[HP] Severus und Lily - Von Vergebung und Liebe

Apr 20, 2012 10:34

Titel: Severus und Lily - Von Vergebung und Liebe
Autor:Kris/Arielen
Fandom:Harry Potter
Genre: Drama, Romanze, Missing Scene
Charakter(e)/Pairing(s): Severus Snape, Lily Evans/Potter, Albus Dumbledore, Severus/Lily
Rating/Warnings: PG-13
Staffel/Spoiler: Siebtes Buch/Film 7.2
Wörter: ca. 3240

Kurzinhalt: Severus stirbt, aber damit ist sein Weg noch nicht zu Ende, denn auch im Totenreich muss er sich seinen Fehler und den Versäumnissen der Vergangenheit stellen. So glaubt er zumindest... Denn nun steht ihm noch das Schwerste bevor, nämlich Lily wiederzusehen.

Anmerkung des Autors: Ich wollte auch einmal sehen, ob ich mich in einem anderen Fandom bewegen kann. Gerade weil ich die Szenen mit Severus und Lily im letzten Film so berührend fand, ist mir dann auch noch diese Geschichte eingefallen, die mit seinem irdischen Tod beginnt und ihm auch noch ein bisschen Frieden und Freude schenkt.
Ich hoffe, sie trifft ungefähr den Tenor dessen, was „Harry Potter“ ausmacht, ansonsten seit sanft zu mir. da dies meine absolut erste HP-Fanfiction ist.

Disclaimer: Alle Rechte zu Harry Potter, gehören natürlich J. K. Rowling,. Diese Geschichte wurde nur zum Spaß geschrieben und verfolgt natürlich keine kommerziellen Interessen.

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Bis zu seinem letzten Atemzug hielt Severus Snape den Blickkontakt mit Harry, auch wenn ihm bereits die Stimme versagte. Doch wenigstens hatte der Junge seine letzten Worte verstanden, und alles würde seinen Weg gehen. Auch wenn...

Ein letztes Mal spürte er den tiefen Schmerz in sich, der nicht von der tödlichen Wunde stammte und bäumte sich gegen das unvermeidliche Ende auf.

Wenn er schon in die Dunkelheit eingehen und zum Schatten werden musste, dann nicht ohne sich ein letztes Mal an die Augen zu klammern, die ihm so viel bedeutet hatten. Auch wenn es nicht wirklich die von Lily waren. Aber das zählte in diesem letzten kostbaren Moment nicht. Grün bedeutete Hoffnung ... wenigstens noch einmal...

Dann war da nichts mehr, nur die spinnwebfeine Berührung des Schleiers, der die Welt der Lebenden von der der Toten trennte, als ihn die knochige Hand des Todes in den Abgrund zog.

Für Sekunden, vielleicht auch eine Ewigkeit spürte Severus Snape nichts mehr.

Was an Schmerzen und Angst, Wut und Zorn in ihm gewesen war schmolz mit dem Schweigen des Nichts dahin. Doch dann hielt er inne, sich dem Vergessen preis zu geben und seine Seele von allen Flecken rein zu waschen und vielleicht die Chance zu bekommen, neu geboren zu werden, denn eine Erinnerung war zu kostbar, um verloren zu gehen. Und dafür nahm er auch alles andere in Kauf, was ihn an sein Leben erinnerte.

Das Rascheln der langen Grashalme im Wind drang an seine Ohren, begleitet vom zwitschern der Vögel. Der würzige Duft nach schwerer feuchter Erde und den dunklen moorigen Wassern eines Moorsees, bei dem man nicht einmal am Ufer den Grund sehen konnte, kitzelte in seiner Nase.

„Das ist wirklich ein Ort des Friedens, Severus. Ich hätte nicht gedacht, das unter all deinem Zorn und deiner Unbeherrschtheit so viel stille Schönheit steckt!“ riss ihn jedoch dann jemand aus seinen Gedanken. Die Stimme war ihm wohl vertraut, väterlich und freundlich, aber doch mit einer Strenge und Autorität dahinter, die keinen Widerspruch erlaubten.

