Übersetzung: Three Hugs that made it better

Oct 09, 2008 18:53

Der Vollständigkeit halber werd ich die deutsche Übersetzung zu Three Hugs that made it better auch mal noch posten.

Title: Three hugs that made it better
Rating: PG-13
Characters: Sam, Dean, John
Summary: Es gibt Dinge, die man durch eine einfache Umarmung wieder gut machen kann. Und dann gibt es da Dinge, bei denen das nicht mehr hilft.
Wordcount: ~1600
Disclaimer: Sie gehören mir immer noch nicht. Das hindert mich allerdings nicht daran, mit ihnen anzustellen, was ich will :-D



1988

Ihm ist kalt und seine Haare kleben unangenehm nass an seiner Stirn, als sein Kopf die Wasseroberfläche durchbricht. Da ist ein Schmerz in seiner Brust und wenn er sich nur konzentrieren könnte, würde er wissen, was er bedeutet. Wasser tropft in seine Augen, perlt über seinen Nasenrücken, kitzelt an der Spitze und tropft schließlich in das dunkelblaue, durchnässte T-Shirt seines Vater. Seine schmale Gestalt zittert und auch die Arme seines Vaters können die Wärme nicht in seinem Körper halten.

„Sammy?“, sagt sein Vater. „Junge, rede mit mir!“

Er wird geschüttelt. Prompt schießt sich ein Schwall Seewasser aus seinem Mund, bedeckt seinen Vater mit einer braunen, modrigen Pampe.

„So ist gut.“ Die Stimme seines Vaters klingt seltsam. Müde und verängstigt. Womöglich ist es ja gar nicht sein Vater.

Er blinzelt um sicher zu stellen, dass es auch wirklich sein Vater ist, der seinen Kopf hält. Er ist es. Der Anblick seines Vaters lässt ihn seufzen und er fühlt sich sicher. Sicher genug, um die Augen wieder zu schließen und der Dunkelheit nachzugeben, die am Rand seines Bewusstseins nagt.

„Nicht!“, warnt ihn sein Vater und schüttelt ihn erneut, gefolgt von einer schwachen Ohrfeige. „Das Wasser muss raus.“ Ein weiterer Schwall Wasser landet neben ihm auf dem sandigen Ufer. Es fühlt sich wie Stunden an, als der letzte Tropfen Wasser seine Lunge verlässt, vermutlich inklusive der Hälfte seiner Eingeweide. Die Aktion hinterlässt ihn leer und kalt und noch immer zitternd.

Starke Arme umfassen seine Schultern und er wird in die Höhe gezogen und gegen die Brust seines Vaters gepresst, an der er das schnelle Schlagen zweier Herzen spürte. „Ist okay, ich hab' dich,“ murmelt John Winchester in das Ohr seines Sohnes. „Ich hab' dich.“

Und Sam weiß ganz sicher, dass alles wieder gut wird.

1990

„Beruhige dich, John! Es geht ihm gut.“ Pastor Jim versucht sein Bestes, seine Stimme ruhig zu halten und seine Entschlossenheit dabei ist ungebrochen. „Nur ein paar Kratzer und blaue Flecken. In ein paar Tagen ist er wie neu, wenn er sich ausruht. Im Moment schläft er ohnehin.“

Nur tut er es nicht. Schlafen. Denn er hat Kratzer und blaue Flecken und jeder Atemzug lässt seine Rippen in Flammen aufgehen. Zwischen dem Gebrüll der Erwachsenen hört er die leisen Atemzüge seines großen Bruders, die ihm jedes Mal eine Brise Luft zupusten. Er hatte Dean gebeten, ihm eine Geschichte zu erzählen, um ihn von seinen zahllosen Wehwehchen abzulenken. Doch Dean ist schon vor Stunden eingeschlafen, mitten in der Erzählung von Captain Jack und dem Marshmallowmann gegen den Osterhasen.

Er unterdrückt ein leises Stöhnen und rutscht näher an seinen Bruder heran in der Hoffnung, die Körperwärme würde seine Schmerzen vertreiben.

„Ausruhen?“ schimpft sein Vater zurück. „Er hätte hier verdammt noch mal sicher sein müssen. Wie hat dieses Höllenbiest ihn hier gefunden?“ Die Stimme klingt jetzt lauter und deutet das schnelle Herannahen seines Vaters an. „Ich will nur sicher gehen, dass es ihm gut geht.“

Und tatsächlich, nur Sekunden später öffnet sich die Tür zu der kleinen Kammer, die sich Sam mit Dean teilt, wenn sie bei Pastor Jim sind. Das Licht aus dem Flur lässt Sam seine Augen zusammenkneifen.

