schnurzelchen :3

Jul 02, 2013 21:13

Titel: Tineoidea
Team: Nutellasalat
Challenge: Tabelle: Situative Tropes / Joker (Heldin ohne Held) | fürs Team
Fandom: Original
Rating: PG-12
Warnings: drama, action
Wordcount: 2306~

~*~*~

Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen und war bemüht darum, das Gleichgewicht zu halten, während ich die rauchenden Ruinen eines halb niedergebrannten Hauses erkundete. Hier und da glimmten noch vereinzelte Holzbalken und ich spürte die Wärme an meinen Füßen und den Beinen, wie sie langsam meinen Körper hinauf kroch.
Eine willkommene Abwechslung zur kalten Abendluft, doch ich war nicht hier, um mich an den Überresten des Feuers zu wärmen.
Fast das gesamte Dorf hatten sie niedergebrannt und wir waren zu spät gekommen. Zu spät, um die Menschen zu retten, zu spät, um uns erneut gegen sie zu widersetzen und es machte mich wütend, jetzt hier zu stehen und es nicht verhindert haben zu können. Die anderen hatten es schon aufgegeben nach Überlebenden zu suchen, doch ich war mir sicher, dass ich ein Kind hatte schreien hören und ich wollte nicht eher zu unserem Lager zurückkehren, bevor ich es gefunden hatte.
Suchend sah ich mich um und sprang letzten Endes aus fast zwei Metern Höhe von einer Grundmauer in den Mittelteil des Hauses, der einmal der Wohnbereich gewesen sein musste. Poröses Holz splitterte unter den dünnen Ledersohlen meiner Stiefel und ich richtete mich aus der Hocke wieder zu meiner vollen Größe auf. Müde strich ich mir die roten Locken aus dem Gesicht und rückte meinen Gürtel zurecht. Vielleicht hatte ich mich doch geirrt? Oder war das Weinen etwa aus dem Garten gekommen?
Die Sonne verschwand innerhalb weniger Minuten gänzlich hinter dem Horizont und ich musste mir eingestehen, dass die Suche bei Dunkelheit wenig Sinn hatte, daher beschloss ich, nur noch den Bereich hinter dem Haus abzusuchen und dann doch ins Lager zurückzukehren. Ich hatte seit Tagen kaum geschlafen und musste mich etwas ausruhen, auch wenn wir uns im Grunde keine Ruhe erlauben durften, so wie die Lage derzeit aussah.
Leichtfüßig und schnell durchquerte ich das zerstörte Zimmer und gab Acht, dabei nicht auf glühende Holzkohlen zu treten.
Als ich aus den Überresten heraustrat, blieb ich kurz stehen und lauschte angestrengt. Konzentriert schloss ich meine Augenlider und begann die Umgebung mit meinen Sinnen abzutasten. Doch ich konnte nichts wahrnehmen, dennoch beschlich mich ein merkwürdig unruhiges Gefühl, als ich schließlich hinter einer halb eingerissenen Wand hervortrat und mich umsah.
Wenn ich ein Kind wäre, wo würde ich mich verstecken, fragte ich mich und suchte die Büsche und Sträucher rund um die verkohlte Rasenfläche ab, doch ich wurde nicht fündig. Den Wald, der an den Garten grenzte, wollte ich jetzt nicht mehr erkunden. Es war zu gefährlich alleine um diese Uhrzeit.
Es war Zeit zurückzukehren.
Ich entspannte meine Schultern und meinen Nacken und atmete geräuschvoll durch den Mund aus, als plötzlich Schritte hinter mir erklangen. Alarmiert wandte ich mich um und erblickte vier erwachsene Männer, die auf mich zukamen. Sie waren mit Kurzschwertern bewaffnet und ich wusste sofort, dass sie zur gegnerischen Besatzungsmacht gehörten. Ihr Wappen prangte auf der Brust ihrer Lederrüstungen und ich war im ersten Moment zu erschrocken, um zu reagieren.
Was machten diese Männer noch hier? Als wir vorhin in das Dorf kamen, waren bereits alle weg gewesen, wieso also tauchten sie jetzt wieder auf?
„Bleibt stehen! Bleibt wo ihr seid!“, rief ich zornig und zog mein kleines, scharfes Messer aus dem Gürtel. Die einzige Waffe, die ich derzeit bei mir trug - wie leichtsinnig.