Severus schnaubte gequält und öffnete die Augen. „Albus!“, sagte er zu dem Mann, der vor ihm stand und lächelnd auf ihn herab blickte. „Warum wundert es mich nicht, Euch hier zu finden? Wollt Ihr Euch erkundigen, ob ich Eurem Geheiß gefolgt bin und den Jungen darauf vorbereitet habe, seinem eigenen Tod ins Auge zu sehen?“
„Ich habe keinen Zweifel daran, dass du alles gut vorbereitet hast“, erwiderte der ehemalige Schulleiter von Hogwarts, den viele auch den größten Magier seiner Zeit nannten und streckte die Hand aus. „Du weißt sehr wohl, dass es getan werden muss, damit die Ära Vodemorts endlich ein Ende findet!“

Severus schnaubte und schlug das Angebot, sich aufhelfen zu lassen aus. Er kam aus eigener Kraft auf die Beine und zupfte seine Kleidung gerade. Unwillkürlich berühren seine Hände dabei die Stelle, an der ihn Nagini gebissen hatte. Doch da waren weder eine Wunde, noch Spuren von Blut, nur kühle, blasse und unversehrte Haut.

Was erwartete er auch? Das sein Schatten die Wunden mit ins Grab nahm, so wie es den verfluchten Seelen geschah, die in der Welt der Lebenden verharrten.

Auch Albus Dumbledore hatte die alte Kraft zurückgewonnen. Er war nicht mehr der alte Mann, den vor einigen Monaten auf dem Glockenturm nieder gestreckt hatte, nicht mehr der vom Tod gezeichnete, gebrechliche Greis, der sich nur noch mühsam an das Leben klammerte, um den richtigen Zeitpunkt abzuwarten.
Nein ... jetzt sah er wieder den Mann vor sich, der zwei schwarzen Magiern Einhalt geboten, der immer die Fäden im großen Spiel zwischen Gut und Böse in der Hand gehalten und genau gewusst hatte, wie er wen einsetzen musste. Und Severus erkannte, das tat er auch jetzt noch. Selbst nach seinem Tod waren die Lebenden und die Toten seine Marionetten.

„Ich weiß, was du jetzt denkst, Severus.“, Albus drückte sein Bedauern mit einem tiefen Seufzer aus und ließ die Hand wieder sinken. „Du hast mit deiner Meinung in unserem letzten Gespräch in Hogwarts nicht hinter dem Berg gehalten. Ab-“

„Das mag sein...“ fiel ihm Snape ins Wort. „Es hat jedoch nichts daran geändert, dass ich mich trotzdem Eurem Wunsch gebeugt habe und so dumm war, sie ...“
Er ballte die Fäuste und seine dunklen Augen blitzten. Mit einem Mal kamen die Gedanken und Gefühle hoch, die er vor der Welt immer hinter einer Maske bösartiger Arroganz verborgen hatte. Und die nur einer kannte: Dumbledore.

Nur für einen winzigen Moment versuchte er sich zu beherrschen, und sich dem älteren Mann nicht erneut so preis zu geben. Aber auf der anderen Seite, waren die Scham, Verzweiflung und Wut über die Fehler seines Lebens zu mächtig, um länger durch seinen Willen zurückgehalten zu werden. Stattdessen hielten sie ihm noch einmal vor, was er alles getan hatte, um sich in diese Lage zu bringen.

„Severus, quäle dich nicht länger“, versuchte Dumbledore einzulenken. „Es ist an der Zeit...“
„Deine weisen und begütigenden Worte sind mir egal, Albus!“ brauste Snape auf und verfiel wieder in die vertraute Anrede, die er zu Anfang nicht benutzt hatte, um Distanz zu schaffen. „Sie klingen in meinem Augen nur hohl und leer, alter Mann.“ Er presste die Lippen vor Schmerz aufeinander. „Du hast nie verstanden, was mich...“ Seine Stimme versagte als die Schuldgefühle wie ein Wasserfall über ihn herein brachen.

