Eine Gruppe von Entführer:innen glaubt mit ihrem Opfer, der kleinen Abigail, leichtes Spiel zu haben. Nach der Entführung sollen sie das verängstigte Kind 24 Stunden lang auf einem abgelegenen Anwesen bewachen, während das Lösegeld verhandelt wird. Doch bald finden sie heraus, dass Abigail nicht so harmlos ist, wie sie aussieht - die Jagd ist eröffnet.
Niedliche Kinder, die sich als echte Satansbraten herausstellen: ein Horrorfilmklischee, das bereits in Filmen wie «Interview mit einem Vampir», «Das Omen», «Der Exorzist» oder zuletzt in etwas abgewandelter Form in «M3GAN» bereits oft verarbeitet wurde. Nun reiht sich auch «Abigail» in diese Tradition ein und bietet nicht nur ein knuffiges Gesicht, hinter dem sich ein Monster verbirgt, sondern putzt die namensgebende Abigail (
Alisha Weir) auch noch als Tutu-tragende Ballerina heraus, die zwischen eleganten Balletteinlagen zur grimmigen Mörderin wird.
Das Regie-Duo
Matt Bettinelli-Olpin und
Tyler Gillett arbeitete bereits bei «Ready or Not», «Scream V» und «Scream VI» zusammen und kennt sich mit dem Horrorgenre dementsprechend gut aus. Selbstironisch und mit jeder Menge Mut zum Klischee sind sich die Macher:innen von «Abigail» bewusst, dass das Ganze keine hohe Filmkunst wird und bieten stattdessen jede Menge Spass.
Die Figuren sind dabei nicht mehr als blosse Abziehbilder, aber irgendeine Form charakterlicher Tiefe wird auch nicht gebraucht. Schliesslich sind sie alle nur blut- und gedärmgefüllte Körper, die nur darauf warten, zum richtigen Zeitpunkt kunstvoll niedergestreckt zu werden oder wahlweise zu explodieren. «Abigail» bietet feinsten Splatter, der sich effekttechnisch sehen lassen kann - Tonnen von Kunstblut werden hier stilecht zum Einsatz gebracht.
Besonders grossen Spass am überdrehten Schauspiel und dem Gemetzel hat der Schauspieler
Dan Stevens, der bereits seit seinem Auftritt als Herzensbrecher in «Downton Abbey» immer wieder in Genrefilmen wie «The Guest», «The Rental» oder zuletzt «Cuckoo» zu sehen war. Bemerkenswert ist auch die Leistung der Abigail-Darstellerin
Alisha Weir (bekannt aus der Netflix-Produktion «Mathilda: Das Musical»), die mit grosser Leichtigkeit zwischen unschuldig und unheimlich hin- und herwechselt.
Allem Spass zum Trotz wird der Film leider zum Ende hin langatmig und braucht etwas zu lange, um zum furiosen Finale überzugehen. In endlos wirkenden Schleifen suchen die sich allmählich dezimierenden Überlebenden nach dem Monster-Mädchen, treffen eine dämliche Entscheidung nach der anderen und hetzen panisch durch die Gegend. Dabei wird kein Horror-Klischee ausgelassen - irgendwann hilft auch die grösste Selbstironie nicht mehr.
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