Am Freitag haben wir Brügge sehen - und sterben im Kino gesehen. Schräger Film. Und für mich die Gelegenheit, endlich mal ein paar Sommerurlaubsbilder aus dem letzten Jahr zu posten. Immerhin ist das auch schon über ein halbes Jahr her. Und warum jetzt? Weil ich auf der Hinfahrt einen Abend in Brügge war ( und noch lebe ) der Film mich dran erinnert hat, daß ich die Bilder posten wollte. Hier nu' also
Ich bin am späten Nachmittag angekommen und habe meine Erkundungstour erst in der Dämmerung starten können, dementsprechend sind die Bilder alle entweder düster oder ... dunkel.
Der Platz vor dem Rathaus, wenn ich mich recht erinnere.
Ähnlich wie in Hamburg ( den Vergleich konnte ich mir nicht verkneifen ) stößt man in Brügge ständig wieder auf Wasser und die Häuser stehen oft direkt am Ufer. Und speziell hier waren auch einige nette und lauschige Bars mit Terrassen drumherum, in denen man die Atmosphäre ( und das belgische Bier ) aufnehmen konnte. Diese Stelle tauchte übrigens auch im Film auf, ziemlich am Anfang, entweder auf dem Weg zum Hotel von Ken und Ray oder während ihrer ersten Sightseeing-Tour.
Wenige Sekunden, bevor ich das Bild gemacht habe, ging auf der linken Seite die Beleuchtung aus und blieb es leider auch. Schade.
Apropos Beleuchtung. Ich liebe die Belgier und die Franzosen für ihre Entscheidung, einen großen Teil ihrer Städte und Dörfer mit diesen gelb leuchtenden Natriumdampflampen zu beleuchten. Das Licht wirkt wie Fackelschein und erzeugte gerade in der mittelalterlichen Altstadt von Brügge ein Gefühl, als wäre ich tatsächlich im Mittelalter. Wie eine Zeitreise. Ein ähnliches Gefühl hatte ich vor einigen Jahren in der Altstadt von Antwerpen vor dem Dom. Und in der Bretagne mit den schönen Häusern passte das auch hervorragend.
Der große Marktplatz. Zentrum des Treibens und umsäumt mit Bars und Restaurants. Rechts, etwas außerhalb des Bildes habe ich dann auch lecker gegessen. Und von dem Kirchturm fällt Ken ... aber das führt hier zu weit.
Die Verzerrungen im Bild kommen übrigens daher, daß ich mir wegen der langen Belichtungszeiten und dem Fehlen eines Stativs immer recht ... eigenwillige Ablagen improvisieren mußte. Und da konnte ich dann meistens nicht so genau prüfen, wie gerade die Kamera nu' positioniert ist.
Kommt auf dem Foto nicht so recht raus, aber es ist halt eine alte, gemauerte Brücke, teilweise mit Kletterpflanzen bewachsen, praktisch im Fackelschein, alte Häuser, eine sehr glatte Wasseroberfläche und eine laue Sommernacht. Im Mittelalter. Quasi. Nur ohne den Geruch...
Nächste Station Saint-Malo. Der Blick aus meinem Hotelzimmer. Auch hier fast schon ein wenig Nostalgie. Nicht nur der Ausblick, sondern auch das Hotel. Suuuperschraddelig. Hotel Poste oder so. Und ich wurde das Gefühl nicht los, daß während der letzten Renovierungsarbeiten tatsächlich noch Postkutschen ( ja, die mit den Pferden vorne dran ) vor dem Hotel gehalten haben. Na ja, das Zimmer war wenigstens sauber, das Klo auf dem Gang allerdings nur bedingt. Ich sage nur "Ammoniak". Und keine Fenster. Ach ja, und die größte Dose Insektenspray, die ich je in meinem Leben gesehen habe in meinem Zimmer. Keine Ahnung, was die mir damit sagen wollten, aber ich hatte kein einziges Vieh im Zimmer. Es roch allerdings auch nicht nach Insektenspray, sonst hätte ich ja gewußt, wieso...
