Abgefuckte Helden.

Aug 26, 2007 17:36

Heute bin ich mit zwei Drabbles am Start.
Eigentlich müsste ich so viel anderes erledigen und irgendwie habe ich auch wieder gegen die Blockade angeschrieben (Ihr wisst, wie bergauf fahren mit Handbremse im Anschlag XD).
Zwei Pairings, die sich auf eine gewissen Art ähneln, berechnende Frauen und abgefreakte Kerlchen.

Fandom: NGE
Challenge: #1
Personen: Asuka, Kensuke, Misato, Shinji, Touji und Kaji-san <3

Sie strich sich die rotblonden Haare zurück als die Karaokemaschine dieses Achtzigerjahre-Intro einspielte.
Misato-san hob den Blick aus dem Bierglas und versuchte, leise johlend, mitzuklatschen.
Shinji vergrub den Kopf noch etwas tiefer in den dicken Musikordner und legte die Fernbedienung beiseite.

Die Karaokebox lag in rötlichem, gemütlichem Dämmerlicht, so dass das Licht des Bildschirms ein bisschen in den Augen stach.
Kensuke schaute hoch und klatschte Applaus.

Asuka sang „I need a Hero“.
Diese furchtbare, uralte Bonnie Tyler-Version, die damals in irgendeinem Animationsfilm verwurstet worden war.
Nicht schlecht. Sie machte eine süße Popstimmchenversion daraus.
Kensuke wippte mit dem Kopf mit und strahlte seine Freundin an.
Bis er den Braten roch.

Das hieß, er ihn sah.
Er saß neben Misato-san und versuchte zu verhindern, dass diese in ihre Bierglas oder sonst wohin kotzte.
Warum hatten sie den auch mitgenommen?

„Das ist nur für Kaji-san!“, quietschte Asuka während des Zwischenspiels ins Mikrophon, und der Mann sah hoch und lächelte. Charmant, freundlich.
Natürlich, dachte Kensuke, als er spürte wie sein Kopf tiefer sackte.

„I need a hero!“, johlte das Mädchen begeistert.
„He´s gotta be strong, he´s gotta be fast and he´s gotta be fresh from the fight!”
Sie schwang ihre Hüften rhythmisch mit.

Natürlich. Kaji-san.
Kaji-san ist der große Held, dachte Kensuke und konnte sich nur mit äußerster Mühe davor zurückhalten, unter den Tisch zu sinken.
Kaji-san trug schließlich echte Knarren, nicht diese imitierten, unechten Dinger. Kaji-san hatte lange Haare, diesen albernen Dreitagebart, den Asuka komischerweise so sexy fand. Kaji-san war eben Kaji-san, abgehärmt, männlich, muskulös.
Touji lehnte sich ein bisschen zu seinem Freund herüber.
„Bist du sicher, dass sie wirklich mit dir geht?“, raunte er, halb amüsiert, halb skeptisch.
Haha. Scherzkeks.
Asuka ging mit niemandem. Sie schleifte einen höchstens mit, ließ ihn am metaphorischen Straßenrand liegen, im Regen und im Staub und holte einen hinterher, wenn sie wieder Lust hatte.
Aber das würde Touji nicht verstehen.

Keiner verstand das.

„Misato-san, darf ich von ihrem Bier haben?“, wandte Kensuke sich schließlich an die Frau.
„Nur wenn du was singst!“, säuselte sie und kuschelte sich bei Kaji-san, dem Superhelden, an.

Asuka stand vorne und besang ihn, tanzend, zuckend, mit vollster Hingabe.

Kensuke wandte triefäugig den Blick ab.
„Shinji, such mal raus. Three Doors down, „Loser“!“

Fandom: Futurama
Challenge: #1
Personen: Leela, Fry

Es war der Moment, in dem sie gerade ihren Verstand abgeschaltet hatte.
Das alleine hatte lange gedauert.
Ewigkeiten.

Sie wagte kaum, weiter zu denken.
Sie erinnerte sich daran, essen gegangen zu sein, mit all den anderen. Dass sie wahrscheinlich viel getrunken hatte. Guten Rotwein vom Mars, geschenkt von Familie Wong. Aber das war jetzt nicht wichtig.
Gar nichts war wichtig.

Außer Frys Haare.
Etwas anderes konnte sie nicht sehen, nicht wirklich.
Sie konnte ihn deutlich wahrnehmen, seinen jungenhaften, leicht pennermäßigen Geruch nach Wäsche, die den Trockner wahrscheinlich ein paar Mal zuviel von innen gesehen hatte. Pfefferminze- nur ganz leicht- und Rotwein- davon ganz viel.

Sie roch seine Lippen deutlich. Deren leichte Feuchte, weil er vorhin aus Nervosität beinahe reingebissen hatte.
Dass es dunkel war, war gut.
Niemals hätte Leela das hier am helllichten Tage veranstaltet, wenn sie gesehen hätte, was sie da tat.
Sie küsste ihn einmal, zweimal.

„I´m walking on sunshine.“, gluckste er vergnügt und begann zu summen als sie ihn zum dritten Male küsste. Die Töne vibrierten in ihr.

Sie hätte sagen können, er solle die Klappe halten. Er solle einfach mitspielen, weil er jetzt immerhin die Chance bekam, die er schon immer haben wollte, jetzt, wo sie voll war bis oben hin. Wie er jetzt von Sonnenschein singen konnte, wo es doch stockduster war.
Doch sie sagte gar nichts, weil sie erkannte, dass sie sich geirrt hatte.

Sie war überhaupt nicht betrunken, sondern er.
Blau wie der Himmel.
Wie sonst hätte sie den Weingeruch aus seinem Mund wahrnehmen können?

„Komm schon!“, säuselte Fry unter ihr und lächelte selig.
„Bestimmt hab ich morgen wieder alles vergessen...nichwahr?“

Es war ohnehin zu spät. Sie hatte einen Ohrwurm von diesem Song.
Dieses blöde, behämmerte Lied, das er immer, aber auch immer, sang.
„Leg mich flach, Leela!“, nuschelte er notgeil und versteckte sich hinter einem trunkenen Lächeln.

Sie setzte sich auf und schaute ihn lange an.
Seine zerzausten roten Haare, der Anzug, dessen Hemd sie bereits geöffnet hatte.
Draußen würde bald die Sonne aufgehen und dann würde sie sich Vorwürfe machen, warm sie ausgerechnet mit ihm ins Bett gestiegen war. Um Gottes Willen, es war Fry.
Mit Fry schlief man doch nur, wenn man volltrunken war.
Wenn überhaupt.

Kurze Zeit später war er eingeschlafen.
Sie deckte ihn zu und machte sich auf den Heimweg, noch immer den Weingeschmack seiner Lippen auf der Zunge.
In der Dämmerung klackerten ihre Absatzschuhe ziemlich laut auf dem Asphalt.
Sie fühlte sich komisch.

„I´m walking on sunshine.“, sang sie leise.
“And don´t it feel good.”

Und dann vermisste sie ihn plötzlich.

tsutsumi, nge

Previous post Next post
Up