Zuerst war da seine Entscheidung, sich mit schwarzer Magie zu beschäftigen, um sich an seinen Peinigern aus Hogwarts zu rächen, zu beweisen, dass „Schniefelus“ weitaus mächtiger sein konnte, als die leichtlebigen Sprösslinge uralter Zaubererfamilien wie der Blacks oder Potters.
Sie hatten trotzdem weiter über ihn gelacht und nicht anerkennen wollen, dass er trotz seiner einfachen und nicht ganz reinen Abstammung in Wissen und Kraft mit ihnen allen mithalten konnte. Stattdessen hatte sich Lily voller Entsetzen und Enttäuschung von ihm abgewandt und nicht länger als Freund und Vertrauten sehen wollen
Vor allem nachdem er sie im Streit mit seinen Worten so verletzt hatte, dass die Kluft, die sich zwischen ihnen aufgetan hatte, nicht mehr schließen wollte. Damals hatte er nur halbherzig nach Vergebung gesucht, als er seinen Fehler bemerkte und sich durch seine Unbeherrschtheit nur noch weiter ins Abseits und Lily in die Arme von James Potter getrieben.
Sein Entschluss, sich den Todessern anzuschließen hatte die Frau, die er liebte schließlich zu seiner Feindin gemacht. Und sein Verrat - die Prophezeiung an Voldemort weiter zu geben - hatte am Ende auch noch den letzten Funken Hoffnung zerstört, den Menschen zurückzugewinnen, der ihm mehr bedeutete als alles andere in der Welt ...

„Oh doch, Severus ... ich verstehe dich sehr gut. Ich verstehe dich besser als du denkst.“

Severus wandte sich abrupt ab. Auch wenn Dumbledore diese verletzliche Seite seines Ichs kannte, konnte er den Anblick des alten Mannes nicht länger ertragen, wollte nicht, dass dieser ihn wieder beobachtete, jede seiner Gefühlsregungen studierte und gar die Tränen in seinen Augen sah.

Er brachte einige Schritte zwischen sie beide und stützte die Hände gegen den Stamm einer Trauerweide, als er sich an den Moment erinnerte, in dem er Lily das letzte Mal in den Armen gehalten hatte, den Augenblick, als auch das letzte bisschen Wärme aus ihrem Körper entwichen war und keinen Zweifel mehr daran ließ, dass sie für immer gegangen war.
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„Ich war so dumm, dein Erfüllungsgehilfe zu sein, Albus ... einfältig genug, um zu glauben, dass es richtig ist, ihren Sohn auf dem Altar des Guten sterben zu lassen“, stieß er gequält hervor. „Ich wünschte nur, ich hätte mich dieses eine Mal nicht zu deinem Werkzeug machen lassen ...“ Er holte tief Luft. „Sie wird mir nie verzeihen, dass ich nun auch ihren Sohn in den Tod schicke.“

Severus krallte seine Hände in die Rinde der Weide. Nach seiner verzweifelten Selbstanklage herrschte Stille, um ihn herum. Nicht ein Vogel zirpte noch in den Zweigen über ihn, kein Tier raschelte im Unterholz. Nur die Blätter raschelten im Wind.

Plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter. Die Berührung war so leicht wie eine Feder, aber sie durchfuhr ihn so schmerzhaft wie der Cruciatius-Fluch.

Severus zuckte heftig zusammen und wollte die Finger mit einer unwilligen Bewegung abschütteln. Eine Verwünschung lag bereits auf seinen Lippen, aber er kam nicht mehr dazu, sie auszusprechen, denn er hielt mitten in der Drehbewegung inne.

Seine Gesichtszüge entgleisten, als er erkannte, wer vor ihm stand. Dann taumelte er einen Schritt rückwärts und ließ sich mit dem Rücken gegen den Stamm der Weide sinken, weil ihm die Knie weich wurden.

„Lily!“ flüsterte er mit zitternder Stimme und fasste sich dann wieder, um etwas lauter und wütender anzufügen: „Oder glaubst du mich mit einem Trugbild verhöhnen zu müssen, Albus?“ Im nächsten Moment wusste er, das dies ein Fehler war.

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Fassungslos starrte Severus Snape auf die Frau mit den kastanienbraunen Haaren, die vor ihn stand und wusste noch immer nicht, wie er reagieren sollte. Sie musterte ihn ihrerseits schweigend und nachdenklich, bis sie den Mund öffnete.
„Schau in dein Herz und du wirst wissen, dass dieser Ort in den Schatten keine Lüge erlaubt“, sagte sie sanft. Das Lächeln, das er immer so an Lily Evans geliebt hatte, spielte um ihre Lippen und ihre Augen. Vor allem um ihre wunderschönen Augen, die jeden Widerstand und alles Misstrauen von seiner Seite dahin schmelzen ließen und allein durch ihre Wärme den Eispanzer zerbrachen, den er all die vielen Jahre um sich herum aufgebaut hatte.

