Apr 16, 2007 13:04
Kapitel 11: Der Held und sein Antiheld
Als Hektor das Zelt des Patroklos betrat, fand er einen weiteren unbekannten Gast vor.
Patroklos unterhielt sich gerade angeregt mit einem dunkelhaarigen Mann, der ein ebenso schlechtes Griechisch sprach wie der Fremde in Achilles’ Zelt, also vermutlich zu diesem gehörte.
Beim Anblick von Hektor verstummten beide kurz und Patroklos stand auf, um Hektor zu begrüßen.
Die beiden waren offensichtlich sehr vertraut miteinander und Hephaistion überlegte, wer der Mann sein könnte, und er überlegte genau so lange, bis Patroklos seinen Namen aussprach:
„Hektor, darf ich dir vorstellen - dies ist Hephaistion, der Chiliarch des Königs Alexandros - wer auch immer das sein mag...“ fügte er hinzu und Hektor lächelte, als er näher kam und Hephaistion die Hand entgegenstreckte. „Mit Alexandros habe ich bereits Bekanntschaft gemacht - und wie ich hörte, hat er ebenfalls schon nähere Bekanntschaft mit meinem Liebhaber gemacht. Sie sind sich recht ähnlich, die beiden.“
Hephaistion starrte Hektor an und in seinem Hirn formierten sich sperrigste Gedanken.
‚Dies ist alles ein gewaltiger Betrug!’ dachte er, ‚da will uns irgendjemand einen unglaublichen Streich spielen und uns weis machen, wir seien hier in Troja, und Patroklos sei nur ein eben grad mal erwachsener Knabe, und Hektor hier im Lager der Griechen, vollkommen unsinnig, vermutlich erzählt er jetzt gleich, dass im Nebenzelt Achilles ist und mit Alexandros Wein trinkt - lachhaft, einfach nur lachhaft!’
Hektor lächelte auf die ihm eigene unwiderstehliche Art und Patroklos zog sich zurück, verließ das Zelt, ohne dass Hektor auch nur ein Wort an ihn gerichtet hatte - einzig ein Schlag seiner Wimpern hatte genügt, dass der junge Mann gehorchte und ging.
„Ich verstehe deine Verwirrung, Hephaistion. Aber es ist so, ich weiß, dass Alexandros daran
zweifelt, wo er ist, doch ich glaube, Achilles hat ihn überzeugt, so dass er weiß, wo er ist. Möchtest du es wissen? Er ist momentan gerade UNTER Achilles, und es gibt wahrhaft Schlimmeres im Leben, ich muss es wissen!“
Hektor lachte nun und seine braunen Augen zwinkerten leicht anzüglich.
„Ich weiß allerdings immer noch nicht, wo ihr beiden hergekommen seid. Alexandros behauptete, er sei ein König, doch wenig königlich sah er aus, als er kam - nicht zu vergleichen mit König Agamemnon, König Menelaos oder König Odysseus und schon gar nicht mit meinem Vater, König Priamos von Troja. Und ihr sprecht unsere Sprache, wenngleich einen seltsamen Bauerndialekt. Also kläre mich auf, Hephaistion, so ist dein Name, nicht wahr?“
Hephaistion fühlte sich immer noch auf den Arm genommen, beschloss aber, dies nicht allzu öffentlich kund zu tun, man wusste nie, wer hinter dem Streich steckt und warum man ihnen das antat, also antwortete er förmlich: „Wir sind Makedonen. Alexandros ist der König der Makedonen, der Sohn des Philippos. Wir haben gegen die Perser gekämpft und gegen Sauron.“
‚Letzteres hätte ich nicht sagen dürfen’, schalt sich Hephaistion gleich selbst, denn das war auch nicht so ganz geheuer, und vermutlich würden sie IHN jetzt für verrückt halten.
Hektor lächelte und Hephaistion war klar, dass er kein Wort geglaubt hatte, kein einziges.
