Stargate im Vergleich

Jun 05, 2010 11:13

Aus gegebenem Anlass (ich habe gerade SGU-Ep. 19 gesehen und weil mir danach war, habe ich im Stargate-Projekt einfach einmal meine Wahrnehmung zu den drei Stargate Serien aufgeschrieben, die ich euch nicht vorenthalten möchte:

Das habe ich am 12.4 geschrieben:

Ich sehe Stargate Universe gerne als Kind seiner Zeit. Viele Serien aus dem phantastischen Bereich sind im Moment so gewichtet, die einen mehr, die anderen weniger. Das jetzt als sonderlich neu und innovativ zu bezeichnen, kann ich allerdings auch nicht. Es ist ein Trend, der sich so ergeben hat im Laufe der letzten fünf bis zehn Jahre. Mit all den Archetypen, Handlungselementen und Klischees, die das mit sich bringt.


Ich wurde SF-Fan mit Star Wars. Die Siebziger waren zuvor geprägt von düsteren Katastrophen- und Endzeitfilmen, einer düsterer und schmutziger als der andere wie "Planet der Affen", "Soylent Green - Jahr 2022-Die überleben wollen", "Zardoz", "Der Omega Man" und wie sie alle hießen.SF-Serien gab es zu dieser Zeit keine nennenswerten, nur solche Seltsamkeiten aus Europa wie "Die Mädchen aus dem Weltraum".

Star Wars war eine regelrechte Offenbarung und Ablenkung von den Szenarien, die einfach zu zeitnah waren und die wir irgendwie haben kommen sehen.
Zwischen 75 und 86 wurden wir Kinder leider auch zu kritischem Denken und alles zu hinterfragen erzogen, die Ökobewegung machte auf Entwicklungen aufmerksam, die vorher unter den Tisch gekehrt wurde, die RAF erschüttete die Öffentlichkeit mit Attentaten, der "Kalte Krieg" erreichte einen letzten Höhepunkt - und dann kam Tschernobyl.
Aber ich will nicht zu weit ausholen. Kurz und gut, das Leben war auch von Ängsten geprägt, und da brauchte man einfach etwas anderes.

Serien, die zu dieser Zeit entstanden waren von dieser aus den 30er/40er-Jahren hervorgekramten Mentalität (Lucas und Spielberg machten auch keinen Hehl) draus geprägt. Daraus resultiert auch, dass "Kampfstern Galactica" diese klaren Feindbilder hat, mit sehr klassischen mythologisch-religiösen Motiven arbeitete und klare Archetypen wie den Übervater Adama und seinen dämonisch bösen Gegenspieler Baltar nutzte. Auch die Neuverfilmung von Buck Rodgers war eher naiv, voller fehlerloser und auch flacher Helden.

Das zog sich in den 80er Jahren auch noch in die neuen Star Trek Serien. Gerade Roddenberry versuchte eine Brücke von den 60ern in die 80er zu schlagen. Daher waren Picard und Co. anfangs alle noch Gutmenschen und die Feindbilder sehr klar. Differenzierter wurden die Feindbilder erst später. Und wenn ich an die alten "V"-Serien erinnere ... da war es auch nicht viel anders.

Bahnbrechend war dann erst wieder "Babylon 5". Der Autor und Produzent führte nicht nur den folgenübergreifenden Handlungsbogen ein, der heute Standard in unserem Genre ist, er zeigte auch, dass es verschiedene Sichtweisen zum gleichen heiklen Thema gab und schnitt durchaus auch Tabuthemen an.
Zudem hatten die Helden in ihren Bemühungen nicht immer Erfolg, sie machten auch schon einmal gravierende Fehler und verfielen ihren Schwächen. Kurzum, sie bekamen Ecken und Kanten. Trotzdem vergaß er auch das Abenteuer und den Humor nicht.

Davon profitierten alle nachfolgenden Serien, auch Stargate. Am deutlichsten habe ich es an Deep Space Nine gemerkt.