Er fühlte sich wieder wie damals vor vielen Jahren, wie der einsame Junge aus den heruntergekommenen Hochhäusern des Arbeiterviertels, der glücklich gewesen war, in dem Mädchen aus der nahegelegenen Reihenhaussiedlung eine Freundin gefunden zu haben, die ein besonderes Geheimnis mit ihm teilte und weder Angst, noch Vorurteile hatte, wie viele der anderen Kinder.
Die treue und mutige Freundin, die Lachen und Freude in sein von Angst und Streit gezeichnetes Leben gebracht und ihn erstmals an das Gute in den Menschen - Muggeln wie Zauberern - hatte glauben lassen, weil sie sich immer auf seine Seite stellte, wenn die anderen glaubten, ihn wieder wegen seiner Haare und seiner viel zu großen Kleidung hänseln zu müssen.
Die Gefährtin, die wie er neu in Hogwarts gewesen war und so oft es ging mit ihm zusammen gewesen war, auch wenn man ihnen einzureden versuchte, dass die Häuser Gryffindor und Slytherin natürliche Feinde waren, deren Mitglieder nicht zusammen passten.

„Lily“, brachte er nur mühsam hervor, weil es ihm nicht gelang, dem Chaos in seinem Herzen und seinem Kopf Herr zu werden. Seine Schuldgefühle, seine Furcht vor dieser Begegnung lagen im Widerstreit zu seiner Freude, sie wiederzusehen. „Ich, ich ...“

„Nicht...“ Sie trat an ihn heran und streckte die Hände aus.

Zwar wollte Severus ihr verwehren, dass sie ihm ihre Hände auf die Schultern legte, doch zu mehr Widerstand als einem flehenden „Bitte...“ hatte er keine Kraft mehr. Lily ließ sich ohnehin nicht in ihrem Vorhaben beirren. Das hatte sie nie.

Schauer rannen durch seinen Körper, als die Wärme ihrer Berührung durch den Stoff der Robe drang. Sie sagte in diesem Augenblick nichts, sie studierte nur seine Gesichtszüge als könne sie in ihnen lesen.

Dann hob sie eine Hand und tupfte vorsichtig eine Träne von seiner Wange, wie sie es in dem letzten Sommer vor ihrem Eintritt in Hogwarts getan hatte, als sein Vater ihn wie so oft zuvor verprügelt und einen nichtsnutzigen Bastard genannt hatte.

Der Tropfen glitzerte im Licht, während sie ihn versonnen betrachtete. „Schau nur, wie ein kostbares, kleines Juwel. Ich wünschte, es wäre eine Perle für mein Armband ...“ Was damals nur der Traum eines Kindes gewesen war, wurde nun zur Wirklichkeit. Ein kleiner milchiger Stein rollte in ihre geöffnete Handfläche und ließ das Lächeln Lilys noch mehr strahlen.

Severus hielt die Luft an. Alles in ihm schrie danach, sie in seine Arme zu ziehen, festzuhalten und dann niemals wieder los zu lassen. Noch beherrschte er den Impuls es einfach zu tun ... dann aber brachen alle Dämme und er handelte.

Für einen Moment genoss er die vertraute Nähe, sog den Duft ihres Haares tief in seine Lungen und streichelte zärtlich über die langen welligen Strähnen und ihren Rücken.
Er glaubte, sein Herz müsse vor Freude zerspringen, als Lily seine Geste erwiderte und den Kopf vertrauensvoll an seine Schulter lehnte.

Für einen Moment existierten nur sie beide, so als sei nichts von dem geschehen, was einen Keil zwischen sie getrieben hatte. Severus wünschte sich, dass es immer so bleiben möge. Er schämte sich der Tränen nicht, die ihr Haar benetzten und dunkler färbten, denn sie sie waren so viele Jahre unvergossen geblieben.