„Ja, die Perser. Und Sauron. Allerdings. Und du bist nett anzusehen, Hephaistion. Wie wäre es, wenn du ein wenig deiner sperrigen Rüstung ablegst? Nur, damit es gemütlicher ist. Wir könnten ein wenig Wein miteinander trinken, so lange wie dein König unter meinem Freund ist. Wir werden dann sicherlich schon merken, wenn sie wieder ansprechbar sind. Also, mein Freund aus - wie heißt dein Land, Makedonien? Wie auch immer. Mach es dir angenehm hier. Zieh dich aus.“
Klang es nur anzüglich oder war es anzüglich?
Hephaistion runzelte seine Stirn, als er seinen Brustpanzer auszog.
Hektor stand auf und schloss seine Arme um ihn.
„Wir sollten uns näher kennen lernen, findest du nicht auch?“ fragte er und bevor Hephaistion antworten konnte, lagen feste, sinnliche Lippen auf den seinen.
Kapitel 12: Geschichtsklitterung
Lörrach, irgendwann im Jahre 2004
Herr Frodo, seine Frau und ich waren eben im Kino. Wir haben „Troja“ gesehen. Nun machen wir es uns gemütlich auf Frodos Couch, Frau Frodo macht leckere Caipis und Herr Frodo zieht die Stirn in Falten.
„Irgendwie hab ich das anders in Erinnerung mit Troja. Damals, im B-Weg, da haben wir doch auch alles nachgespielt und die Sagen gelesen - also Hektor hab ich ganz anders in Erinnerung!“ - sprach’s und schnappte sich die „Klassischen Sagen des Altertums“, die wohl jeder von uns zu Hause rumstehen hat.
„Ich kann mich nicht erinnern, dass Hektor so ein tapferer Kerl war. Homer hat den doch als Feigling beschrieben, ist der nicht - moment, ich hab’s!“ Herr Frodo hält triumphierend das besagte rote Buch hoch und zitiert.
Hektor sei erst drei Mal um Trojas Mauern gelaufen, der Hasenfuß, bevor er sich Achilles zum Kampfe gestellt habe! Und von wegen, tapfer und so. Feige gegenüber Achilles wäre er gewesen. Das sei ja - GESCHICHTSKLITTERUNG!
Frodo sprach das Wort so aus, als sagte er „feuchte Hundescheiße“, mit ganz genau der gleichen Abscheu.
Wir empören uns über unseren Caipirinha hinweg über die Geschichtsklitterung des Filmes von Wolfgang Petersen. Aber Eric Bana sei ein geiler Hektor gewesen, werfe ich ein, und Achilles - also Brad Pitt, einfach nur toll. Die zwei, die hätte ich gern mal zusammen gesehen, in Achilles’ Zelt! Und ganz bestimmt werde ich eine solche Geschichte schreiben, ich kann nicht anders, die beiden tollen Kerle zusammen, das IST doch ein Pairing, da MUSS man doch einfach!!!
Aber das mit dem Cousin, das stimme doch auch nicht so ganz... schon wieder zückt Frodo die Klassischen Sagen und siehe da, nix war’s, Patroklos, so kommen wir überein, im Jahre 2004, denn wir wissen es ganz genau, war Achilles’ Liebster und Punkt.
Schließlich haben ja, wie man als halbgebildeter Mensch weiß, Alexander der Große und sein Schatzi Hephaistion damals in Troja den beiden geopfert, weil sie auch so sein wollten wie die beiden, und wenn die beiden nur Verwandte gewesen wären, dann wär das ja auch ziemlich blödsinnig gewesen. Gut, dass Alex und Heph niemals diesen Film sehen mussten, so was von Geschichtsklitterung, aber wirklich.
Wir lehnen uns zurück, beschließen, noch einen hochwertvollen Film mit Prädikat zu sehen - Godzilla oder Terminator 3 - und kommen nochmals überein, dass „Herr der Ringe“ auch ein toller Film war.
