Ohne Rückgaberecht

Oct 19, 2009 18:28


Fandom: Leverage
Charaktere: Eliot, Parker (gen)
Challenges: #3 "Bist du okay?" - "Ehrlich gesagt-... keine Ahnung." , #6 die Stilaufgabe (Schreibe in 2. Person)
Wörter: ~900
Inhalt: Auf irgendeine verdrehte Art und Weise ist Parker die kleine Schwester, die du nie hattest und auch nie haben wolltest.
Denn, mal ehrlich - wer will schon eine kleine Schwester, die kriminell ist, sozial beschränkt und einen Dachschaden hat?
Für:
hope_calaris weil sie einen miesen Tag hatte


Du weißt, dass Parker spinnt, seit du sie das erste Mal getroffen hast und sie sich mit einem Jubelschrei von einem Hochhaus gestürzt hat.
Zugegeben, sie hing an einem Seil. Okay. Aber trotzdem. Wer macht sowas? Zwanzig Meter in die Tiefe zu fallen, sollte einfach niemandem so viel Spaß machen.
Die durchgeknallte Trulla.

Auf irgendeine verdrehte Art und Weise ist Parker die kleine Schwester, die du nie hattest und auch nie haben wolltest.
Denn, mal ehrlich -wer will schon eine kleine Schwester, die kriminell ist, sozial beschränkt und einen Dachschaden hat?
Eben.

Gut, dafür hat Parker andere Qualitäten. Irgendwo. Irgendwelche.
Sie kann zum Beispiel in weniger als vierzehn Sekunden ein Schloss aufknacken. Und eine Fassade nur über die Fensterbretter, ohne Seile und doppelten Boden hochklettern. (Was hast du beim Zusehen Blut und Wasser geschwitzt.) Oder dein Handy aus deinem Rucksack klauen, ohne den Rucksack aufzumachen. Du weißt eigentlich immer noch nicht, wie sie das gemacht hat.

Eine ihrer Eigenschaften, bei denen du nicht sicher bist, ob sie zu den negativen oder zu den positiven gehören (bei Parker ist das schwer zu sagen), ist die Tatsache, dass sie gerne willkürlich Leute knuddelt.
Allerdings nicht irgendwelche Leute.
Definitiv keine fremden Leute. Nur euch. Das Team.

Am Anfang hast du dir ein bisschen Sorgen gemacht, weil Parker jedes Mal angefangen hat mit Gabeln um sich zu stechen oder Männern in die Eier zu treten, wenn ihr jemand zu nahe kam. Das wird sich vermutlich auch nie ändern. Parker ist einfach so.
Dir wird ein bisschen übel, wenn du darüber nachdenkst, was das zu bedeuten hat und deswegen vermeidest du das, so gut es geht. Ihr habt alle eure Vergangenheit (und jeder hat seinen eigenen Dachschaden) und es besteht schweigendes Einvernehmen nie darüber zu reden. Außer die Vergangenheit taucht höchstpersönlich auf und haut einem von euch in die Fresse.
Kann passieren. Weiß man nie.
Nicht bei dir. Und wenn doch, dann haust du zurück.

Das hast du immer so gemacht. Und wirst du immer so machen.
Zumindest bis zu dem Tag, an dem du liegen bleiben und nicht mehr aufstehen wirst.

Zurück zu Parker. Die grade an deinem Hals hängt und dir die Luft abdrückt.
„Du bist nicht tot!“ Sie klingt verblüfft.
„Natürlich nicht“, ächzt du und klopfst ihr behutsam auf den Rücken. Du bist bei Parker immer ein bisschen behutsamer als bei den anderen, weil sie dünn wie ein Strich ist und ihren Körper ganz schräg in alle Richtungen verbiegen kann.
Du hast immer Angst, etwas kaputt zu machen. Dinge. Menschen. Du machst immer alles kaputt, denn das ist ja auch dein Job. Draufhauen. Platt machen.
Aber Parker ist hart im Nehmen, viel härter als sie aussieht und das ist verdammt beruhigend.

„Bist du sicher, dass du nicht tot bist?“ Sie hängt noch immer an deinem Hals, atmet aufgeregt in deinen Nacken und macht keine Anstalten loszulassen.

„Ziemlich sicher.“ Du musst ihr ja nicht unbedingt sagen, dass du dir vermutlich ein paar Rippen angeknackst hast, als dir das Haus um die Ohren geflogen ist. „Wo ist Nate? Wo sind die anderen?“

„Auf dem Weg hierher. Sie wollten …“

Du kriegst nicht mehr mit, was sie wollten, denn du hast so viel Staub und Asche in der Lunge wie ein Staubsauger und kriegst einen Hustenanfall. Als der nachlässt, lehnst du an der Wand hinter dir, hältst dich mit Mühe und Not davon ab, an ihr entlang nach unten zu Boden zu rutschen und blinzelst mit tränenden Augen zu Parker hoch.
Ugh, okay. Deine Rippen sind Müsli.

Ihr Blick ist kritisch. „Du siehst nicht lebendig aus. Bist du okay?"

Du nickst, stoppst und verzerrst das Gesicht. „Ehrlich gesagt... keine Ahnung."
Vormerken für den nächsten Job. Hardison nie wieder den Sprengstoff besorgen lassen. Hardison hat keine Ahnung wie lange die verdammte Lunte zu sein hat. Hardison ist ein Idiot.
Und du freust dich wirklich auch nur ganz begrenzt, ihn gleich wiederzusehen.

„Aber du stirbst nicht, ja?“ Sie springt vor dir herum wie ein kleines Eichhörnchen mit ADHS, vibriert förmlich vor Unruhe und sieht aufrichtig bestürzt aus.

Eines Tages, und das weißt du sicher, wirst du liegen bleiben und nicht mehr aufstehen.
Aber definitiv nicht heute. Nicht jetzt. Und du weißt, du kannst nicht sterben, denn du und die anderen seid die einzige Familie, die Parker je gehabt hat.
Du bist der große Bruder, den sie nie hatte und verdammt dringend braucht.

Deswegen, allein deswegen schiebst du dich an der Wand wieder hoch, bist du aufrecht stehst, obwohl du dich am liebsten hinsetzen und den Kopf zwischen die Knie stecken möchtest.
„Ich sterbe nicht so schnell, keine Sorge.“ Lässig winkst du ab.

„Gut.“ Sie nickt. „Denn ich habe dir ein 15 Karat-Weihnachtsgeschenk besorgst und du kriegst es nicht, wenn du stirbst. Kein Rückgaberecht.“

Wie passend. Genau wie Parker selbst. Die kann man nämlich auch nicht zurückbringen.
Ein unfreiwilliges Grinsen zerrt an deinen Lippen. Du willst gar nicht wissen, woher sie ein 15-Karat-Weihnachtsgeschenk her hat. „Okay. Versprochen. Ich überlebe auf jeden Fall bis Weihnachten.“

Sie nickt und lehnt sich neben dich an die Wand. Sie steht so dicht, dass eure Schultern sich berühren und dass du dich anlehnen kannst ohne dass auffällt, dass du gleich umkippst. Gemeinsam wartet ihr auf die anderen.
Und vielleicht liegt das nur an der Gehirnerschütterung, die du sicher (mal wieder) hast, aber in diesem Moment denkst du, dass es vielleicht gar keine Drama ist, wenn du irgendwann nicht mehr von alleine aufstehen kannst.
Weil du inzwischen Leute hast, die dir aufhelfen würden.

idris, inspiration, leverage

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