er konnte: „Ich bin nicht besorgt, ich bin Polizist.“ Instinktiv wanderten seine Augen an Boernes Arm herab und er runzelte die Stirn, als er das dick verbundene Gelenk musterte. „Ob Sie mit der Hand den Wagen sicher führen konnten, will ich mal stark anzweifeln!“, fügte er nun wirklich skeptisch hinzu.
„Nun spielen Sie hier mal nicht den Moralapostel, Thiel. Wissen Sie nicht, dass man sogar mit einem einfachen Unterarmgips ein Auto steuern darf? Und davon bin ich doch nun wirklich Welten entfernt.“

„Wenn Sie es sagen…“ Thiel hatte erschaudernd seine erstarrten Finger in die Taschen gesteckt und stapfte hinter seinem Kollegen über die vom Raureif glänzenden Platten durch den schmalen Vorgarten. Vor dem Eingang angekommen, beobachtete er, wie Boerne mit einer Hand seine Taschen abtastete und dann mit einem Unmutsgeräusch anfing, seinen Mantel aufzuknöpfen. Als ihm klar wurde, dass der Professor seinen Haustürschlüssel offensichtlich aus den Tiefen seiner Anzugjacke ausgraben musste, holte er seinen hervor. „Ich mach schon.“ Es war zu kalt, um unnötig draußen herumzustehen, außerdem knurrte sein Magen.
Während er den Schlüssel ins Schloss steckte, fragte er über die Schulter: „Haben Sie schon was gegessen heute Abend?“

Boerne schüttelte nur den Kopf und als Thiel ihm die Tür aufhielt und ihm signalisierte, er solle vorangehen, schlug er vor: „Ich koch‘ jetzt was. Wollen Sie rüberkommen? Dürfte Ihnen gerade etwas schwerfallen, sich selbst was Gescheites zu machen.“
Boerne sah eindeutig skeptisch aus und verharrte sichtbar unentschlossen auf dem Fußabtreter. „Was gibt’s denn?“
„Keine Ahnung. Was der Kühlschrank so hergibt.“ Als der Professor nur die Augen verdrehte und sich dann an ihm vorbei in den Flur zwängte, zuckte Thiel amüsiert mit den Schultern. „Zur Not plündern wir Ihren noch mit.“
Boerne murmelte nur ein ergebenes „Von mir aus“, während der Kommissar grinsend hinter ihm ins Haus trat und ihm dann die Treppe hinauf folgte.

Die dunkle Gestalt, die mit einem kleinen, geschickt platzierten Stöckchen das Schließen der langsam zufallenden Eingangstür in letzter Sekunde verhindert hatte und ins Haus geschlüpft war, kaum dass sie den oberen Treppenabsatz erreicht hatten, bemerkten sie beide nicht.

t.b.c.

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