Die 2000er brachten dann eine weitere Entwicklung mit sich. Nicht nur das Kino wurde dystopischer, auch die Serien begannen neue Wege zu gehen, mag es durch Formate wie Lost sein.
"Battlestar Galactica" (2004) war der Vorreiter in der reinen SF. Deshalb sehe ich die Serie auch durchaus als Vorbild für SGU, was nicht wertend gemeint ist. Aber die Kameraführung, die Beleuchtung, die Kulissen habe den gleichen Stil - dokumentarisch, düster-schmutzig und oft auch humorlos

Die Figuren entsprechen mehr dem, was man sich in der Filmwelt als "realistisch" vorstellt - mit unserer Lebenswirklichkeit hat das wenig zu tun.
Denn auch Rush, Cloe, Young und Co. erfüllen bestimmte Stereotypen, damit sie in der "scripted reality" einer Episode funktionieren können. Ihr Charakter ist schlichtweg ein Stilmittel, um die Geschichte so zu erzählen, das sie den Fernsehzuschauer unterhält.
Das ist auch nicht böse gemeint, sondern nur eine Beobachtung, die sich auch auf andere Serien übertragen lässt.

Ich sehe zum Beispiel in Rush den modernen "mad scientist", der einen tiefen persönlichen Schmerz in der Besessenheit der Arbeit ertränkt. Das kenne ich von diversen Superschurken. Auch Baltar aus BSG hat gewisse Züge der Besessenheit.
Eli ist die Verbindungsfigur zu den Zuschauern der Zielgruppe, der junge aufgeschlossene und etwas tappsige Nerd und Träumer, der nicht nur vor dem Computer sitzt, sondern durchaus auch von einer Beziehung zu einem hübschen Mädchen träumt. Ein Klischee, das durch sämtliche Filme und Serien tobt, in denen genauso ein Typ auftaucht, egal ob nun thriller oder Komödie oder andere Genres.
Young ist der Kommandant wider Willen, der in die Situation geschleudert wird, nun doch Verantwortung tragen zu müssen und fast daran zerbricht.. Auch da ist er nicht der erste seiner Art.

Denn wären "Normalos" in einer ähnlichen Situation würden sie sich vermutlich noch wieder anders verhalten, aber immer verschieden, je nach Zusammensetzung.
Man könnte durchaus eine Menge daraus machen - aber wie so oft konzentriert man sich auf das naheliegende, um die Sache nicht all zu sehr zu verkomplizieren. Denn würde man sich an die Realität halten würden sich sehr viele Leute abwenden, weil sie das vermutlich zu sehr an ihre Lebenswelt erinnert.

Der Grund, warum ich mit SGU nicht warm werde sind vor allem die Charaktere. Einige sind durchaus interessant angelegt, auch in der Konstellation wie sie dort existieren, aber man nutzt das Potential, das sie haben einfach nicht.
Ein kleines Beispiel: Ich denke nur an die Sanitäterin, um ein Beispiel zu nennen? Warum wird niemals zumindest erwähnt, dass sie die Kommunikationssteine genutzt hat, um sich weiteres medizinisches Wissen anzueignen, weil das vielleicht wichtig wäre? Warum schafft sie es nicht, ein bißchen an der Situation zu wachsen - über sich hinaus zu wachsen?
Statt dessen klammert sie sich weiter an ihren Kommandanten und bleibt bescheiden-hilflos im Hintergrund.

Was ich dann eigentlich noch damit schreiben wollte ist: SGU ist eben ein Kind seiner Zeit und kann in zehn Jahren sehr gut überholt sein, wenn seine Zielgruppe sich weiter entwickelt hat. Dann könnten auch wieder "Märchen" und "Helden" in sein.
Im Moment sehe ich in der Serienlandschaft eher eine Wiederholung der 70er Jahre mit seinen Katastrophen-Weltuntergangszenarien. Und von denen habe ich in meinem Leben genug mitbekommen.

Und das ist wohl auch ein weiterer Grund, weshalb ich persönlich nicht mit SGU warm werden kann. Ich bin zu stark von "Babylon 5" und seinen Nachfolgern beeindruckt und brauche auf gewisse Art und Weise meine Helden. Und Geschichten in denen Abenteuer und Beziehungen sich die Waage halten und nicht das eine das andere fast erdrückt.