Die Männer lachten bloß und kurz darauf tauchten noch zwei weitere auf. Ich schluckte.
Sechs große Soldaten gegen eine junge Frau. Das konnte ein harter Kampf werden.
Denn eines stand fest: Ich würde mich niemals einfach ergeben, das kam überhaupt nicht in Frage.
„Na, was machst du denn noch so spät hier draußen, Kleine?“, lachte einer der Männer und entblößte dabei seine gelben, schiefen Zähne. „Hat deine Mutter dir nicht beigebracht, dass man bei Einbruch der Dunkelheit zu Hause sein soll?“
Ich nahm das Messer kurz in die andere Hand und wischte mir die rechte schnell an meinem Lederrock ab, bevor ich erneut wechselte. Fieberhaft versuchte ich mir alles in Erinnerung zu rufen, was meine Mutter und Daideira mir je beigebracht hatten. Würde es reichen, um diesen Schweinen zu entkommen, sie gar zu besiegen?
Die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt und so nahm ich es mir heraus, sie noch einmal zu warnen. „Keinen Schritt weiter oder ihr werdet es bereuen!“
Abermals folgte höhnisches Gelächter und dann wurde es Ernst.
Ein kleiner, hagerer Mann löste sich aus der Gruppe und trat hervor, seine Schwertspitze gesenkt, jedoch bereit, sie jederzeit gekonnt hochzureißen, dessen war ich sicher. Aber gut, würde er eben der Erste sein!
Mit einem wütenden Aufschrei stürmte ich auf ihn los, wich seinem ersten Schwerthieb gerade eben noch aus, duckte mich und kam dann wieder hoch, wobei ich ihm das Messer in den Bauch rammte und es mit aller Kraft nach oben zog. Blut spritzte mir entgegen und sein überraschter Aufschrei erklang unnatürlich laut in meinen Ohren.
Schnaufend zog ich das Messer aus ihm heraus und er kippte vorne über, riss mich dabei fast mit zu Boden. Eilig wich ich zurück und sah gerade noch, wie der Rest der kleinen Gruppe nun auch auf mich zukam. Flüche und überraschtes Gemurmel drangen zu mir durch und ich versuchte auszumachen, welcher der Kerle als erstes bei mir sein würde.
Der Mann vor mir auf dem Boden stöhnte und packte mich am Fuß. Entsetzt sah ich runter und trat mit meinem anderen Fuß nach ihm, damit er mich losließ. Es klappte, doch da waren schon zwei weitere Soldaten bei mir und ich entkam dem Faustschlag nur sehr knapp, indem ich mich zu Boden fallen ließ und unter ihm hinwegtauchte.
Wütend trat ich nach seinen Beinen und der Mann stolperte zurück, während ich mich keuchend wieder aufrichtete und mit meinem Messer nach dem anderen Kerl stach. Ich erwischte lediglich seinen Arm und sah einen Moment zu lange auf die flache Schnittwunde, aus der sogleich das Blut hervorquoll. Im nächsten Moment spürte ich einen dumpfen Schmerz in meinem Nacken und kurz darauf in meinem rechten Arm. Stöhnend ließ ich das Messer fallen und sofort flogen meine Hände zu dem Arm, der sich um meinen Hals gelegt hatte und mich an die Brust einer der Soldaten zog. Aufgebracht schrie ich ihnen wilde Flüche entgegen und zappelte und strampelte in dem festen Griff. Meine Fingernägel bohrten sich in das ungeschützte Fleisch des Unterarms und rissen tiefe Wunden hinein.
Kurz darauf erhielt ich einen Schlag ins Gesicht, der mir für Sekunden das Bewusstsein nahm.
„Töte sie!“
Ich schlug meine Augen wieder auf und begann erneut mich zu wehren, als ich sah wie einer der Männer mit erhobenem Schwert auf mich zukam, während zwei andere mich inzwischen jeweils an den Armen eisern festhielten.
Ich hasste es, so hilflos zu sein! Sie waren einfach zu stark und ich zu schwach. Außerdem war es ungerecht! Es war so ungerecht, sechs gegen einen. Unfair! Heiße Tränen der Wut und Verzweiflung stiegen mir in die Augen und ich blinzelte sie weg, während ich mit letzter Kraft an meinen Armen zog und gleichzeitig versuchte nach den Männern zu treten.
