Mal eine etwas andere Momentaufnahme
Even in Death
Artist:
watchersgoddess Author:
annj_g80 Disclaimer: Nichts gehört uns.
Rating: none
Pairing: Severus, Sirius
Es war Ironie des Schicksals. Ach was, mehr als das. Es war ein praktischer Streich kosmischen Ausmaßes und Severus fand ihn nicht lustig. Überhaupt nicht!
Warum musste dieser vermaledeite Hornochse sich ausgerechnet dieses Haus zum Sterben aussuchen? Schön, er war ermordet worden. Und das ausgerechnet von übereifrigen Todessern, die in seinem Haus ein kleines Meeting abgehalten hatten. Wer hätte denn ahnen können, dass der Phönixorden seine Sache so genau nimmt und ihn - noch dazu um Severus' Tarnung zu schützen - in seinem eigenen Haus überwältigen und verhaften will? Noch während der lächerlichen ersten Worte zur Todesser-Agenda-Besprechung?
Zugegeben, das Gesicht Goyle's war es wert gewesen. Jedoch lief die Sache aus dem Ruder, als eben dieser wahllose „Avada Kedavras“ in die Runde warf.
Aha, Topfpflanzen waren also ebensowenig immun gegen Unverzeihliche Flüche wie nervtötende Ordensmitglieder.
Severus Snape bereute es, ganz ehrlich. Ja wirklich! Er bereute, dass Sirius Black in seinem Wohnzimmer sterben musste. Direkt neben der Couch und das innerhalb von Sekunden nach dem traurigen Ende des verwelkten Cephalocereus.
Severus erster Gedanke war gewesen: „Verdammter Idiot!“ (Und damit war Goyle gemeint.) „Hättest du nicht mit dem ersten Fluch treffen können? Ich habe zehn Jahre gebraucht, um diesen Kaktus zum Blühen zu bringen. Soviel zu meinem Anti-Zahnbelag-Trank.“
Severus zweiter Gedanke war gewesen: „Verdammter Idiot!“ (Und damit war Sirius gemeint.) „Hättest du beim Sterben nicht besser fallen können? Jetzt ist auch noch ein Loch in meiner Wand, wo dein verdammter Dickschädel ihn eingeschlagen hat.“
Natürlich hatte er da noch nicht bemerkt, dass seine Wohnzimmerwand durch Sirius' unglückliches Fallen nicht das einzige war, dass in diesem Moment zu Bruch gegangen war...
Zugegeben, dieser Vorfall hatte den Vorteil, dass seitdem nie wieder Todessertreffen in Severus' Haus abgehalten wurden. Allerdings für einen hohen Preis. Einen - in den Augen des Hauseigentümers - viel zu hohen Preis. Ein Preis, der auf den Namen Sirius Black hörte.
„Du ruinierst dir deine Augen, Severus.“
„Sei still, ich muss mich konzentrieren!“
„Wie du willst.“
Zwei Sekunden gnädige Stille. Dann...
„Was tust du da eigentlich?“
Severus biss sich auf die Zunge und wünschte sich nicht zum ersten Mal, dass Sirius nicht in diesem Raum gestorben wäre. Schon allein deswegen, weil er nicht wenig Lust verspürte, ihn noch einmal zu töten. Ganz langsam und ohne störendes Beiwerk in Form von Voldemorts Männern, die sein Haus für eine Art Hauptbüro und Dokumentenablage hielten.
„Topflappen stricken“, antwortete er und seine Stimme wurde vom Knirschen seiner Zähne begleitet.
Sirius gab einen erstickten Laut von sich, halb Lachen, halb Schnauben und Severus hätte schwören können, einen Lufthauch an seinem Ohr zu spüren. Was natürlich vollkommen unmöglich war. Denn Sirius war tot. Und auch wenn diese Tatsache Severus noch zu früheren Zeit unendlich amüsiert und zufriedengestellt hätte, inzwischen war sie zu einer einzigen Tortur geworden.
Denn Sirius war so tot, wie streitsüchtig.
