Faraway: Vade, Satana

Mar 26, 2009 10:32

Natürlich war Hope das Protestieren des Heizungsrohres nicht entgangen. Das Geräusch konnte man auch noch in der Küche laut und deutlich hören. Sie legte das Gemüsemesser zurück auf die Arbeitsfläche, wischte sich die Hände ab und überlegte dabei, was sie tun sollte. Sam war offensichtlich wieder aufgewacht. Und sehr wahrscheinlich nicht mehr gefesselt. Und ziemlich sicher noch paranoid - oder zumindest seltsam. Hope war sich nicht sicher, ob er in diesem Zustand eine Gefahr für seinen Bruder darstellen würde. Darum hatte sie die Handschellen gewählt. Sie wollte nicht, daß er an einem der Schläuche herumfummelte oder gar eines der medizinischen Geräte manipulierte. Sie mußte also nachsehen gehen, was der jüngere Winchester gerade machte und eventuell eine Katastrophe verhindern. Andrerseits war es vielleicht gar keine so schlechte Idee, Sam mit seinem Bruder eine Weile alleine zu lassen. dann konnte er sich mit eigenen Augen davon überzeugen, daß es dem älteren Jäger gut ging und daß Hope ihnen nur helfen wollte. Sie nickte nachdenklich. Ja, sie würde nur einen ganz kurzen Blick ins Zimmer werfen. Leise. Oder eher extrem leise, Sam war ein Jäger und die hatten ihre Sinne immer auf 120% laufen. Hope verursache kein Geräusch. Weder während sie die alte Holztreppe hinauf stieg, noch als sie dem Gang bis zum Gästezimmer folgte und auch die Türe öffnete sich gänzlich leise einen Spalt breit. Sam saß auf seinem Bett und sie stellte erstaunt fest, daß er seinen Laptop auf dem Schoß hatte und mit Tippen beschäftigt war. Hope runzelte die Stirn. Wenn er zu lange so sitzen blieb, würde ihm bald vom ständigen Hinunterblicken das Genick weh tun und einen Laptop direkt auf dem Schoß zu benutzen war - zumindest als Mann - auch nicht unbedingt gesundheitsfördern, aber was Hope wirklich beschäftigte, war die Tatsache, daß er vor dem verdammten Computer saß und nicht neben seinem Bruder und Händchen hielt. Was war nur mit dem Jungen los? Sein Verhalten hatte sich seit dem sie ihm das Schlafmittel verabreicht hatte zu 100% verändert. Hope beschloß zu testen, wie er ihr gegenüber jetzt reagieren würde.

Sam brauchte eine Weile, bis er Ash die Situation geschildert hatte. Er mußte sicherstellen, daß der Computerfreak die Tragweite von Sams Verdacht auch verstand. Die Vorsicht, mit der er vorgehen mußte, falls Dean wirklich unter dem Einfluß des Dämons stand oder bald stehen würde. Sam war schon immer gut mit Wörtern gewesen, aber dieses Mal stand einfach sehr viel auf dem Spiel und er hatte keine Zeit für irgendwelche Fehler. Der jüngere Winchester klickte auf den 'send'-Button und drehte den Laptop wieder ab. Er rieb sich die Augen und warf erneut einen Blick aus dem Fenster. Als er seinen Coputer aufgedreht hatte, war Sam klar geworden, daß ihm irgendwie mehr als ein ganzer Tag fehlte. Der Schluß lag nahe, daß ihn Hope mit ihren Medikamenten ausgeschaltete hatte. Nur warum? Er stand langsam auf - seine Fuß fühlte sich tatsächlich schon viel besser an. Er würde zwar auf den Knöchel noch ein wenig achtgeben müssen, aber auftreten ging schon wieder beinahe gänzlich ohne Schmerzen. Die Geräte rund um Dean zeigten an, daß er langsam am Wege der Besserung war. Sam wußte genug von Medizin, daß ihm klar war, daß 98% Sauerstoffsättigung zumindest nicht schlecht sein konnte und auch der Puls mit 31 Schlägen war zwar sehr niedrig, aber Dean lag ja auch nur im Bett und war bewußtlos. Der jüngere Winchester runzelte die Stirn und versuchte aus den übrigen Daten am Monitor schlau zu werden. Er fuhr mit dem Finger über die Stelle, wo der Blutdruck angezeigt wurde. War das jetzt gut oder nicht?

"75 zu 50 ist eigentlich ziemlich niedrig, aber das wird sich hoffentlich auch noch ein wenig bessern...", erklang Hopes Stimme plötzlich hinter ihm. Sam versuchte nicht zusammen zu zucken - verdammt, er hatte sie wirklich nicht ins Zimmer kommen hören. Langsam drehte sich der jüngere Winchester um und stellte fest, daß sie eine Schüssel mit Suppe und einen Löffel in der Hand hatte. "Ich hab dir etwas zu Essen mitgebracht. Wenn du möchtest, kann ich dich darüber informieren, wie es mit deinem Bruder zur Zeit aussieht." Sie hatte ein wirklich freundliches Lächeln aufgesetzt aber Sam glaubte ihr keine Sekunde lang. "Wer weiß, was in der Suppe alles drinnen ist", sagte die Stimme in seinem Kopf wieder. "Wenn du Glück hast, schläfst du wieder einen ganzen Tag. Wenn nicht, schläfst du für ewig." Also schüttelte Sam den Kopf. "Danke, ich bin nicht hungrig." Hope wirkte für einen Augenblick enttäuscht, gab aber nicht auf. "Sam, du mußt etwas Essen. Du hilfst deinem Bruder nicht, wenn du verhungerst." Sam presste die Lippen aufeinander, blickte Hope durchdringend an und als sie noch immer keine Anstalten machte, mit der Schüssel wieder zu verschwinden, sagte er: "Ich soll das Zeug also wirklich essen? Was ist da drinnen? Ist es dieses Mal wieder nur ein Schlafmittel? Oder hast du gleich ein Gift gewählt, damit du Dean für dich alleine haben kannst? Ich bin nicht dumm, ich weiß, was hier gespielt wird. Und ich werde nicht zulassen, daß meinem Bruder etwas passiert. Oder mir."