Saint-Malo hat zwei "Wehranlagen", eine noch aus dem Mittelalter ( dazu später mehr ) und eine aus dem zweiten Weltkrieg. Das auf dem Bild ist so eine Art Stahlbuckel, vermutlich, als Ausguck, denn großartig schießen konnte man aus dem Ding eigentlich nicht. Durch die Öffnungen kann man mit einem normalen Gewehr herauspeilen und schießen, aber es gibt eigentlich keine Möglichkeit, an oder auf dem Ding irgendein Geschütz zu montieren, geschweige denn dann auch noch selber geschützt zu sein.
Diese ganzen Einschüsse ( ja, das sind tatsächlich Einschußspuren in geschätzt 30 bis 50cm dickem Stahl ) liegen nicht in Richtung offenem Meer, sondern Richtung Hafen von Saint-Malo. Als die Allierten Saint-Malo zurückeroberten, wollte dieser drecksbekloppte deutsche Kommandant von Saint-Malo die Stadt partout nicht aufgeben, obwohl die Alliierten mit ihren Schiffen längst im Hafen lagen. Deshalb haben sie von dort aus die Wehranlage beschossen, leider ist bei den Kämpfen auch fast die komplette alte Wehranlage ( die bis ins 12te Jahrhundert zurückreicht! ) zerstört worden. Zum Glück haben die Franzosen sie nach alten Plänen originalgetreu wieder aufgebaut. Und das ist den immerhin so gut gelungen, daß ich erst nach meiner Rückkehr erfahren habe, daß sie gar nicht mehr "original" war. ;-)=
Eine nicht detonierte und auch nicht abgeprallte Granate steckt noch drin. Ich hätte mal meinen Fuß als Größenvergleich danebenhalten sollen. Das Ding, was da so tief im Stahl steckt hat etwa die Maße von meinem Fuß. Und einige von Euch wissen, wie groß meine Füße sind ( 47 ... 50, je nachdem wie die Schuhe so ausfallen ).
Das muß wirklich ganz schön gerumst haben, als die da herumgeballert haben. :-/=
Ein Denkmal von Robert Surcouf, dem vermutlich bekanntesten Korsar, der im Laufe der Zeit in Saint-Malo sein Hauptquartier hatte. Interesting times... damals.
Trotzdem wirkt das Denkmal ein wenig ... seltsam auf mich. Sieht für mich so aus, als würde er vorwurfsvoll "Daahaaaaa. Daaaa, Ihr Deppen liegt England! Ist denn das so schwer zu kapieren?!" rufen. Aber was verstehe ich schon von Denkmälern.
Die Dächer der Altstadt ( = alte Wehranlage ). Als ich in die Altstadt reinkam dachte ich bloß "Oh Gott, wie düster, wie kann man hier nur wohnen?". Obwohl die Abendsonne noch recht hell schien, war es in den engen Häuserschluchten verdammt dunkel. Die Häuser sind mehrstöckig und stehen sehr dicht beisammen. Und sind eben tatsächlich bewohnt. Es gibt auch hier wieder viel Leben und Kneipen, etc. Aber so richtig schön ist sie halt auf der Stadtmauer Richtung Meer raus. Dort ist noch Sonne.
Auf der Stadtmauer. Man kann schon fast die kleine Creperie erkennen, in der ich zu Abend gegessen habe. :-)=
Abendessen bei Sonnenuntergang in einer urigen Creperie auf der Stadtmauer von Saint-Malo mit Blick aufs Meer. Und mit Galettes und Gaufres. Hmmmm, wie Gott in Frankreich...
Die Creperie noch mal von außen. Ja, dieses kleine Häuschen mit dem Spitzgiebel.
Von der Stadtmauer aufs Meer geblickt. Ich sag mal, das Wort "Freibad" bekommt da erst einen Sinn.