Meine Gedanken überschlugen sich rasend schnell und ich fragte mich fieberhaft, wie ich hier jetzt noch heile rauskommen sollte, doch dann ertönte überraschenderweise ein lautes Poltern unweit von uns und alle wandten erstaunt ihre Köpfe in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Ich reckte ebenfalls meinen Hals und sah, dass eine der Grundmauern des Hauses soeben eingekracht sein musste. Doch das war noch nicht alles.
Da war jemand.
Etwa gute zehn Meter von uns entfernt, stand auf einmal eine dunkel gekleidete, zierliche Gestalt und als sie den Blick hob und zu uns rüber sah, wusste ich, dass es ebenfalls ein Mann war. Allerdings schien er nicht zu den Soldaten zu gehören, denn er zog in diesem Moment zwei filigrane Langschwerter, rührte sich aber nicht vom Fleck.
Schwarzes, langes Haar, welches scheinbar lose im Nacken zusammengebunden war, wehte im lauen Nachtwind hinter seinem Rücken hervor.
Hoffnung keimte wieder in mir auf, vor allem, da die Griffe um meine Arme etwas lockerer wurden. Jetzt musste ich nur noch den passenden Moment abwarten, dann konnte ich mich sicher befreien.
„He da! Wer bist du und was willst du hier?“, fragte derjenige, der mich mit seinem Schwert hatte töten wollen und stemmte lässig die linke Hand in seine Hüften.
Der Fremde reagierte jedoch nicht, sondern stand einfach nur da, mit gezückten Schwertern und schien abzuwarten.
Worauf wartete der Idiot denn noch?!
Nun meldeten sich auch die anderen zu Wort, denen das Verhalten des Fremdlings wohl gehörig auf die Nerven ging.
„Hör mal, du Hurenbock, wir haben keine Zeit, also was willst du? Willst du der Kleinen hier gleich Gesellschaft leisten? Dann warte, bis du dran bist!“
Irres Gelächter folgte und keiner kümmerte sich um den Mann, den ich vorhin niedergestochen hatte und der immer noch gequält stöhnte. Was für Kameradenschweine!
„Jetzt steh da nicht rum, Arschloch, mach endlich was!“
Langsam wurde auch ich böse auf den fremden Typen. Konnte der denn nichts weiter, als bloß in der Gegend rum zu stehen?
Doch dann sah ich, dass er lächelte. Kühl, berechnend, fast arrogant.
Das schien meine Gegner endlich soweit in Rage zu versetzen, dass sie von sich aus beschlossen, ihn zu erledigen und nicht erst abzuwarten, bis er sich rührte. Zwei der Soldaten stürmten auf ihn zu und ich konnte kaum glauben, dass der Kerl sich immer noch nicht vom Fleck bewegt hatte. Er schien die Ruhe selbst zu sein, doch in dem Moment, als die Männer ihn erreicht hatten und mit ihren Kurzschwertern ausholten, wich er blitzschnell zur Seite, vollführte eine geschickte Drehung und ließ einen der Männer, der völlig aus dem Gleichgewicht gekommen war, direkt in seine offene Klinge laufen. Der andere folgte umgehend und keine Sekunde später lagen beide Körper leblos auf dem Boden.
Ein wütendes Knurren neben mir ertönte und kurz darauf war ich aus dem starken Griff befreit, da die restlichen drei nun ebenfalls auf den Schwarzhaarigen losgingen.
Und dann ging alles furchtbar schnell.
Ein wütender Aufschrei, überraschtes Rufen, das Pfeifen einer Klinge, die unglaublich schnell durch die Luft glitt und danach war es ruhig.
Erschreckend ruhig.
Atemlos ließ ich mich auf die Knie fallen und betrachtete die Szene. Alle sechs Soldaten lagen tot auf dem Boden, niemand rührte sich mehr und ich starrte verblüfft zu meinem unverhofften Retter hoch, der, genauso reglos wie am Anfang, vor mir stand und mich ansah.
Ich sah in sein Gesicht. Sah die fein geschnittenen Züge, die derzeit ausdruckslose Miene und die dunklen Augen, die mich unverwandt anblickten.
