Faraway: Awakening

Apr 18, 2009 14:11

Als Sam wieder aufwachte, war es draußen hell. Es lag zwar noch immer eine dicke weiße Schneeschicht auf der Landschaft, aber der jüngere Winchester glaubte, daß die Schneedecke langsam dünner wurde. Vielleicht konnten sie bald von hier weg? Oder war das Wunschdenken? Er rieb sich verschlafen die Augen und setzte sich vorsichtig auf. Aber der erwartete Schwindelanfall - oder Kopfschmerz, Sam war sich selbst nicht ganz sicher, was er erwartet hatte - blieb aus. Er schlug die Decke zurück und stellte fest, daß er nur mit seiner Unterhose bekleidet war. Wann hatte Hope ihn ausgezogen? Und warum? Egal, er hatte wichtigeres zu tun. Punkt eins: Sicherstellen, daß es Dean gut geht. Sein Bruder lag am anderen Ende des Zimmers im Bett und schlief. Er hatte noch immer einen Schlauch unter der Nase, der ihn mit sauerstoffreicher Luft versorgte, aber sonst sah er schon viel besser aus. Die dunklen Ringe unter den Augen waren beinahe gänzlich verschwunden, das Gesicht kaum blasser als zu der Jahreszeit üblich. Nur die Wangen waren noch immer eingefallen. Dean sah nicht so aus, als hätte er Schmerzen, oder wäre bewußtlos. Er schien tatsächlich einfach nur zu schlafen. Sehr gut. Punkt zwei: Schnell auf die Toilette, bevor... Als Sam im Badezimmer einen kurzen Blick in den Spiegel machte, stellte er erstaunt fest, daß sein Gesicht so stoppelig war, als hätte er sich einige Tage nicht rasiert. Er hatte sich einige Tage nicht rasiert. Aber dieser Wildwuchs sah eher nach einer ganzen Woche aus und nicht nach ein oder zwei Tagen. Der jüngere Winchester betrachtete sein Spiegelbild nachdenklich und versuchte sich zu erinnern. Er hatte mit Dean gesprochen. Sie hatten beschlossen, daß der Käfer getötet werden mußte. Dann war Hope mit dem Insekt verschwunden. Dean war eingeschlafen und er... er hatte von Hope einen Tee gegen seine Kopfschmerzen bekommen, die dann tatsächlich auch besser geworden waren. Dann... dann mußte wohl auch er eingeschlafen sein. Aber... Sam schüttelte den Kopf. danach konnte er sich nicht erinnern nochmals aufgewacht zu sein. Sollte er wirklich beinahe eine Woche durchgeschlafen haben, so war das nichts Natürliches. Vielleicht eine Nachwirkung von seinem 'Gast'? Er mußte Hope fragen. Als Sam den Gang wieder betrat, fiel ihm ein leises Geräusch auf, das lauter wurde, als er die Treppen hinab stieg. Es war irgendeine Art von Gerät, aber er konnte es gerade nicht zuordnen. Hope war nicht in der Küche. Sie war auch nicht im Wohnzimmer. Stattdessen fand Sam sie in einem Raum, den er zuvor noch nicht betreten hatte. Das hier war anscheinend so eine Art Arbeitszimmer, denn Hope saß an einem großen Schreibtisch und hatte eine Nähmaschine in Betrieb, die das laute Geräusch verursachte. Und sie flickte gerade die Löcher in Deans blauer Jean. Der jüngere Winchester blieb verdutzt in der Türe stehen und beobachtete ihre Gastgeberin eine Weile sprachlos. "Hope, was tust du da?"