Hier und jetzt drängte sich kein James Potter zwischen sie, kein Streit, keine bösen Worte. Weder Wut, noch Neid, noch Verbitterung wisperten böse Worte in sein Ohr oder vergifteten sein Herz...

Ja, nicht einmal der Tod konnte sie jetzt noch ...

Ernüchtert hob Snape den Kopf und ließ seine Arme sinken. Lily tat es ihm gleich. Zwar standen sie immer noch dicht beieinander, aber nah waren sie dadurch einander nicht. Es war noch so viel ungesagt und unausgesprochen zwischen ihnen.

Das musste sich jetzt ändern. Und an ihm war es, den Anfang zu machen.

„Seit wir uns das erste Mal trafen, liebe ich dich. Und in all den Jahren ist meine Liebe zu dir nie geschwunden. Auch jetzt noch verzehrt sich mein Herz nach dir... und das wird sich nie ändern“, sagte Severus leise. Dann versagte ihm die Stimme, denn nun kam der schwerste Teil seines Geständnisses.
„Doch ich habe dir auch sehr viele Dinge angetan, für das du mich verachten oder gar hassen musst. Ich erwarte keine Vergebung. Vor allem nicht für den letzten meiner unzähligen Fehler.“
Er machte eine letzte bedeutungsschwere Pause.
„Ich habe mich nicht dagegen gewehrt, bei dem Plan mitzuarbeiten, deinen Sohn auf seine Aufgabe vorzubereiten ... seinen Tod. Und ich weiß, dass ist in den Augen einer Mutter wie du sie bist, unverzeihlich.“

Er senkte den Blick und wich dabei bewusst Lilys Augen aus. Sie schwieg einen Moment, dann legte sie ihre Hand unter sein Kinn und brachte ihn dazu, sie wieder anzusehen und sich ihrem Urteil zu stellen. Ein Zittern fuhr durch Severus Körper. Auch wenn er nichts anderes erwartete als Ablehnung und Abscheu, so hatte er doch Angst.

Ihre grünen Augen brannten sich in die seinen, doch in ihnen lagen weder Wut noch Hass, ja nicht einmal ein Funke von Zorn.

Stattdessen war da Mitgefühl und ein Hauch von Traurigkeit. „Severus, quäle dich nicht länger. Ich weiß es, ich weiß alles“, sagte sie. „Schon vergessen - wir sind Zauberer, und manchmal gibt es Mittel und Wege, auch durch den Schleier des Todes auf die Welt der Lebenden zu blicken. Außerdem haben die, die vor dir kamen uns auch noch einiges erzählt. Nicht zuletzt natürlich Sirius und Remus ...“

Unwillkürlich schnaubte Snape und zig eine Augenbraue hoch. „Das sind mir die Richtigen“, entfuhr es ihm. Für einen Moment vergaß er den Ernst des Gespräch. Er hatte die beiden nie gemocht, und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Etwas, was sich vermutlich auch nicht im Schattenreich ändern würde.

Lily lachte hell auf. „Nun ja, ich gebe zu, sie haben kein nettes Wort über dich verlauten lassen und ziemlich deutlich gemacht, wass sie von dir als Lakaien und Stiefellecker Voldemorts halten. Ja, sie haben kein gutes Haar an dir gelassen, und gründlich über dich hergezogen - aber ich habe ihnen nicht geglaubt... Als jedoch Albus zu uns stieß, hat er alles was die beiden sagten ein wenig zurechtgerückt und deutlich gemacht, dass bis zuletzt Wohl und Wehe der Welt und unseres Sohnes allein in deiner Hand lagen. Ich weiß sehr wohl, dass du ihn bis zuletzt beschützt und sein Leben bewahrt hat. Genau so wie das vieler anderer Schüler auf Hogwarts.“

„Ich habe kläglich versagt. Harry ist tot. Wie ka-“, erklärte Snape, doch Lily legte einen Finger auf seinen Mund und gebot ihm zu schweigen und sie sprechen zu lassen.