„Kannst du nicht woanders spuken? Ist dir mein Keller nicht dunkel genug?“
„Zu müllig“, erwiderte sein persönlicher Hausgeist und wechselte die Schulter, über die er linste. „Nein ehrlich, was tust du?“
„Nach einem Zauberspruch suchen, der einem Geist den Mund stopfen kann.“
„Das tust du schon seit Wochen.“
„Was eindeutig beweist, dass ich meinem Ziel immer näher komme.“
Wieder schnaubte Sirius und schwebte weiter in Richtung Schreibtisch, bis sein Oberkörper aus den Stapeln Bücher herausragte, die einen Großteil der Tischoberfläche einnahmen. Dort bückte er sich, um näher zu betrachten, was Severus gerade tat.
„Du fummelst an einem glänzenden Ring“, bemerkte der transparente Hausbesetzer und dieses Mal biss sich Severus so stark auf die Zunge, dass er einen leisen, schmerzverzerrten Laut von sich gab. „Warum?“
„Erstens...“ Severus holte tief Luft und zählte in Gedanken bis zehn... wobei er wohlbemerkt in Fünferschritten voranzählte. „... ich fummle nicht. Und zweitens...“ Er zögerte. „... geht es dich nichts an.“
Er fummelte - ja, im Grunde tat er tatsächlich nichts anderes - weiter an dem metallenen Ring herum und fluchte schließlich laut, als er sich die schneidende und äußerst widerwillige Spitze zum wiederholten Mal in die empfindliche Fingerkuppe rammte.
„Idiotische Muggelspielereien!“
Es hatte keinen Sinn. Dieser Schlüsselring war verflucht. Er und der verfluchte Umhangsaum, der sich hoffnungslos darin verheddert hatte, als er den dummen Schlüsselbund - naiv wie Severus war - in seiner verdammten Hosentasche mit sich herumgetragen hatte. Es gab keine andere Erklärung. Das war doch alles so was von lächerlich.
„Warum...“, begann Sirius mit einer gekonnt unschuldigen Stimme „... benutzt du nicht einfach deinen Zauberstab?“ Er schnippte mit den Fingern, was ein seltsam helles Klimpern verursachte, und tippte sich an die Stirn. „Ach ja, du hast ihn ja fallen gelassen.“
„Ich habe ihn nicht fallen gelassen“, schimpfte Severus und seine Wut drohte zu bersten wie der überreife Pickel einer pubertierenden Alraune. „Falls du es vergessen haben solltest, du hast ihn mir praktischerweise zerbrochen, als du auf ihn gefallen bist.“
„Tut mir leid, Severus, mein nächster Tod wird etwas entgegenkommender für dich ausfallen“, versprach Sirius mit einem schiefen Grinsen.
„Ja, dafür werde ich sorgen“, murrte Severus und wandte sich wieder seinem akuten Schlüsselringproblem zu, welches beim gegenwärtigen Tempo noch einige Zeit in Anspruch nehmen würde.
„Verfluchter Muggelschlüsselbund!“, fluchte er weiter und fügte seiner To-Do Liste (Momentan bestehend aus: 1a) Dem Geistergremium Feuer unter ihren faulen Hintern zu machen, damit Sirius schneller dieses Haus verlassen konnte und 1b) einen Geisterfolterfluch finden) noch einen weiteren Punkt hinzu: Die Haustür seines Zuhauses muggelschlossfrei machen!
„Severus?“ Erneut hatte Sirius seinen Weg in seinen Schreibtisch gefunden und musterte seine vergeblichen Versuche mit unverhohlener Schadenfreude.
„Weißt du, Severus, vielleicht verblutest du bei deinen hilflosen Basteleien und wir können gemeinsam dieses Haus bespuken.“
Seine Finger schmerzten, sein Zahnfleisch war wund vom vielen Knirschen und seine ohnehin instabile Geduldsphase näherte sich ihrem unwiderruflichen Ende als er seinen Kopf mit der Stirn voran in seine blutigen Hände stützte.
„Bei Merlins Bart. Womit hab ich das verdient?“
Und auch darauf hatte Sirius Antworten.