Hope erschrak ein wenig, als Sam plötzlich in der Türe zu ihrem Arbeitszimmer stand und sie anredete. Sie hatte ihn wirklich nicht kommen hören, was aber Anbetracht des Geräuschpegels auch nicht weiter verwunderlich war. Sie stoppe die Nähmaschine und beantwortete seine Frage: "Ich flicke diese armselige Beinbekleidung. Die Hälfte von eurem Zeug hat entweder Flecken, von denen ich gar nicht wissen will, wie sie verursacht wurden, oder ist durchlöchert. Um ersteres habe ich mich schon gekümmert. Jetzt versuche ich gerade diese Hose zu retten. Aber Junge, ihr macht es mir wirklich nicht leicht. Was zum Henker tut ihr eurem Gewand an?" Sam mußte unwillkürlich grinsen. Dad hatte sich auch immer darüber aufgeregt, wie schnell das Gewand seiner beiden Söhne löchrig und nur mehr als Putzlappen geeignet war. "Geister, Dämonen und der ganze andere Rest achtet leider nicht drauf, daß unser Gewand nicht beschädigt wird, wenn sie uns umzubringen versuchen." Hope schüttelte mit einem entschuldigenden Lächeln den Kopf. "Schon gut, war nicht so gemeint. Ich weiß, daß ihr normalerweise andere Sorgen habt als die Salonfähigkeit eurer Kleidung. Ich hoffe, es stört nicht, daß ich mir daran zu schaffen gemacht habe. Aber ich dachte, ich könnte euch so vielleicht helfen. und außerdem drehe ich hier noch durch, solange wir eingeschneit sind, gib es nichts zu tun." Sam wirkte beinahe ein wenig enttäuscht. Den Grund dafür mußte Hope nicht lange suchen, denn er sagte: "Sind wir noch immer eingeschneit? Als ich eben aus dem Fenster geschaut habe, dachte ich, es liegt schon viel weniger Schnee..." Hope nickte. Gute Beobachtungsgabe und wir nähern uns langsam dem Punkt, über den ich eigentlich nicht sprechen will... "Ja, es liegt auch weniger Schnee, aber die Straße ist noch nicht geräumt. Ich wurde heute morgen angerufen und sie haben zwar schon angefangen, aber heute werden sie wohl nicht mehr bis hier her kommen. Morgen aber sicher." "Du, Hope... sag mal, wie lange hab ich eigentlich geschlafen?" Bingo. "Warum...?" Hope hatte sich schon eine ganze Weile Gedanken gemacht, wie sie auf diese Frage antworten sollte. Aber ihr war nichts Gescheites eingefallen. "Naja, irgendwie ist das komisch. Ich bin eben aufgewacht. Das letzte, an das ich mich erinner, ist der Tee gegen Kopfschmerzen, den du mir gegeben hast, nachdem du den Käfer entsorgt hast. Und wenn ich mich in den Spiegel sehe, bin ich mir sicher, daß einige Tage seit dem vergangen sind." Er klingt seltsam gefaßt. Keine Anschudigungen, keine Drohungen. Ich glaube nicht mal, daß er vor hat mir den Kopf abzureißen. "Es sind sind ein paar vergangen...", antwortete sie ausweichend. "Hope, sag mir die Wahrheit. Ich flippe nicht aus oder so. Aber ich muß es wissen. Und wir müssen versuchen herauszufinden, ob das Entfernen des Käfers sonst noch irgendwelche anderen Auswirkungen hatte." Oh... daher weht also der Wind. Andere Auswirkungen. Er denkt also, daß der Ohrwurm schuld ist. Ok... "6 Tage, Sam. Du hast sechs Tage geschlafen." Hope konnte zusehen, wie die Farbe aus Sams Gesicht wich. "Aber ich habe dich überwacht. Ich denke, das war einfach nur die Erschöpfung. Seelisch und körperlich. Ich habe sonst nichts gefunden. Mit dir ist alles in Ordnung." Der jüngere Winchester schien wieder ein wenig beruhigt und fragte: "Wie geht es Dean?" Hope wollte die Chance gleich nutzen. Bei Dean würde sie näher an der Wahrheit bleiben. "Gut. Du hast wahrscheinlich gesehen, daß er schläft?" Sie wartete sein Nicken ab, bevor sie fort fuhr: "Ich habe ein wenig nachhelfen müssen. Du kennst ihn ja. Er wäre nie im Bett liegen geblieben und es war überaus wichtig, daß er seine Lunge schont und strikte Bettruhe hält. Ich dachte, so ist es für ihn einfacher, wenn er alles verschläft. Und Sorgen mußte er sich um dich auch nicht machen. Ich hoffe, du bist nicht böse..." Sam schüttelte grinsend den Kopf. "Er wird dir den Kopf abreißen. Aber ganz ehrlich, ich glaube bis jetzt hätte ihn am liebsten noch jeder Arzt, der ihn behandeln hat müssen, ins Land der Träume geschickt. Du hast recht. Er wäre nie im Leben sechs Tage ruhig im Bett liegen geblieben, während ich mich nicht rühre. Du solltest dir nur überlegen, wie du ihm dies Entscheidung verkaufst. Ich werde dich unterstützen, aber ich kann dir trotzdem nicht versprechen, daß du nachher noch alle Zähne hast..." "Mach dir um mich mal keine Sorgen. Und was haltest du jetzt von einem Mittagessen?" Sie konnte den Magen des jüngeren Winchesters deutlich knurren hören.

Nach einem ausgiebigen Mittagessen kletterte Sam langsam wieder die Stiege hinauf. Er war schon wieder müde. Hatte er noch nicht genug geschlafen? Aber Hope war der Meinung, Dean würde noch den einen oder anderen Tag Bettruhe brauchen, bevor er sich wieder stundenlang in den Impala setzten konnte. Und währenddessen konnte Sam sowieso nicht viel machen. Vielleicht etwas recherchieren und nach dem nächsten Job suchen? Nein, das hatte Zeit bis sie beim Hotel angekommen waren. Der jüngere Winchester fand, daß sie sich beide noch einige Tage Auszeit verdient hatten und ein Hotel mit Zimmerservice klang richtig verlockend - auch wenn es hier bei Hope ebenfalls gemütlich war. Aber dort waren sie doch unter sich. Er konnte natürlich irgendetwas lesen aber ganz ehrlich? Keine Lust. Der jüngere Winchester legte sich wieder ins Bett und warf seinem Bruder noch einen prüfenden Blick zu, bevor er endgültig die Augen schloß und sich dem Schlaf hin gab. Er versank in wohlig weicher Finsternis aber irgendwo in seinem Hinterkopf verschwand das kleine nagende Gefühl nicht, daß ihn beständig darauf hinzuweisen versuchte, daß er irgendetwas vergessen hatte...

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