„Nein, das ist er nicht. Harry lebt und Voldemort ist besiegt. Die Zauberwelt kann aufatmen“, erwiderte sie so eindringlich, dass kein Zweifel daran bestand, dass sie die Wahrheit sagte. „Die Heiligtümer des Todes haben ihren Zweck erfüllt und sind nicht mehr Teil der Welt der Lebenden, genau so wenig wie das Böse, dass der dunkle Lord heraufbeschworen hat.“

„Dein Opfer war nicht vergebens. Mit ihm hast du alle deine Fehler wettgemacht.“ Dann strich sie ihm beruhigend über die Wange. „Du bist nun endlich frei von all der Last, die du in den letzten Jahren mir dir getragen hast.“

Severus wollte ihr dies nur all zu gerne glauben. Für einen Moment schloss er die Augen und spürte, wie sein Herz tatsächlich leichter wurde. Der Schmerz, der es umklammert hielt, wurde schwächer und begann vollständig zu verblassen.

Bis auf einen. „Aber ich bin nicht frei von dir“, gestand er ihr, aber auch sich selbst ein.

Lily nickte. „Ich weiß“, sagte sie leise. „Und darin ist auch nichts Schlimmes, denn ich habe dich nach all dem immer noch sehr gerne, obwohl ich lange gebraucht habe, um das zu erkennen, selbst hier noch. Auch wenn James mein Herz gehören mag, ein kleiner verborgener Platz ist dennoch immer für dich in ihm reserviert.“

Sie nahm ihn bei der Hand und lächelte. Dann machte sie mit dem freien Arm eine weit ausholende Geste. „Das hier wird für alle Ewigkeit uns gehören. Uns allein. Niemand wird uns daran hindern, dann und wann in den Erinnerungen unseres Glücks zu schwelgen“, sagte sie mit tiefer Überzeugung und einem entschlossenen Blitzen in den Augen.

Severus Snapes Augen weiteten sich als er die Bedeutung dieser Worte aus ihrem Mund zu verstehen begann. Er sah sie sprachlos an und rührte sich nicht vom Fleck, während Lily sich vorbeugte und ihm einen sanften Kuss auf die Lippen gab, den er nach einem überraschten Zögern genau so zärtlich erwiderte.

Eine tiefe Ruhe erfüllte ihn als er mit den Händen ihre Haare aus dem Gesicht strich und sie so ganz nach bei sich hielt.

Als sie sich nach einer halben Ewigkeit - so erschien es ihm -voneinander lösten, lächelte er das erste Mal wieder seit dem Tag an dem er ihr erbitterter Streit die Freude aus seinem Herzen gefegt hatte und wusste, dass sich seine verkniffenen Gesichtszüge glätteten. Vermutlich hätten ihn jetzt viele seiner Schüler nicht wiedererkannt.
Aber das war nicht wichtig. Bedeutsam für ihn allein war die Tatsache, dass er nun Maske und Panzer nicht mehr brauchen würde, denn in diesem Moment kehrte ein verlorener Teil seines Selbst zu ihm zurück

Lily strahlte ihn an und zog ihn dann lachend mit sich - zu der Stelle dicht am Wasser, an der sie so viele Geheimnisse geteilt hatten. Dort ließ sie sich mit einem Seufzer ins Gras fallen und zog ihn mit sich hinunter. Severus beugte sich halb über sie, begnügte sich aber damit, ihr tief in die Augen zu sehen, anstatt sie noch einmal zu küssen. Es erschien ihm jetzt nicht richtig. Sie erwiderte seinen Blick so liebevoll und wissend wie früher, dann tippte sie im keck auf die Nase und lachte über sein verdutztes Gesicht.

Diese kleinen aber innigen Gesten waren eine stumme Auffrischung ihrer tiefen Freundschaft, die weit über fleischliche Lust und körperliche Leidenschaft hinaus ging.

Sie waren nicht zuletzt auch ein Versprechen für die Ewigkeit, das nun dabei half auch die letzten Wunden und Narben in seiner Seele zu heilen und Severus Snape am Ende seines langen Irrweges durch die dunklen Abgründe, die sich durch seine Schwächen und Fehler aufgetan hatten, das zurückzugeben, was er vor so langer Zeit aus seinem Leben verloren hatte - Das Licht der Hoffnung und die Kraft der Liebe.

- Ende -

(c) 07.01.2012

harry potter, fanfiction

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