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Schulter an Schulter demonstrieren Nationalisten und Angehörige der Asow-Miliz zu Ehren der umstrittenen „Ukrainischen Aufständischen Armee“ im Zweiten Weltkrieg
Foto: AFP
15.10.2014 - 21:45 Uhr
Sie sehen sich selbst als Elite-Einheit, kämpften an der Seite der ukrainischen Streitkräfte gegen russische Separatisten.
Doch die Ziele, die die Kämpfer des „Asow“-Bataillons verfolgen, haben wenig mit denen zu tun, für die die Menschen in Kiew während der Maidan-Proteste auf die Straße gegangen sind: Anschluss an Europa, demokratische Reformen.
Die schwarz vermummten Männer mit den eindeutigen Flaggen träumen von einem Putsch von rechts.
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In Uniform undf großteils vermummt ziehen Asow-Kämpfer durch die Straßen Kiews, misstrauisch beäugt von Polizisten
Foto: AFP
Schockbilder aus Kiew und anderen ukrainischen Städten zeigen, wie weit sich die Stimmung bei einer Minderheit von den friedlichen Protesten entfernt hat: Nationalisten gingen mit Fackeln und Leuchtraketen auf die Straße, um die „Ukrainische Aufständische Armee“ zu feiern, die während des Zweiten Weltkrieges für die Unabhängigkeit des Landes gekämpft und dabei auch mit Nazideutschland kollaboriert hatte.
Im Parlament blieb die Mehrheit der Abgeordneten unbeeindruckt, stimmte gegen einen Antrag, der die umstrittene Partisanengruppe zu Nationalhelden erklären sollte. Ihr wird u.a. Massenmord an der polnischen Minderheit zur Last gelegt.
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Mit Hilfe von Leuchtkörpern erzeugen die rechten Demonstranten eine gespenstische Atmosphäre
Foto: AFPWer sind die Menschen, die plumpen Nationalismus propagieren?
Offen will sich die Asow-Truppe, die sich im Mai gebildet hat und inzwischen mehrere Hundert Mann umfassen soll, nicht zu rechtsextremen Positionen bekennen.
Doch Reporter der britischen Zeitung „Guardian“, die eine Zeit lang die Militäraktionen begleiten durften, kamen zu dem Schluss, dass die Freiwilligen-Truppe von etlichen Rechtsextremen unterwandert ist - teils sogar aus dem europäischen Ausland.
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Auch in Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, beteiligten sich Kämpfer der Freiwilligen-Armee am Aufmarsch der Nationalisten
Foto: AFP
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Die Flagge des Asow-Bataillons enthält die Wolfsangel, die in der rechten Szene oft als Hakenkreuz-Ersatz verwendet wird
Foto: AFP
Den Verdacht, schon in ihrem Emblem NS-Sympathie zu signalisieren, weist die Miliz weit von sich.
Doch die Wolfsangel, die Asow-Fahnen und Wappen schmückt, ist international als Erkennungszeichen von Neonazis etabliert, in Deutschland als Hakenkreuz-Ersatz verboten.
„Es stehen doch nur die Buchstaben N und I übereinander, eine Abkürzung für Nationale Idee.“ So versucht ein Sympathisant der bis an die Zähne bewaffneten Freiwilligen-Armee den Vorwurf zu entkräften.
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Asow-Kämpfer Anfang Oktober bei einer Übung in Mariupol (Donezk-Region)
Foto: dpa
Ein Kämpfer namens Dimitri offenbarte den britischen Reportern seine krude und antisemitische Gedankenwelt: Der Holocaust habe niemals stattgefunden. Putin sei kein Russe, sondern ein Jude. Und die Tage des ukrainischen Präsidenten Poroschenko seien gezählt, seine Ermordung nur noch eine Frage von Monaten.
Offen rassistisch äußerte sich auch Kommandeur Andrij Bilezki vor Journalisten: „Die historische Mission unserer Nation in diesem kritischen Moment ist, die weißen Rassen der Welt in einen finalen Kreuzzug für ihr Überleben zu führen“, sagte er dem „Telegraph“.
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Die Aufnahme einer weiteren Trainingseinheit nahe Mariupol zeigt: Die Freiwilligen-Kämpfer sind militärisch bestens ausgestattet
Foto: AFP
Noch sind die Elite-Kämpfer und ihre Sympathisanten in der Minderheit.
Noch hoffen die gemäßigten Kräfte in der Ukraine, dass sich die Asow-Kämpfer - ihr Kodex: kein Tropfen Alkohol - nach Ende des bewaffneten Konflikts in die reguläre Streitmacht einbinden lassen. Nach dem Truppenabzug hoffen die größten Optimisten schon auf einen Durchbruch bei den Friedensverhandlungen in Mailand am Donnerstag und Freitag, zu denen der russische Präsident Wladimir Putin erwartet wird.
Doch die politisch akzeptierte und finanzierte Rechtsaußen-Miliz hat eigene Pläne, stieß schon Wochen vor den gespenstischen Fackelzügen eine finstere Drohung aus: Sobald der Krieg im Osten des Landes zu ende sei, werde ihr „Kampf um Kiew“ beginnen.