Quelle: Moskowskij Komsomolez15. Dezmber 2014, 17:42
Der ehemalige Kreml-Beamte, eine Person, die verantwortlich für die Ukraine-Politik war, gab sein erstes Interview nach dem Rücktritt.
- Ihre Entlassung aus dem Präsidentenbüro für sozialwirtschaftliche Zusammenarbeit mit den Staaten der GUS, Abchasija und Südosetien erzeugte viele Gespräche in der ukrainischen Presse und wurde fast schon als „Niederlage der Kreml-Politik“ gewertet.
- Das ist völliger Quatsch. Wie vieles andere in der ukrainischen Presse. Mein Rücktritt hat gesundheitliche Gründe. Ich muss für lange Zeit aufhören zu arbeiten.
- Haben Sie mit Surkow darüber gesprochen?
- Natürlich. Er hat sein Bedauern geäußert, dass ich gehe. Ich habe schließlich fast 10 Jahre mit ihm zusammengearbeitet. Diese Entscheidung fiel mir nicht leicht. Aber er hat mich unterstützt und sagte, dass, sobald meine gesundheitlichen Probleme gelöst sind, wird er froh sein mit mir weiter zusammen zu arbeiten.
- Ist es wahr, dass es Massenentlassungen in der Behörde gab?
- In der ganzen Zeit, solange Surkow die Behörde leitet, sind zwei Mitarbeiter gegangen, mich eingeschlossen. Für eine Behörde mit 30 Personen ist es unwesentlich. Normale Fluktuation.
- Ist es wahr, dass sie sich mit dem Projekt Noworossija beschäftigten?
- Ausrichtung der Tätigkeit unserer Behörde spiegelt sich in dem Namen wider. Darunter beschäftigte ich mich auch mit der ukrainischen Richtung.
- Womit genau?
- Vor Allem hatte die Arbeit den informationsanalytischen Charakter: Informationssammlung, Vorbereitung der Vorträge und Faktensammlungen.
- Wie werten sie die Erfolge des Russlands auf der ukrainichen Richtung?
- Das Wichtigste ist, dass Russland eine feste Position in Bezug auf den Schutz der Einwohner des Südostens der Ukraine angenommen hat. Die Entschlossenheit, mit der Russland in dieser Richtung handelt ist für sich genommen schon ein großer Erfolg.
- Aber in dem Land herrscht Bergerkrieg?
- Erstens, wir haben ihn nicht begonnen. Dieser Krieg wurde durch die grobe Einmischung des Westens in die innere Politik der Ukraine provoziert.
Millionen der Menschen in der Ukraine glauben, dass das Blut nicht vergeblich vergossen wurde und dass die Einwohner des Südostens ihr Rechte werden verteidigen können. Diese Menschen bauen auf moralische und materielle Unterstützung Russlands. Sie haben doch niemanden sonst, auf den sie sich verlassen können. Russland wird sich nicht von ihnen abwenden, und sie werden sicher gewinnen.
- Wurde die Trennung der Krim von der Ukraine auch von Surkow überwacht?
- Ich möchte nicht darüber reden. Als ich 2013 zu der Behörde kam, hing schon in dem Empfangsraum von Surkow die Karte des Russischen Imperiums, wo Krim ein Teil Russlands war. Vor dem Krim-Referendum war ich mehrmals dort, wir haben auch die Fragen besprochen, die mit der Vorbereitung des Abkommens über den Bau des Transportkorridors durch Kertsch-Meeresstraße. Und alles andere müssen sie sich selbst denken.
- Einige Experte nannten Surkow Betreuer der Feldkommandeure, und andere beschuldigen ihn, dass er „Noworossija verrät“.