Das habe ich heute geschrieben:


Stargate SG-1
Als die Serie damals im Fernsehen kam, war ich natürlich sehr neugierig. Ich hatte Stargate im Kino gesehen und der Plot hatte mir gefallen. Aber ich war auch vorsichtig und kritisch, da ich mich ja erst einmal an die Serie gewähnen musste. Und ich kann definitiv sagen, es war keine Liebe auf den ersten Blick. Die erste Staffel hat mir bis auf die letzten Folgen gar nicht gefallen. Erst als die episodenübergreifenden Storybögen dazu kamen, die Tokra etc. war ich ziemlich begeistert. Diese Faszination hielt bis in die vierte Staffel an. Während die Replis im Vordergrund erlahmte mein Interesse, besonders im Rest der sechsten und Teilen der siebten Staffel. Das kam erst gegen Ende dieser zurück und wuchs wieder. Staffel 8 bis 10 habe ich dann wieder zeitnah mitverfolgt.
Bei den Figuren hatte ich ein Faible für Daniel, später gefiel mir Sam immer besser. Mit Teal'c konnte ich eher weniger anfangen.
Rückblickend habe ich gemerkt, dass mir die Geschichten und Charaktere am meisten gefallen haben, über die es nur Infohäppchen gab und man selbst rätseln durfte, was da wohl vorgefallen war.

Stargate Atlantis
Da mir der "Verlorene Stadt" Storybogen gefallen hatte, war ich natürlich auch neugierig auf Atlantis. Auch das war nicht unbedingt eine innige Liebe auf den ersten Blick. Der Pilotfilm gefiel mir zwar, aber die Folgen danach nicht direkt. Die Bindung zur Serie lief aber weitaus schneller ab, als bei SG-1, schon die Folgen um die Seasonmitte machten mir klar - das ist deine neue Lieblings-Serie.
Es waren viele Figuren dabei, die mir gefielen, allen voran Sheppard, McKay und Beckett. Die Autoren hatten interessante Figuren und Plots in den Raum geworfen, aus denen meine Phantasie mehr machen konnte. Leider haben sie in späteren Staffeln viele Möglichkeiten verschenkt.
Mir gefiel das subtile Spiel der Schauspieler, die Andeutungen (na, wann verplappert sich Sheppard wegen seiner Mathebegabung, warum weicht er so massiv aus, wenn es um seine Familie geht). Natürlich gab es auch Folgen und Figuren die nerften oder Wendungen, die mir nicht gefielen, und bei manchen Entscheidungen der Drehbuchautoren habe ich mich gefragt - wieso machen die das?
Alles in allem beinhaltete Atlantis in seiner Hochzeit das, was mich bei einer Serie anspricht: Abenteuerliche Geschichten, interessante Charaktere bei denen die Chemie stimmt, kleine feine und subtile Entwicklungen, viel Humor, der nicht aufgesetzt wirkt.
Diese Begeisterung hielt bis in die ersten Folgen der fünften Staffel an. Ich bin letztendlich froh, dass die Serie so nachgelassen hat, das machte den Abschied leichter.