„Sammy, bist du wach?“ sagt sein Vater leise, um Dean nicht aus seinem Schlummer zu reißen.

„Ja, Sir“, murmelt Sam einen Moment später.

John Winchester setzt sich auf die Bettkante, lässt die Oberfläche in die Tiefe sinken. „Wie fühlst du dich, mein Sohn?“

„Gut“, antwortet Sam pflichtbewusst und winselt leise, als Dean im Schlaf zusammenzuckt und gegen seine schmerzenden Rippen stößt.

„Sicher tust du das“, sagt John und beugt sich, umarmt Sam mit seinen starken Armen so fest wie es Sams geschundener Körper zulässt. „Es wird alles wieder okay. Schlaf jetzt!“

Und Sam weiß ganz sicher, dass alles wieder gut wird.

1993

Der Wald ist laut und lebendig mit Geräuschen, als wolle er mit der Lautstärke die Dunkelheit ausgleichen. Jetzt, mitten in der Nacht, wenn die Welt jenseits der Dämonenjagd den Schlaf der Unschuldigen genießt.

Er duckt sich noch tiefer, presst seinen Körper gegen den Boden. Nadeln und Tannenzapfen pieksen ihm in die Haut, wo sie nicht von Kleidung bedeckt ist. Obwohl die Tage immer länger und heller und wärmer werden, sind die Nächte noch kalt, die winterlichen Temperaturen noch immer beißend wie ein sterbendes Tier, das vor seinem Ausscheiden etwas hinterlassen möchte. Und sei es nur eine Narbe. Doch der Frühling ist auf dem Vormarsch.

„Hey, Sammy“, flüstert Dean zu seiner Rechten und er hört den Spott in seiner Stimme.

„Dad hat gesagt, wir sollen leise sein.“

Seine allererste Jagd. Nun, zumindest seine erste beabsichtigte Jagd. Und seine Stimmung schwankt noch immer zwischen Stolz und Panik. Im Moment fügt er allerdings noch Langeweile und Müdigkeit zu seinem Gemütszustand.

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Zwerg.“

„Ich bin kein Zwerg!“, widerspricht er mit einem Schmollen.

Dean kann vermutlich sein vom Mond erleuchtetes Gesicht sehen, denn er grinst wie ein Verrückter und schnaubt. „Mitternacht, Dummkopf. Du bist jetzt offiziell ein Teenager.“

Sam versucht in eine bequemere Position zu rutschen und antwortet leise aber bestimmt. „Ich bin zehn und kein Teenager. Teenager hat nichts mit zehn zu tun. Und DU bist der Dummkopf!“ betont er Letzteres mit einem eindeutigen Zischen, doch gleichzeitig fühlt er sich zufrieden, dass Dean an seinen Geburtstag gedacht hat.

Niemals zuvor hätte Sam gedacht, dass eine Jagd so langweilig werden könnte. Doch das genau ist sie. Was für ein furchtbares Geburtstagsgeschenk. Bisher das Schlimmste, soweit er sich erinnern kann.

Ein Gähnen unterdrückend strengt er seine Augen an, um etwas in dem Holunderbusch erkennen zu können. Hofft, etwas von seinem Vater erkennen zu können, der auf der anderen Seite des Gestrüpps auf der Lauer liegt, keine zehn Fuß entfernt.

„Komm schon, Sammy. Heute ist dein großer Tag. Und du bekommst sogar einen Hinzelmann zu sehen.“
Ein Hinzelmann, ein kobold-ähnliches Wesen, ist für seine Boshaftigkeit bekannt und hatte diese Wälder in den letzten Wochen heimgesucht. Dabei war es allerdings eher lästig als gefährlich. Das Schlimmste, was die Kreatur bisher verbrochen hatte, waren gestohlene Picknickkörbe und Frisbeescheiben unwissender Camper. Einmal hat es ein Zelt zerrissen. Aber besser Vorsicht als Nachsicht, waren Johns Worte gewesen. Und so war das perfekte Szenario für Sams erste Jagd entstanden.

Ein weiteres Gähnen droht aus ihm herauszubrechen und er nimmt einen tiefen Atemzug, riecht das Unterholz und nasses Gras und ganz plötzlich... ist er munter.