- Durch seine langjährige Arbeit in der Politik hat er einen sehr breiten Kommunikationskreis. Man kann nicht ausschließen, dass unter den Angehörigen der Volskwehr einige seine Bekannten sind. Noworossija verraten - das ist sicher nicht über ihn. Er war und bleibt immer der Anhänger der Doktrin „Moskau ist der dritte Rom“ und glaubt, dass, wenn der Staat seinen Einflussbereich nicht erweitert, dann fängt er an zu degradieren. Er geht davon aus, dass die Expansion ein natürlicher Zustand eines gesunden Staates ist. Es war Surkow, der in 2005 den Begriff „russische Welt“ in den aktuellen politischen Umgang eingeführt hat und er stand am Ursprung eines neuen Festes der russischen Welt - Tag der Volkseinheit.
- Wie sieht das Schicksal von Donbass und insgesamt - von Noworossija aus?
- Die Ergebnisse der Wahlen in die Oberste Rada in Dnepropetrowsk, Charkow, eine sehr niedrige Beteiligungsquote in Odessa, die wie Boykott aussieht, zeigten, dass das Volk im Südosten gegen die derzeitige Regierung orientiert ist. Das ist doch weniger der Sieg von „Oppositionsblock“, als die Abstimmung der Bürger gegen die antirussische Politik von Kiew. Das ist ein Protest, sie reagierten auf das Wort „Opposition“.
- Es gibt nur eine Schlussfolgerung daraus - die Ukraine muss sich verändern, um als Land zu überleben.
- Das erste Szenario: Ukraine muss neu als Vertragsföderation instituiert werden. Ob Donbass zum Teil der Ukraine wird oder nicht hängt von den Bedingungen des Föderationsvertrages ab.
Ein anderes Szenario: Kiew setzt die sadistische sozialwirtschaftliche Blockade von Donbass fort. Dieses Szenario zwingt Donbass seine eigene Währung einzuführen, die Industrie umzuorientieren und sich von der Ukraine zu trennen. Das wird zum Zünder für den Prozess der Trennung weiterer Regionen der Ukraine, weil es in Odessa mächtige Widerstandsstimmungen gibt, in Zakarpatje und in der Westukraine. Welches Szenario gewählt wird - das muss Ukraine entscheiden.
Russland wird bei jedem Szenario dem Südosten helfen. Ich betone noch mal - die Wahl muss die ukrainische Macht treffen. Das ist ihr innerer Konflikt, und ihr Schicksal ist in ihren eigenen Händen.
- Wie ist das Schicksal des Minsk Prozesses?
- Man mache sich keine Illusionen: Poroschenko ist der Anhänger der gewaltsamen Reintegraion von Donbass. Er hatt die Möglichkeit der friedlichen Lösung des Problems gleich nachdem er an die Macht kam, er hat diese Möglichkeit abgelehnt. Jetzt tut er als „Friedenstaube“, aber das ist die List. Minsker Friedensprotokoll wurde nicht nach seinem „Plan“ unterschrieben, sondern nach dem Plan unseres Präsidenten. Und er wurde nur unterschrieben, weil der Oberkommandierende Poroschenko Angst vor der Niederlage bekommen hat vor den Wahlen in die Rada.
Wir erinnern uns, dass im August die Volkswehr zu der Offensive auf allen Richtungen überging. Poroschenk hätte einen wesentlich Teil des Territoriums verlieren können und nur aus elektoralen Überlegungen ließ er sich auf diesen Frieden ein. Er war bereit alles zu unterschreiben, bloß, dass die Volkswehr stehen bleibt, er hat sogar das Gesetz „Über den Sonderstatus“ verabschiedet. Und nach den Wahlen bereute er das Gemachte und führt jetzt die Politik der wirtschaftlichen Strangulation von Donbass. Er hofft auf die Hungerrevolten der Bevölkerung gegen die Volksrepubliken Donezk und Lugansk. Das ist eine zynische und antihumane Politik. Anstatt mit dem Volk einen Dialog zu führen, will es Poroschenko vernichten.
Möglicherweise würde er sich sanfter verhalten, aber in Kiew dominiert die Kriegspartei und der Druck der westlichen Mentoren. Poroschenko hofft, dass Russland unter der Schwere der Sanktionen zurückweicht und Donbass vor der Blockade kapituliert. Das sind vergebliche Hoffnungen. Kiew wird seinen Ansatz ändern müssen. Es muss miteinander gesprochen werden.