Und dass Schlachtenfilme momentan echt boomen - nächstes Jahr käme „Alexander“ ins Kino, oh je, üble Geschichtsklitterung, ist man sich in Lörrach auf der Couch schon sicher!
Kapitel 13: Heroisches Gelächter
Elysium, zur gleichen Zeit, also im Jahr 2004
„Wenn die wüssten!“ lacht Achilles mit lauter Stimme, so laut, dass man es sicherlich noch im Hades hört, und Hektor stimmt mit ein.
Alexandros zieht besorgt die goldenen Augenbrauen zusammen, als er hört, dass sein Leben auch verfilmt werden soll, und Hephaistion rutscht glatt die Hand aus, mit der er gerade einen schönen Lidstrich um seine blauen Augen ziehen will, obwohl Eomer schon wieder kritisch guckt.
Aber Glorfindel gefällt das, und Hephaistion gefällt Glorfindel auch, und so kam es, dass Eomer und Alexandros sich näher kamen, und nach mehreren schweren Zusammenstößen, wer denn oben liegt, einigte man sich darauf, dass gar keiner unten liege, man hätte ja noch Glorfindel und Hephaistion, um die sich hin und wieder auch noch Achilles und Hektor streiten, aber irgendwie ist jeder zufrieden und amüsiert sich gut. So auch über die 3 Menschen da unten, die meinen, sie wüssten genau, wie alles war.
Aus dem Nebenraum erklingt helles Gelächter. Eowyn, Arwen, Helena, Andromache und Bagoas scheinen ihr Vergnügen zu haben. Hephaistion atmet zufrieden auf, er ist froh, dass sich dieses kleine Problem so in Wohlgefallen aufgelöst hat. Irgendwie konnte er Bagoas nie so recht leiden. Alexandros mit Achilles zu teilen ist etwas anderes. Na gut, mit Achilles und Eomer. Das ist kein Problem. Schließlich ist man hier im Elysium.
„Ich habe Hunger! Denkst du, der bewegt seinen Hintern mal schneller zu uns?“ Achilles sieht mit seinen scharfen Halbgottaugen hinter sich, um festzustellen, dass ihre Bedienung eben gerade schon wieder bedient wird.
„Dein Bruder taugt GAR nichts mehr, seitdem dieser Aragorn hier bei uns ist!“ murmelt Achilles in seinen nichtvorhandenen Bart und Hektor rechtfertigt Paris, dass er auch endlich seinen Anteil am Elysium verdient habe, und er wäre lang genug im Hades gewesen, um sich dort mit Agamemnon und Menelaos herumzustreiten.
„Aragorn hat auch verdammt lange gelebt, dieser olle Kerl!“ poltert Eomer und Glorfindel erklärt ihm sofort, dass er sich ja nicht beschweren könne, oder ob er den nächsten Orkeinfall nach Beendigung des Ringkrieges lieber von HIER aus - und dabei streicht der Elb dem ehemaligen König von Rohan verführerisch um den Bart - oder von UNTEN aus miterlebt hätte? Eomer brummelt und gibt nicht zu, dass er natürlich lieber hier oben ist. Oben auf Glorfindel, fügte er in seinen Gedanken hinzu.
Oder auf Hephaistion, fügte er seiner Hinzufügung hinzu. Oder auf Alexandros, denn insgeheim wollte man das ja eh ausprobieren, damals, zwar nicht so rum, aber egal, der kleine Blonde scheint’s zu genießen. Und manchmal - ja, da ist es auch noch mal andersrum. Aber das darf Glorfindel nicht erfahren, oder vielleicht sollte ich es ihm doch sagen, nach fast 3000 Jahren...?
Eomer lächelt. Morgen sag ich es ihm, morgen. Ganz bestimmt.
Und Gandalf - wo der gelandet ist, das weiß man nicht so genau, man munkelt aber, er würde momentan irgendwo in Mecklenburg-Vorpommern Sarumans altes Schloss restaurieren, und wer weiß, wenn sich wieder eine Fliege auf seine Nase setzt, wo er dann landen wird.......
*Ende*