Heute widmeten wir unseren Tag den bunten und märchenhaften Welten, in denen uns Animes seit unserer Kindheit entführen. Wir beide mögen und schauen die japanischen Zeichentrickserien und -filme soweit wir zurück denken können. Zu Zeiten von Heidi, den Kickers und Dschungelbuch (Shonen Mowgli) noch unbewusst, Ende der Neunziger war Anime im Zuge von Sailor Moon, Dragonball, Pokémon und Digimon dann den Meisten ein Begriff.
Das Studio Ghibli ist mir seit meiner Teenager-Zeit bekannt, als ich das das erste Mal Prinzessin Mononoke sah und kurz darauf Chihiros Reise ins Zauberland einen weltweiten Erfolg feierte. Seitdem habe ich die Veröffentlichungen mal mehr, mal weniger intensiv verfolgt. Die meisten Filme kenne ich mittlerweile und obwohl Mononoke bis heute mein unangefochtener Favorit ist, haben sich auch andere Filme in mein Herz gestohlen. Besonders die letzten Glühwürmchen, mein Nachbar Totoro und das wandelnde Schloss. Bis auf wenige Ausnahmen mag ich aber eigentlich alle Filme, weil sie häufig den Konflikt zwischen Mensch und Natur beleuchten, Historisches und Fantastisches kombinieren aber vor allem wegen der Charaktere. Hayao Miyazaki, der Regisseur der meisten Ghibli-Werke hatte wirklich ein Händchen dafür, Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen zu lassen. Es ist eben alles eine Frage der Perspektive und das hat er in vielen seiner Filme wunderbar zur vermittelt. Sie sind also wirklich sehenswert, lehrreich und vermitteln auch viel japanisches Gedanken- und Kulturgut.
Da ist es nicht verwunderlich, dass ich bei meinem Japan-Aufenthalt natürlich auch ins Ghibli-Museum wollte und Christian ging es da ganz genauso. Es ist allerdings gar nicht so einfach eine Karte für einen Besuch bekommen. Man muss sich drei Monate vorher anmelden und dann auch wirklich schnell sein, denn jedes Land verfügt nur über ein bestimmtes Kontingent für den jeweiligen Tag und das kann nicht besonders groß sein, denn wir haben heute keinen einzigen Deutschen im Museum getroffen. Wir hatten unsere Karte aber im Gepäck und sind heute Vormittag dann direkt nach Mitaka gefahren, wo sich das Museum befindet.
Im Internet findet man dazu kaum Fotos, da das Fotografieren fast auf dem gesamten Gelände verboten ist, nur wenige Außenbereiche bilden da eine Ausnahme. Dementsprechend gespannt waren wir was uns wohl erwarten würde. Begrüßt wurden wir dann von einem dicken Totoro in einem Kassenhäuschen, ehe wir das Gebäude betraten. Das Museum befindet sich in einer Villa, die ein wenig so aussieht, als hätte Hundertwasser sie entworfen. Bunt, verwinkelt und verspielt.
Totoro am Kassenhäuschen & ein Fensterbild mit Nausicaäs Haustierchen
Ein Totoro-Fensterbild und der Roboter aus dem Schloss im Himmel mit mir =)
Der Innenbereich war dann ebenso verwinkelt und abenteuerlich und es hat großen Spaß gemacht all die Räume zu erkunden. Gezeigt wurde wie Zeichentrickfilme entstehen, viele Storyboards, Skizzen, Dioramen, Modelle, Arbeitsplätze usw. In einem Raum wurde erklärt wie die Filme früher noch per Hand coloriert wurden, das Arbeitszimmer von Hayao Miyazaki wurde nachgebaut, seine Fotoalben mit Fotos, Zeichnungen und vielem mehr, die ihm als Inspirationsquellen dienten, wurden ausgestellt. Er hat scheinbar viele Reisen unternommen um Inspiration zu sammeln. In einem Album waren beispielsweise massig Fotos aus Heilbronn und anderen süddeutschen und Schweizer Orten. Diese Inspirationsquellen hat man dann auch auf einigen Bildern und Storyboards wiederentdeckt. Im Museum gab es aber auch viel für Kinder zu erleben beispielsweise einen riesigen Plüsch-Katzenbus, in den die Kiddies hinein- oder hinaufklettern konnten. Das war unfassbar niedlich <3
Im Museumsshop haben wir dann auch eine ganze Weile verbracht, haben uns aber erstaunlich gut zurückhalten können. Es gab zwar sehr viele und auch super schöne Totoro-Sachen aber leider wenig zu Prinzessin Mononoke. Ich liebe Totoro und natürlich konnte ich ohne Postkarte und Badge nicht diesen Laden verlassen aber wenn ich Jakkul (Ashitakas Reittier), die Wildschweine oder den Gott des Waldes als Figur, Schlüsselanhänger oder sonstigen Schnickschnack gesehen hätte, hätte ich mich dumm und dämlich gekauft ^^‘‘ Danach wandelten wir noch einige Zeit in den Zimmern des Museums, ehe wir zu guter Letzt die Sonderausstellung zum Essen in den Ghibli-Filmen kamen. Dort wurden wieder Storyboards gezeigt und erklärt wie man Essen natürlich zeichnet, coloriert etc. Welches Essen in welchen Filmen eine Rolle spielte usw. Es wurden sogar zwei Kulissen nachgebaut und so konnten wir in der Küche stehen, die die Familie bei Totoro besitzt und die Kombüse aus dem Schloss im Himmel betreten und erkunden. Dieses gesamte Museum ist wirklich unglaublich detailliert und liebevoll gestaltet, das hat mich heute doch sehr begeistert! Begeistert hat mich aber auch der Kurzfilm, den man sich im Museum ansehen konnte und den es auch nur dort zu sehen gibt. <3 Ein großartiges Museum! Das würde ich auch ein zweites Mal besuchen, weil ich den Eindruck habe, dass man all die Details gar nicht richtig erfassen kann und außerdem wechselt die Sonderausstellung regelmäßig und von der war ich auch besonders angetan.