Hope seuftzte. Sturschädel. Verdammter Dickkopf. Woher kam bloß diese Paranoia. Sie stellte die Schüssel bei Seite und sagte dann resigniert: "Ok, dann iß eben nichts. Aber laß mich zu Dean, damit ich mich wenigstens um ihn kümmern kann." Sam versperrte ihr den Weg - ob absichtlich oder unterbewußt war ihr eigentlich egal. Sie kam nicht an ihm vorbei und er machte keine Anstalten sich zu bewegen. "Sam... bitte." Der jüngere Winchester verschränkte die Arme vor der Brust und musterte sie von oben bis unten. "Du kannst mit dem Versteckspiel aufhören. Ich weiß, daß du kein Mensch bist, Hope. Wenn das überhaupt dein richtiger Name ist. Ich weiß nicht genau, was du bist, aber du bist nicht wie Dean oder ich." Hopes Herz setzte einen Moment aus. Sie starrte den jungen Mann entgeistert an und wußte nicht, was sie antworten sollte. Wie kam er darauf? "Weißt du, du würdest eine gute Schauspielerin abgeben. Aber für mich brauchst du dir die Mühe nicht machen. Ich bin nicht blöd. Erkläre mir, wie bist du zu uns in die Höhle gekommen? Hm? Wo hast du das ganze Zeug her?" Er deutete mit dem Kopf auf die Herz-Lungen-Maschine. "Wie hast du mich eben ausgeschaltet, ohne auch nur einen Finger zu rühren? Hast du auch nur für einen einzigen Punkt eine vernünftige, rationale Erklärung? Nein? Eben. Also sag mir, was hast du vor? Wer bist du? Und was willst du? Arbeitest du mit dem gelbäugigen Dämon zusammen? Will er sich Dean jetzt endgültig holen?" Hope betrachtete den schwer atmenden Winchester. Er hatte sich in Rage geredet und sie stellte erstaunt fest, daß er in Kampfhaltung übergegangen war. Er erwartete anscheinend, daß sie ihn attackieren würde. "Sam, ich weiß nicht, wovon du sprichst. Bitte hör auf. Wir können darüber in Ruhe reden..." Sie konnte nicht riskieren, daß der jüngere Winchester hier einen Kampf anfing. Die Chance war zu groß dabei eines der Geräte zu beschädigen, das Dean brauchte. Hope machte ein paar Schritte zurück, hoffte daß Sam ihr folgen würde. Aber der blieb bei seinem Bruder stehen. Sie blickte sich nachdenklich um und beschloß dann zur Couch zu gehen. Sie setzte sich, blickte den jüngeren Winchester an und klopfte dabei auf den Platz rechts neben ihr. "Komm, reden wir." Aber Sam kam nicht. Er öffente stattdessen den Mund und begann zu Hopes ensetzten mit einem Exorzismus.

"Regna terrae, cantate Deo, psallite Domino qui fertis super caelum caeli ad Orientem. Ecce dabit voci Suae vocem virtutis, tribuite virtutem Deo. Exorcizamus te, omnis immundus spiritus omnis satanica potestas, omnis incursio infernalis adversarii, omnis legio, omnis congregatio et secta diabolica." Sam ließ Hope nicht aus den Augen. Ihr schien der Exorzismus unangenehm zu sein, denn sie wetzte unruhig auf der Couch hin und her. Allerdings sah er keine Schmerzen, keine sonstigen Anzeichen. Entweder sie war kein Dämon oder sie war so mächtig, daß... "Ergo draco maledicte et omnis legio diabolica adjuramus te. Cessa decipere humanas creaturas, eisque aeternae Perditionis venenum propinare." Noch immer keine Schmerzen. Sam fur mit der lateinischen Formel fort und griff dabei in den Sack seines Hoodies. "Vade, Satana, inventor et magister omnis fallaciae, hostis humanae salutis. Humiliare sub potenti manu dei, contremisce et effuge, invocato a nobis sancto et terribili nomine, quem inferi tremunt." Das letzte Fläschchen mit Weihwasser, das er in ihren Sachen gefunden hatte, war endlich offen und während Sam weiter den Exorzismus rezitierte, kam er Hope näher, um sie mit der Flüssigkeit zu besprenkeln. "Ab insidiis diaboli, libera nos, Domine." Sie blieb sitzen, starrte ihn mit panischem Blick an. "Ut Ecclesiam tuam secura tibi facias libertate servire, te rogamus, audi nos." Sam war endlich nahe genug und holte aus um sie mit dem Weihwasser zu besprenkeln. Einen Augenblick später landete das Fläschchen gleich neben Sams Kopf auf dem Boden und die die Flüssigkeit ergoß sich mit einem leisen Gluckern auf den alten Parkettboden.

Kapitel 17»

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