Titel: Während du schliefst
Autor:
les_lenneFandom: House M.D.
Charaktere: Stacey, Gregory House, Dr. Cuddy
Word Count: 810
Warnings: unbeta-ed, missing scene (sort of)
Rating: PG-13
Sünde: Ira/Rachsucht/Satans Sünde
Summary: Stacey hat ein Problem... oder auch mehrere.
A/N: Ich bin mir nicht sicher, ob vor der direkten Erwähnung überhaupt klar wird, welche Sünde hier die Hauptrolle spielt, aber dennoch - ein großes YAY für Stacey! :)
Während du schliefst
Stacey besah sich ihre Unterschrift. Sie hatte schwungvoll unterschrieben. Eben wie immer. Ihr Blick wanderte zur Überschrift. „Patientenverfügung“ stand da in kursiven Lettern, darunter eine lange Erklärung, um was es sich hier handelte. Als ob sie das nicht wüsste. Als ob er es nicht wüsste.
Sie heftete das, dank ihm mit einem eingetrockneten Kaffeefleck versehenen, Dokument wieder in den Ordner. Seufzend blätterte sie vor und zurück. Der Rest des Ordners war nicht halb so deprimierend wie dieses eine Blatt Papier. Sie trank einen Schluck Kaffee aus ihrer Tasse. Ihre Finger strichen gedankenverloren über die raue Oberfläche. Es war nie so weit gekommen, dass ein Kind da gewesen wäre, das die Tasse hätte bemalen können. Nicht mit ihm.
Stacey streckte sich und stand auf. Sie hatte keine andere Wahl. Seit Monaten hatte sie alle Ärzte abgeklappert, die sie kannte. Hatte sich von Freunden dazu bringen lassen, durch das ganze Land zu reisen. Im Nachhinein kam ihr dieses Verhalten ziemlich kindisch vor. Sie hätte gleich zu ihm gehen sollen. Was war denn schon dabei?
Abgesehen davon, dass er sie nicht leiden konnte. Und dass sie ebendies nicht ertrug. Lächelnd hob sie eines der gerahmten Fotos aus der Umzugskiste mit der Aufschrift „Fotos, Filme und mehr!!“; er und sie beim Golfen. Er sprang in die Luft und zog irgendeine Grimasse, während sie weiter hinten im Bild zu sehen war, erschrocken aber ebenfalls guter Laune. Sie ließ das Foto fallen. Es klirrte und die oben gelegenen Gläser der Fotografien zersplitterten. Sie klappte die Seiten der Kiste um und verschloss sie mit Paketklebeband.
Sie schnappte sich den Autoschlüssel, schüttelte ihre Haare auf, setzte ihr freundlichstes distanziertes Lächeln auf, das sie zu bieten hatte, und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
„Greg.“ Wie immer.
„Stacey.“ Schon etwas anders.
Sie lächelte höflich. „Lange nicht gesehen.“
„In der Tat.“
„Wie geht’s?“
„Oh, na ja, die letzten fünf Jahre waren...“
Stacey folgte ihm nickend. Ihm zuzuhören vermied sie. Das hatte sie sich alles denken können, das hatte sie alles schon einmal gehört. Erst als er stehen blieb und sie eine Weile beäugt hatte, hörte sie ihm wieder zu.
„... aber du bist doch sicher aus einem speziellen Grund hier, oder?“
„Es geht um meinen Mann.“
Stacey legte ihren Kopf zur Seite. In den Ratgebern stand doch immer, man mache damit einen freundlichen und aufgeschlossenen Eindruck. Nicht dass das etwas gewesen wäre, was ihn beeindrucken könnte.
„Was, hast du gedacht, ich würde nie heiraten?“
„Ja.“
Sie öffnete die Krankenakte, als hätte sie ihn gar nicht gehört. „Er ist krank. Ich weiß, dass er krank ist. Wir waren schon bei den verschiedensten Ärzten, aber es hat alles nichts geholfen. Er hat Magenschmerzen, und -“
„Stress. Eine kleine Verstimmung. Gib ihm ein bisschen Aspirin und er ist bald wieder fit.“
„Das haben die anderen Ärzte auch gesagt. Deswegen bin ich hier.“
Stacey haderte einen Moment mit sich, legte ihm dann aber doch nicht die Hand auf die Schulter, als er sich abwandte. „Greg, bitte hilf mir. Ich weiß nicht, wer mir sonst noch helfen kann.“
„Um das zu erkennen hast du ganz schon lange gebraucht, wenn du bei so vielen Ärzten warst, oder?“
„Ich weiß nicht mehr weiter, Greg.“ Sie schüttelte leise lachend den Kopf.
Er warf ein paar seiner Tabletten ein. „Was sollte mir daran liegen, deinen Mann zu retten, hm?“
Stacey blickte zu Boden. „Wie du meinst.“
„Das meine ich auch so. Stacey.“ Er drehte sich zu dem gerade öffnenden Aufzug um. „Also, auf bald mal. In fünf Jahren oder so!“
Sie schluckte - ob es ihre Tränen waren oder ihr Stolz, oder vielleicht beides - und setzte sich neben einen hustenden Patienten mit knallrotem Kopf. Sie stützte den Kopf in die Hände und fuhr sich durch ihr Haar. Es war vom Haarspray etwas verklebt. Sie zupfte die Strähnen auseinander. Cuddy setzte sich auf den freien Platz neben sie, doch sie hob den Kopf nicht.
„Er meint es nicht so.“
Stacey verschränkte die Arme vor der Brust, setzte sich auf und lehnte sich dann an die kalte, untapezierte aber dafür mit einem sanften Gelb bemalte Wand.
Sie atmete tief ein und starrte die weiße Decke an. Der Patient neben ihr tat es ihr gleich, wohl in der Annahme, dort gäbe es etwas Interessantes zu entdecken.
„Er ist eben House.“ Cuddys Stirn legte sich in Falten. „Es ist nicht so, dass er das tut, weil er Sie hasst.“
„Nein, er will es mir nur heimzahlen.“ Stacey wandte sich ihr steif lächelnd zu. „Macht es das besser?“
Cuddy lächelte. „Natürlich nicht. Wenn er nur nicht so stur wäre...“
„Das werden sie ihm beileibe nicht mehr austreiben können.“ Sie stand auf und rückte ihren Hosenanzug zurecht. Cuddy sah zu ihr auf. „Aber wer weiß. Er ist unberechenbar. Vielleicht hat er es sich ja schon heute Abend anders überlegt.“
Cuddy stand nun ebenfalls auf und schüttelte Staceys schweißkalte Hand. „Auf Wiedersehen.“