Stargate Universe
Ich gehe offen zu, ich bin mit Vorbehalten an die Serie gegangen - in erster Linie aufgrund dessen, was 2008 im Schatten der Absetzung von SGA und der Ankündigung von SGU gelaufen ist. Denn wenn jemand sein neues "Kind" so anpreist, dabei aber die erwachsenen Sprösslinge niedermacht ... das macht mich sehr misstrauisch. Denn die Erfahrungen die ich gemacht habe, beweisen, dass das "tolle neue" meistens hinter den Erwartungen zurück bleibt. Und ich mag es nicht, wenn jemand offen sagt - "Bäh, ihr Leute über 40 seid sowieso doof" (im übertragenen Sinne)
Trotzdem war ich bereit, der Serie von Anfang an eine Chance zu geben. Aber schon der Pilotfilm hat mich bitter enttäuscht, die erste Hälfte der Staffel noch mehr. Trotzdem habe ich mir auch den Rest angesehen und bin mir immer noch nicht sicher, was ich davon halten soll.
Ich mag die Figuren nicht, nicht einmal die SG-1-Schauspieler, die in ihre alten Rollen geschlüpft sind. Irgendwie sind das nicht mehr Daniel, Jack und Sam. Bei den SGU-Figuren komme ich noch am ehesten mit Rush und Eli zurecht. Rush ist gerade interessant, weil er unsympathische Entscheidungen trifft und manchmal recht seltsam reagiert, Eli ... na ja ist irgendwie knuffig und mir auch vertraut. Aber über die Frauen im Team könnte ich mich jedesmal aufregen und der Rest der Männer ist auch nicht mein Ding ...
Es liegt einmal daran, dass ich jetzt nicht mit kleinen aber subtilen Details häppchenweise gefüttert werde sondern eher mit dicken Brocken an Informationen über die Charaktere gestopft werden, die aber keinen Nährwert haben. Schön und gut, Scott hat sich die Priesterkarriere versaut, weil er ein Mädchen schwängerte. Warum ist er dann aber Soldat geworden? Hat er dadurch seinen Glauben verloren? Und wie vereint er seinen neuen Job mit der Moral, mit der er aufgewachsen ist? Und könnte er nicht gerade neues Gottvertrauen aus der Lage ziehen und gerade auf der Destiny wieder dorthin zurück kehren und sich darin üben, anderen Mut zu machen? Ich will einfach miterleben, dass die Vergangenheitsszenen Auswirkungen auf die Gegenwart auf der Destiny haben.
Eli ist - gut und schön - eine Couchpotato und ein Geek. Immerhin merkt man hin und wieder, dass er an vieles mit einer gewissen Naivität und Neugier heran geht - aber er kann nicht immer auf diesem Status stehen bleiben. Könnte seine Stellung auf der Destiny ihm nicht dabei helfen, in seinem Selbstvertrauen zu wachsen?
Auch die Handlung kann mich nicht fesseln. Es wird zu viel Wert auf die Beziehungen gelegt ohne dass sich dabei wirklich etwas tut. Die Bindungen entwickeln sich nicht spontan sondern wirken sehr aufgezwungen. Sie dominieren anstatt sich subtil durch die Handlung zu entwickeln.
Hin und wieder gibt es spannende Szenen, aber nicht wirklich fesselnde Momente für mich.
Dennoch werde ich die Serie mit einem halben Auge weiter verfolgen. Aber für mich wird sie wohl niemals mehr sein als - "man kann mal reinschauen". Dazu fehlt ihr zu viel, die Autoren verschenken zu viele von den Möglichkeiten, die sich in der Handlung selbst geschaffen haben, die Figuren sprechen mich einfach nicht an.
Und dabei meine ich nicht die Schauspieler. Ich kenne nur wenige in anderen Rollen und maße mich deshalb nicht an, über die Qualität ihres Spieles zu urteilen. Es ist die Konzeption der Charaktere, die mich in erster Linie abschreckt, genau so wie mich Reality-TV-Serien abschrecken, in denen scheinbar "reale Fälle und Probleme" dargestellt werden. Oftmals habe ich das Gefühl, die Drehbuchautoren haben sich genau daran orientiert, als sie meinten "realistische" Figuren zu schaffen. Und wenn sie das schon tun, dann sollen sie sich bitteschön nur um deren Befindlichkeiten kümmern, sondern ihnen auch die Chance zur Entwicklung geben.

Fazit
So gesehen schneidet SGU im Vergleich zu den Serien bei mir sehr schlecht ab, so sehr ich mich bemühe, ihr auch eine Chance zu geben. wie ich schon meinem allgemeineren Post bemerkte liegt es vielleicht einfach daran, dass ich zu alt für diese Art von TV-Format bin.
Aber ich kann nun nicht mal aus meiner Haut.
Ich ziehe bunte Abenteuergeschichten vor, die einen gewissen Raum zur Interpretation bieten, Figuren die mich ansprechen und eine gewisse Entwicklung im Hintergrund. Das fand ich in erster Linie bei SGA, zum Teil bei SG-1, aber bei SGU tue ich mir verdammt schwer.
Ein düsteres, depressives Szenario erlebe ich im RL tagtäglich.
Wenn ich schon so etwas in einer Serie miterleben muss, dann erhoffe ich mir auch Charaktere, die in diesem Moment über sich hinaus wachsen und meinetwegen auch auf unterhaltsame und oberflächliche Art zu Leitbildern und Mutmachern werden.

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