Erwartete er etwa Dank dafür, dass er mir eben das Leben gerettet hatte? Er dachte wohl, dass ein Mädchen von meiner Größe und meinem Alter nicht alleine zurechtkam. Wenn der Kerl das wirklich dachte, dann hatte er sich aber gewaltig geschnitten! Ich wäre bestimmt auch ohne ihn aus dieser brenzligen Lage entkommen. Ganz bestimmt! Immerhin war ich die Tochter einer Kriegerin; ich hatte als Kind eher einen Dolch halten können, als ich hatte laufen können. Da musste dieser Kerl jetzt nicht ankommen und denken, er hätte mir das Leben gerettet.
„Das... das hätte ich auch alleine gekonnt!“, blaffte ich ihn an und wischte mir mit dem Handrücken etwas Blut aus dem Gesicht. „Denk ja nicht, dass du mir gerade das Leben gerettet hast! Ich hätte das schon geschafft. Um solche Männer zu besiegen, brauche ich nicht die Hilfe eines Fremden, hörst du!“
Noch immer starrte er mich mit unbewegter Miene an und erwiderte nichts darauf. Und diese Tatsache machte mich nur noch umso wütender. Wie konnte man nur so selbstgefällig sein? Im nächsten Augenblick drehte er sich allerdings von mir weg und ging. Er ging einfach so, als wäre nichts gewesen und steckte dabei seine Schwerter wieder weg.
Fassungslos sah ich ihm hinterher und konnte einfach nicht glauben, was hier gerade geschah. Eilig sprang ich auf und schrie ihm hinterher, er sollte stehen bleiben.
„Hey, bleib stehen! Hey!“
Ich lief ein paar Schritte in seine Richtung. „Ich hab gesagt, du sollst stehen bleiben!“
Und er blieb tatsächlich stehen, obwohl ich schon fast nicht mehr damit gerechnet hatte.
„Wie hast du das gemacht?“, rief ich und versuchte die leise Bewunderung aus meiner Stimme zu verbannen. Herrisch meinte ich: „Ich will, dass du mir beibringst, so mit dem Schwert umzugehen!“
Langsam drehte er sich zu mir um und ich überwand die letzten Meter an Distanz zwischen uns, indem ich weiter auf ihn zuschritt und schließlich meine Hände in die Hüften stemmte.
„Bring mir das bei“, wiederholte ich. „Ich will das auch können!“
Er war nicht so groß wie die Soldaten, aber größer als ich, war er allemal und zum ersten Mal sah ich jetzt so etwas wie eine Regung auf seinem Gesicht. Er schien nachzudenken.
Und während er das tat, betrachtete ich ihn mir genauer. Sein Alter war schwer zu schätzen, denn er sah jung aus, doch sein Kampfstil zeugte von einer Menge Übung und jahrelangem, harten Training. Die grünen Augen sahen mich unverwandt an, als er letztlich seine Stimme erhob.
„Was bekomme ich dafür, wenn ich es dir beibringe?“, fragte er ruhig und ich musste feststellen, dass seine Stimme einen sehr angenehmen Klang hatte. Ich dachte nach. Was könnte ein Mann wie er schon haben wollen? Gold? Schmuck? Waffen? ...Frauen?
Ich schlug es ihm vor, doch er schüttelte den Kopf.
„Nein“, meinte er langsam und strich sich mit langen, zierlichen Fingern eine Haarsträhne aus der Stirn, die aber sofort wieder zurückfiel. „Ich möchte einen Kampf.“
Fragend legte ich meinen Kopf etwas schief und ließ meine Hände sinken.
„Einen Kampf“, wiederholte er mit Bedacht. „Ich werde es dir beibringen und dich in Allem lehren, was ich weiß, doch wenn du dein volles Potential erreicht hast, dann will ich einen Kampf auf Leben und Tod. Das ist meine Bedingung!“
Seine Worte ließen keinen Zweifel, dass er dachte, mich am Ende dennoch besiegen zu können und noch bevor ich richtig verarbeitet hatte, was er da gerade zu mir gesagt hatte, wusste ich, dass ich zustimmen würde...

Danke für's Lesen!
Also sie denkt ja, sie braucht keinen Helden, ne XD Aber wir wissen es besser :P
Lummy

original, lumcheng, team: nutellasalat

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