Irreal

May 11, 2014 23:07

Challenge: Gegen den Willen
Fandom: Digimon
OpferCharaktere: Yamato, Taichi

Ziemlich direkte Fortsetzung hiervon. You've been warned.

Es war einer dieser Unfälle gewesen, bei denen niemand wirklich Schuld hatte. Man war selbst unaufmerksam gewesen, der andere auch... und schon war es passiert. Sie waren mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, weil Taichi der Meinung war, dass das Wetter toll dafür wäre. Und weil er natürlich keine Gelegenheit ausließ, zu trainieren. Yamato war dann derjenige, der es ausbaden durfte wenn keiner aus Taichis dämlichen Fußballteam Zeit hatte.
Wenn er einwandte, dass er ihn nur aufhielt, unsportlich wie er war, meinte Taichi immer nur, dass ihm etwas Training auch nicht schaden konnte. Es war auch nicht immer schlimm. Wenn sie nicht gerade in einen Regenguss gerieten und klatschnass zu Yamato nach Hause flohen. Dorthin, weil sie da auf jeden Fall ihre Ruhe hatten und Hikari sie beim letzten Mal beinahe erwischt hatte, als sie sich die verschwitzten Klamotten vom Leib gerissen hatten.
Vermutlich wäre es an dem Tag ähnlich geendet. Wo Taichi noch die Energie hernahm, es ihm derart zu besorgen, das hatte Yamato bisher nicht rausgefunden. Vielleicht waren sie beide darum auch etwas abgelenkt gewesen. Taichi hatte schon laut überlegt, wie lange er ihn um Gnade flehen lassen würde, bis er ihn kommen ließ, als es plötzlich passiert war. Es war nur ein Mofa gewesen, das von der Seite gekommen war. Yamato war damit beschäftigt gewesen, Taichi zu sagen, dass er die Klappen halten und gefälligst langsamer fahren sollte und Taichi hatte nur gelacht... der Fahrer des Mofas... Yamato wusste es nicht. Er wusste nur noch, dass es gekracht hatte. Und plötzlich hatte er auch auf dem Boden gelegen. Die Klamotten ziemlich ruiniert und ein paar Schrammen. Vor Schreck musste er das Gleichgewicht verloren haben. Oder so.
Taichi hatte unter dem verdammten Mofa gelegen, regungslos. Danach war alles verschwommen. Irreal. Als wäre es jemand anderem passiert und nicht ihm.
Jemand hatte den Notarzt gerufen. Immer wieder hatte man ihn angesprochen, aber er hatte nur Augen für Taichi gehabt.
Im Krankenhaus hatte man seine Schrammen verarztet und irgendwann war Hikari aufgetaucht. Taichis Eltern. Sein Vater. Takeru.
Takeru hatte in der Nacht bei ihm übernachtet. Es war beinahe so gewesen als ob sie noch kleine Kinder wären. Aber diesmal war es nicht Takeru gewesen, der zu ihm ins Bett gekrochen war, weil er Angst vor der Dunkelheit hatte. Er war es, der bei seinem Bruder Halt gesucht hatte.
„Yama?“ Taichis Stimme war tonlos. Merkwürdig kleinlaut. Aber Yamato war froh, dass er überhaupt etwas sagte. Seit sie in dieser furchtbaren Ungewissheit lebten, war er wortkarg geworden und das versetzte ihn in eine vollkommen untypische Panik.
„Ja?“
„Wir bleiben doch trotzdem Freunde, oder?“
Diese Frage war dermaßen dämlich, dass Yamato erstmal keine Antwort darauf einfiel. „Wie kommst du denn auf so einen Quatsch? Wieso sollte ich...“ Er schüttelte den Kopf. „Ich bin bei dir. Immer.“ Er sah auf seine Hand, die in letzter Zeit sehr oft Taichis umfasste. Jetzt verschränkte Taichi seine Finger fest mit Yamatos. „Wenn ich nicht mehr laufen kann... kein Fußball mehr spielen...“
„Dann würdest du eine andere Möglichkeit finden, mir auf die Nerven zu gehen.“ Allein dass sie dieses absurde Gespräch führen mussten!
Man konnte es großzügig als Lächeln auffassen, was sich da auf Taichis Lippen abspielte. Yamato beschloss, allein den Versuch schon zu werten. „Manchmal bist du echt bescheuert. Ich bin dein Freund. Das hört doch nicht auf wegen so einer Kleinigkeit. Mir ist es egal ob du laufen kannst oder nicht.“ Und jeder, der meinte, Taichi deswegen im Stich lassen zu müssen, der konnte sich auf Ärger gefasst machen.
„Danke.“
„Allein die Tatsache, dass du so eine blöde Frage stellen musst...“
Jetzt lachte Taichi wirklich. Noch recht verhalten aber auch das war ein Versuch, den Yamato zu würdigen wusste.
„Stimmt.“ Die Hand drückte Yamatos fast so fest, dass es wehtat. „Was, wenn ich wirklich nicht mehr laufen kann?“
Beinahe wäre ihm eine sarkastische Antwort herausgerutscht, aber das wäre es jetzt sicher der falsche Zeitpunkt. „Dann finden wir einen Weg, damit klarzukommen.“
„Ganz ehrlich... wenn du versuchst nett zu sein, ist das ziemlich unheimlich.“
„Soll ich lieber wieder ein Arsch sein?“
„Du hast nen sexy Arsch...“
Und das sagte er mit dieser Unschuldsmiene... „Tja, wenn du da wieder ran willst, strengst du dich besser an. Sonst gehört dein Hintern mir.“
„Ha! Das werden wir sehen.“
Dann klopfte es an der Tür und Taichi verstummte mit einem Schlag. Die ganze Angst stand wieder in seinem Gesicht und Yamato verfluchte, dass er nichts tun konnte, um ihm zu helfen. Nichts außer dazusein und seine Hand zu halten.

digimon, luinaldawen

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