Was genau den Adrenalinstoß verursacht, er weiß es nicht. Aber Dean muss es auch gespürt haben, denn sein Bruder wirft ihm einen bedeutungsschweren Blick zu und formt mit seinem Mund die Wort „Nicht bewegen!“

Der Busch vor ihm raschelt und einige kleine Äste beginnen heftig zu zittern. Sammys Finger greifen noch fester um das kleine Messer in seiner Hand und wünscht sich stattdessen eine richtige Waffe. Zwar sind Waffen nicht unbedingt von Nöten bei einem Wesen wie dem Hinzelmann, aber schließlich ist es sein Vater, der ihm immer wieder einbläut, auf alles vorbereitet zu sein.

Aber Sam fühlt sich alles andere als vorbereitet. Er fühlt sich entsetzt und tolpatschig und starr vor Angst, als ein glühendes Paar Augen ihn aus dem Dickicht ansieht. Augen, die so überhaupt nicht aussehen, als gehören sie zu einem Hinzelmann.

„Dean?“, schafft er es, zwischen zusammengepressten Zähnen zu flüstern. Die Augen blinken, die leuchtenden Mandelförmigen Umrisse nähern sich und er spürt, wie Schweiß auf seiner Stirn ausbricht. Vorsichtig stützt er sich in die Höhe, will rückwärts krabbeln, doch es ist zu spät. Mit einem Geräusch laut wie das Knallen einer Pistole springt das Ding aus seinem Versteck. Sam duckt sich, will seinen Kopf schützen und fühlt stattdessen die Klauen auf seinem Rücken.

„Daaad“, ruft Dean neben ihm dann geht alles so schnell, dass er es gar nicht so schnell mitbekommen kann. Als ob sein Bruder die Vorlauftaste auf der Fernbedienung für den Videorecorder drückt. Ein weiterer Knall, dieses Mal von einer richtigen Waffe, durchbricht die nächtliche Ruhe und wird mit einem Winseln belohnt.

Und das nächste, das er merkt: Er wird auf die Füße gezogen und Hände betasten seinen Rücken, reißen die zerfetzten Reste seines Shirts hinunter. Dann lässt Dean mit erleichterter Stimme verlauten: „Nur Kratzer, Dad. Nur ein paar Kratzer.“

John kniet vor ihm, Augen weit aufgerissen, ungläubig. Sam will ihm sagen, dass er nicht böse werden soll, es war nicht seine Schuld -  Dad, es tut mir Leid. Es war nicht meine Schuld  - , doch sein Vater scheint es auch so zu wissen. Er schließt Sam in eine Umarmung - seine Arme sind dabei schmutzig und kratzig - und statt statt des modrigen Holzes riecht Sam den warmen Geruch seines Vater. Motoröl und Cheeseburger; After Shave und Reinigungsbenzin. Wie zu Hause.

„Ist okay, alles wird okay. Es tut mir leid, mein Sohn. Alles wird okay, ich verspreche es.“

Und Sam weiß ganz sicher, dass alles wieder gut wird.

„Vielleicht warten wir noch ein Jahr“, sagt Dean atemlos und sein Vater nickt. Sam ist froh, das zu hören. Allerdings hätte er lieber ein „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, mein Sohn“ gehört.

2001

Sie umarmen sich nicht mehr. Haben es nicht mehr getan seit einer Ewigkeit. An das letzte Mal kann sich Sam nicht mehr erinnern. Seine Erinnerungen sind überschattet von endlosen Kämpfen und Auseinandersetzungen mit seinem Vater. Seine eigene Wut verschluckt alle warmen Gefühle seinem Vater gegenüber.

Sein Vater nennt es dickköpfig; Dean nennt es störrisch wie ein Maulesel.

Sam nennt es gesunder Menschenverstand.

Er wischt die wütenden Tränen beiseite, stopft seine Bücher in den Rucksack, drückt sie tief nach unten, damit seine Socken noch Platz haben. Alles passt und die Tatsache, dass sein gesamtes Hab und Gut in dieser Tasche Platz findet, lässt seine Augen erneut brennen. Neunzehn Jahre gedrängt in einen einzigen Rucksack. Aber es würde ausreichen. Es ist nicht so, als ob er für Stanford mehr braucht.

In diesem Moment lässt der Gedanke an eine Umarmung seinen Magen revoltieren. Seines Vaters Zorn und Ignoranz lassen keinen Platz für solche Sentimentalitäten.

Er wirft sich den Rucksack über die Schulter und verlässt das Apartment mit der Gewissheit, dass selbst alle Umarmungen dieser Welt diesen Zustand nicht besser machen kann.

fanfiction, fandom: supernatural, deutsch

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