( Und mir ist bei dem Bild im letzten Moment die Kamera auf der Stadtmauer abgerutscht. Und dann war leider der Akku alle... )
Nächste Station. Carnac. Immernoch Bretagne, jetzt aber "echte" Atlantikküste. Und wieder mal der Blick aus meinem Hotelzimmer. Ein riesiger alter Apfelbaum. Das Hotel heißt "An ti gwen", was Bretonisch ist und "Das weiße Haus" heißt. Das nur am Rande...
Eigentlich hatte ich jetzt den Entspannten-Badeurlaub-Part geplant, aber Carnac und die Region drumherum ist für ihre Hinkelsteinreihen bekannt. Asterix-Leser wissen das selbstverständlich und da ich als hellhäutiger Mensch sowieso nicht von morgens bis abends am Strand herumhängen kann, habe ich die Gegend zu Fuß erkundet und auch hier ein wenig auf Kultur gemacht.
Zuerst lugte nur ein Schafkopf hinter dem Stein hervor, als ich meine Kamera dann endlich am Start hatte, war dem Vieh ein zweiter Kopf aus dem Arsch gewachsen. Beeindruckend.
Wie im Asterix beschrieben, stehen die Steine da einfach so in der Gegend herum. Mit Häusern und Schafen dazwischen. Ok, das Gelände ist eingezäunt, damit nicht jeder Hans und Franz auf den Steinen herumturnt, aber im Prinzip stehen die da einfach so rum.
Und wenn man da ein wenig durch die Gegend streunt, stößt man zwischendurch auf große und teilweise alte Gehöfte, mit Pferden auf der Weide, die sich in alten Gemäuern unterstellen können. Gut, ob die Gemäuer in diesem Fall tatsächlich alt waren oder auf alt getrimmt, kann ich nicht sagen. Sieht aber urig aus.
Carnac, übrigens ebenfalls eine sehr alte Stadt mit einem alten Stadtkern, in dessen Nähe ich gewohnt habe, hat nicht nur in diesem alten Stadtkern eine große Kirche, sondern auch noch eine kleine Kapelle auf einem Hügel mit dieser in Stein gemeißelten Kreuzigungsszene. Ich habe nix darüber gefunden, wie lange diese Stele da schon steht, es sieht aber so aus, als wäre es schon seeeehr lange...
Ein kleiner Fußmarsch zu dem Nachbarort Saint-Colomban. Auch hier wieder, würde man die Antennen auf den Dächern ignorieren und übersehen, daß die Straße geteert ist, könnte das ganze auch ein paar Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte zurückliegen. Die Architektur ist in der Gegend auch bei jüngeren Häusern sehr gut der bereits bestehenden Bauart angepaßt.
Die Kirche, die man in dem vorherigen Bild sehen kann jetzt von innen. Nun. Auf's wesentliche beschränkt.
Ein ganz normales Haus in der Region. Und praktisch alle sind gut gepflegt und mit Blumen geschmückt, einfach schnuckelig. Kein Wunder, daß Muddi und Vaddi nicht aus dem Bild wanken wollten...
Ach ja, am Strand war ich auch ab und an. Weißer. Feiner. Sandstrand. Herrlich!!!
Wer sich bis hier durchgekämpft hat: Respekt! Es ist halt mehr Bretagne geworden, als Brügge, aber schließlich war ich auch nur einen Tag in Brügge.
Ach ja! Auf der Rückfahrt war ich noch in Dünkirchen. Lohnt echt nicht. Öde Kanalküstenstadt mit viel Industrie und häßlichen Touris ( das muß ich wirklich mal so sagen ). Aber ich wollte mal sehen, wo Jean Bart so gelebt hat, auch einer von den zahlreichen Korsaren. Und einer der Nebencharaktere aus Neil Stephensons Barockzyklus, dessen zweiten Band ich während des Urlaubs gelesen habe. Übrigens mit ein Grund, Saint-Malo zu besuchen. Witzig, wenn man die Schauplätze des Romans, den man gerade liest besucht. :-)=