Die Gundam-Statue & ich in einer Digimon tri-Location, den dazugehörigen Screenshot muss ich später mal nachreichen. ^^''
Weil der Nachmittag aber noch jung war, fuhren wir noch ein letztes Mal nach Odaiba. Christian weil er es noch nie gesehen hatte und ich…na ja um mich zu verabschieden, auch wenn es hoffentlich nur ein Abschied auf Zeit ist.
Ich weiß gerade nicht was und wie viel ich schon über dieses Viertel geschrieben habe, vielleicht schreibe ich nun einige Dinge doppelt aber das ist mir an dieser Stelle egal. Odaiba wurde in seiner heutigen Form in den 80er Jahren für sage und schreibe 10 Milliarden in die Tokyoer Bucht gebaut. Kurz nach dem Bau endete allerdings der Wirtschaftsboom in Japan und die Insel war bis 1995 praktisch verlassen. Erst Ende der 1990er Jahre wurde die Insel neu bebaut und zu einem Vorzeigemodell für futuristische Bauwerke, Unterhaltung und Spaß in Tokyo. Warum Odaiba für die Charaktere aus Digimon eine zentrale Rolle spielt, kann ich nicht sagen. Vllt liegt es an FujiTV, das als eine der ersten Firmen ihren Hauptsitz dort errichtete. Denn FujiTV strahlte damals auch Digimon Adventure in Japan aus. Schon in der Serie von 1999 waren mehrfach Schauplätze zu sehen, allem voran das FujiBuilding aber auch die Rainbow Bridge. In Digimon tri wurden aber noch viel mehr reale Plätze der Insel eingebunden und einige davon habe ich auch Christian gezeigt =)
Ich hätte gern zu jeden meiner Fotos auch einen passenden Screenshot gezeigt, aber leider macht mir mein altersschwacher Laptop da einen Strich durch die Rechnung. Eventuell kann ich die später mal hinzufügen. ^^
Passend zum Animethema des Tages haben wir außerdem noch die 19m hohe Gundam-Statue besichtigt, die dem Original aus Serie und Film bis ins kleinste Detail gleicht und eine ziemlich beeindruckende Erscheinung ist. Ich bin zwar kein Mecha-Fan und habe Serien wie Gundam Wing nie regelmäßig geschaut aber sehen wollte ich das gute Teil auch mal, zumal es so ziemlich die bekannteste Sehenswürdigkeit für Animefans auf Odaiba ist. Nachdem das abgehakt war, stand für mich nun nur noch die Fahrt mit dem ebenfalls bekannten Riesenrad aus - leider hatte das aber ausgerechnet zum aktuellen Zeitpunktaufgrund von Wartungsarbeiten geschlossen. :/ Diesen Wunsch muss ich mir dann beim nächsten Mal erfüllen, genauso wie den Besuch im Onsen - das im zweiten Digimon tri. Film ausführlich zu sehen ist.
Das FujiTV-Building in Digimon Adenventure und direkt vor Ort
Digimon tri. vs. Realität <3
Und wieder einmal die Rainbowbridge ♥
Zum Abschluss saßen wir dafür noch eine halbe Ewigkeit in einem Café in der AquaCity und haben uns den Sonnenuntergang über der Rainbow Bridge angesehen. Der vorletzte Sonnenuntergang in Japan…verrückt und traurig. Jetzt war ich so oft auf Odaiba, habe dort sogar übernachtet und Freunde besucht. Leider kommt Nici erst morgen wieder, sodass ich sie nicht noch einmal verabschieden konnte. Aber es hat sich angefühlt wie ein Abschied. Dieses mir so lieb gewordene Viertel werde ich jetzt sehr lange nicht mehr sehen. Es war ein schöner letzter Besuch, trotz der Melancholie die für mich in der Luft lag - anders hätte ich es nicht haben wollen.