Rennen

Aug 12, 2012 19:18

Team: Novalis
Challenge: Intimität/Romantik - Regen (für mich) jaja, copy-pasten und  lesen wäre von vorteil...
Fandom: Original (Der Blaue Salon)
Wörter: ~800
Charaktere: Maron, Ireana
Anmerkung: Mehr Flashbacks!
<3


Es war nachdem es den Mondkindern verboten worden war, richtige Berufe auszuüben, kurz nachdem im Radio die Stimme der Autorität ihre Schützlinge aufgerufen hatte - zu ihrem eigenen Wohl - den Kontakt zu jedem Nicht-Menschen abzubrechen. Nachdem die Autorität ihnen jegliche Bürgerrechte abgesprochen hatte.
Es war kurz nach den ersten Festnahmen. Nach den ersten Hinrichtungen.
Es war ein halbes Jahr vergangen, seit Maron als verdeckter Ermittler dem Mondkind begegnet war. Und es ging ihm gut. Oder, jedenfalls --- früher war es so einfach gewesen solche Dinge zu sagen. Wenn er gesund war, ging es ihm gut. War er es nicht, ging es ihm nicht gut.
Jetzt -

Es war ein Sommerabend, die Luft drückend, und schwül. Marons Gruppe hatte den Abend frei. Seine Kameraden waren losgezogen um die nahen Kneipen unsicher zu machen. Tobin versuchte noch ihn zu überreden mitzukommen, ließ sich nur schwer abwimmeln.
Endlich alleine wanderte Maron durch die Straßen. Seine Jacke hatte er in der Kaserne gelassen, das rote Halstuch auch. Ohne die war seine Uniform kaum mehr als solche zu erkennen. Mit unbeteiligtem Interesse beobachtete er, wie die Passanten ihn auf der Straße beäugten. Unsicher, ob er einer der Bluthunde war oder nich.
An einem Kiosk kaufte er zwei Flaschen Bier und machte sich auf den Weg zum Strand. Es dauerte, bis er einen Platz fand, der nicht von nächtlichen Picknickern oder Liebespaaren besetzt oder belegt war.
Alleine blickte er hinaus aufs Meer, in dem sich der aufgehende Mond spiegelt.
„Wenn sie so gefährlich sind“, dachte er, „wenn sie solch eine Macht haben - wie kann es dann sein, dass keines von ihnen sich wehrt?“

„Sieh an“, verscheuchte eine Frauenstimme seine Gedanken.
„Ein Streuner.“
Als Maron seinen Blick hob trafen ihn die leuchtenden Augen eines Mondkindes. Ihre dunklen Lippen formten ein Lächeln.
Das ist sie, kam es ihm in den Sinn, sie aus dem Goldenen Pfau. Sie, die überhaupt an allem Schuld ist.
Aber vielleicht war sie es auch nicht. Die Mondkinder sahen sich alle ähnlich, und in den letzten Wochen hatte er bei jeder Festnahme gemeint, sie unter den Gefangenen zu entdecken.
„Ich weiß nicht, ob ich mich geehrt oder beleidigt fühlen sollte“, gab sie ihm zur Antwort auf seine unbehüteten Gedanken.
Maron wich ihrem Blick aus. Er sollte, er müsste sie festnehmen. Hier und jetzt. Freier Abend hin oder her.
„Darf ich mich zu Ihnen setzen?“, fragte sie und saß eigentlich schon neben ihm.
„Ich bin kein Streuner“, waren die einzigen Worte, die er zustande brachte - und er hasste sich dafür.
„Und was machen Sie dann hier?“, erwiderte sie.
Am Horizont flackerten Wetterleuchten.
Sie fragte nicht, bevor sie die zweite Bierflasche - die für später - öffnete. Überhaupt schwieg sie sehr lange, beobachtete Maron nur aus dem Augenwinkel. Und er sie.
„Sie sind noch nicht los gerannt um ihr Rudel zu holen“, stellte sie nach einer langen Weile fest.
„Und dabei bin ich eine Bedrohung für den Frieden, den euch die Autorität geschenkt hat.“
Sie lachte, und vielleicht war die Bitterkeit, die tief versteckt in diesem Lachen mitschwang, das ehrlichste, das Maron an diesem Abend von ihr gehört hatte.
„Ich bin nicht im Dienst-“
„Ich dachte, solche wie Sie sind das immer?“
Maron wand seine Aufmerksamkeit wieder den Blitzen zu, wie sie aderfeine Risse in den Himmel schnitten.
„Haben Sie nie daran gedacht aufzuhören?“
Maron schwieg. Er wusste es nicht. Ein halbes Jahr lang hatte er versucht jeden Gedanken an sie, an ihre Worte, zu verdrängen. Aber sie waren geblieben, irgendwo, hatten sich tief in sein Unterbewusstsein gefressen - hatten über Dinge nachgedacht, die er im nächsten Augenblick wieder vergaß, weil er sie vergessen musste.
Die Luft war so heiß, dass er glaubte nicht mehr atmen zu können.
„Warum sind Sie überhaupt Bluthund geworden?“
Wie tausend Hände, die ihn zu Boden drücken wollen.
Ich habe mir das nie ausgesucht, dachte er - zum ersten mal in seinem Leben kommt es ihm so vor, als hätte sein Leben anders verlaufen können - aber er konnte es nicht aussprechen.

Der erste Donner verschluckte die nächste Frage des Mondkindes. Ein heftiger Wind fuhr ihnen beiden in die Haare, fuhr unter ihr Sommerkleid, und verschlug Maron den Atem.
Sie waren noch nicht aufgestanden, da fielen schon die ersten Tropfen, dick und schwer saugten sie sich tief in ihre Kleider. Um sie herum zuckten die Blitze, ließen die Donner Fensterscheiben zittern.
„Kommen Sie!“, das Mondkind streckte Maron eine Hand entgegen.
„Meine Wohnung ist gleich hier um die Ecke.“
Sie wartete nicht auf seine Antwort, rannte einfach los, mit ihm an der Hand und er rannte hinterher.
Sein Leben lang hatte Maron rennen müssen. In der Sporthalle, auf dem Übungsplatz, gedrillt und getrieben -
jetzt, von einem fremden Mondkind durch die Straßen gezerrt, über nasse Kopfsteinpflastersteine stolpernd, bis auf die Unterwäsche nass - jetzt, so kam es ihm vor, war das erste mal, dass er wirklich rannte.

leni, original, original: blauer salon, team: novalis, inspiration

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